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Verfasst: Sonntag 23. Mai 2010, 08:53
von andre53
@vader,
ich denke dein Leid ist Ausdruck deiner Liebe zu deinem Sohn.
Wer nicht liebt wird auch nicht Leiden.
Das ist das Risiko der Liebe.
Dem Risiko kann man nur entgehen wenn man nicht liebt, aber wäre das wirklich die Alternative?

Ich denke du solltest dein Leid vielleicht auch einmal unter diesem Aspekt neu überdenken und vielleicht neu bewerten, vielleicht lässt es sich auch wieder in Liebe verwandeln?
Ich denke das wäre im Sinne deines Sohnes.

Darüber hinaus wenn du bei dir nach Schuld suchst, wirst du vermutlich keine Schuld finden sondern vielleicht Fehler. Aber diese Suche ist unsinnig, denn eine Betrachtung der Vergangenheit ist immer eine Form des Filterns und das Ergebnis ist nur ein kleiner Aspekt der Realität.
Was du finden wirst ist das du ein Mensch bist, der Fehler macht wie jeder andere auch.
Wenn wir das Endresultat aller unserer Handlungen im Vorhinein kennen würden und hellseherische Fähigkeiten hätten, selbst dann wäre es unmöglich Fehler zu vermeiden, weil wir den Zufall dabei übersehen.
Es ist manchmal schwer zu ertragen, dass wir so machtlos dem Leben gegenüber stehen müssen.

Verfasst: Sonntag 23. Mai 2010, 22:04
von Sklave
Sicher habe ja geschrieben das es Zeit braucht und nie ganz weg sein wird, ich habe viele Menschen verloren in meinem Leben.

Wenn ich mir bei einigen immer wieder den Kopf zerbrechen würde wäre ich schon längst Wahnsinnig geworden.

Nein den er hat nicht alles von seinem Sohn geerbt, wenn er selbst audgibt handelt er nicht anderst als sein Sohn.
Ich meine nicht er soll aufhören zu trauern und alles aus seinem Leben löschen was ihn mit seinem Sohn verbunden hat.
Wütend und Traurig zu sein gehört dazu.

Aber das nützt seinem Sohn der gegangen ist nichts, ihm selbst nicht und seiner Familie auch nicht, wenn er alle freude aus seinem Leben ausschliesst, alle die hier sind und noch irgendwelche Freude empfinden können in irgend etwas, nehmen die Freude an, dafon bin ich überzeugt, weil es ein bischen hilft das Leid zu vergessen.
Und auch er sollte dies tun und nicht sich selbst noch zusätzlich dafür bestrafen.

Und ich denke nicht das dies die Worte sind die er sagen würde:
Eher sowas: Papa gibt bitte nicht auf weil ich aufgegeben habe, du bist sträker als ich es war, versuch wieder Glücklich zu werden ich möchte nicht das du jetzt so traurig bist.

Natürlich ist es möglich sich selbst zu vergeben zwar kann ihm sein Sohn nicht mehr sagen das er ihm vergibt, aber im innersten weiss Vader das sein Sohn ihm vergeben hat.
Er muss diese Vergebung nur annehmen. Und dann kann auch er sich vergeben.
Vader du bist nur ein Mensch.
Vielleicht sagst du dir ich hätte es sehen müssen, wahrst du blind wohlmöglich, aber jetzt bist du genauso blind gegenüber Dir selbst.

Verfasst: Sonntag 23. Mai 2010, 23:04
von vader
Ja, Sklave,
Du meinst es gut - und Du hast mit dem, was Du sagst recht.
ich danke Dir auch für die Worte.

Weisst Du was - mein Psychotherapeut sagt mir seit fast eine Jahr dasselbe. In immer wieder anderem Gewand, auf alle Arten.

Und: ich verstehe es. Er hat auch Recht.

ABER: es kommt in meinem Gefühl nicht an. Es kommt nicht an. Ich wache morgens in einen Apltraum auf. Der geht bis Abends. Unterbrochen von wirklich schönen Momenten. Etwas wie Glück ist auch dabei. Ich habe eine absolut tolle Tochter. Und auch eine liebe Frau.
Ein Apltraum. Er wird anders, aber nicht besser.

