Deadly Snowflake hat geschrieben:...
Wenn sie gesagt hätte `die Evolution` (anstelle von `Evolutionstheorie`) und bezüglich `Aufklärung` einige philosophische Gewährsmänner genannt hätte (Adorno, Foucault, Agamben, Nietzsche z.B.) wäre ihre These gar nicht so abwegig. Dass unsere aufgeklärt-humanistisch gebildeten Ahnen zum Genozid fähig waren, lässt das Projekt Aufklärung tatsächlich sehr problematisch erscheinen. Freilich war die Kirche/Monarchie auch nie eine valable Alternative, worauf der Artikel ja wohl hinauswollte.
Ich hätte die Zeitschrift komplett lesen müssen, um darüber gerecht urteilen zu können. Aber mir ist auch so bekannt, warum christliche Fundamentalisten die Aufklärung verdammen. Denn immerhin war sie unter anderem darum bemüht, den Menschen von der „selbst verschuldeten Unmündigkeit“ zu befreien. Denkende Menschen lassen sich eben nicht mehr so leicht manipulieren wie Schafe. (Ja, sie lassen sich zwar auch manipulieren, aber eben nicht mehr so leicht.) Welcher Diktator kann es denn dulden, dass das Volk denkt oder gar sagt, was es denkt? Eben das trifft auch auf Gemeindeleiter der fundamentalistischen Sorte zu und auf die Hauskreisleiter in solchen Gemeinden. Denken ist dort sehr unbeliebt.
Überdies machen diese Aufklärungskritiker tagtäglich Gebrauch von den „Folgen der Aufklärung“. Man sollte sie eine Weile unter mittelalterlichen Verhältnissen leben lassen; vielleicht lernen sie etwas daraus.
Die Evolutionstheorie ist „selbstverständlich eine Lüge vom Teufel“. Schon der Gedanke, dass der Mensch nichts anderes sein soll als ein Tier mit übermäßig entwickeltem Gehirn, ist für solche Fanatiker unerträglich. Dabei benutzen sie es nicht mal, dieses Hirn.
An dieser Dame, die mir dieses fanatische Machwerk überreicht hatte, rächte ich mich übrigens schon, indem ich sie daran erinnerte, dass sie einmal in einer Predigt – ja, die Dame predigt! - Homosexuelle diskriminierte und sich dabei auf die Bibel berief. Ich zitierte daraufhin 1.Korinther 14, 33-34. Dort steht, dass Frauen in der Gemeinde schweigen sollen. Sie beruft sich also auf „Gottes Wort“ und hält sich selbst nicht daran. Ich bin mir sicher, dass die Frau - zumindest vorerst - nicht mehr predigen wird. - Man sollte sich eben nicht mit dem Teufel anlegen (als der ich vermutlich schon gelte), weil der sich gut in der Bibel auskennt.
Hinterher fiel mir noch ein, dass sie gegen das Antidiskriminierungsgesetz verstieß, indem sie Homosexuelle diskriminierte. Nach Römer 13 gibt es „....keine Regierung, die nicht von Gott eingesetzt ist.“ Da dieses Gesetz von der „von Gott eingesetzten“ Regierung stammt, sündigte sie also nochmals gegen Gott. - Keine Sorge, ich werde ihr das nicht auch noch vorhalten. Die arme Frau hat wohl jetzt schon genug zu kauen – und wird es sich beim nächsten Mal vermutlich sehr genau überlegen, wem sie eine solche Zeitschrift überreicht!
Oh, Thema verfehlt, wie ich sehe. Demnächst wieder Hölle, falls mir noch etwas dazu einfällt.