Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur
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Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur
"Es geht dies wohl nicht mit rechten Dingen zu, ich meine, einerseits die kalte Gleichgültigkeit, welche die Gesellschaft dem Menschen zeigt, und die erhitzte Sorge um ihn, wenn er aus dem Verband der Lebenden freiwillig auszutreten im Begriffe steht. Ist er ihr Eigentum?" (Jean Améry)
Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur
Das sind zweierlei Aussagen: a) dass die `Gesellschaft` erst dann Interesse zeigt, wenn jemand sich suizidieren will/tut, und b) dass die Gesellschaft den Einzelnen als ihr Eigentum betrachtet. In eins fielen beide Aussagen nur dann wenn der Gesellschaft lediglich das faktische Dasein ihrer Eigentums von Wert wäre, genauer: deren Verfügbarkeit, nicht aber ihr Sosein. Ist dem aber so? Das erforderte eine differenzierte Antwort.Peterchen hat geschrieben:"Es geht dies wohl nicht mit rechten Dingen zu, ich meine, einerseits die kalte Gleichgültigkeit, welche die Gesellschaft dem Menschen zeigt, und die erhitzte Sorge um ihn, wenn er aus dem Verband der Lebenden freiwillig auszutreten im Begriffe steht. Ist er ihr Eigentum?" (Jean Améry)
Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur
Zumindest ist das Sosein im Sinne einer guten Lebensqualität für die Gesellschaft von geringem Interesse. Das zeigt sich eigentlich überall. An der ganzen sozialdarwinistischen Struktur unserer Gesellschaft, daran, dass man Hartz IV-Empfängern beim ersten Anzeichen von Renitenz auch noch das Existenzminimum verweigert, an den Zuständen in vielen Alters- und Pflegeheimen usw.Girlxxx hat geschrieben:Peterchen hat geschrieben: Das sind zweierlei Aussagen: a) dass die `Gesellschaft` erst dann Interesse zeigt, wenn jemand sich suizidieren will/tut, und b) dass die Gesellschaft den Einzelnen als ihr Eigentum betrachtet. In eins fielen beide Aussagen nur dann wenn der Gesellschaft lediglich das faktische Dasein ihrer Eigentums von Wert wäre, genauer: deren Verfügbarkeit, nicht aber ihr Sosein. Ist dem aber so?
Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur
Ich zweifle einfach, dass solche Realitäten wirklich eine Spiegelung der (Des)Interessen (von wem auch immer) sind. Vielmehr glaube ich, dass die Systemzwänge (darunter die völlige Dominanz von Wissenschaft/Technik, Wirtschaft und Militär) hier entscheidend sind (man könnte aber auch argumentieren, dass solche scheinbaren Sachzwänge sich bloss in den Köpfen von Machtträgern und Entscheidungsbefugten als unabdingbare darstellen...was ich nur bedingt glaube).Peterchen hat geschrieben:Zumindest ist das Sosein im Sinne einer guten Lebensqualität für die Gesellschaft von geringem Interesse. Das zeigt sich eigentlich überall. An der ganzen sozialdarwinistischen Struktur unserer Gesellschaft, daran, dass man Hartz IV-Empfängern beim ersten Anzeichen von Renitenz auch noch das Existenzminimum verweigert, an den Zuständen in vielen Alters- und Pflegeheimen usw.Girlxxx hat geschrieben:Peterchen hat geschrieben: Das sind zweierlei Aussagen: a) dass die `Gesellschaft` erst dann Interesse zeigt, wenn jemand sich suizidieren will/tut, und b) dass die Gesellschaft den Einzelnen als ihr Eigentum betrachtet. In eins fielen beide Aussagen nur dann wenn der Gesellschaft lediglich das faktische Dasein ihrer Eigentums von Wert wäre, genauer: deren Verfügbarkeit, nicht aber ihr Sosein. Ist dem aber so?
Anknüpfend an das Zitat von Amery, wäre die `Gesellschaft` dann nur insoweit an ihrem Eigentum interessiert als es Mehrwert verspricht...warum es aber dann auch ein Interesse daran haben sollte Suizidwillige von ihrer Tat abzuhalten, scheint das Widersprüchliche daran zu sein.(Wer eben diese `Gesellschaft` sei, ist das Rätsel...wären die Lenker und Macher dingfest zu machen, dann würde sich das Ganze in einem hoffnungsvolleren Licht darstellen. Sind es die Politiker? Und sind diese nicht a priori und notwendigerweise durch das System `korrumpiert` worden? Oder ist es gar die Menschennatur und in diesem Sinne ein dann kaum transformierbarer Sozialdarwinismus?). Etc. etc.
Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur
Darauf bin ich schon mal eingagengen. Erstens ist nicht jeder, der einen rationalen Grund für einen Suizid hat, erwerbsunfähig. Und pflegebedürftige Alte sichern Arbeitsplätze (Ärzte, Pflegekräfte, Pharma) und sind gezwungen, Ersparnisse auszugeben, die sie andernfalls vielleicht vererben würden. Insofern ist die Ächtung von Suizid ökonomisch nicht unbedingt irrational.Girlxxx hat geschrieben: Anknüpfend an das Zitat von Amery, wäre die `Gesellschaft` dann nur insoweit an ihrem Eigentum interessiert als es Mehrwert verspricht...warum es aber dann auch ein Interesse daran haben sollte Suizidwillige von ihrer Tat abzuhalten, scheint das Widersprüchliche daran zu sein.
Aber davon abgesehen ist die Gesellschaft ja nicht vollkommen rational und auch nicht zwangsläufig nur ökonomisch orientiert. Die christliche Ächtung des Suizids wirkt immer noch mächtig nach, obwohl sich das Christentum längst auf dem absteigenden Ast befindet. Und dann könnte es auch sein, dass die Gesellschaft - konkret z.B. Politiker wie Müntefering - es als Kränkung empfinden, wenn jemand diesem Leben und diesem System freiwillig den Rücken kehrt.
Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur
Aber das erste ist ein eher schwaches Argument: `die Gesellschaft` ist gegen jeden Suizid, nicht nur gegen jenen von Erwerbstätigen. Das zweite Argument überzeugt im Grunde auch nicht (analog zum Erhalt des Gefängniswesens in den USA). Lediglich wenn die genannten Profiteure so viel Macht hätten um bei Ungehorsamkeit des Staates ihren Interessen gegenüber, einen finanziell grösseren Schaden zu verursachen (und, dass alte Menschen insgesamt kosten, ist doch völlig klar), wäre das Argument stimmig. Viel mehr (oder evt. weil eben Vermutetes zutrifft?) verweist du damit auf die Tendenz von Teilsystemen sich selbst zu erhalten. Bezüglich irrationaler Gründe: da die Kirche in Deutschland recht viel Einfluss hat, ist wohl das auch ein solcher Grund. Dass jeder Politiker sein eigenes Süppchen kocht, ist wohl allzumenschlich, ob das aber wirklich von Gewicht ist, wage ich zu bezweifeln (es sei denn viele massgebliche Personen hätten diesbezüglich ähnliche persönliche Motive).Peterchen hat geschrieben:Darauf bin ich schon mal eingagengen. Erstens ist nicht jeder, der einen rationalen Grund für einen Suizid hat, erwerbsunfähig. Und pflegebedürftige Alte sichern Arbeitsplätze (Ärzte, Pflegekräfte, Pharma) und sind gezwungen, Ersparnisse auszugeben, die sie andernfalls vielleicht vererben würden. Insofern ist die Ächtung von Suizid ökonomisch nicht unbedingt irrational.Girlxxx hat geschrieben: Anknüpfend an das Zitat von Amery, wäre die `Gesellschaft` dann nur insoweit an ihrem Eigentum interessiert als es Mehrwert verspricht...warum es aber dann auch ein Interesse daran haben sollte Suizidwillige von ihrer Tat abzuhalten, scheint das Widersprüchliche daran zu sein.
Aber davon abgesehen ist die Gesellschaft ja nicht vollkommen rational und auch nicht zwangsläufig nur ökonomisch orientiert. Die christliche Ächtung des Suizids wirkt immer noch mächtig nach, obwohl sich das Christentum längst auf dem absteigenden Ast befindet. Und dann könnte es auch sein, dass die Gesellschaft - konkret z.B. Politiker wie Müntefering - es als Kränkung empfinden, wenn jemand diesem Leben und diesem System freiwillig den Rücken kehrt.
Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur
Ich kenne heute schon sehr viele Menschen, die für Sterbehilfe sind, es hat ein Umdenken eingesetzt, nur das braucht Zeit.Aber das erste ist ein eher schwaches Argument: `die Gesellschaft` ist gegen jeden Suizid, nicht nur gegen jenen von Erwerbstätigen.
Allein schon, dass es dieses Forum gibt, wie auch Sterbeorganisationen, zeigt, dass was passiert.
Ihr solltet auch nicht der Gesellschaft den schwarzen Peter zuschieben, jeder hat das Recht zu gehen, nur muss er es eben selber machen.
Nur weil viele nicht den Mut dazu finden, muss man den Fehler nicht bei anderen suchen, oder sie gar in die Verantwortung nehmen.
Wenn Menschen nicht töten wollen - sollte man das akzeptieren.
Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur
Stimmt natürlich was die Meinung des `Fussvolkes` bezüglich aktive/passive und begleiteten SH betrifft (betreffs Suizid wäre ich da skeptisch). Nur hatte `Peterchen` mit `Gesellschaft` eben vor allem die Machtträger im Auge...ich tendenziell zumindest auch die Eigendynamik gesellschaftlicher Subsysteme.Rasiel hat geschrieben:Ich kenne heute schon sehr viele Menschen, die für Sterbehilfe sind, es hat ein Umdenken eingesetzt, nur das braucht Zeit.Aber das erste ist ein eher schwaches Argument: `die Gesellschaft` ist gegen jeden Suizid, nicht nur gegen jenen von Erwerbstätigen.
Allein schon, dass es dieses Forum gibt, wie auch Sterbeorganisationen, zeigt, dass was passiert.
Ich dachte `Schuld sind immer nur die anderen` sei einer deiner sonst üblichen Grund-Maximen...Ihr solltet auch nicht der Gesellschaft den schwarzen Peter zuschieben, jeder hat das Recht zu gehen, nur muss er es eben selber machen.
Nur weil viele nicht den Mut dazu finden, muss man den Fehler nicht bei anderen suchen, oder sie gar in die Verantwortung nehmen.
Einerseits für begleiteten Suizid, andererseits sollte keiner müssen...passt alles irgendwie nicht so ganz zusammen. Aber auch das einer deiner Grund-Maximen (die du leider knallhart durchziehst). Wenn jeder sich selber suizidieren können sollte, es aber nicht kann, hat er eben Pech gehabt, so du einerseits...anderseits: pro begleiteten Suizid (der doch auch für jene gedacht ist, die zumindest auch gerade keinen Suizid auf harte Art durchführen wollen/können).Wenn Menschen nicht töten wollen - sollte man das akzeptieren.
Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur
Einerseits für begleiteten Suizid, andererseits sollte keiner müssen...passt alles irgendwie nicht so ganz zusammen. Aber auch das einer deiner Grund-Maximen (die du leider knallhart durchziehst). Wenn jeder sich selber suizidieren können sollte, es aber nicht kann, hat er eben Pech gehabt, so du einerseits...anderseits: pro begleiteten Suizid (der doch auch für jene gedacht ist, die zumindest auch gerade keinen Suizid auf harte Art durchführen wollen/können).
Das passt sehr wohl zusammen.
Ich bin unter bestimmten Voraussetzungen für den begleiteten Suizid --- aber kein Arzt, keine Krankenschwester oder sonst jemand muss gegen seinen Willen dabei helfen.
Was du richtig erkannt hast ist, das es jeder alleine tun sollte, wenn derjenige dazu nicht oder nicht mehr in der Lage ist, darf er es von keinem anderen verlangen !
Es sei denn - derjenige tut es freiwillig.
Wenn wir heute sagen würden Sterbehilfe ist erlaubt - müssen wir erst Menschen finden, die kein Problem haben dabei zu helfen. Das ist doch nicht so schwer zu verstehen oder ?
Was mich stört ist - wenn jemand der an keiner tödlichen Krankheit leidet, seinen Suizid einfordern möchte als sein Recht.
Auch bei Dignitas muss der Sterbewillige in der Lage sein, das Getränk selbst zu trinken.
Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur
Nur gegen den Suizid von Erwerbstätigen zu sein, wäre eine so offensichtlich inhumane Einstellung, dass niemand sie zugeben würde. Das heißt aber nicht, dass die pauschale Ablehnung von Suizid nicht auch ökonomisch motiviert ist. Gerade bei der Ächtung von Sterbehilfe sind die ökonomischen Motive kaum zu übersehen.Girlxxx hat geschrieben: Aber das erste ist ein eher schwaches Argument: `die Gesellschaft` ist gegen jeden Suizid, nicht nur gegen jenen von Erwerbstätigen.
