Verzweiflung/Hoffnungslosigkeit

Für alle, die ihre Lebensprobleme und Schickale mit anderen teilen möchten

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

Emely
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Re: Verzweiflung/Hoffnungslosigkeit

Beitrag von Emely »

Die Therapeutin möchte mit mir besprechen, was mir das "Suizidforum", wie ich es nenne, gibt. Irgendjemand hat ihr davon erzählt (also von meinen Innenanteilen, meine ich).

Gute Frage.
Lange hat es mir als Methodensuche gedient. Und es ist mein Rückzugsort. Hier darf ich fluchen und heulen und kurz mal aufgeben und werde immer wieder aufgebaut (danke, dass ihr mich lest und antwortet <3 ).
Vielleicht hat sie Angst, dass mich das hier anstachelt? Oder dass ich hier den Mut finde, Pläne umzusetzen?
Sie weiß offensichtlich nicht, dass ich hier permanent Regenbogen kotze :lol: .
Ich hab Angst vor diesem Gespräch. Weil das Forum hier, das ist meins. Für mich ist das was Intimes. Sie kann mich nicht zwingen, mich zu löschen. Und das wird sie nicht tun, da bin ich mir fast sicher. Sie will wirklich verstehen, was mich hier hält, denke ich.
Wenn alle Helfer weg waren, das Forum war halt da. Ich meine, soll ich ihr etwa eine Mail mit den Texten, die ich hier schreibe, schicken?
Ach, keine Ahnung.

Ich finde die Frage sehr schwierig irgendwie.
Black2Light
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Re: Verzweiflung/Hoffnungslosigkeit

Beitrag von Black2Light »

Emely hat geschrieben: Dienstag 25. März 2025, 20:47 Die Therapeutin möchte mit mir besprechen, was mir das "Suizidforum", wie ich es nenne, gibt. Irgendjemand hat ihr davon erzählt (also von meinen Innenanteilen, meine ich).
Bei der Therapeutin bei der ich letzthin war (siehe Nachbarfaden in dem du glaub geantwortet hast) habe ich dieses Forum auch erwähnt. Das ich hier als einziges seit Jahren überhaupt mal die Möglichkeit hatte über diese Gedanken zu sprechen. Die kannte das Forum hier nicht. Die konnte auch mit dem "Testresultat" 26 von 27 (PHQ-9: Depression Screening-Test) nix anfangen.

Ich meine, die Antwort "das geht dich nix an" ist - wenn du nicht wirklich darüber reden und es erklären willst - auch eine mögliche Antwort.

Grüße
Emely
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Re: Verzweiflung/Hoffnungslosigkeit

Beitrag von Emely »

Ja, diese Therapeutin da bei Dir wirkt nicht so kompetent, ohne das böse zu meinen. Aber wenn sie mit der Zahl nichts anfangen kann...?!

Meine Therapeutin empfinde ich schon als kompetent (ist meine erste Therapie, also ich hab keine Vergleiche und kann es nur aus dem Bauch heraus beurteilen). Ich muss eigentlich nichts befürchten, fühle mich aber gerade wie eine Gesetzesbrecherin und hatte eine Panikattacke. Das tirggert was an...

Ich hätte nicht die Eier in der Hose, zu sagen, dass sie das nichts angeht. Sie schrieb in der Mail, dass sie möchte, dass ich über den rechtlichen Rahmen bescheidweiß. Also den von ihr als Therapeutin. Ich bin wirklich offen und hab es nicht absichtlich verschwiegen. Alle anderen Helfer wissen vom "Suizidforum". Vielleicht hat sie eine falsche Vorstellung davon? Keine Ahnung.

Ich wüsste spontan gerade nicht, was ich antworten soll auf "Was gibt Ihnen das Forum?"
Black2Light
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Re: Verzweiflung/Hoffnungslosigkeit

Beitrag von Black2Light »

Was denn für ein rechtlicher Rahmen…?
Emely
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Re: Verzweiflung/Hoffnungslosigkeit

Beitrag von Emely »

Das weiß ich nicht.
Wir reden nächste Woche darüber.
Vielleicht hat sie wirklich eine falsche Vorstellung vom Forum? Ich weiß halt auch leider nicht, in welchem Kontext ihr davon erzählt wurde.
Mein letzter Eintrag vor der Therapie war ja diese Hoffnungsmurmel.

