Einsamkeit

[Abendstern]

Hallo Ihr Lieben, geht es Euch auch so, daß Ihr niemandem von Eurer ganzen Geschichte und der damit verbundenen unendlichen Einsamkeit erzählen könnt, weil Ihr Angst habt, daß sich die Menschen dann unangenehm berührt fühlen und sich aus ungebetenen Verpflichtungsgefühlen erst recht zurückziehen...?

... und einmal ganz zu schweigen von denen, die glauben, Euch in Eurer Schwäche dann auch noch für ihre eigenen Zwecke mißbrauchen zu können...?

[SSchluSS2]

Gestern hat jemand ein Bild von seiner krummen Wirbelsäule in fb gepostet. Ich wurde gelöscht weil ich ein Bild von meinem kaputten Hals und Kiefer dazu gepostet hab... die Welt ist halt so...
Öffentlich zu sagen oder schreiben wie man sich töten will ist natürlichen sowieso tabu, sonst kommt noch jemand zur "Hilfe"^^

[Abendstern]

Öffentlich zu sagen oder schreiben wie man sich töten will ist natürlichen sowieso tabu, sonst kommt noch jemand zur "Hilfe"^^

Ha, danke, diese feinsinnige Ironie hat mir doch schon wieder den Tag versüßt ...

Kaputter Hals und Kiefer - was muß man sich darunter vorstellen? Wurde nur das Photo gelöscht? Oder das ganze Profil?

Mit "die Welt ist halt so" kann ich mich ja leider so gar nicht abfinden... Ich will einfach nicht, daß die Welt "so" ist...

[SSchluSS2]

[quote="Abendstern"
Mit "die Welt ist halt so" kann ich mich ja leider so gar nicht abfinden... Ich will einfach nicht, daß die Welt "so" ist... [/quote]

Mit Bier geht schon.

Wurde komplett gelöscht ging ja nicht nur ums Bild auch zum Thema "flüchtlinge".
Denk aber nicht das ich Post krieg wie will man nachweißen welcher Saufkumpane was geschrieben hat aber lieber nicht mehr dazu sonst werd ich hier auch gebannt

[Peterchen]

Über Willkür und Bösartigkeit im Internet sollte man sich nicht ärgern. Dafür bietet das echte Leben Anlass genug

Mit "die Welt ist halt so" kann ich mich ja leider so gar nicht abfinden... Ich will einfach nicht, daß die Welt "so" ist...

Ist sie aber leider. Und das wird sich so bald auch nicht ändern.

“Und wenn sich die Natur des Menschen ändert, so doch nicht schneller als das geologische Antlitz der Erde.” Aus: Der Archipel Gulag

Hallo Ihr Lieben, geht es Euch auch so, daß Ihr niemandem von Eurer ganzen Geschichte und der damit verbundenen unendlichen Einsamkeit erzählen könnt, weil Ihr Angst habt, daß sich die Menschen dann unangenehm berührt fühlen und sich aus ungebetenen Verpflichtungsgefühlen erst recht zurückziehen...?

Es gibt ja diesen bösen Spruch: Jeder Mensch kann eine Geschichte erzählen, die niemanden interessiert, und das ist seine eigene Das bezieht sich vor allem auf Menschen, die unbedingt meinen, eine Autobiographie schreiben zu müssen, aber bis zu einem gewissen Grad gilt es auch für mündliche Lebensbeichten.

Und gerade wenn es um Leid und Elend geht, sind die meisten Menschen peinlich berührt, weil sie das Gefühl haben, in die Rolle des Trösters und Therapeuten gedrängt zu werden. Ich bespreche meine eigenen Probleme daher auch nur mit Leuten aus meiner Familie. Und mit anderen kaputten Leuten.

[Thorsten3210]

Und gerade wenn es um Leid und Elend geht, sind die meisten Menschen peinlich berührt

Nicht nur das, die Menschen bekommen es mit der Angst zu tun, dass sie selbst dieses Schicksal auch mal ereilen könnte, und wenden sich ab. Beispiel: Arbeitslosigkeit, Krebs etc... Deshalb, ehe man anderen Menschen mit seinen leidvollen Stories auf den Sack geht, sollte man sich besser ein Tagebuch anlegen und sich den Frust von der Stelle schreiben. Oder halt hier im Forum schreiben

Und nicht vergessen: Den Menschen sind ihre akuten Zahnschmerzen vieeeel näher und wichtiger, als Deine Geschichte (so leidvoll sie auch sein mag).

