Solitude_M hat geschrieben:Na ja, es ist ein doch ein Unterschied, ob man jemand direkt dazu ermutigen oder anspornen würde oder ihm nur gewisse Möglichkeiten und Rahmenbedingungen aufzeigt. Und letzteres ist nun mal in solchen Foren üblich, man diskutiert weitestgehend offen und unzensiert über das Thema und gibt auch Ratschläge, um anderen im Fall der Fälle diesen Weg zu erleichtern.
Wenn ich deinen nächsten Satz bedenke, ist das Anspornen oder Ermutigen nicht `ein Unterschied` sondern schlicht wirkungslos und insofern wäre nur die sachliche Mitteilung auf ihre Wirkung zu bedenken. Die Frage wäre dann inwiefern sachliche Mittelung jemanden zum Suizid verleitet der sonst ein potentiell lebenswertes Leben vor sich hätte...aber das hatte ich schon.
Wenn jemand wirklich sterben will, kannst du ihn weder davon abhalten noch dazu drängen. Er wird es ausschließlich nach seinem eigenen Ermessen und nur dann durchführen, wenn er innerlich dazu bereit ist. Auch wenn das manche Leute anders sehen, das ist mir sehr wohl bewusst!
`Wenn er innerlich dazu bereit ist`: das ist leeres Gerede. Wie sollte das empirisch feststellbar sein? Und `innerlich` war ein Suizidant allemal bereit, sonst würde die Handlung nicht zu Stande kommen. Dass niemand beeinflussbar sei, ist bestimmt falsch. Was sind wir letztlich anderes als eine Anhäufung von Beeinflussungen x-facher Art und Ursprungs.
Aber wie steht es mit jenen die nicht `wirklich` (was auch immer das heissen soll) sterben wollen? Bezüglich Beeinflussung wären doch diese die entscheidenden Personen (also solche die wegen Beeinflussung pro Suizid andere Optionen pro Leben nicht oder ungenügend oder nicht angemessen bedenken).
Die Entscheidung zu sterben ist geradezu zwingend mit gewaltigen inneren Kämpfen (teilweise über viele Jahre) und der Überwindung diverser psychischer Widerstände verknüpft, die einen bis zum allerletzten Moment zweifeln und handern lasssen, ob man auch wirklich das richtige tut. Natürlich ist dieser Schutzmechanismus (ähnlich wie das Phänomen der Angst) äußerst wichtig für eine Spezies, um ihr langfristiges Bestehen zu garantieren. Wenn wir keinen Selbstverhaltungstrieb hätten, wären wir vermutlich längst ausgestorben..
Das evolutionäre Argument ist natürlich zu trivial offensichtlich um falsch sein zu können...oder doch nicht? Eine Frau Perry sieht das anders. Mit anderen Argumenten würde ich die Allgemeingültigkeit der Aussage aber ebenfalls bezweifeln.
Im übrigen ist gerade das Überlebenstrieb-Argument auch brauchbar um die (Notwendigkeit von) Beeinflussung als das Naheliegende zu vermuten (`von sich aus bringt sich keiner um`...die Suche nach Ansporn, Bestätigung wäre ein naheliegendes Unterfangen, gerade auch dann wenn man die leidhafte Ambivalenz, das sich nicht Entscheiden-können bedenkt).
Darüber hinaus drängt sich in mir auch zuweilen die Vermutung auf, dass solche Foren teilweise sogar den gegenteiligen Effekt bewirken, nämlich dass ein längerer Austausch (mit Gleichgesinnten) über das Thema manche Leute sogar davon abhält, diesen Weg zu gehen, quasi eine Art skurrile Beschäftigungstherapie, um sich über den eigentlichen Zweck der Übung hinwegzutäuschen.
Das kommt doch auf die Art des Forums an. Hier wird Animieren, Propagieren von Suizid nicht betrieben (auch weil die Forenregeln das nicht zulassen...meiner Meinung nach völlig zu recht, dazu gehört auch das Unterbinden von Verabredungen zu gemeinsamen Suiziden...wer das will, wird aber immer einen Weg finden). Wiederum deinen nächsten Satz im Auge ist es doch logisch: wer sich entschieden hat, der wird dieses Forum allenfalls stumm oder sehr kurzfristig benutzen (um konkreteste Methoden-Fragen zu klären). Man kann also davon ausgehen, dass wer hier länger verkehrt irgendwo im Niemandsland sich befindet (und dort hat jede Tätigkeit etwas `Zeit Totschlagendes` an sich). Aber das muss nichts mit Selbsttäuschung zu tun haben, denn dem dürften sich die meisten (schmerzhaft) bewusst sein. Auch therapeutisch gibt es wohl eher wenig her, es sei denn die Suizidalität war eine `Laune` oder `Phase`.
Und wenn man dann wirklich mal dazu bereit ist, dann kommt es eher dazu, dass sich die Leute nicht nur von ihrem Leben sondern auch von solchen Foren verabschieden..
Korrekt. Denn `wirklich` bereit sein impliziert dann wohl auch die Handlung...wie anders wäre das `wirklich bereit sein` plausibel abgrenzbar gegenüber `nicht wirklich bereit sein`? Warum sollte jemand der `wirklich bereit` ist auch nur eine Sekunde mit dem Suizid zuwarten (offensichtlich wäre dann hier zu vermuten, dass man sein wirklich bereit sein sich nur suggestiv einredet...auf alle Fälle wird man sein `wirklich bereit sein` erst mit vollzogener Tat mit Gewissheit wissen)?