Und gleichwohl spricht diese Lehre etwas Wahres aus: dass der Mensch (auch eigenen) Idealen gegenüber immer ein Scheiternder ist, und dies durchaus auch in Kontexten des Unverfügbaren (man will das Gute und schafft das Böse, äussere Umstände verkehren unsere besten Absichten in etwas nicht Gewolltes). Wer nicht an den freien Willen glaubt, kann sich durchaus so positioniert sehen: als nicht herauslösbar verkettet in Generationenabfolgen, man ist das Produkt des Seins und der Handlungen unserer Vorfahren. Das alles ist natürlich nicht die gängige Interpretation sondern eine existenziell gefärbte, welche ähnlich aber durchaus vertreten wurde/wird (Bultmann etc.)...nur hat das nicht mehr viel mit dem christlich-dogmatischem Verständnis zu tun (bis dahin, dass die Sündhaftigkeit/-fähigkeit gänzlich aufgehoben wird) . Aber Theologen reden ja mittlerweile schon äusserst bescheiden über kirchlich-dogmatische Lehren. Stichwörter: "Atheistisch an Gott glauben" oder "Gott ist tot Theologie".Thanatos hat geschrieben:
Zu 2): Die Erbsündenlehre entpuppt sich natürlich als blühender Unsinn, wenn man darüber nachdenkt (aber Denken ist bei Christen recht unpopulär – jedenfalls bei denjenigen, die ich kenne). Du merkst es ja selbst daran, dass sich dir dabei die Haare sträuben. Übrigens kommt der Begriff „Erbsünde“ in der Bibel gar nicht vor. Die Erbsündenlehre wurde aus dem „Sündenfall“ abgeleitet. Bei Wikipedia lässt sich ausführlich nachlesen, wie sie zustande kam. Sie diente früher wohl als Machtinstrument der Kirche, um den Menschen Angst zu machen und sie dumm zu halten. Dass heute noch Leute daran glauben, klingt sehr bedenklich, aber dem ist tatsächlich so – und es sind nicht nur die Einfachgestrickten.
Kurzversion: „Gott hat alles gut und vollkommen gemacht. Aber dadurch, dass Adam und Eva ungehorsam waren und sündigten (Sündenfall), kam das Leid in die Welt. Diese 'Ursünde' aus dem Sündenfall ist auf uns übergegangen.“ Der „liebende Gott“ übt also seit Adam und Eva Rache an allen deren Nachkommen aus. Das ist doch echte Liebe, nicht wahr? - Soweit zur Ironie.
Als unabdingbar erachtete Dogmen werden als kontingent klassifiziert (Leben nach dem Tod, Unsterbliche Seele, ja Gott selbst...).