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Re: Verzweiflung/Hoffnungslosigkeit
Verfasst: Dienstag 3. September 2024, 23:21
von Emely
Ich bin an den SpDi angebunden. Und an viele andere Stellen. Und so einen WG-Versuch hatte ich, wurde dort aber retraumatisiert....
Ich habe einfach das Gefühl, mich selbst verloren zu haben. Und ich bin sowieso kein Mehrwert für die Welt. Also, wozu durchhalten?
Das alles ist so anstrengend
Danke für Deine lieben Worte <3
Ich versuche nun erstmal zu schlafen. Bin ja heute erst nach Hause gekommen und brauche Zeit, um mich wieder zusammenzukleben. Weil ich mich echt auseinandergebrochen fühle.
Re: Verzweiflung/Hoffnungslosigkeit
Verfasst: Dienstag 3. September 2024, 23:56
von n°cturne
Emely hat geschrieben: ↑Dienstag 3. September 2024, 23:21
Und so einen WG-Versuch hatte ich, wurde dort aber retraumatisiert....
Verstehe … Das tut mir sehr Leid. Wäre tatsächlich auch eine meiner Befürchtungen. Aber Erfahrungen müssen auch nicht immer gleich sein. Ich selbst kämpfe sehr damit, mich nicht von meinen traumatisierenden und retraumatisierenden Erfahrungen komplett außer Gefecht setzen zu lassen …
Ich habe einfach das Gefühl, mich selbst verloren zu haben.
An diesem Punkt war ich auch schon so oft … Aber erstaunlicherweise bleibt der Kern in all dem Unrat, mit dem man überladen ist, doch meistens gleich … Man muss nur die Chance haben, ihn wiederzuentdecken … Aber manchmal erfüllt einen auch das leider mit Wehmut.
Und ich bin sowieso kein Mehrwert für die Welt.
Das kann ich mir kaum vorstellen. ♥︎
Das alles ist so anstrengend

I feel you … wie der Engländer sagen würde.
Danke für Deine lieben Worte <3
Sehr gerne. ♥︎
Ich versuche nun erstmal zu schlafen. Bin ja heute erst nach Hause gekommen und brauche Zeit, um mich wieder zusammenzukleben. Weil ich mich echt auseinandergebrochen fühle.
Mache das. ♥︎ Ein guter komatöser Schlaf kann einen oft wenigstens wieder ein wenig zusammenflicken … Ich wünsche Dir sehr, dass der Tag morgen schon wieder ein wenig besser aussieht. ♥︎
Re: Verzweiflung/Hoffnungslosigkeit
Verfasst: Mittwoch 4. September 2024, 03:20
von outofspace
hey,
wie lange kennen die dich, 9 wochen ? Wie lange kennen dich andere ?
Haben sie viele sehr lange test /Interviews gemacht ? Ich weiß halt nicht worum es genau geht, auch wenn ich einiges von dir las (wir kennen uns noch nicht ;)) und mir vlt was denken kann. So wie ichs gelesen habe hast du ja ein weites Helfernetz, die dich sicher schon länger kennen oder ?
Manchen DIagnosekrams dürfen die einen ja auch nur geben mit langen geführten Interviews.... macht aber kaum einer...nie erlebt.
Und selbst wenn, ich habs in einer Klinik auch erlebt, wo andere glaub ich so interviews hatten, und denen Diagnosen aberkannt wurden glaub ich, und online und so in den Bewertungen auch gelesen, bei bestimmten Diagnosen kommt es auch auf die Tagesform an...ist versteckter und müssten wiederholt werden etc. das muss echt nichts heißen. aber ich weiß wie gesgat ja nicht worums genau geht..
