Scotti hat geschrieben:Die Hirnstromkurven zeigten Nullaktivität, obgleich die Mehrzahl (wesentlich mehr als nur 10% haben Nahtodeserlebnisse) der Patienten hinterher berichten konnte, was im Saal in dieser Operationsphase vor sich ging. Explizit waren Areale in den Messungen einbezogen, von denen man weiß, daß bei ihrem Ausfall keine Sinnesverarbeitung mehr möglich ist (Hör-, Sehrinde etc.). Daraus folgt eigentlich zwingend, daß die Sinneswahrnehmung (und damit auch das Bewußtsein, das ja Voraussetzung für eine Wahrnehmung ist) nicht an funktionierende Hirnstrukturen gebunden ist.
Dies ist ein voreiliger Fehlschluss.
Es ist überhaupt nicht bewiesen, zu welchem Zeitpunkt die Patienten ihre NTE hatten und auch nicht zu welchem Zeitpunkt diese Informationen in das Gedächtnis gelangten.
Dies kann durchaus alles längst vor oder nach einer 'Nullaktivität' geschehen sein.
Eine 'Nullaktivität' des Gehirns ist nicht zwingend gleichbedeutend mit einem Hirntod. Das ist in der Alltagspraxis durchaus bekannt. Umgekehrt kann auch nicht eine vorhandene EEG-Aktivität als Beweis für das Vorhandensein eines 'Ich's gelten, so z. B. bei Alzheimerpatienten, wenn deren neuronale Netze bereits zerstört sind. (Vergl. Paul M. Churchland, 'The Engine of Reason, the Seat of the Soul', 1995, S. 307f.)
Scotti hat geschrieben:Nahtodeserlebnisse zu interpretieren als Restaktivität im sterbenden Gehirn ist damit eigentlich obsolet. Überrraschend ist das eigentlich nicht, ist es doch reichlich unwahrscheinlich, daß ein schwer geschädigtes Gehirn noch enorme Gedächnisleistungen ("Mein ganzes Leben lief nochmal in mir ab") und assoziative Höchstleistungen ("Mit einem Schlag habe ich alles verstanden") vollbringen soll.
Bei NTE-Patienten ist das Gehirn normalerweise nicht schwer geschädigt, sonst könnten sie danach doch gar nicht mehr von ihrer NTE berichten.
Dies sollte eigentlich ziemlich einleuchtend sein!
Scotti hat geschrieben:Wenn das Organ elektrisch aktiv ist, kommt es ja gar nicht zu erweiterten Sinneswahrnehmungen. Stattdessen kommt es nur dann zur erweiterten Wahrnehmung, wenn das Gehirn elektrisch inaktiv ist, [weshalb] es offenbar doch an eine physiologische Bedingung gekoppelt ist und zwar an eine, die durch elektrische Inaktivität erzeugt wird...[??] ...richtig, Inaktivität als hinreichendes, aber (!) nicht unbedingt notwendiges Ereignis (dazu später mehr).
Diese "erweiterten Sinneswahrnehmungen" sind nicht bewiesen.
Dabei handelt es sich um Pseudowissenschaft.
Scotti hat geschrieben:Das liefe, pathopsychologisch ausgedrückt, auf eine retrograde Amnesie waehrend der Zeit des Hirnausfalls hinaus, die dann spaeter durch konfabulationsaehnliche Scheinerinnerungen ausgefüllt wird - welche der Patient fuer echt hält.
Richtig!
Das hatte ich bereits oben geschrieben.
Scotti hat geschrieben:In diesem Falle dürften aber - und soviel ist klar - die dem Patienten "erinnerliche" Ereignisse jedoch nicht denen der Realität entsprechen.
Das tun sie auch nicht.
Siehe Kapitel V meines
Aufsatzes.
Scotti hat geschrieben:Hier findet man jedoch - und das ist jetzt der erste entscheidende Punkt - in der Literatur gegenteilige Hinweise, wie z.B. bei van Lommel et al. (The Lancet 2001, 358:2039-45). Van Lommel berichtet von einer Intensivschwester seiner Abteilung, welche bei einer Reanimation das Gebiß des Patienten herausnahm und spaeter vergaß, wo sie es deponiert hatte. Spaeter auf Station erkannte der damals klinisch tote und zunächst wohl weiterhin zahnlose Patient nicht nur die Krankenschwester wieder (Quasi: "He fie, fie haffen mir doch mein Gebiff geklaut!"), sondern er konnte dem Gedächtnis der Schwester auch noch auf die Sprünge helfen ("Fie haben es auf den kleinen Wagen mit den Fubladen gelegt!"). Der Patient verließ später die Klinik als gesundeter Mensch, inklusive Gebiff.(1)
Ach,
die Geschichte mit dem Gebiss.