[Abendstern]

Hallo Thorsten, gut analysiert. Stimme in den wesentlichen Punkten zu. Autobiografien finde ich hingegen schon interessant. Meistens kommt man dann wenigstens zu dem Schluß, daß man nicht der einzige Mensch auf der Welt ist mit seinem Problem... Komme nur immer wieder an den Punkt, an dem ich mich noch nicht einmal mehr ganz normal unterhalten kann, um nicht die ganze fatale Wahrheit offenbaren zu müssen... Was wiederum bedeutet, daß ich mich immer mehr zurückziehe, weil ich auf ganz normale Fragen keine normalen Antworten weiß. Wie Iris Berben einmal in ihrer Abschieds-Notiz schrieb: "Ich weiß zu viel." Ja, auch ich weiß zu viel. Aber wer will die Wahrheit schon wissen... Ich selbst wäre froh, ich wüßte sie nicht und könnte weiterhin naiv und fröhlich durch diese bigotte Welt stapfen. Auch meine Familie ist dabei keine große Hilfe. Denn sie ist leider Teil des Problems. Ja, und wie Du schon sagst, bleibt am Ende nur die Möglichkeit, ein wenig hier ins Forum zu weinen...

[hmmmm....]

Und nicht vergessen: Den Menschen sind ihre akuten Zahnschmerzen vieeeel näher und wichtiger

Zahnschmerzen, Wetter... Ich bin inzwischen gar nicht mehr in der Lage, richtigen Smalltalk zu halten. Naja, mit Alkohol schon, aber sonst erscheint mir das alles viel zu banal, da fehlen mir dann schlichtweg die Worte. Und um Wahrheiten gehts dann ja noch nicht mal. Hat sowieso jeder eine eigene...

[Thorsten3210]

Ich bin inzwischen gar nicht mehr in der Lage, richtigen Smalltalk zu halten

Leider gehts mir ebenso, ich lebe deshalb auch recht zurückgezogen. Wenn ich mal auf der Strasse oder im Treppenhaus mal Nachbarn treffe, versuche ich immer Eile vorzutäuschen . Das Dumme ist, ich hab momentan einen Hund in Pflege und muss 3x/Tag Gassi gehen, da trifft man zwangsweise auf viele Hundefrauchen (Herrchen weniger), die einem ein Gespräch aufzwängen über unglaubliche (!) Banalitäten. Und es gibt kein Entkommen

[Thanatos]

Smalltalk? Wozu das denn? Wenn kein Thema vorliegt, über das zu reden sich wirklich lohnt, bin ich fast immer in der Lage zu schweigen – womit ich schon Leute zur Verzweiflung brachte. Andere hielten mich dann für „nicht ganz normal“...., was ich aber nie leugnen würde.

[Abendstern]

Leider gehts mir ebenso, ich lebe deshalb auch recht zurückgezogen. Wenn ich mal auf der Strasse oder im Treppenhaus mal Nachbarn treffe, versuche ich immer Eile vorzutäuschen . Das Dumme ist, ich hab momentan einen Hund in Pflege und muss 3x/Tag Gassi gehen, da trifft man zwangsweise auf viele Hundefrauchen (Herrchen weniger), die einem ein Gespräch aufzwängen über unglaubliche (!) Banalitäten. Und es gibt kein Entkommen

Ja, der nachbarliche Klatsch und Gassigeh-Talk ... Am meisten überrascht mich immer, mit was für persönlichen Fragen fremde Leute so über einen hereinbrechen... Würde mir im Leben nicht einfallen...

[hmmmm....]

Naja, man kann die Leute schocken, Wahrheiten sagen. Aber dann ist man wieder der Außenseiter und wird gemieden. Ich will nicht gemieden werden, nur weil ich "anders" bin, nur weil ich nicht über den letzten unzulässiges Wort reden kann.

Aber mal zum Ausgangsthread: Selbst wenn ich von mir erzähle, von meinen Gefühlen oder gerade nicht-mehr-Gefühlen, vom Wunsch einfach nur zu sterben, selbst dann fühle ich mich einsam, weil ich weiß, dass der Gegenüber nicht so denkt, es nicht nachfühlen kann. Auch in der SHG, wo nur Borderliner sind, habe ich das Gefühl. Muss der andere es denn wirklich nach"fühlen" können? Eigentlich müsste es doch reichen, ihm was zu erzählen und auf seine Empathie zu hoffen. Worauf ist man denn da dann hinaus? Auf Mitleid? Eigentlich nicht...