Aber Grundsätzlich erlebe ich einen Dauerschmerz. Grausam.

Im Januar2008 war ich das letzte mal mit meinem Sohn Skifahren (er natürlich Snowboard. In Davos, Jacobshorn. Hammerwetter, Blauer Himmel, super Schnee, wenig Leute. Einfach der Hammer.
Er sagte zu mir Papa, mir macht gar nix mehr Freude. Ich habe keine Freude mehr.
Ich Depp sagte zu ihm: das kommt wieder. Schau aus dem Lift: das ist doch toll, Geniesse es.
Ich Depp ahnte nicht einmal, dass er alles sah, aber es kam nicht bei ihm an. Seinem Gefühl war es egal.
Er hat es mit seiner kleinen Kamera aufgenommen, den Schnee, die Sonne. Er hat es oft angeschaut. Daheim, überall. 12 Wochen später hat er es nicht mehr ausgehalten und ist geagngen.

Ich weiss, dass Du Recht hast. Und mein Therapeut auch und und und. Aber es kommt nicht an. Ich habe den ganzen Kack geerbt. Und ich sage Dir es ging mir davor blendend... .

Leider. Zu blendend.
Aber das ist vorbei.

Verfasst: Montag 24. Mai 2010, 04:28
von Sklave
Ich masse mir gar nicht an sein leid einzuschätzen.

Ein Kind zu verlieren ist as schlimmste was es gibt.

Vielleicht musst du für dich eine eigene Lösung suchen,
natürlich kommt es gegen dein Gefühl nicht an weil du es weisst aber nicht annehmen kannst.

Vielleicht hilft dir etwas wie Buse tun, das du anderen hilfst einer Organisation beitrittst, um Kinder zu helfen oder was auch immer.
Schreien was auch immer. Aber das kannst nur du für dich herausfinden.
Ja und du bist ein bischen wie wir hier alle. Genauso geht es vielen das sie einfach nicht mehr weiter wissen das jeder Tag ein neuer Alptraum ist.
Das Worte von anderen meist oft nicht mehr helfen.

Niemand sagt das man dies einfach so vergessen kann.
Ich lege dir nur Nahe das es auch ein Leben nach dem der Gegangenen gibt.
Nein nie das selbe aber ein anderes vielleicht nicht einmal so unglückliches Leben.
Vielleicht schaffst du es eines Tages so auf das zurück zu blicken das du dich mehrheitlich nur noch an das schöne erinnerst, weg von Vorwürfen an dich selbst.

Ein Auge wird immer weinen darüber, niemand wird dir etwas anderes sagen.
Je tragischer der Tod enes Kindes war desto härter für die Eltern.
Vielleicht hilft es Dir auch wenn du dich mehr mit dem Tod auseinander setzt. Mag nicht für dich gelten aber bei mir half es um zu verstehen mit dem Tod umzugehen, weil ich ihn nicht mehr als so schlimm betrachte.
Solange du noch schöne Momente empfinden kannst ist es nicht zu spät.

Wie gesagt zu reden hilft bei vielen nicht, ich denke auch nicht wenn du wirklich zugehört hättest hätte sich viel verändert.

Manchmal muss ne radikale Verbesserung hin und es reicht ein Mensch nicht aus um das leben eines anderen zu retten.
Wie geht deine Tochter mit der Situation um?

Verfasst: Montag 24. Mai 2010, 04:28
von Sklave
doppel

Verfasst: Dienstag 25. Mai 2010, 13:26
von Steven
Wäre mein Vater nicht, dann wäre ich wohl schon lange weg.
Das ist eine Zwickmühle, einerseits will ich nichtmehr, anderseits will ich meinen Vater nicht alleine in Trauer lassen.
Lebe mit meinem Vater im selben Haus von klein auf, was die Sache für mich nicht leichter macht, aber soll man wegen einer geliebten Person weiter leiden? Ich weiss es nicht, ich weiss momentan eh nix, klar ich würde nixmehr mitbekommen, aber alleine schon der Gedanke, tut sehr weh.