Ich kenne das auch, dass Leute einen wieder irgend eine Diagnose aufdrücken, vlt Dinge, die schon lange bebraben waren, und man froh war den Stempel los zu sein. Leute die einen paar Wochen oder paar Monate kennen, 2-3 Gespräche miteinander hatten ... Weißte was ? ich kann so Leute nicht mehr ernst nehmen ;) Vorallem wenns absolut absurd ist und längst widerlegt (erstrecht wenn man mir zuhören würde), oder Leute, die mich schon 10 Jahre kennen, anderer Meinung sind (und ich mich deren Meinungen anschließe).
MIttlerweile würde ich so jemanden sogar sofort ausschließen lol und nur noch belächeln als absoluten trottel xD - in einer Klinik natürlich schwierig,
Für mich bedeutet es die absolute inkonpetenz. Aber naja das ist nur so ein Gedanke...den ich teilen wollte. GLaube Diagnosen nehme ich nicht zu ernst. oft sind sie auch nur tiel für die Abrechnung, wurde mir auch mal gesagt... macht einen aber "wütend"
Ist natürlich hart, wenn man so lange für gekämpft hat, und dann sowas bei raus kommt.. das tut mir echt leid :/
Vlt kannst du ja die Tage von einem deiner Helfer-personen drüber reden ? Mal auskotzen, erholen, aufbauen...verarbeiten.
hoffe ich für dich.
Grüße
Re: Verzweiflung/Hoffnungslosigkeit
Verfasst: Donnerstag 19. September 2024, 04:13
von Emely
Sorry, für die späte Antwort.
Ich war und bin einfach sehr erschöpft.
Ja, sie haben Interviews und Tests gemacht und deshalb kann ich es noch weniger nachvollziehen, was die da mit der Diagnostik gemacht haben. Vor allem wollte ich an die Traumata ran und habe 9 Wochen nur um Diagnostik gekämpft. Es fühlt sich so sinnlos an. Und gleichzeitig so belastend. Als hätte ich keine Identität mehr. Als würde wieder jemand bestimmen, wer ich bin und wie ich zu sein habe.
Ich kann es gerade nicht besser beschreiben.
Die Suizidalität ist wieder auf einem erträglichen Level. Ich komme klar. Dafür habe ich mich nun fast 2 Wochen lang täglich selbstverletzt, was ich normals ja fast nie tue.
Egal.
Jedenfalls...Ich habe nun endlich einen ambulanten Psychotherapieplatz. Wir sind noch in den probatorischen Sitzungen. Aber ich hatte noch nie eine "Kassentherapie", also mal gucken, wie es wird. Ob das ein Hoffnungsschimmer sein kann.
Außerdem habe ich mir eine spezialisierte Tagesstätte für psychisch Kranke Frauen u.a. mit Schwerpunkt auf Trauma angeguckt. Ich fand es da ganz gut und leite nächste Woche alles in die Wege, damit ich da 2x die Woche für ein paar Stunden hingehen kann.
Ich finde es oft erstaunlich, wie viel Energie ich in sowas stecken kann, wenn ich eigentlich nichtmal mehr atmen will...
Ich schätze, ich werde nie in der Lage sein, einen Suizidversuch zu unternehmen. Selbst in tiefster Suizidalität rufe ich irgendwo an, gehe irgendwo hin und kümmere mich um Hilfsangebote. Auch wenn ich denke, die bringen eh nix mehr. Aber irgendwie scheine ich ja doch zu hoffen, sonst würde ich es ja nicht machen.
Ich fühle mich lächerlich. Und schäme mich dafür, dass ich euch hier die Ohren volljammere. Ich gehöre nichtmal hier ins Forum mit den ständigen Hilfsangeboten, Helfer-Listen und so. Tut mir leid, dass ich immer noch Hoffnung habe, dass jeder ein lebenswertes Leben findet

Re: Verzweiflung/Hoffnungslosigkeit
Verfasst: Donnerstag 19. September 2024, 14:18
von Hurlinger
Hallo Emely.
Warum solltest du nicht hierher gehören?
Hier sind noch viel mehr Leute, die den letzten Schritt nicht schaffen, da gehöre ich auch dazu. Dafür braucht man sich nicht zu schämen.