Ich habe ihr aber erstmal eine Mail geschrieben, weil ich, peinlicherweise, eine Panikattacke hatte, dass sie mich in dne Knast schickt oder so.
Hab es selbst nicht kompensiert bekommen und ihr deshalb geschrieben.
Ich denke halt, wenn all meine anderen Helfer da keine Schwierigkeiten haben zwecks Gesetze, wird sie auch keine haben. Also...falsche Vorstellung?
Oder ist das bei Psychotherapeuten anders als bei allen anderen Settings?
Ich will sie nicht in Schwierigkeiten bringen.
Lexx
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Re: Verzweiflung/Hoffnungslosigkeit

Beitrag von Lexx »

Hallo liebe Emely,
die symbolische Hoffnungsmurmel und ihren Einsatz als nonverbalen Hilferuf habe ich damals zufällig in einer Dokumentation entdeckt. De facto habe ich von Skills leider keine Ahnung, es sei denn man drückt wirklich beide Augen zu und lässt "erstmal eine Zigarette rauchen" gelten- während du dich mit diesen Techniken sehr gut auskennst und sogar einen eigenen wunderbaren Thread mit konkreten Hilfestellungen und Anlaufstellen in suizidalen Krisen geschaffen hast. Die Tradition mit einem regelmäßigen runden Tisch aller deiner Helfer finde ich ebenfalls eine richtig tolle Sache, und es wäre doch großartig, wenn sich die Hoffnungsmurmel für dich und dein Team tatsächlich als etwas Positives und Hilfreiches herausstellt!!

Zu der Frage deiner Therapeutin fällt mir spontan ein, dass es sich um ein Suizidpräventionsforum handelt, dass diese Plattform eine Vielzahl sehr unterschiedlicher Themenfelder anbietet, und dass du dich hier ganz ausdrücklich in präventiver und unterstützender Form einbringst. Ich selber empfinde zB das Verfassen einiger meiner privateren Beiträge regelrecht wie therapeutisches Schreiben und nehme dieses Forum als einen geschützten Ort wahr, an dem man seine Gedanken und Gefühle einfach mal offen und ehrlich herauslassen kann, ohne stigmatisiert zu werden oder sich dafür rechtfertigen zu müssen.
Emely
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Re: Verzweiflung/Hoffnungslosigkeit

Beitrag von Emely »

Stimmt! Ich habe diese Doku auch mal angeschaut, ist aber schon eine Weile her und ich habe es nicht bis zur Murmel geschafft zu gucken.
Aber Du hattest die Tage erst drüber geschrieben und ich werde die Idee mit in den Runden Tisch nehmen.
Für Symbolik bin ich sehr empfänglich und ich denke, die Helfer haben da auch kein Problem mit, mitzumachen :)

Naja... gefühlt 90% der Einträge sind ja ein intensiver Austausch über Methodik. Ob ich da mit "Ist zur Prävention" durchkomme, sei dahingestellt :lol:
Aber ich würde behaupten, dass ich seit gut 2 Jahren nicht mehr beim "Wie kann ich es tun" war hier. Ich heul mich aus, ich schreibe offen darüber. Aber jeder, der nicht schnell genug rennt, kriegt meine Hilfsangebote ins Gesicht geklatscht :lol:

Ich glaube, für mich ist das einfach ein Ort, um offen zu schreiben. Überall sonst muss man echt aufpassen, was man sagt und schreibt. Hier nicht.
Das tut gut.
Black2Light
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Re: Verzweiflung/Hoffnungslosigkeit

Beitrag von Black2Light »

Emely hat geschrieben: Dienstag 25. März 2025, 22:26 Das weiß ich nicht.
Wir reden nächste Woche darüber.
Kam die Frage zufällig gestern auf? Gestern war ja der Jahrestag des Germanwings Absturzes bei dem ein suizidaler Pilot ein ganzes Flugzeug samt Insassen gecrasht hat. Dementsprechend wurden dann auch wieder Rufe nach „Verantwortlichen“ und „Schuldigen“ in Form von eingeweihten Psychologen etc laut. Da wird einigen dieser Psycho-Kasper gestern der A…h auf Grundeis gelaufen sein… nicht das auch einer deren Patienten unter deren Augen und Aufsicht öffentlich in einem Forum seinen Abgang mit mehreren Todesfällen plant und ausführt und sie zur Rechenschaft gezogen werden.

