Doch! Ich denke, es gibt auch heutzutage noch genug Menschen (auch Frauen), deren Lebensinhalt nicht einzig und allein im Weggehen und Partymachen besteht und die etwas weniger auf Geselligkeit angewiesen sind, um sich wohl zu fühlen. Die etwas verschämt anmutende Umschreibung, die diesen Typ Mensch - etwa in Kontaktanzeigen - charakterisiert, lautet "häuslich".Pesmerga hat geschrieben: ich kann dir ehrlich sagen, keine Frau sucht einen Mann, der sich von der gesamten Welt isoliert.
Das Problem besteht wahrscheinlich darin, jemanden zu finden, der sich überhaupt noch traut, das zuzugeben. Manchmal habe ich den Eindruck: Wer heutzutage nicht mitdestens zwei Dutzend Bekanntschaften vorzuweisen hat (und mögen diese noch so oberflächlich sein), der gilt vielen gar nicht als vollwertiger Mensch & wird demzufolge auch nicht für voll genommen. Bzw. gleich in die Schublade "krank und somit behandlungsbedürftig" gesteckt. Die Psychiater haben dafür ja auch den Titel "Sozialphobie" erfunden, obgleich es sich nicht um das handelt, was man im allgemeinen unter einer Phobie versteht.
pesmerga, du du gebrauchst die Formulierung "du musst".
Ich frage mich: Ja Herrgott, warum MUSS er denn eigentlich?!?
Meine Vermutung: Diese Sichtweise kommt aus der Arbeitswelt und hat sich schleichend auch im Privatleben etabliert. Kontaktfreudigkeit oder zumindest "Teamfähigkeit" ist mittlerweile in jedem Beruf das A und O, darum wird es auch in jeder Stellenausschreibung gefordert. Der wortkarge Eigenbrötler, der am liebsten in seinem Handwerksbetrieb vor sich allein hinwerkelt, hat im Zeitalter der Globalisierung keine Chance mehr, auch wenn er fachlich perfekt ist. Jede Wette: Vor 100 Jahren gab's von der Sorte jede Menge, ohne dass sich irgendjemand groß dran gestört hätte. Heute werden diese Leute als behandlungsbedürftig krank eingestuft, weil sie die Forderung der "Teamfähigkeit" (was für mich nichts weiter ist als eine Umschreibung für "Ich komme mit jedem klar") nicht erfüllen. Also fallen sie entweder unter den Tisch, oder sie werden gezwungen, ihre Persönlichkeit zu verbiegen. Vielleicht haben diese Leute aber andere Prioritäten im Leben als den Kontakt mit Menschen. Oder sie haben mal mit sozialen Kontakten besonders schlechte Erfahrungen gemacht. Ist es da nicht nachvollziehbar, wenn jemand keinen großen Bock mehr hat, andere Menschen allzu dicht an sich heranzulassen?!?
Wenn diese Eigenheiten im Sinne der bloßen wirtschaftlichen Existenz im Arbeitsleben hinweggefegt werden (man könnte krasserweise auch von der Unterordnung unter ein System reden, das dir sagt, wie du zu sein, zu leben und zu denken hast), dann ist das schon schlimm genug. Wenn dieses System dir aber auch zuhause dasselbe vorschreiben will, dann grenzt das schon an einen Super-GAU. So viele verbogene Seelen ... das MUSS sich irgendwann rächen!
Jetzt noch zum Thema "Sozialphobie".
Der Begriff der "Phobie" - ursprünglich ein psychiatrischer Fachbegriff - hat ja inzwischen in den allgemeinen Sprachgebrauch einzug gehalten. Jeder weiß heutzutage, was das Wort bedeutet .... oder glaubt es zu wissen. Es gibt jede Menge Phobien: Klaustrophobie, Insektophobie oder Agoraphobie sind wohl die bekanntesten. Etwas weniger bekannt sind Phobien wie Emetophobie (Erbrechen) oder Erytophobie (Erröten).
Nur: wer schon mal einen echten Phobiker beobachtet hat, der kennt die Symptome: Panikattacken, Schreikrämpfe. Mir ist kein Fall bekannt, dass jemand vor dem Anblick eines Menschen schreiend fortgelaufen wäre ... im Gegensatz z.B. zu einem Spinnenphobiker, der beim Anblick einer Spinne gar nicht anders kann, als schreiend davonzulaufen ... denn freiwillig geben diese Leute sich ganz gewiss nicht diese Blöße. Dass jemand in Gegenwart von Gruppen ein Gefühl des Unbehagens empfindet ... o.k, gibt es. Rotwerden ... klarer Fall, gibt es. Echte Panikreaktionen hingegen wie oben beschrieben ... nie davon gehört!
Insofern zählt die sogenannte "Sozialphobie" nach meinem Verständnis nicht zu den wirklichen Phobien. Vielmehr verstehe ich sie als ein Konstrukt mit dem Ziel, die Leute irgendwie "einzunorden". Früher hätte man gesagt: Der Mann ist halt schüchtern. Heute ist er abnormal und muss psychiatrisch behandelt werden.
Klaro ... wer genug Geld hat, kann sein Aussehen von Kopf bis Fuß verändern, wie es ihm gefällt. Plastische Chirurgie macht's möglich.Ich find es schon krass, wenn jemand behauptet für sein Aussehen kann er nichts.
Mach die Augen auf in der heutigen Zeit kann man soviel machen... ;).
Und viele tun's ja auch. Und sei es, dass sie dafür einen Kredit aufnehmen und sich hoch verschulden ... oder sich irgendwelchen Schmuddelmedien zum Fraß vorwerfen, die ihnen dann die OP bezahlen. Und viele Leute finden es auch völlig normal, dass es so läuft.
Allerdings gibt es auch Leute, die sagen, DAS sei krank ...