Den Gedanken solltest du streichen.
Das ist ja keine pubertäre Mutprobe, sondern eine nie mehr rückgängig zu machende Entscheidung, bzw. wenn es nicht richtig funktioniert ein u.U. langer, noch größerer Leidensweg.
Und vergiss nicht, dass es auch in fast jedem Menschen irgendwo einen unbändigen Überlebenstrieb gibt, den es auch zu überwinden gilt.
Ich empfinde Deine Beiträge nicht als Jammern.
Gruß
Hurlinger
Re: Verzweiflung/Hoffnungslosigkeit
Verfasst: Donnerstag 19. September 2024, 14:47
von n°cturne
Hurlinger hat geschrieben: ↑Donnerstag 19. September 2024, 14:18
Hallo Emely.
Warum solltest du nicht hierher gehören?
Hier sind noch viel mehr Leute, die den letzten Schritt nicht schaffen, da gehöre ich auch dazu. Dafür braucht man sich nicht zu schämen.
Den Gedanken solltest du streichen.
Das ist ja keine pubertäre Mutprobe, sondern eine nie mehr rückgängig zu machende Entscheidung, bzw. wenn es nicht richtig funktioniert ein u.U. langer, noch größerer Leidensweg.
Und vergiss nicht, dass es auch in fast jedem Menschen irgendwo einen unbändigen Überlebenstrieb gibt, den es auch zu überwinden gilt.
Ich empfinde Deine Beiträge nicht als Jammern.
Gruß
Hurlinger
Dem kann ich mich nur anschließen.
Re: Verzweiflung/Hoffnungslosigkeit
Verfasst: Donnerstag 19. September 2024, 14:53
von n°cturne
Emely hat geschrieben: ↑Donnerstag 19. September 2024, 04:13
Ich finde es oft erstaunlich, wie viel Energie ich in sowas stecken kann, wenn ich eigentlich nichtmal mehr atmen will...
Diese Energie habe ich leider nicht mehr. Es freut mich, dass Du es trotz allem noch schaffst, am Ball zu bleiben. Ich wünsche Dir viel Glück! ♥︎
Re: Verzweiflung/Hoffnungslosigkeit
Verfasst: Freitag 20. September 2024, 22:44
von Lexx
Emely hat geschrieben: ↑Donnerstag 19. September 2024, 04:13
(...)
Vor allem wollte ich an die Traumata ran und habe 9 Wochen nur um Diagnostik gekämpft. Es fühlt sich so sinnlos an. Und gleichzeitig so belastend. Als hätte ich keine Identität mehr. Als würde wieder jemand bestimmen, wer ich bin und wie ich zu sein habe.
Ich kann es gerade nicht besser beschreiben.
(...)
Jedenfalls...Ich habe nun endlich einen ambulanten Psychotherapieplatz.
(...)
Außerdem habe ich mir eine spezialisierte Tagesstätte für psychisch Kranke Frauen u.a. mit Schwerpunkt auf Trauma angeguckt.
(...)
Selbst in tiefster Suizidalität rufe ich irgendwo an, gehe irgendwo hin und kümmere mich um Hilfsangebote. Auch wenn ich denke, die bringen eh nix mehr. Aber irgendwie scheine ich ja doch zu hoffen, sonst würde ich es ja nicht machen.
(...)
Das oben Beschriebene fühlt sich alleine schon beim Lesen einfach nur schrecklich und erschreckend an, was man dort in dieser so genannten Spezialklinik mit dir veranstaltet und in welchem Zustand inklusive Begründung man dich zur Krönung vorzeitig entlassen hat. DAS ist lächerlich, widerwärtig, ekelhaft. Shame ON THEM!!! Wie muss es sich dann erst für dich selber anfühlen, die du das Ganze wahrhaftig 9 Wochen lang durchgemacht hast...