Ich glaube, dass diese irrationalen Gründe sehr verbreitet sind. Ich glaube, viele Menschen empfinden den Suizid als eine Kränkung ihrer eigenen Verklärung des Lebens. So wie jemand, der sich damals einreden wollte, dass die DDR das bessere System ist, durch Republikflüchtlinge gekränkt wurde.Bezüglich irrationaler Gründe: da die Kirche in Deutschland recht viel Einfluss hat, ist wohl das auch ein solcher Grund. Dass jeder Politiker sein eigenes Süppchen kocht, ist wohl allzumenschlich, ob das aber wirklich von Gewicht ist, wage ich zu bezweifeln (es sei denn viele massgebliche Personen hätten diesbezüglich ähnliche persönliche Motive).
Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur
Hm...sehe ich anders. Wenn die SH gesetzlich geregelt ist, z.B. dass aktive Sterbehilfe bei erfüllten Kriterien ein Recht des Betreffenden ist, dann sind Ärzte natürlich verpflichtet hier HILFE zu leisten. So wie Ärzte sich per hippokratischem Eid zu einem bestimmten Verhalten verpflichten, so dann auch zur SH die eben auch als humane HILFE zu verstehen ist. Nur Dogmen können einen Arzt daran hindern einen Schwerstkranken sich von seinem Leid zu befreien helfen. Wenn SH gesetzlich geregelt ist, haben sich Ärzte, zumindest jene die ihre Ausbildung im Wissen um solche gesetzlich geregelte SH wussten und in staatlichen Institutionen arbeiten!!! (jene die ihre Ausbildung hinsichtlich eines anderen...SH ablehnenden... Ethos machten, wären evtl. davon auszunehmen), an das Gesetz zu halten und nicht an ihre Glaubensrichtlinien (sei es eine Scharia oder eine christlich-dogmatische Ethik) oder anderweitig subjktiven Maximen.Rasiel hat geschrieben:Ich bin unter bestimmten Voraussetzungen für den begleiteten Suizid --- aber kein Arzt, keine Krankenschwester oder sonst jemand muss gegen seinen Willen dabei helfen.
Was du richtig erkannt hast ist, das es jeder alleine tun sollte, wenn derjenige dazu nicht oder nicht mehr in der Lage ist, darf er es von keinem anderen verlangen !
Es sei denn - derjenige tut es freiwillig.
Siehe oben. Was per Gesetz geregelt ist, ist nicht mittels irgendwelchen persönlichen Vorlieben auszuhebeln. Du lehnst aktive Sterbehilfe ab, als ob es einen Unterschied machte ob man den Todestrank und alles andere zur Verfügung stellte und einzig das Trinken desselben dem Betreffenden überlässt. Ob ich nun den Becher dem Betreffenden an den Mund führe oder nicht ist völlig irrelevant: wer am begleiteten Suizid als Arzt oder Helfer beteiligt ist, ist für den Tod des Betreffenden in gleicher Weise (mit-)verantwortlich, wie auch immer das bewertet wird, wie ein Arzt der aktive Sterbehilfe macht. Oder liege ich falsch und du bist gar nicht gegen aktive Sterbehilfe solange die geleistete Hilfe freiwillig erfolgt?Wenn wir heute sagen würden Sterbehilfe ist erlaubt - müssen wir erst Menschen finden, die kein Problem haben dabei zu helfen. Das ist doch nicht so schwer zu verstehen oder ?
Was mich stört ist - wenn jemand der an keiner tödlichen Krankheit leidet, seinen Suizid einfordern möchte als sein Recht.
Auch bei Dignitas muss der Sterbewillige in der Lage sein, das Getränk selbst zu trinken.
