Guten Tag
Ich setze mich nun seit meinem 14ten Lebensjahr mit dem Freitod auseinander. Die Gründe hierfür mögen Vielfältig sein. Sicherlich liegen die Gründe dafür auch in meiner Kindheit und Jugend. Aber das soll nicht der Grund für meinen Beitrag hier sein. Nein, vielmehr möchte ich Antworten. Antworten auf Fragen die man sonst nirgendwo stellen darf in unserer ach so aufgeklärten und klugen Gesellschaft.
Bei meiner Recherche, wobei ich auch sehr intensiv mich durch das Forum der Dignitas gelesen habe, jedoch auch mit dem Freitod allgemein (Wie ich es seit Jahren schon tue) und dem Thema Sterbehilfe bin ich auch auf einige interessante Texte/Nachrichten gestoßen.
Zum Teil bin ich schockiert, zum Teil positiv überrascht.
Positiv in dem Sinne, dass ich die Arbeit der Dignitas durchaus als Positiv ansehe, da ich mich deutlich für die Sterbehilfe ausspreche.
Nur ein Grund, warum ich den Aufnahmeantrag an Dignitas bereits ausgefüllt bei mir auf dem Schreibtisch liegen habe.
Doch dann hat mich ein erst kürzlich geschriebener Foren eintrag hier ein wenig schockiert und Nachdenklich gemacht.
Natürlich ist es richtig von der Dignitas nicht jeden sterben zu lassen der sterben will, weil er sich gerade in einer Kriese befindet.
Doch wenn ich dann hier ein Beispiel lese, nachdem einem 21 jährigen Deutschen(Ich bin Deutscher und lebe auch in Deutschland) die Wahl zum Freitod in Aussicht gestellt wird, wenn er jegliche Nahrungsaufnahme verweigert.
Da frag ich mich doch und das sollten Sie sich Herr Minelli auch fragen, in welcher Welt leben wir? Wollen Sie mir wirklich erzählen, dass das eine alternative ist? Also mal ganz ehrlich. Wenn man mir diesen Vorschlag unterbreiten würde, würde ich jegliches Vertrauen in die Person verlieren. Denn sowas ist nach meinen Vorstellungen einfach nicht ernst zu nehmen. Da schmeiß ich mich ja lieber vor den nächsten ICE.
Ich selber habe auch bereits einen Suizidversuch hinter mir oder bezeichnen wir es mehr als Hilfeschrei. Dieser liegt bereits ein paar Jahre zurück, seit dem weiß ich zumindest genau, wenn ich es das nächstemal versuche, dann mach ich es richtig und rede nicht vorher darüber. Denn das einzige was passiert wenn es schief geht ist, dass man noch mehr Qualen ertragen muss als vorher schon. Das sind meine persönlichen Erfahrungen. Aus dieser Erfahrung heraus, muss ich sagen, dass ein begleiteter Suizid das Beste ist, was einem Suizidanten passieren kann.
Ich glaube, dass einzige was mich in den letzten Jahren davon abgehalten hat es durchzuziehen, ist der Gedanke, dass auch jemand meine Leiche wegräumen müsste(in erster Linie Gedanken an meine Familie welche evt. Meine Leiche finden würden). Hört sich jetzt kalt ausgedrückt an, aber das sind meine ersten Gedanken die mir zusammen mit den Gedanken an Freiheit und Erlösung beim Thema Suizid einfallen. Und seien wir mal ehrlich. Ein erfolgreicher Suizid ist für den „normalen“ Suizidanten nur auf sehr brutale Art schmerzfrei und schnell möglich. Von daher möchte ich nochmal meine Verachtung zu Vorschlägen a la Verhungern aussprechen. Es ist einfach nicht dass, was ich mir von einem Mitarbeiter der Dignitas erwarte. Nein ich möchte nicht, dass jeder die Pille in die Hand bekommt mit der er sich umbringen kann wenn ihm gerade danach ist. Das wäre Fatal. Vielleicht habe ich es auch einfach falsch aufgefasst, da ich die Hintergründe und die Geschichte bzw. den damaligen Ablauf des 21. Jährigen Deutschen nicht kenne. In dem Fall bin ich selbstverständlich auch bereit mich bei Ihnen Herrn Minelli zu entschuldigen. Das einzige was ich möchte, sind Antworten und mit Sicherheit möchte ich hier niemanden angreifen, denn ich denke, dass sich die Boote derer Menschen die sich an Dignitas wenden nicht weit auseinander liegen.