Das tut mir wirklich furchtbar leid dass dir so etwas angetan wurde, noch dazu ausgerechnet von den Menschen die dir doch eigentlich helfen sollten, denen du Vertrauen entgegengebracht hast und in die du so große Hoffnungen gesetzt hattest. Ich glaube jetzt habe ich einen kleinen Eindruck davon gewonnen, was Retraumatisierung bedeutet.
Also wenn es zu der hier als absolut zutreffend empfundenen "unterlassenen Hilfeleistung" auch noch den Tatbestand einer "vorsätzlichen, schweren und gefährlichen
Seelenverletzung" geben würde, dann dürften die verantwortlichen Herrschaften meinerseits wirklich überaus gerne die nächsten 5 bis 10 Jahre auf gemütlichen 3 x 3 Metern einfach mal gaaanz tiiief in sich gehen und sich schön selbst therapieren.
Unglaublich wieviel Kraft in dir steckt, wie du es schaffst
aus dir selbst heraus immer wieder aufzustehen und weiterzumachen, und dass du dir deine Hoffnung von niemandem zerstören lässt. Ich wünsche dir alles alles Gute für deine beiden neuen Therapiemodelle und dass du dir dann vielleicht auch wieder öfter innerlich bewusst machen kannst, wie stark du wirklich bist.
Liebe Grüße, Lexx ⚘
Re: Verzweiflung/Hoffnungslosigkeit
Verfasst: Samstag 21. September 2024, 19:10
von Dissolved_Alice
Emely hat geschrieben: ↑Donnerstag 19. September 2024, 04:13
Sorry, für die späte Antwort.
Ich war und bin einfach sehr erschöpft.
Ja, sie haben Interviews und Tests gemacht und deshalb kann ich es noch weniger nachvollziehen, was die da mit der Diagnostik gemacht haben. Vor allem wollte ich an die Traumata ran und habe 9 Wochen nur um Diagnostik gekämpft. Es fühlt sich so sinnlos an. Und gleichzeitig so belastend. Als hätte ich keine Identität mehr. Als würde wieder jemand bestimmen, wer ich bin und wie ich zu sein habe.
Ich kann es gerade nicht besser beschreiben.
Die Suizidalität ist wieder auf einem erträglichen Level. Ich komme klar. Dafür habe ich mich nun fast 2 Wochen lang täglich selbstverletzt, was ich normals ja fast nie tue.
Egal.
Jedenfalls...Ich habe nun endlich einen ambulanten Psychotherapieplatz. Wir sind noch in den probatorischen Sitzungen. Aber ich hatte noch nie eine "Kassentherapie", also mal gucken, wie es wird. Ob das ein Hoffnungsschimmer sein kann.
Außerdem habe ich mir eine spezialisierte Tagesstätte für psychisch Kranke Frauen u.a. mit Schwerpunkt auf Trauma angeguckt. Ich fand es da ganz gut und leite nächste Woche alles in die Wege, damit ich da 2x die Woche für ein paar Stunden hingehen kann.
Ich finde es oft erstaunlich, wie viel Energie ich in sowas stecken kann, wenn ich eigentlich nichtmal mehr atmen will...
Ich schätze, ich werde nie in der Lage sein, einen Suizidversuch zu unternehmen. Selbst in tiefster Suizidalität rufe ich irgendwo an, gehe irgendwo hin und kümmere mich um Hilfsangebote. Auch wenn ich denke, die bringen eh nix mehr. Aber irgendwie scheine ich ja doch zu hoffen, sonst würde ich es ja nicht machen.
Ich fühle mich lächerlich. Und schäme mich dafür, dass ich euch hier die Ohren volljammere. Ich gehöre nichtmal hier ins Forum mit den ständigen Hilfsangeboten, Helfer-Listen und so. Tut mir leid, dass ich immer noch Hoffnung habe, dass jeder ein lebenswertes Leben findet
Emely, mir schnürt sich die Kehle zu beim Lesen, ich finde deine Kraft bewundernswert und wünsche dir von Herzen, dass alles gut wird



PS: dachte das Forum sei zum "jammern" da?