Die stärkeren Argumente gegen aktive SH sind Missbrauchsargumente und gerade nicht das was du anführst: dass wer sterben WILL (und die entsprechenden Kriterien erfüllt) kein unbedingtes Recht darauf hat (d.h. auf Hilfe seitens Unwilliger). Die meisten (ausgenommen Dogmatiker irgendwelcher Richtung) die aktive SH ablehnen tun es mit dem Argument, dass man nicht sicher sein könne was der Betreffende wirklich will (dagegen gibt es ja dann auch Patientenverfügungen, die einen irgendwann vielleicht nicht mehr äusserbaren Willen vorwegnehmend festhalten). Deine Sichtweise ist für mich rational nicht nachvollziehbar, wie du auch keine rationalen Argumente nennst. Ich bin ziemlich sicher, dass, falls das Thema weiter enttabuisiert würde und die rechtlichen Möglichkeiten klar geregelt wären, dass sich dann genug Ärzte finden liessen, die hier mitmachen würden. Allerdings: wenn per Gesetz zum Beispiel aktive Sterbehilfe erlaubt würde (immer unter Voraussetzung klarer Kriterien etc.), dürfte nicht ein einziger Fall vorkommen bei dem ein gesetzlich zulässiger Wunsch eines Betreffenden wegen Weigerung von Ärzten etc. nicht erfüllt würde. In einem solchen Fall wären Ärzte schlicht gezwungen ihre Aufgabe zu erfüllen (ein Fall der mit sehr, sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht eintreten würde, aber dennoch klar stellt: das Gesetz kommt vor irgendwelchen persönlichen Skrupeln von Personen die Hilfe leisten können/sollen. Nur dann wenn starker Verdacht bestünde, dass der Betreffende nicht wirklich sterben will, hätten Ärzte etc. das Recht bzw. die Pflicht ihre Hilfe rational zu verweigern...aber die Kriterien für aSH müsste eben schon so geregelt sein, dass solche Fälle mit höchst möglicher Wahrscheinlichkeit auszuschliessen wären).
Zuletzt geändert von Girlxxx am Samstag 5. September 2015, 00:31, insgesamt 5-mal geändert.
Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur
Dein Argument unten (Irrationalität) würde aber auch erklären warum man gegen jeden Suizid ist. Ökonomisch lässt sich die Ablehnung von SH evtl. mitbegründen, aber nur wenn man die Gesamtkosten nicht berücksichtigt und nur jene von Partialinteressen gewisser mächtiger Interessenträger (die über 70 Jährigen sind für 70% aller Gesundheitskosten verantwortlich).Peterchen hat geschrieben:Nur gegen den Suizid von Erwerbstätigen zu sein, wäre eine so offensichtlich inhumane Einstellung, dass niemand sie zugeben würde. Das heißt aber nicht, dass die pauschale Ablehnung von Suizid nicht auch ökonomisch motiviert ist. Gerade bei der Ächtung von Sterbehilfe sind die ökonomischen Motive kaum zu übersehen.Girlxxx hat geschrieben: Aber das erste ist ein eher schwaches Argument: `die Gesellschaft` ist gegen jeden Suizid, nicht nur gegen jenen von Erwerbstätigen.
Ja, dass ein Suizid an die eigene Sterblichkeit und Verletzlichkeit gemahnt etc. ist klar. Aber die Irrationalität müsste schon verdammt weit getrieben werden um zu verkennen, dass nicht jedes Leben lebenswert ist (es wäre immer noch irrational, bzw. zumindest begründungsbedürftig, zu sagen, dass das Leben mit wenigen Ausnahmen ein Gut ist, aber das wäre immerhin eine verständliche Haltung und würde dem Impuls das Leben gut/besser zu reden immer noch gerecht werden).Ich glaube, dass diese irrationalen Gründe sehr verbreitet sind. Ich glaube, viele Menschen empfinden den Suizid als eine Kränkung ihrer eigenen Verklärung des Lebens. So wie jemand, der sich damals einreden wollte, dass die DDR das bessere System ist, durch Republikflüchtlinge gekränkt wurde.
Aber wie auch immer...die Gründe dürften etliche sein, und in ihrer Gewichtung schwer zu bestimmen.
Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur
Geht zwar nicht direkt um Suizid oder den Tod eines Menschen.
Aber es steckt doch einiges vom Sterben in diesen Zeilen.
Rainer Maria Rilke
Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort.
Sie sprechen alles so deutlich aus:
Und dieses heißt Hund und jenes heißt Haus,
und hier ist Beginn und das Ende ist dort.
Mich bangt auch ihr Sinn, ihr Spiel mit dem Spott,
sie wissen alles, was wird und war;
kein Berg ist ihnen mehr wunderbar;
ihr Garten und Gut grenzt grade an Gott.