Zum schluss möchte ich nochmal auf einen Beitrag aus diesem Forum ansprechen, in dem es um Ethik ging. Nach Ansicht einiger Menschen sei es Ethisch nicht vertretbar aktive Sterbehilfe zu leisten. Herr Minelli hatte an dieser Stelle auch eine sehr schöne und passende Antwort gefunden (Ich weiss, dass Dignitas keine aktive Sterbehilfe leistet).
Doch genau dieses Thema möchte ich doch mal in Frage stellen, ohne eine endlose Diskussion auslösen zu wollen. Ist es Ethisch vertretbar, einen Menschen zu einem Leben in dieser Ignoranten Gesellschaft zu zwingen? Ja natürlich, es wird keiner gezwungen zu Leben, jedoch werden einem die Möglichkeiten zu einem schmerzfreien Tod genommen. Das Thema habe ich herauf und hinunter recherchiert da auch ich regelmäßig mir über Möglichkeiten des schmerzfreien Todes Gedanken mache. Doch sehe ich hier kein Licht am Ende des Tunnels. Weder in meinem Leben noch in einem kaum realisibar schmerzfreien Tod. Und das soll Ethisch vertretbar sein?
Nein nicht mit mir. Aber das System zur „Heilung“ eines Suizidanten welches mir angeboten wird als Suizidant ist für mich ethisch nicht vertretbar. Ich habe die Wahl zwischen Psychiatrie, einem schmerzhaften Freitod und einem qualvollen Leben in einer Ignoranten Gesellschaft. Wo bleibt alternative vier? Der legale schmerzfreie Freitod!!!
In diesem Sinne soll es das auch erstmal gewesen sein. Ich könnte noch ewig mich über das Thema und den Hass den ich auf unsere Gesellschaft spüre schreiben, jedoch bin ich mir sicher, dass ich da nicht der einzige bin. Von daher sind ab hier Antworten, Argumente und Kritik willkommen.
spiritoffreedom
Verzweifelte Suche nach Antworten
Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator
-
- Beiträge: 12
- Registriert: Dienstag 1. Juli 2008, 20:35
Hallo spiritoffreedom,
den Vorschlag mit dem Verhungern finde ich auch äußerst makaber. Bedenken Sie aber daß Dignitas sicherlich Probleme bekommen wird wenn sie genaue Informationen zu einem sicheren und schmerzfreien Suizid preisgeben würden. Man würde Dignitas für jeden Suizid von einer nur vorrübergehend depressiven Person verantwortlich machen. Ist zwar Quatsch, aber leider Tatsache. Da muß man halt mal Berichte in den Medien verfolgen z.B. Mensch und Recht Nr 107 Seite 3 http://www.dignitas.ch/Mensch/MR107.pdf
oder mal nach Roger Kusch googlen. In einigen Berichten findet man die Infos was verwendet wird. Viele Onlineaphotheken im Ausland verlangen kein Rezept...