Verfasst: Dienstag 25. Mai 2010, 13:33
von Malaika
Steven hat geschrieben:aber soll man wegen einer geliebten Person weiter leiden?
Ob man es soll, weiß ich nicht. Wenn man es tut (wie du), finde ich es bewundernswert.

Verfasst: Dienstag 25. Mai 2010, 18:23
von vader
Und Steven,

wenn Dein Vater nicht gleich darauf eingeht - wer ist auf so ein Thema denn schon vorbereitet, um Himmels Willen (??? - ich war es NICHT), dann sprich es nochmal an. Und nochmals. Solange bis er es versteht - dass es Dir ERNST ist.

Es wird für ihn sehr sehr schwer sein, aber er hat eine Chance verdient, die zu helfen. Und je offener du bist, umso besser wird er reagieren.
Da bin ich mir ganz sicher.

Verfasst: Dienstag 25. Mai 2010, 22:09
von Steven
Genau das ist das Problem, er kann mir nicht helfen.
Es ist ja auch nicht seine Schuld, das ich nichtmehr will, sondern meine eigene.

Verfasst: Dienstag 25. Mai 2010, 23:37
von Malaika
Lieber Steven, ich habe die Erfahrung gemacht, dass man seine Familie leicht unterschätzt. In guten Zeiten traut man ihnen gar nicht zu, welches Potential sie in schlechten Zeiten entwickeln. Insofern finde ich den Vorschlag von Razze und Vader sehr gut, mit deinem Vater zu sprechen. Gib ihm die Chance, dich positiv zu überraschen!

Du schreibst: "Es ist ja auch nicht seine Schuld, das ich nichtmehr will, sondern meine eigene." Muss denn überhaupt jemand schuldig sein?

Re: denkt ihr an eure Familien

Verfasst: Mittwoch 26. Mai 2010, 00:15
von freaggle4711
Razze hat geschrieben:seit längerem lese ich hier im Forum, es erschreckt mich das ihr euch keinerlei Gedanken macht, wie eure Familien mit einem Suizid leben kann.
Verallgemeinerung. Meine Familie und mein gesamtes Umfeld wissen von meinem Vorhaben, von der Familie habe ich mich nun persönlich verabschiedet. Nicht jeder geht im Affekt, nicht jeder hat einen Ausweg wie zum Beispiel bei seltenen, unheilbaren Krankheiten.

Ich finde die Frage übrigens sehr provokativ. Man könnte auch auf vorsichtigem Wege erfragen ob sich derjenige der Tragweite seiner Entscheidung bewusst ist.

Verfasst: Mittwoch 26. Mai 2010, 14:31
von Sklave
Bei mir ist es gespalten aber bin ja auch nicht jung,
da ich sowieso gehen werde ist es für jemand jetzt echt ein Problem.
Dafür (hoffentlich) bleiben nacher keine Fragen offen.

Und alt jung macht da wirklich unterschiede.

Kurzgesagt je jünger du bist desto mehr Chancen hast du wirklich die Kurfe zu kriegen.
Für etwas hat man Eltern ja auch.
Wenn man sie noch hat.

Verfasst: Mittwoch 26. Mai 2010, 14:50
von melanie
Tja meine Eltern sind der einzige Grund warum ich noch hier bin.

