Der Selbstmörder als Täter

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Celinde
Beiträge: 28
Registriert: Sonntag 4. Januar 2009, 00:26

Der Selbstmörder als Täter

Beitrag von Celinde »

Manche Menschen haben akute Probleme; Liebeskummer, Arbeitslosigkeit o. ä. Daraus resultiert ihr Wunsch zu sterben. Diese Menschen brauchen Hilfe weiterzuleben. Andere Menschen leiden seit Jahren. Sie wollen nicht sterben, aber sie können nicht leben. Diese Menschen brauchen Hilfe zu sterben. Der unzulässiges Wort wird in dieser Gesellschaft verachtet. Der Selbstmörder wird als ein Täter behandelt. Die Behandlung nach einem erfolglosen Suizidversuch in der Psychiatrie ist teilweise entwürdigend.
Welche Möglichkeiten verbleiben einem, der nicht mehr leben kann? Ein Selbstmörder ist doch nicht egoistisch! Ich zumindest möchte keinem Zugführer das Leben versauen, weil er mich vor seiner Lok kleben hat oder den Spaziergänger, der mich nach dem Tod von der Brücke findet. Aber es gibt keine Alternative. Nicht der Selbstmörder ist schuld, sondern die Gesellschaft. Einem klar denkenden Menschen, der entschieden hat sein Leben zu beenden, der seinen Verstand benutzen kann, muss es erlaubt sein, einen kurzen schmerzfreien Tod zu bekommen.
Sobald der potentielle Selbstmörder seine Gedanken offenbart, wird er eingesperrt. Wie soll ihm dadurch geholfen werden? Er wird zum Lügen gezwungen, indem er seine Gedanken nicht mehr verrät.
Ich leide seit Jahren. Ich habe Angst vor dem Leben und vor dem Tod. Aber ich habe mich entschieden, ich muss sterben. Aber ich weiß nicht wie. Da mir ein einfacher Tod in diesem Land verweigert wird, werde ich auf schrecklichere Methoden zurückgreifen müssen, die dann wohl auch anderen Menschen das Leben erschweren. Bin ich schuldig? Ich möchte nur sterben, aber keinem schaden. Ich brauche Hilfe beim Sterben. Einen weiteren Psychiatrieaufenthalt ertrage ich nicht. Die Menschen die mich in den letzten Monaten am häufigsten angelogen haben waren Ärzte und Psychologen.
Jarrestadt
Beiträge: 251
Registriert: Donnerstag 30. Oktober 2008, 16:11

Beitrag von Jarrestadt »

gelöscht
Zuletzt geändert von Jarrestadt am Dienstag 4. August 2009, 17:40, insgesamt 1-mal geändert.
Celinde
Beiträge: 28
Registriert: Sonntag 4. Januar 2009, 00:26

Beitrag von Celinde »

Hallo Jarrestadt,

danke für deine Anregungen. Es ist unglaublich, dass ein so fortschrittliches Land wie es die BRD ist, über ein derart schlecht funktionierendes Gesundheitssystem verfügt. Es geht nicht mehr darum, wie einem Kranken geholfen werden kann. sondern vielmehr darum, anfallende Kosten möglichst gering zu halten.
Aber das marode Gesundheitssystem und die Unterversorgung durch Hartz IV sind eine, das Verbot der Freitodbegleitung eine andere Sache.
Psychische Erkrankungen und Suizidwünsche können auch im Luxus entstehen. Unabhängig von der sozialen Situation sollte ein Mensch sein Leben kurz und einfach beenden dürfen. Aber das Thema Suizid verursacht große Ängste, nicht nur in der Bevölkerung, sondern gerade bei den Ärzten und Psychologen. Weil sie wissen, dass sie bei bestimmten psychischen Erkrankungen nicht helfen können, dieses aber nie zugeben
würden. Weil ein Mensch, der sich das Leben nimmt, ein Beweis ihrer Hilflosigkeit ist. Weil sie dann selber in den Zwang kämen, sich rechtfertigen zu müssen und in Not gerieten, ihre Kompetenz zu bewahren.

Du hast recht, der Patient zählt nicht, sondern nur, dass dieser keinen allzugroßen Ärger bereitet.

Ich habe Kontakt zu Dignitas aufgenommen, aber es wird schwierig werden, entsprechende ärztliche Berichte und Gutachten zu bekommen. Ich hatte es bereits vor einiger Zeit einmal versucht, aber wenig Kooperationsbereitschaft von den Therapeuten erfahren.
Den Tod verweigern sie mir, aber Hilfe bieten sie mir ebenfalls nicht. Es es einfach absolut paradox. Überspitzt ausgedrückt: Ich muss leiden, damit diese ein ruhiges Gewissen haben können und sich lächelnd vergewissern können, dass ich noch am Leben bin.
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