Grüße
Emely
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Re: Verzweiflung/Hoffnungslosigkeit

Beitrag von Emely »

Nee.
Ich hatte heute Morgen Therapie und ein Innenanteil hat ihr vom Forum erzählt. Da uns der Absturz nicht tangiert hatte damals, bin ich mir sicher, dass es ein anderer Kontext war. Vielleicht wirklich das mit der Hoffnungsmurmel.
Und meine Therapeutin schätze ich nicht so ein, dass sie da irgendeine politische Panikmache mitmacht. Ihre Mail kam vor 2 Stunden oder so.
Das soll auch nicht falsch ankommen, ich mag die Therapeutin. Vielleicht habe ich den Teil der Mail auch missverstanden. Und sie hat das Forum aus der Erzählung heraus missverstanden oder so.
Als ich bei ihr anfing, kam ich ja suizidal aus der Klinik und da haben wir auch offen drüber geredet. Und ich schreibe Therapietagebuch und gebe ihr das alle ca. 3 Monate. Sie weiß also, was mich beschäftigt hat und ich weiß, dass ich nicht total daneben bin in dem, was ich aus den Sitzungen für mich an Wahrnehmungen, Gedanken, Gesprächsfetzen, Absprachen usw. mitnehme.
Ich finde, wir haben eine sehr offen-ehrliche Basis. Sie ist transparent, deswegen bezweifle ich, dass sie da politische Dinge auf dem Schirm hat.
Emely
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Re: Verzweiflung/Hoffnungslosigkeit

Beitrag von Emely »

Aber sie bekommt natürlich Probleme, wenn ich sage "Ach, übrigens, ich hab alles für einen Suizid besorgt, kann losgehen" und sie unternimmt nichts.
Aber das ist in allen Settings so und ich sehe aktuell keinen Grund zur Sorge.
Lexx
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Re: Verzweiflung/Hoffnungslosigkeit

Beitrag von Lexx »

Ich denke ebenfalls, dass es eine Kombination aus dem Begriff "Suizidforum" und ihrer persönlichen Vorstellung einer derartigen Plattform ist- in Verbindung mit euren offenen Gesprächen über dieses Thema würden da wahrscheinlich bei einigen Therapeuten einfach ganz automatisch die Alarmglocken läuten. Persönlich habe ich hier auch im Methodenbereich überhaupt nicht das Gefühl, dass sich Mitglieder zu irgendetwas überreden, bedrängen oder sonstwie Druck aufeinander ausüben.
Alles rund um Sterben und Tod inklusive Suizidalität und Sterbehilfe ist zur heutigen Zeit nun einmal eine sehr sensible Thematik, die in der Öffentlichkeit stark tabuisiert wird und mit der Betroffene ohne das Kommunikationsangebot genau solcher Foren wie diesem oftmals völlig alleine wären. Was kann man machen, wenn man im Augenblick oder auch generell niemanden zum Reden hat: Schreiben.
Lexx
Beiträge: 332
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Re: Verzweiflung/Hoffnungslosigkeit

Beitrag von Lexx »

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Und falls die Hoffnungsmurmel Auslöser dieses Missverständnisses war, dann soll dir diese hier in der Zwischenzeit schonmal eine ordentliche Portion
Kraft, Glück und natürlich Hoffnung bringen, bis du ja vielleicht bald schon eine echte in den Händen hälst:

Bild
Quelle: https://i.gifer.com/MDdU.gif

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Emely
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Re: Verzweiflung/Hoffnungslosigkeit

Beitrag von Emely »

Ich denke nicht, dass die Therapeutin tabuisiert, aber sie hat da natürlich auch gesetzliche Vorlagen.
Aber ich denke auch, dass man da wohl hellhörig wird.
Für mich ist das so latent, es ist fast schon normal für mich, Suizidgedanken zu haben.
Ich vergesse immer wieder, dass das bei anderen eine Sorge auslösen kann...