Re: Verzweiflung/Hoffnungslosigkeit
Verfasst: Sonntag 22. September 2024, 01:07
von Emely
Danke für eure lieben Worte <3
(Smileys funktionieren nur noch zum Teil, ist das bei euch auch so?)
Ich bin auch sehr enttäuscht. Ob retraumatisiert, das weiß ich nicht. Ich kann die Klinik an sich empfehlen. Bei mir haben sie nur echt Mist gebaut und köhaben das dann nicht aufgefangen. Und die Einzige, die wirklich verstanden hat, wieso das Diagnosegedöns mich so tief in die Krise befördert hat, war die Bezugstherapeutin aus der Klinik. Im ambulanten Umfeld, so sehr ich mein Helfernetz schätze, versteht das niemand auch nur ansatzweise. Das macht es mir schwerer, aus der Krise rauszukommen.
Und der Entlassbericht kommt ja auch noch. Das wird dann nochmal sehr sehr hart werden....
Ich fühl mich echt wie...In einem Paralleluniversum gefangen.
Und wenn nichtmal die Klinik mir helfen kann, wer soll es noch können? Was stimmt nur nicht mit mir....
Ich fühle mich kaputt und zerstört. Als würde ich jetzt an dem sterben, an dem ich als Kind schon hätte sterben sollen und müssen. Als hätte ich überlebt, um jetzt qualvoll zu sterben. Ich will das ja gar nicht. Da ist so viel...Lebendigkeit in mir drin. Aber die scheint nicht...okay zu sein.
Deshalb fühle ich mich hier auch irgendwie unpassend. Sogar hier.
Ihr wollt nur endlich eine Lösung zum Sterben haben und ich komme halt wieder mit lebensbejahndem Gedöns um die Ecke. Ich schäme mich gerade dafür. Und es tut mir leid, dass ich so bin. Wirklich.
Re: Verzweiflung/Hoffnungslosigkeit
Verfasst: Sonntag 22. September 2024, 01:32
von Dissolved_Alice
Emely hat geschrieben: ↑Sonntag 22. September 2024, 01:07
Ich fühle mich kaputt und zerstört. Als würde ich jetzt an dem sterben, an dem ich als Kind schon hätte sterben sollen und müssen. Als hätte ich überlebt, um jetzt qualvoll zu sterben. Ich will das ja gar nicht. Da ist so viel...Lebendigkeit in mir drin. Aber die scheint nicht...okay zu sein.
Deshalb fühle ich mich hier auch irgendwie unpassend. Sogar hier.
Ihr wollt nur endlich eine Lösung zum Sterben haben und ich komme halt wieder mit lebensbejahndem Gedöns um die Ecke. Ich schäme mich gerade dafür. Und es tut mir leid, dass ich so bin. Wirklich.
Spinnst du? Sorry das zu lesen ist echt hart,
Mir fallen grad auch keine aufbauenden Worte ein, ich gebe ehrlich zu, dass ich manchmal auch schon von deiner lebensbejahenden Einstellung genervt war

aber andererseits wette ich, dass du für viele hier im Forum schon eine echte Hilfe warst. Wenn auch leise.
Das Gefühl überall fehl am Platz zu sein kenne ich zu gut.
Deshalb schreibe ich wahrscheinlich gerade auch, ohne zu wissen, was ich eigentlich sagen will.



Re: Verzweiflung/Hoffnungslosigkeit
Verfasst: Sonntag 22. September 2024, 05:27
von Lexx
Emely hat geschrieben: ↑Sonntag 22. September 2024, 01:07
(...)
Und die Einzige, die wirklich verstanden hat, wieso das Diagnosegedöns mich so tief in die Krise befördert hat, war die Bezugstherapeutin aus der Klinik. Im ambulanten Umfeld, so sehr ich mein Helfernetz schätze, versteht das niemand auch nur ansatzweise.