Ich will immer warnen und wehren: Bleibt fern.
Die Dinge singen hör ich so gern.
Ihr rührt sie an: sie sind starr und stumm.
Ihr bringt mir alle die Dinge um.
Aber es steckt doch einiges vom Sterben in diesen Zeilen.
Rainer Maria Rilke
Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort.
Sie sprechen alles so deutlich aus:
Und dieses heißt Hund und jenes heißt Haus,
und hier ist Beginn und das Ende ist dort.
Mich bangt auch ihr Sinn, ihr Spiel mit dem Spott,
sie wissen alles, was wird und war;
kein Berg ist ihnen mehr wunderbar;
ihr Garten und Gut grenzt grade an Gott.
Ich will immer warnen und wehren: Bleibt fern.
Die Dinge singen hör ich so gern.
Ihr rührt sie an: sie sind starr und stumm.
Ihr bringt mir alle die Dinge um.
Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur
Stimmt erstaunlich mit dem Lamento von E. Chargaff bezüglich unserer Zeit überein. Allerdings bin ich überzeugt: der Zug ist abgefahren...die Entzauberung der Welt, die wohl irgendwann im 19. Jh. spürbar begann (schon die Ablösung des Polytheismus durch den Monotheismus trennte scharf das Profane vom Heiligen, des weiteren der mittelalterliche Nominalismus der aus dem Zweifel an Gottes Vernünftigkeit erwuchs und so die Hinwendung zum bloss noch Physischen forcierte), dürfte je länger desto mehr zu einer Sache werden mit der man fertig geworden ist. Nur noch Nachzügler und atavistische Bedürfnisse werden punktuell ein Lamento erklingen lassen. Die Gegenwart ist trüb, man wird sich künftig unsere Zeit als Paradies imaginieren oder sie ganz vergessen haben.Townes hat geschrieben: Rainer Maria Rilke
Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort.
Sie sprechen alles so deutlich aus:
Und dieses heißt Hund und jenes heißt Haus,
und hier ist Beginn und das Ende ist dort.
Mich bangt auch ihr Sinn, ihr Spiel mit dem Spott,
sie wissen alles, was wird und war;
kein Berg ist ihnen mehr wunderbar;
ihr Garten und Gut grenzt grade an Gott.
Ich will immer warnen und wehren: Bleibt fern.
Die Dinge singen hör ich so gern.
Ihr rührt sie an: sie sind starr und stumm.
Ihr bringt mir alle die Dinge um.
Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur
Persönlich finde ich ja nicht, dass der technologische Fortschritt unserer Zeit den Kern des Problems darstellt, sondern vielmehr, dass unser sozialer, moralischer und ethischer Fortschritt immer ein paar Schritte hinterher hinkt.
Und sei das nicht genug, geht dieser je nach politischer Strömung (oder wer auch immer die Geschicke lenken mag) mal einen Schritt vorwärts und dann wieder zwei zurück.
Ich bin der festen Überzeugung, dass der nächste Schritt auf der Evolutionsleiter des Menschen nicht auf Basis neuer technischer Errungenschaften stattfinden kann.
Solange wir uns im Hamsterrad des Feudalismus die Hacken ablaufen bzw. an der Spitzte diese Systems nicht die geeignetsten sondern die skrupellosesten Menschen stehen, kann und wird sich nichts ändern.
Und selbst wenn genug Menschen aufbegehren, wird das System, mit all seinen ihm zur Verfügung stehenden Mittel reagieren. Noch reicht der Würgegriff des vermeintlichen Terrorismus, Angstmache bezüglich des Verlustes des eigenen Arbeitsplatzes, angeblicher Schuldenkrise gewürzt mit alljährlicher Panikmache vor Epi- oder wahlweise Pandemieen, Lebensmittelskandalen und personenbezogene Politikskandale, uns zu kontrollieren (die Liste von Beispielen kann man beinahe endlos fortführen).
Aber das System hat längst schon die Zeichen der Zeit erkannt. Das Volk beginnt teilweise aufzubegehren und schon werden die Säbel lauter gerasselt. Die bösen Muslime reichen nicht mehr, um uns zu beschäftigen. Na dann lässt man es einfach mal etwas näher krachen. Das alte Feindbild vom bösen Ivan wird wieder aus der Schublade geholt. Und ein Krieg in der Ukraine, das ist ja fast in Europa, fast bei uns. Angststarre setzt ein. Genauso wie es das System gerne hat.
