denkt ihr an eure Familien

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Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

Malaika
Beiträge: 167
Registriert: Dienstag 18. Mai 2010, 07:13

Beitrag von Malaika »

Lieber Vader, es klingt vielleicht abgedroschen und du hast es bestimmt schon x-mal gehört, aber dein Leiden ist ja deshalb so schlimm, weil du deinen Sohn so sehr liebst. Nur leider wird nicht jeder so geliebt, und wenn genau das der Grund für die Suizidwünsche ist, dann hilft leider der Gedanke an die gleichgültigen Angehörigen nicht.
vader
Beiträge: 19
Registriert: Donnerstag 20. Mai 2010, 22:29

Beitrag von vader »

Menschen, die nicht geliebt werden (GRAUSAM, leider gibt es das so oft - oft wird es aber auch nicht gesehen, dass man jemandem wichtig ist - glaube ich - oder diejenigen, denen man eigentlich wichtig ist können das nicht zeigen - gibt es ja auch!!!), haben trotzdem engste Mitmenschen.

Und deren Leben ist durch einen Suizid schwer gezeichnet, mit oder ohne Liebe. Schwer beschädigt.

Das ist eben so.

Niemand, absolut niemand ist einfach egal. Man hat zu allen Menschen eine positive oder negative Einstellung. Und oft sind sogar Menschen für uns auf eine eigenartige Weise wichtig, zu denen wir negative (!!) Beziehungén haben.

Nein, so einfach ist das eben nicht.

Wenn irgendjemandem seine engen Mitmenschen einfach egal sind, dann ist dieser Mensch psychisch krank.

Diese Aussage erlaube ich mir so hart zu machen. Habe mich sehr viel damit beschäftigt (kann trotzdem nicht recht haben, schon klar).

Aber ich kenne auch viele echte Härtfälle.

Niemand ist einfach "egal". Niemand.

Und das hat nichts damit zu tun, dass man sich selber alleine fühlt. Gar nichts. Ich spreche da aus eigener Erfahrung.

Aber es stimmt: wenn man jemanden sehr liebt, dann ist Suizid absolut grausam. Dafür gibt es keine Worte. Grausam ist zu wenig.
petitsuisse
Beiträge: 6
Registriert: Donnerstag 27. Mai 2010, 01:40

Beitrag von petitsuisse »

Hm, ich gebe Dir eingeschränkt Recht, aber in meinem Fall ist es mir egal ob meine Frau leidet, sie hat mich verlassen, sie hat mir meine Perspektive genommen, also hat sie das Recht auf Rücksichtnahme meinerseits verwirkt, denke ich...
Malaika
Beiträge: 167
Registriert: Dienstag 18. Mai 2010, 07:13

Beitrag von Malaika »

Lieber Vader, ganz herzlichen Dank für deine ausführliche Antwort, die ich sehr gut finde. Allerdings möchte ich ein mögliches Missverständnis aufklären:
vader hat geschrieben: Wenn irgendjemandem seine engen Mitmenschen einfach egal sind, dann ist dieser Mensch psychisch krank.
Ich meinte nicht einen Menschen, dem die Mitmenschen egal sind, sondern der den Mitmenschen egal ist, und zwar vor allem denen, die ihm wichtig sind.

Und ich finde es eben schwierig, einem solchen Menschen zu sagen: "Dein Partner hat dich betrogen und verlassen, deine Kollegen und dein Chef haben dich weggeekelt, aber die armen könnten ja Schuldgefühle bekommen, wenn du dir etwas antust, also lebe weiter."

Das klingt jetzt vielleicht zynisch, ist aber nicht so gemeint. Ich merke nur, dass es mir viele leichter fällt, schicksalhaftes Unglück zu ertragen als menschengemachtes.
vader
Beiträge: 19
Registriert: Donnerstag 20. Mai 2010, 22:29

Beitrag von vader »

so herum, wie von Dir erklärt, hatte ich das ja auch gemeint.

Mit Leuten, die Mobben, habe ich kein Mitleid mehr. Ich muss mich sogar extem beherrschen nicht auszurasten, denen gegenüber.

ABER: gerade denen ist es auch nicht egal. Ich habe es schon von der anderen Seite aus gesehen.

Und eben: wenn ich den Eindruck hätte, dass mein Sohn das getan hätte, um den Deppen (Schüler wie Lehrer wie Schulleiter) um ihn herum eins aus zu wischen, dann wäre ich nicht mehr zu halten.
Dann hättet ihr einen Amoklauf von Elternseite aus vor Euch, das will ich gar nicht näher beschreiben.

Aber so ist es nicht. Gerade denen ist es nicht egal. Aber Benjamin stand weit über ihnen. Nur im innersten nicht - das brachte ihn um, und das frisst einen/mich auf.

Aber ich bin abgeschweift.

Es gibt in Sebsthilfegruppen erstaunlich viele ehemalige Partner, die sich vor Schuld auffressen, weil sie sich vorher getrennt haben. Gerechtfertigt?? Ich glaube nicht, das masse ich mir nicht an. Stimmt.

Eltern: .... . ohje.
Malaika
Beiträge: 167
Registriert: Dienstag 18. Mai 2010, 07:13

Beitrag von Malaika »

Der Unterschied ist wohl, dass bei einer Trennung das Leid des Partners nicht das Ziel ist, sondern eher eine unvermeidliche Begleiterscheinung. Beim Mobbing geht es aber genau darum, das Opfer zu vernichten.

Ich stelle es mir schrecklich vor, hilflos zusehen zu müssen, wenn das eigene Kind gemobbt wird. Hat dein Sohn denn davon erzählt oder hast du es erst später herausgefunden?
vader
Beiträge: 19
Registriert: Donnerstag 20. Mai 2010, 22:29

Beitrag von vader »

er hat sehr wenig erzählt.
habe versucht ihm bei zu stehen. zu wenig.

Er hat sich vor Schwächere gestellt und sie fast schon beschützt. Sich sogar für sie geschlagen.
Selten, wenn dann aber erfolgreich.

Nachdem er gegangen ist, haben diese die Schule verlassen, sind durchgefallen...

Er hat Triathlon gemacht, fast nur Muskeln. Und mit mir geboxt.

Nur für sich selber stand er drüber.

Von den Lehrern ganz zu schweigen... .

Als ich mitbekommen habe, was da vielleicht passiert habe ich angefangen ein zu greifen - er wollte das nie.

Aber es war zu spät.

Danach habe ich dann langsam erfahren, was abging.

Und heute habe ich größere Schwierigkeiten damit um zu gehen - wobei ich eigentlich der harmlosere Typ bin.
Eigentlich... .
Es gibt da aber auch andere Seiten...
Malaika
Beiträge: 167
Registriert: Dienstag 18. Mai 2010, 07:13

Beitrag von Malaika »

Lieber Vader, das Schlimme ist ja, dass Mobbing oft die Besten trifft.

Und ich glaube, es ist praktisch unmöglich für Eltern einzugreifen, denn die Schüler wollen das unbedingt alles unter sich ausmachen, so war das bei uns auch. Die Lehrer und Eltern gehören eben nicht zur Schüler-Subkultur, deshalb haben sie keinen Zugang.
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