Wollt ihr das nicht lieber im Forum von
G. M. Woerlee weiterdiskutieren?
Scotti hat geschrieben:Der (zwangsläufig!) erzählungshafte und von mir anekdotisch verbrämte Charakter solcher Berichte sollte angesichts der hohen Vertrauenswürdigkeit der angegebenen Literaturreferenz nicht stören.
Also bisher hast du eher nur wenige Quellen genannt...
Scotti hat geschrieben:Auch bei einem elektrisch stummen Gehirn findet eine Aufnahme und Speicherung realer Informationen statt. Diese Informationen muessen zudem die dem Gehirn vorgeschalteten Sinnesorgane gar nicht erst erreicht haben.
Woran liegt es eigentlich, dass du gar nicht merkst, wie du dir selbst widersprichst?
Wenn das Gehirn inaktiv ist, kann es logischerweise auch keine Informationen in seinem Gedächtnis speichern!
Dies allein wäre bereits eine hinreichende Widerlegung der gängigen NTE-Hypothese vom "unendlichen" oder "körperlosen Bewusstsein"!
Scotti hat geschrieben:Klingt sensationell, aber bei genauem Hinsehen eigentlich sehr zurückhaltend formuliert. Ich treffe noch nicht einmal eine Schlußfolgerung, sondern beschreibe lediglich die Meßergebnisse.
In der Tat klingt es sensationell, wie du einen falschen Schluss nach dem anderen ziehst...
Scotti hat geschrieben:Daher ist eigentlich m.E. nur eine Schlußfolgerung wirklich sinnvoll: Bewußtsein und Sinneswahrnehmungen sind nicht an ein funktionierendes Gehirn gebunden, und damit - jedenfalls bei Hirnausfall - womöglich auch nicht an den geographischen Aufenthaltsort des Komplexes aus Sinnesorgan und Gehirn (!)
OMG
Scotti hat geschrieben:Das ganze ist eine fantastische, aber durchaus nicht unvernünftige Annahme.
Doch fantastisch, aber unvernünftig.
Scotti hat geschrieben:Meine Gedanken laufen darauf hinaus, daß das logisch-deduktive, koerperliche, Diesseits, uns spezielle (Hirn-)leistungen ermoeglicht, die wir zum biologischen Überleben auf dieser Welt brauchen. Allerdings bleibt uns der Blick ins ganzheitliche, seelische Jenseits durch das Gefangensein der Seele in eben jene Leistungen möglich machende Hirnstrukturen weitgehend verborgen (Nahtodesberichte: "Mit einem mal habe ich das ganze Universum verstanden".
Komisch iwie, dass noch keiner von denen die Grand Unified Theory vollenden und den Nobel-Preis in Physik erlangen konnte.
Zwischen dem Gefühl, 'das Uninversum verstanden zu haben' und dem tatsächlichen 'Verstehen des Universums' liegen Welten!
Diese Selbstüberschätzung ist übrigens auch bei Hypoxie (Beispiel: Stickstoffmethode) bekannt.
Das ist bekanntlich auch die Gefahr beim Tauchen.
Scotti hat geschrieben:"In Ermangelung einer anderen Erklärung fuer Nahtodeserlebnisse muß das bisherige noch nie bewiesene Konzept, Bewußtsein und Erinnerung seien im Gehirn verankert, revidiert werden. Wie könnte ein klares Bewußtsein, subjektiv wahrgenommen außerhalb des eigenen Koerpers, existieren in einer Phase des klinischen Todes mit flachem EEG?"
In Kapitel V meines
Aufsatzes muss er allerdings das Scheitern seiner Studie eingestehen.
Scotti hat geschrieben:Ich denke, besser kann man die Sache nicht auf den Punkt bringen
Doch.
Zum Glück kann man das.
Ich bin da ganz optimistisch.
Scotti hat geschrieben:Hat zwar was gedauert, all das zu sammeln, aber es sollte einen doch ein wenig zum Denken anregen, oder??
Schade nur um die sinnlos verschwendete begrenzte Lebenszeit und die Energien.
Zeit und Energie wäre für andere Zwecke sinnvoller investiert gewesen.
Ernst hat geschrieben:Sie war Zeit ihres Lebens in Amerika, Schweiz und Deutschland eine geschätze Wissenschaftlerin die an 20 000 Personen
NTE untersuchte, mit Erfolg, ihre Bücher sind sehr empfehlenswert.
Damit hat sie nur bewiesen, dass ein Teil der Menschen in Todesnähe subjektive Nahtoderfahrungen erleben, was ja auch heute niemand bestreitet.
Nicht bewiesen hat sie, dass das Bewusstsein unabhängig vom Gehirn existieren kann.