Wie passend, dass da immer ein Feindbild irgendwo rumliegt. Und sei es noch so verstaubt. Einmal drüber gepustet und aufgehängt. Schaut doch gut aus, oder?
Der 3. Weltkrieg liegt schon längst auf dem Reißbrett der Reichen und Mächtigen. Unser Finanzsystem nähert sich unaufhaltsam seinem periodischem Kollaps, die ersten kleinen Infarkte haben das angedeutet. Schaut euch an, was den ersten beiden Weltkriegen vorausging, dann wisst Ihr was folgen wird. Und wenn das Finanzsystem so mächtig ist, dass es Weltkriege auslösen kann, was denkt ihr wer uns dann in Wahrheit regiert?
Doch solange der Krieg weit genug weg ist und wir genug zu konsumieren haben, gehts ja noch.
Mich überkommt gerade eine Traurigkeit die zwar immer latent vorhanden, doch manchmal so wie jetzt, schmerzlich zum Vorschein tritt. So viele Menschen leiden und sterben für unseren Lebensstil. Ich fühle mich jedesmal so schäbig, wenn ich darüber nachdenke. Und egal was ich mache. Ob vegan leben, kein Auto fahren oder auf mein Konsumverhalten zu achten. Nichts davon lässt mich dieses Gefühl abschütteln. Man könnte immer mehr tun, stimmts?
Bitte entschuldigt, der Abschnitt war so nicht geplant. Jedoch ärgerte ich mich über die Arroganz meiner eigenen Worte im vorigen Text. Als ob es nur wichtig sei, was in unserer Region los ist.
Menschen sterben, das ist der Lauf der Dinge. Aber Meschen sterben Tag für Tag nur deshalb, damit andere Menschen in Bequenlichkeit und Saus und Braus leben können. Dieses Wissen wiegt we Blei auf meinem Rücken.
Zum Thema zurück: Tun wir wählen, so ändert sich nix. Die da zu wählen unterscheiden sich nur in ihren Farben und hängen an Fäden.
Tun wir protestieren und aufbegehren, werden Sie sich unserer mit Krieg erwehren.
Also tun wir nix und ertragen es stumm..."Ihr bringt mir all die Dinge um!"***
Entschuldigt auch die ein oder andere Abschweifung. Jedoch ist es schwer, Dinge ohne Kontext zu betrachten. Einfache Weltbilder sind fernab jeglicher Realität und dienen nur zur eigenen Struktur und Beruhigung.
Technologischer Fortschritt ist per se nichts schlechtes. Früher war alles besser, oft nichts als trübe, verklärte Nostalgie. Doch ein wenig mehr Achtung und Ehrfurcht vor dem, das größer als wir. Uns begreifend als einen Teil dieses Größeren.
Was ich mir für die Menschheit wünsche? Das wir zum technischen Fortschritt aufschließen.
Damit das Leben aller Lebewesen auf diesem Planeten den Stellenwert bekommt, den es verdient.
Technologie und Geld sollten den Menschen dienen, das Gegenteil ist jedoch der Fall. Das Wissen und die Information, alles ist da. Die Welt wird vielleicht nie ein Utopia, das muss sie auch nicht. Mehr Gerechtigkeit wäre jedoch schon ein guter Anfang für die Reise, deren Weg das Ziel sein möge.
Grüße
Townes
*** Zitat aus Rilkes Gedicht
Und sei das nicht genug, geht dieser je nach politischer Strömung (oder wer auch immer die Geschicke lenken mag) mal einen Schritt vorwärts und dann wieder zwei zurück.
Ich bin der festen Überzeugung, dass der nächste Schritt auf der Evolutionsleiter des Menschen nicht auf Basis neuer technischer Errungenschaften stattfinden kann.
Solange wir uns im Hamsterrad des Feudalismus die Hacken ablaufen bzw. an der Spitzte diese Systems nicht die geeignetsten sondern die skrupellosesten Menschen stehen, kann und wird sich nichts ändern.
