Fragil hat geschrieben: ↑Mittwoch 9. April 2025, 18:12
In den Niederlanden, wo es schon seit 2002 fast normal ist, Sterbehilfe in allen möglichen Situationen zu bekommen (nach gewissen Regeln). Es ist nicht an einem ärztlichen Krankheits-Befund gebunden, sondern nur an dem persönlichen starken Leiden leben zu müssen und das definitiv nicht mehr zu wollen.
Das wird nicht pathologisiert. In den Niederlanden bekommen auch psychisch Kranke Sterbehilfe, die nachweisen, dass sie frei verantwortlich für ihre Entscheidung sind.
(...)
Alles andere, was grade praktiziert wird, ist total scheinheilig und sinnfrei - auch in Anbetracht, dass zudem öffentlich ungeniert darüber diskutiert wird, wievel Menschen man braucht in Deutschland um ein Heer aufzustellen und welche Menschen in welchen Kriegssituationen, wie lange überleben und wo man dann Nachschub herbekommt.
Das ist es wirklich-
ein Paradebeispiel für Absurdität, Scheinheiligkeit und Doppelmoral auf praktisch allen Ebenen...
Sterbehilfe vorrangig an schwere und schwerste nachgewiesene körperliche Erkrankungen mit prognostiziertem letalem Verlauf zu koppeln, grenzt die Gesamtheit potentieller Kunden somit mehr oder weniger auf exakt die Personen ein, welche alternativ auch einen kassenfinanzierten Anspruch auf längerfristig angelegte und mutmaßlich durchaus lukrative Hospiz- bzw. Palliativbetreuung hätten.
Dass durch diese künstlich geschaffene direkte Konkurrenzsituation genau jenen alteingesessenen, bislang als einzige aus der Sterbebegleitung profitierenden Einrichtungen ihre Monopolstellung streitig gemacht, Futterneid geschürt und entsprechend großer öffentlichkeitswirksamer Gegenwind gegen die Sterbehilfebewegung gesät wird, liegt in der Natur der Sache.
Den ausdrücklichen Wunsch nach Sterbehilfe bzw. Suizidalität per se nahezu generalisiert als Symptom von zwar gravierenden, zugleich jedoch angeblich überaus erfolgreich therapierbaren psychischen Erkrankungen zu werten, welche daraufhin ganz wunderbar als Argument gegen die vollumfängliche Entscheidungsfähigkeit und somit zur offiziellen Nichterfüllung der Zugangsvoraussetzungen für Sterbehilfe genutzt werden können, ist gegenüber Betroffenen schlichtwegs diabolisch. Doch immerhin geht es hier um mehrere komplette Wirtschaftszweige mit vermutlich sehr weitreichendem politischem Einfluss, welche ihre Millionen und Milliarden nun einmal ausschließlich an Patienten mit konsequent aufrechterhaltenen Vitalfunktionen verdienen können.
Hurlinger hat geschrieben: ↑Mittwoch 9. April 2025, 18:58
Zum Thema Kriegstüchtigkeit habe ich wahrscheinlich das Glück zu alt zu sein und ich schaffe es außerdem nicht 100 m am Stück zu gehen.
Ich wäre wohl keine gute Hilfe.
Mir tun aber alle jüngeren Leute leid das aufziehende Unwetter eventuell noch miterleben zu müssen.
Mich macht soviel Dummheit der Menschen regelrecht fertig.
Warum schafft es der Mensch nicht aus der Geschichte wenigstens etwas zu lernen?
Wenn man jetzt noch die steigende Unzufriedenheit, das sinkende Vertrauen und die wachsende Angst der hiesigen Bevölkerung in puncto Lebensbedingungen, Politik und aktuellem Weltgeschehen hinzu addiert, dann reden wir in Zukunft möglicherweise gar nicht mehr von ein paar wenigen nachhaltig lebens- und leidensunwilligen Menschen, die den Service einer professionellen Sterbebegleitung überhaupt in Anspruch nehmen würden. Sollte sich die Lage weiter in eine derart unerfreuliche Richtung entwickeln, bestände die an einem vorzeitigen und friedlichen Ableben interessierte Kundschaft womöglich irgendwann nicht nur überwiegend aus Personen, die vom herrschenden System als so untauglich und verzichtbar (zu alt, zu krank, zu teuer) eingestuft werden, dass sie mithilfe großzügig erleichterter Zugangsbedingungen zur freiwilligen endgültigen Selbstausmusterung entbehrt werden könnten.
Gedankenkino: Ein gesundheitlich topfitter junger Mensch von Mitte 20 aus unterdurchschnittlichen wirtschaftlichen Verhältnissen, der seit seinem unterdurchschnittlichen Schulabschluss permanent bestätigt bekommen hat, dass er mit seinen Voraussetzungen in diesem System niemals die realistische Chance auf ein finanziell und qualitativ hochwertiges Leben inklusive ausreichender Altersrente haben wird. Weder besteht Aussicht auf einen entsprechend gut entlohnten Arbeitsplatz mit Beschäftigungsgarantie für die nächsten 40 Jahre, noch wird er irgendwann ein großzügiges Erbe erhalten, das ihm die benötigten Mittel bereitstellt. Statt sich nun seinem vorgefassten Schicksal zu fügen und sich durch dasselbe existenzangst- und sorgenbelastete Dasein seiner Eltern zu quälen, würde er nach reiflicher Überlegung auf den vom Jobcenter zwangsofferierten Panzerführerschein-Kursus plus Reiseticket in den Sonnenaufgang dankend verzichten und seinen frostigen Dauerplatz im Schatten der Gesellschaft freimütig demjenigen überlassen, der solch ein Leben gerne bis zum bitteren natürlichen Ende auskosten möchte.