(...)
Ich fühle mich kaputt und zerstört. Als würde ich jetzt an dem sterben, an dem ich als Kind schon hätte sterben sollen und müssen. Als hätte ich überlebt, um jetzt qualvoll zu sterben. Ich will das ja gar nicht. Da ist so viel...Lebendigkeit in mir drin. Aber die scheint nicht...okay zu sein.
Deshalb fühle ich mich hier auch irgendwie unpassend. Sogar hier.
Ihr wollt nur endlich eine Lösung zum Sterben haben und ich komme halt wieder mit lebensbejahndem Gedöns um die Ecke.
(...)
Du kannst deine Gefühle und Gedanken wirklich sehr gut in Worte fassen, und ich kann absolut nachvollziehen, dass dich speziell die hochsensible Diagnose-Thematik regelrecht in deinen Grundfesten erschüttert hat. "Als hätte man dir die Identität genommen, als ergäbe nichts mehr einen Sinn, als würdest du wieder durch andere fremdbestimmt werden"- so hast du beschrieben, wie du diese Situation empfunden und erlebt hast.
Alles was du an zuvor gestellten Diagnosen vermutlich über einen gewissen zeitlichen Prozess des Wahrhaben-Könnens hinweg irgendwann wohl oder übel für dich akzeptiert hattest, und woran du jetzt ja auch ganz bewusst und zielorientiert in dieser Klinik arbeiten wolltest, wurde stattdessen ungefragt und unerbeten völlig auf den Kopf gestellt.
Wenn man nicht gesund ist, dann gehören seine Erkrankungen nun einmal zum Gesamtbild der eigenen Person untrennbar mit dazu, der auf dem Röntgenbild offensichtlich gebrochene Arm genauso wie die deutlich komplexer gebrochene Seele.
Und jede handfest gestellte Diagnose ermöglicht dem Betroffenen als Basis für den weiteren Verlauf zumindest diesbezügliche konkrete Handlungsoptionen. Therapierbare Erkrankungen stellen einem dabei sogar die greifbare Chance einer realistischen planbaren Zukunft in Aussicht, sie geben einem Hoffnung. Zerstört man jedoch das Fundament, dann bricht wortwörtlich alles darauf Aufgebaute in sich zusammen.
Liebe Emely, lass bitte nicht zu dass jemand dich so dermaßen verunsichert und an dir selbst zweifeln lässt, gib solchen Leuten nicht diese Macht über dich und über deinen Verstand. Du warst ein Opfer und Teile von dir sind immer noch tief darin gefangen- aber schau in den Spiegel und sehe dort die Überlebende und die Kämpferin, zu der du geworden bist. Eine Kämpferin, die sich sogar auch noch sooo stark für andere Leben einsetzt, nicht nur für das eigene.
Und sieh einmal wie riesig allein dieser Thread, dein Thread mittlerweile schon angewachsen ist. Vermutlich sind wir zwar nicht immer das tollste Publikum, aber du wirst gelesen. Wenn ich sehe wie du dich hier so oft mit helfender Hand und ganz viel Empathie einbringst, dann fällt mir dieser Spruch aus dem Talmud ein:
"Wer nur ein einziges Leben rettet, der rettet die ganze Welt."
Viele liebe Grüße, Lexx ✭★
Re: Verzweiflung/Hoffnungslosigkeit
Verfasst: Sonntag 22. September 2024, 19:28
von outofspace
ich habe eine Sache wieder gelöscht, in meinem Beitrag, weil ich die Lage nicht einschätzen könnte...und von mir weiß, dass es bei mir entgegengesetzte destruktive Handlung auslösen würde ;) Von "was weißt du schon, jetzt sterbe ich erst recht, nimmt mich nicht ernst".
die schlimmste Klinik löst wirklich mehr Handlungsdrang aus... noch was zu versuchen... erst das Loch und dann doch wie "Wut" im Sinne von:
"DAS kanns doch nicht gewesen sein". und aus der tiefsten verzweiflung heraus dann extremsten Drang alles weiter zu versuchen.