Aaaaaw, danke für die Murmel! 😍
Die hilft gut, bis es eine echte gibt!
Emely
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Re: Verzweiflung/Hoffnungslosigkeit

Beitrag von Emely »

Die Last der Suizidgedanken wiegt schwer momentan.
Ich fühle mich so minderwertig und wertlos, und egal was jemand sagt, es kommt emotional nicht bei mir an. Ich höre es, aber es erreicht mich nicht. Es verpufft auf dem Weg zu mir.
Und aus dem Zustand komme ich nicht raus. Ich weiß weder, was genau den ausgelöst hat noch wie ich den beenden kann...oder zumindest durchbrechen.
Ich bräuchte nur ein kleines Schlupfloch in der Mauer...

Ich habe den Gedanken, dass jeder lieber mit meinen Anteilen Kontakt hat als mit mir. Weil die so liebenswert und schutzbedürftig sind. Und ich...ich bin Nichts. Mir traut man alles zu. Mir reichen rationale Antworten. Meine Flashbacks sind halt nicht krampfend auf dem Boden, sondern emotional. Und das ist anstrengender.
Ich bin die Kernpersönlichkeit und es fühlt sich an, als wäre das wie ein emotionales Todesurteil. Weil ich eben nicht so toll bin wie Anteile.
Und egal, wie oft mir gesagt wird, dass mein Film nicht die Realität ist...dass ich genauso willkommen bin wie die Anteile...auch das kommt nicht an.

Ich fühle mich isoliert. Abgeschnitten von der Welt. Abgetrennt von den Menschen. Ganz alleine. Das macht Suizidgedanken, Krisen-Nächte, Traurigkeit, Hilflosigkeit. Ich halte mich selbst nicht aus.

Für mich ist es ein dämlicher Grund, nicht mehr leben zu können. Aber egal, wie dämlich ich das alles...mich...finde, ich empfinde trotzdem so. Das Gefühl ist wie ein schwerer Brett auf meinem Oberkörper. Suizidalität spüre ich körperlich. Es ist für mich ein beengendes Gefühl.
Und das auszuhalten, Minute um Minute, Stunde um Stunde, Tag um Tag...das ist anstrengend. Anstrengend und sinnlos, und trotzdem halte ich durch.

Ich weiß nicht, wofür. Aber vielleicht muss ich das gerade auch nicht wissen.

Gerade ist so viel Traurigkeit in mir, dass ich mich haltlos und wie im freien Fall fühle
Dissolved_Alice
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Wohnort: irgendwo dazwischen

Re: Verzweiflung/Hoffnungslosigkeit

Beitrag von Dissolved_Alice »

Emely hat geschrieben: Samstag 5. April 2025, 01:33
Ich fühle mich so minderwertig und wertlos, und egal was jemand sagt, es kommt emotional nicht bei mir an. Ich höre es, aber es erreicht mich nicht. Es verpufft auf dem Weg zu mir.


Ich habe den Gedanken, dass jeder lieber mit meinen Anteilen Kontakt hat als mit mir.

Ich fühle mich isoliert. Abgeschnitten von der Welt. Abgetrennt von den Menschen. Ganz alleine. Das macht Suizidgedanken, Krisen-Nächte, Traurigkeit, Hilflosigkeit. Ich halte mich selbst nicht aus.

Für mich ist es ein dämlicher Grund, nicht mehr leben zu können. Aber egal, wie dämlich ich das alles...mich...finde, ich empfinde trotzdem so. Das Gefühl ist wie ein schwerer Brett auf meinem Oberkörper. Suizidalität spüre ich körperlich. Es ist für mich ein beengendes Gefühl.
Und das auszuhalten, Minute um Minute, Stunde um Stunde, Tag um Tag...das ist anstrengend. Anstrengend und sinnlos, und trotzdem halte ich durch.

Ich weiß nicht, wofür. Aber vielleicht muss ich das gerade auch nicht wissen.

Gerade ist so viel Traurigkeit in mir, dass ich mich haltlos und wie im freien Fall fühle
Danke für diese Worte, die es einfach so treffen.
Wenn ich so etwas lese empfinde ich mittlerweile fast nur noch Scham , weil ich keine Worte mehr finde und mir eh mittlerweile alles zu anstrengend geworden ist.
Ich habe immer viel geschrieben in meinem Leben, wenn auch nur für mich. Das war mein Ventil Nummer eins.

Emely ich weiß auch nicht, was ich jetzt schreiben könnte, aber ich wünsche dir von Herzen alles, was du brauchst 🍀🍀🍀
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