Gruß
andy
den Vorschlag mit dem Verhungern finde ich auch äußerst makaber. Bedenken Sie aber daß Dignitas sicherlich Probleme bekommen wird wenn sie genaue Informationen zu einem sicheren und schmerzfreien Suizid preisgeben würden. Man würde Dignitas für jeden Suizid von einer nur vorrübergehend depressiven Person verantwortlich machen. Ist zwar Quatsch, aber leider Tatsache. Da muß man halt mal Berichte in den Medien verfolgen z.B. Mensch und Recht Nr 107 Seite 3 http://www.dignitas.ch/Mensch/MR107.pdf
oder mal nach Roger Kusch googlen. In einigen Berichten findet man die Infos was verwendet wird. Viele Onlineaphotheken im Ausland verlangen kein Rezept...
Gruß
andy
-
- Beiträge: 154
- Registriert: Freitag 1. Juni 2007, 15:30
Hi spiritoffreedom,
ich teile Deine Gedanken, ich find die Idee des Nahrungsverweigerns auch unmöglich, sowas ist nicht vertrauensförderlich.
Leider leben wir, wie Du vollkommen richtig erkannt hast, in einer ignoranten Gesellschaft. Und diese legt wert darauf ihre "Mitglieder" Sklaven? zu behalten, so wie eine Diktatur ne Mauer braucht, daher kann eine Organisation wie Dignitas auch nicht frei helfen.
ameisenbär
ich teile Deine Gedanken, ich find die Idee des Nahrungsverweigerns auch unmöglich, sowas ist nicht vertrauensförderlich.
Leider leben wir, wie Du vollkommen richtig erkannt hast, in einer ignoranten Gesellschaft. Und diese legt wert darauf ihre "Mitglieder" Sklaven? zu behalten, so wie eine Diktatur ne Mauer braucht, daher kann eine Organisation wie Dignitas auch nicht frei helfen.
ameisenbär
Hallo,
bevor ich vor 10 Jahren krank wurde hatte ich einige Jahre im Pflegedienst gejobbt (die Arbeit hatte ich gerne gemacht); u. a. auch einmal in einem Pflegeheim. Dort hatte eine alte Frau beschlossen keine Nahrung mehr zu sich zu nehmen - sie hatte genug von ihrem Elend. Die Heimleitung hatte das akzeptiert und sie sterben lassen; unter ausreichender Flüssigkeitszufuhr. Einen anderen Weg gab es nicht für die alte Dame.
Selbstverständlich ist das aber nicht, in Deutschland, dass die Heimleitung dabei kooperiert. Viele Heime beschließen in solchen Fällen eine Zwangsernäherung und lassen ihren hochbetagten Pflegefällen im Krankenhaus noch eine Magensonde durch die Bauchdecke stechen.
Da ist es ja fast eine "beruhigende Nachricht" wenn ich in unsere lokalen Zeitung lese, dass die mittlere Lebensdauer von 3 Jahren im Pflegeheim in unserer Stadt im Jahre 2003 auf nunmehr 2 Jahre im Jahre 2007 geschrumpft ist.
LG, Martinus
bevor ich vor 10 Jahren krank wurde hatte ich einige Jahre im Pflegedienst gejobbt (die Arbeit hatte ich gerne gemacht); u. a. auch einmal in einem Pflegeheim. Dort hatte eine alte Frau beschlossen keine Nahrung mehr zu sich zu nehmen - sie hatte genug von ihrem Elend. Die Heimleitung hatte das akzeptiert und sie sterben lassen; unter ausreichender Flüssigkeitszufuhr. Einen anderen Weg gab es nicht für die alte Dame.
Selbstverständlich ist das aber nicht, in Deutschland, dass die Heimleitung dabei kooperiert. Viele Heime beschließen in solchen Fällen eine Zwangsernäherung und lassen ihren hochbetagten Pflegefällen im Krankenhaus noch eine Magensonde durch die Bauchdecke stechen.
Da ist es ja fast eine "beruhigende Nachricht" wenn ich in unsere lokalen Zeitung lese, dass die mittlere Lebensdauer von 3 Jahren im Pflegeheim in unserer Stadt im Jahre 2003 auf nunmehr 2 Jahre im Jahre 2007 geschrumpft ist.
LG, Martinus