Verfasst: Donnerstag 27. Mai 2010, 06:25
von Nigoki
Denke mal, die meisten machen sich sehr wohl Gedanken um ihre Familie bzw. ihr näheres Umfeld. Nur wird das von verhältnismäßig wenigen hier offengelegt.
Persönlich befasse ich mich auch oft damit und kaum ein Gedanke an das kommende ist davon nicht betroffen. Momentan ist es sowieso bei mir nicht ganz so einfach, da wohl abzusehen ist, dass eine viel wichtigere Person in meiner Familie demnächst gehen wird. Und dieser möchte ich nicht ihre letzten Wochen versauen und schonmal vorangehen. Auch wenn diese Situation nicht wäre, diese ganzen Gedankenspielchen drücken eben ziemlich aufs Gewissen sodass eben zeitweise ausgeblendet werden müssen, speziell in diesem Forum, wo es ja oft um "kalte" Planung und Methodik geht.
Wie oft lag ich schon in meinem Bett und hab geheult wie ein Schlosshund, wenn ich an meinen kleinen Bruder denken musste. Er ist ziemlich... nunja, freigeistig (verdammt, irgendwie fehlen die richtigen Worte, noch zu früh am Morgen) was man von kaum jemandem sonst im familären Umfeld sonst sagen kann (ziemlich konservativ eingestellt). Und in gewisser Weise verbindet uns das ziemlich stark, vom Geschisterlichen her mal ganz ab. Was wird er wohl denken? Wird er diese Entscheidung akzeptieren können? Wie wirkt sich das auf sein späteres Leben aus? Gut, er ist zwar "schon" 18, aber sowas wird doch noch prägend sein.
Ähnlich mit meiner Schwester. Sehr moralisch eingestellt, hat zwar ihre kleinen Macken, aber im Großen und ganzen trotz ihrer Kindlichkeit, die ab und an mit ihr durchgeht, eine verdammt vernünftige junde Frau. Wird sie das verkraften? Wie wird sie in ihrem weiteren Leben damit umgehen? Vieles bei ihr setzt ziemlich tief an, sie gedenkt auch immer noch ihrem Urgroßvater, der schon vor einigen Jahren gestorben ist, obwohl sie ihn kaum gekannt hat.
Bevor das hier ausartet, hör ich lieber auf. Klar, nicht jeder im Forum hat noch einen halbwegs intakten familiären Kontakt, aber den einen oder anderen wird es schon geben, um den man sich nen Kopf macht. Nur, wie gesagt, vermute ich mal, dass viele es einfach zeitweise verdrängen, denn ständig mit diesen Gedanken um sich zu werfen zehrt unglaublich an den Nerven. Wenn man ständig diese Überlegungen mit sich rumträgt, macht man sich noch mehr kaputt, als es ohnehin schon der Fall ist. Der Entschluss steht zwar und wird durch solche Überlegungen auch die meisten nicht davon abbringen, nur das Gewissen, dass man eben auch im nachhinein eine gewisse Verantwortung trägt... könnte mich selbst dafür verdammen, sie im Stich zu lassen, aber andererseits weiß man, dass der Tag kommen wird, an dem man seinen Schlussstrich ziehen muss, weil man eben am Abgrund angekommen ist und nur noch etwas die Landschaft betrachtet.

just my 2 cent

Verfasst: Donnerstag 27. Mai 2010, 13:04
von vader
ganz offen:

man verkraftet das NICHT. Niemand aus dem engsten Umfeld wird das verkraften. Bei diesen Menschen stirbt ein großer Teil von Ihnen ebenfalls. Das Leben wird NIE wieder so sein wie vorher. Es wird kaputt sein. Hin und wieder kann man lachen, hin und wieder etwas glücklich sein. Aber innen drinnen ist alles kaputt.

Das ist bei einem Unfall etc anders.
NICHT so bei Suizid.

Das Leben Deiner Schwester und das Deines Bruders werden kaputt sein. Das Deiner Eltern auch.

Ich möchte Dir kein schlechtes Gewissen machen. Du denkst ja selber schon in die Richtung.

Aber die Landschaft, die Du da ansprichst, wird für die, die überleben (ja - so ist es man überlebt. Man verkraftet das nicht. Man überlebt) eine total andere sein.

Das geht von langsamen Dahinleiden (NEBEN der Trauer!!), Berufsunfähigkeit, Psychosen, Krankheiten im extremen Fall bis zum Tod. Für alles habe ich Beispiele. Leider viele.

Ich selber bin in psychotherapeutischer Behandlung, seit mein Sohn diesen Weg ging. Und es geht mir immer schlechter. Nicht besser.
und: NEIN - das war nicht schon vorher so.

Man hat NICHT nur die Verantwortung für das eigene Leben. So ist das eben NICHT.

Und das ist nichts anderes als die nackte Wahrheit. Keine Emotionen dabei. Soist das. Das gehört zu Eurer Entscheidung dazu! Das gehört dazu.