Und selbst wenn genug Menschen aufbegehren, wird das System, mit all seinen ihm zur Verfügung stehenden Mittel reagieren. Noch reicht der Würgegriff des vermeintlichen Terrorismus, Angstmache bezüglich des Verlustes des eigenen Arbeitsplatzes, angeblicher Schuldenkrise gewürzt mit alljährlicher Panikmache vor Epi- oder wahlweise Pandemieen, Lebensmittelskandalen und personenbezogene Politikskandale, uns zu kontrollieren (die Liste von Beispielen kann man beinahe endlos fortführen).
Aber das System hat längst schon die Zeichen der Zeit erkannt. Das Volk beginnt teilweise aufzubegehren und schon werden die Säbel lauter gerasselt. Die bösen Muslime reichen nicht mehr, um uns zu beschäftigen. Na dann lässt man es einfach mal etwas näher krachen. Das alte Feindbild vom bösen Ivan wird wieder aus der Schublade geholt. Und ein Krieg in der Ukraine, das ist ja fast in Europa, fast bei uns. Angststarre setzt ein. Genauso wie es das System gerne hat.
Wie passend, dass da immer ein Feindbild irgendwo rumliegt. Und sei es noch so verstaubt. Einmal drüber gepustet und aufgehängt. Schaut doch gut aus, oder?
Der 3. Weltkrieg liegt schon längst auf dem Reißbrett der Reichen und Mächtigen. Unser Finanzsystem nähert sich unaufhaltsam seinem periodischem Kollaps, die ersten kleinen Infarkte haben das angedeutet. Schaut euch an, was den ersten beiden Weltkriegen vorausging, dann wisst Ihr was folgen wird. Und wenn das Finanzsystem so mächtig ist, dass es Weltkriege auslösen kann, was denkt ihr wer uns dann in Wahrheit regiert?
Doch solange der Krieg weit genug weg ist und wir genug zu konsumieren haben, gehts ja noch.
Mich überkommt gerade eine Traurigkeit die zwar immer latent vorhanden, doch manchmal so wie jetzt, schmerzlich zum Vorschein tritt. So viele Menschen leiden und sterben für unseren Lebensstil. Ich fühle mich jedesmal so schäbig, wenn ich darüber nachdenke. Und egal was ich mache. Ob vegan leben, kein Auto fahren oder auf mein Konsumverhalten zu achten. Nichts davon lässt mich dieses Gefühl abschütteln. Man könnte immer mehr tun, stimmts?
Bitte entschuldigt, der Abschnitt war so nicht geplant. Jedoch ärgerte ich mich über die Arroganz meiner eigenen Worte im vorigen Text. Als ob es nur wichtig sei, was in unserer Region los ist.
Menschen sterben, das ist der Lauf der Dinge. Aber Meschen sterben Tag für Tag nur deshalb, damit andere Menschen in Bequenlichkeit und Saus und Braus leben können. Dieses Wissen wiegt we Blei auf meinem Rücken.
Zum Thema zurück: Tun wir wählen, so ändert sich nix. Die da zu wählen unterscheiden sich nur in ihren Farben und hängen an Fäden.
Tun wir protestieren und aufbegehren, werden Sie sich unserer mit Krieg erwehren.
Also tun wir nix und ertragen es stumm..."Ihr bringt mir all die Dinge um!"***
Entschuldigt auch die ein oder andere Abschweifung. Jedoch ist es schwer, Dinge ohne Kontext zu betrachten. Einfache Weltbilder sind fernab jeglicher Realität und dienen nur zur eigenen Struktur und Beruhigung.
Technologischer Fortschritt ist per se nichts schlechtes. Früher war alles besser, oft nichts als trübe, verklärte Nostalgie. Doch ein wenig mehr Achtung und Ehrfurcht vor dem, das größer als wir. Uns begreifend als einen Teil dieses Größeren.
Was ich mir für die Menschheit wünsche? Das wir zum technischen Fortschritt aufschließen.
Damit das Leben aller Lebewesen auf diesem Planeten den Stellenwert bekommt, den es verdient.
Technologie und Geld sollten den Menschen dienen, das Gegenteil ist jedoch der Fall. Das Wissen und die Information, alles ist da. Die Welt wird vielleicht nie ein Utopia, das muss sie auch nicht. Mehr Gerechtigkeit wäre jedoch schon ein guter Anfang für die Reise, deren Weg das Ziel sein möge.
Grüße
Townes
*** Zitat aus Rilkes Gedicht