Selbsttäuschung
Verfasst: Dienstag 9. September 2014, 12:40
Fortsetzung vom „Buchtipp“-Thread:
Wenn ich mich recht erinnere, gestand ich einmal ein, dass letztendlich das subjektive Urteil entscheidend für die Einschätzung der Lebensqualität ist. Das ändert aber nichts daran, dass man sich ständig oder zumindest sehr oft etwas vormacht.
Wegen mir kann jeder sein Leben einschätzen wie er möchte, Anhänger eines adaptiven Wahnsystems sein oder was auch immer – vorausgesetzt, er versucht nicht, mir seinen Wahn überzustülpen. Ich werde also keine Kampagne gegen Selbsttäuschung und für intellektuelle Redlichkeit starten. Mir ist auch klar, dass viele Leute nichts anderes haben als ihren Glauben, an was auch immer. Woraus sie emotionale Sicherheit (man könnte auch „Fundament“ oder „Lebenssinn“ dazu sagen) und schöne Gefühle gewinnen. Ich mache ihnen ihr Spielzeug nicht madig – von einigen guten Bekannten unter fundamentalistischen Christen mal abgesehen.
Auch ist klar, dass Verdrängungsmechanismen lebenswichtig sind. Hätte ich zum Beispiel tagtäglich alle je erlittenen Verletzungen meines Lebens vor Augen, würde ich sicher sofort zum Preikestolen reisen (und diesmal würde es klappen) oder verrückt werden (was ich aber vermutlich schon bin). Das ginge wohl fast jedem so, wenn sein Verdrängungsmechanismus nicht funktionierte - vom Preikestolen mal abgesehen. - Das ändert allerdings nichts daran, dass Verdrängungsmechanismen Selbsttäuschungsmechanismen sind (sieh es ein oder lass es
).
Was intellektuelle Integrität betrifft, so ist klar, dass man diese gar nicht komplett erreichen kann. Ich habe auch nicht behauptet, dass mir das gelungen sei. Man kann sich allerdings darum bemühen. Mir ist es in den letzten Wochen einige Male gelungen, Fehler in den „Geschichten“ aus meinem Leben zu entdecken – ohne Therapeut. Ja, die Entdeckungen könnten auch wieder neue „Geschichten“ sein, die nicht korrekt sind, aber sie sind schlüssiger als die alten.
Dass sich das Leben nicht rechnet, war mir schon immer klar. Durch Schopenhauer, Cioran und Benatar wurde mir das nur bestätigt. Cioran-Jünger bin ich übrigens auch nicht. Ich fand in ihm nur einen Gleichgesinnten durch einige seiner Gedanken; Gedanken, die ich nie zuvor irgendwo gelesen oder gehört hatte, die ich allerdings wiedererkannte, weil ich sie schon in sehr jungen Jahren selbst hatte.
Irgendwo nanntest du mich einen Materialisten. Na und? Ich habe kein Problem damit.
Wenn ich mich an wissenschaftliche Erkenntnisse halte, fühle ich mich eben wohler als in Wahnsystemen gleich welcher Art. Dabei ist mir klar, dass sich diese wissenschaftlichen Erkenntnisse alle als falsch erweisen könnten. Alles Wissen ist nun mal vorläufig. Dennoch ist mir mein Dasein als Materialist lieber – gibt mir eben mehr emotionale Sicherheit.
Man kann sich nicht selbst belügen, aber selbst täuschen. Wenn man etwas wirklich glauben möchte, braucht man es sich nur lange genug einzureden. Irgendwann wird man's dann für wahr halten. Das funktioniert vermutlich nicht immer, aber sehr oft. Beispiele dafür kenne ich zur Genüge aus meinem christlich-fundamentalistischen Bekanntenkreis. Mir selbst wäre das fast auch passiert. Glücklicherweise hat es „der Teufel“ verhindert, dass ich den letzten Rest meines Verstandes auch noch an der Garderobe abgab.
Das war jetzt auf die Schnelle geschrieben, etwas quer durch den Garten, aber mehr Zeit habe ich jetzt nicht.
Es grüßt der Materialist.
Wenn ich mich recht erinnere, gestand ich einmal ein, dass letztendlich das subjektive Urteil entscheidend für die Einschätzung der Lebensqualität ist. Das ändert aber nichts daran, dass man sich ständig oder zumindest sehr oft etwas vormacht.
Wegen mir kann jeder sein Leben einschätzen wie er möchte, Anhänger eines adaptiven Wahnsystems sein oder was auch immer – vorausgesetzt, er versucht nicht, mir seinen Wahn überzustülpen. Ich werde also keine Kampagne gegen Selbsttäuschung und für intellektuelle Redlichkeit starten. Mir ist auch klar, dass viele Leute nichts anderes haben als ihren Glauben, an was auch immer. Woraus sie emotionale Sicherheit (man könnte auch „Fundament“ oder „Lebenssinn“ dazu sagen) und schöne Gefühle gewinnen. Ich mache ihnen ihr Spielzeug nicht madig – von einigen guten Bekannten unter fundamentalistischen Christen mal abgesehen.
Auch ist klar, dass Verdrängungsmechanismen lebenswichtig sind. Hätte ich zum Beispiel tagtäglich alle je erlittenen Verletzungen meines Lebens vor Augen, würde ich sicher sofort zum Preikestolen reisen (und diesmal würde es klappen) oder verrückt werden (was ich aber vermutlich schon bin). Das ginge wohl fast jedem so, wenn sein Verdrängungsmechanismus nicht funktionierte - vom Preikestolen mal abgesehen. - Das ändert allerdings nichts daran, dass Verdrängungsmechanismen Selbsttäuschungsmechanismen sind (sieh es ein oder lass es

Was intellektuelle Integrität betrifft, so ist klar, dass man diese gar nicht komplett erreichen kann. Ich habe auch nicht behauptet, dass mir das gelungen sei. Man kann sich allerdings darum bemühen. Mir ist es in den letzten Wochen einige Male gelungen, Fehler in den „Geschichten“ aus meinem Leben zu entdecken – ohne Therapeut. Ja, die Entdeckungen könnten auch wieder neue „Geschichten“ sein, die nicht korrekt sind, aber sie sind schlüssiger als die alten.
Dass sich das Leben nicht rechnet, war mir schon immer klar. Durch Schopenhauer, Cioran und Benatar wurde mir das nur bestätigt. Cioran-Jünger bin ich übrigens auch nicht. Ich fand in ihm nur einen Gleichgesinnten durch einige seiner Gedanken; Gedanken, die ich nie zuvor irgendwo gelesen oder gehört hatte, die ich allerdings wiedererkannte, weil ich sie schon in sehr jungen Jahren selbst hatte.
Irgendwo nanntest du mich einen Materialisten. Na und? Ich habe kein Problem damit.

Man kann sich nicht selbst belügen, aber selbst täuschen. Wenn man etwas wirklich glauben möchte, braucht man es sich nur lange genug einzureden. Irgendwann wird man's dann für wahr halten. Das funktioniert vermutlich nicht immer, aber sehr oft. Beispiele dafür kenne ich zur Genüge aus meinem christlich-fundamentalistischen Bekanntenkreis. Mir selbst wäre das fast auch passiert. Glücklicherweise hat es „der Teufel“ verhindert, dass ich den letzten Rest meines Verstandes auch noch an der Garderobe abgab.
Das war jetzt auf die Schnelle geschrieben, etwas quer durch den Garten, aber mehr Zeit habe ich jetzt nicht.
Es grüßt der Materialist.