Bei einer positiven würde man doch denken, ich erhole mich mal, war gut,aber anstrengend, habe was erreicht, .. aber nun noch 20 thera anrufen, Wochenlang irgendwelche dämlichen total unterschiedlichen Anrufzeiten abzuklingeln. eher nicht ;)
Also irgendwas "Gutes", haben die schlimmsten Rehas doch ;) (also die, wo man wirklich hin will... und drauf gewartet hat, Zwangskram und Akut ist ja eh etwas andres.
Diagnosen sind eh schwierig, gibt ja auch welche bei denen es sehr versteckt ist, funktional, und zum Überleben versteckt wird, egal wie vertraut es ist etc etc..... oder ein "überspielen", anders zeigen aus Schutz, die sich dann erst wann andres zeigen...aber das kann ich natürlich nicht einschätzen und werde jetzt nicht schreiben woran ich da denke ;).
VIelleicht kannst du den Bericht ja erst lesen, wenn dich deine Thera besser kennt..... und dich vielleicht besser einschätzen kann, den Bericht und was drin steht... Oder ihr zusammen, oder zuerst sie, und dann du. Würde ja sonst nur zum nächsten Loch führen.
Hoffe dass deine Termine dort gut verlaufen und es passt.
EDIT: und vlt kann die die Person ja dann eine Einschätzng geben, was sie dazu denkt..
Re: Verzweiflung/Hoffnungslosigkeit
Verfasst: Mittwoch 25. September 2024, 11:47
von Emely
Ich gehe ein andern Mal auf euch ein, gerade geht es nicht.
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Ich habe gerade einen sehr...dunklen Moment.
Beim Jobcenter wurde ich heute für Erwerbsminderungsrente freigegeben. Und wieder hieß es, ich werde meinen erlernten Beruf nicht mehr ausüben können. Ich sei zu instabil. Ich sei dafür einfach nicht gesund genug.
Und ich will es hier nicht breittreten, aber mir tut es jedes Mal aufs Neue weh, das zu hören. Ich bemühe mich und versage immer wieder und komme nicht weiter.
Ich saß da und habe geweint.
Eine Betreuerin war dabei. Und hat hinterher mal kurz...schwierig reagiert. Ich würde alles immer so negativ sehen und da weiß sie gar nicht mehr, wie sie mir noch helfen soll. Das kam so aus dem Nichts heraus. Gestern war sie noch stolz, dass ich die schwierigen Termine gut geschafft habe (ihre Worte, nicht meine...) und heute bin ich falsch, nur weil ich geweint habe? Ich fühle mich hoffnungslos. Als könnte man mir nicht helfen und als sei es verschwendete Lebensmüh. So fühl ich mich selbst ja dauernd, aber es tut doppelt weh, wenn Helfer das auch so sehen. Es fühlte sich an, als würde sie nachtreten.
Und jetzt liege ich im Bett und kann nur noch weinen und mich elendig fühlen.
Es tut mir so leid, dass ich lebe

Re: Verzweiflung/Hoffnungslosigkeit
Verfasst: Mittwoch 25. September 2024, 12:36
von n°cturne
Oh je, das tut mir so leid. Kenne ähnliche Situationen auch zu genüge. Es sind einfach oft mehr äußere Umstände, Reaktionen und Verhaltensweisen, die einen wieder völlig aus dem Konzept bringen, als dass eben nur das eigene Innenleben das Problem wäre. Aber ich bin mir ganz sicher, dass bei Dir noch nicht aller Tage Abend ist. Selbst wenn Du heute zu instabil bist, wer sagt, dass das morgen oder übermorgen oder in einem Jahr auch noch der Fall ist. ♥︎