ich bin neu hier und ganz angetan davon, dass sich hier Menschen sachlich und ehrlich zum Thema Suizid äußern. Ich dachte, es gäbe nichts, was ich zu dem Thema noch nicht gedacht habe, aber so eine freie Diskussion ist mir neu.
Zwischen den Stühlen
Vor ein paar Wochen hat sich eine Freundin von mir das Leben genommen. Die sechste aus meinem Freundeskreis seit 2005. Davor habe ich von 4 weiteren Suiziden an meiner Schule mitbekommen, wo ich die Leute aber selber nicht gekannt hab. Auch wenn jeder von ihnen das 2005er Trauma wieder aufgewühlt hat (wir waren quasi beteiligt und wir waren noch Kinder) ist diesmal was anders. Ich glaub nicht mehr dran, dass das irgendwann ein Ende hat. Seit neun Jahren warte ich darauf, dass ich lerne damit umzugehen und anstatt das irgendwas besser wird, bringt sich immer wieder jemand neues um. Ich kann nur noch denken "wer ist der nächste?", weil die Erfahrung gezeigt hat, dass es immer einen Nächsten gibt (interessanterweise mussten viele Leute sterben für diese Erkenntnis, nach den ersten 5 dachte ich, dass hört irgendwann wieder auf). Und ich hab keinen Bock mehr darauf. Ich hatte noch nie viel Vertrauen zu dieser Welt und in den letzten Jahren gelernt, dass mein Misstrauen berechtigt ist und ich hier eigentlich nicht dazugehören will.
Mir ist klar, wie widersprüchlich das ist, trotz meiner Erfahrungen die nächste in dieser Serie sein zu "wollen", aber ich glaube auch, dass ich gerade durch meine Erfahrung das Recht habe einzuschätzen, was mein eigenes Leid im Vergleich zum Leid meiner Angehörigen wiegt und zu entscheiden, dass es reicht.
Dinge vorher regeln
Aber obwohl ich - trotz der letzten Jahre - schon lange selbst Suizidgedanken mit mir rumtrage waren diese immer eher "theoretischer" Natur und jetzt wo es an die "Praxis" geht, fällt mir auf, dass es Dinge gibt, die mir irgendwie unklar sind. Was muss man vorher regeln? Was kann man den Angehörigen überlassen? (dass das vielleicht auch vom Verhältnis zu den Angehörigen abhängt ist mir klar). Ich wohn allein, wie kann ich trotzdem erreichen, dass ich nicht erst in 5 Monaten gefunden werde? Was passiert mit meinen Sachen? Ich hab nicht viel Wertvolles: ein Instrument, ein Fahrrad, meinen Laptop? Reichts, wenn ich auf einen Zettel schreibe, wer was bekommen soll? Ich bin noch nicht in einem Alter wo man sich automatisch schon Gedanken über Nachlass und sowas gemacht hat. Überhaupt mein Laptop... eigentlich hätte ich gern, dass meine Angehörigen die Finger davon lassen, weil 9 Jahre Selbsthass und Depression kein Elternteil der Welt zu lesen kriegen sollte, aber reichts alles zu löschen oder stellt die Polizei alles wieder her? Ich fänds gut, wenn mein Facebookprofil gelöscht würde, aber meine sonstige Internet-aktivität (so auch diese hier) einfach in der Timeline nach unten rutscht und versinkt... Ich hab noch ein paar Rechnungen (also im wörtlichen Sinne) offen, die würde ich natürlich noch bezahlen, einen Auftrag bis Ende des Monats, der mir sehr am Herzen liegt... (Bafögantrag hätt ich mir quasi sparen können...) Und dann? Hab ich was vergessen? (Muss man sich irgendwo abmelden
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So, ich hoff mein Beitrag verstößt jetzt nicht gegen eine Regel von der ich nichts weiß, aber das Methodenunterforum ist ja schon harter Stoff und wenn sowas erlaubt ist, dann müsste das ja auch gehen. (Ich bin immer noch perplex, was ich hier in den letzten Tagen alles gelesen hab, weil ich - wie alle wahrscheinlich - nur kenn, dass alles totgeschwiegen wird). Tat auf jeden Fall gut, das mal zu teilen.