Sadness hat geschrieben:@Lena: Die Szene in "findet Nemo" fand ich auch so sehr schlimm und traurig, ich hab da auch geheult. Ich find es nicht lächerlich.... ich finde es eher traurig, dass anscheinend viele so abgestumpft sind dass sie da nicht mitfühlen.
Hallo Sadness,
möcht darauf auch nochmal eingehen, geht mir sowieso seit Stunden nicht mehr aus dem Kopf, diese Szene im Kino damals (vorallem in bezug auf die "heftigen Reaktionen", die ich mir damit eingehandelt habe)
Erst nochmal zum Film: Das Erschreckende war, dass der Übergang von total glücklich zu total schrecklich so plötzlich kam, innerhalb von wenigen Sekunden. Das ist vorallem für kleine Kinder ganz furchtbar, die kommen dann ihren Gefühlen garnicht mehr hinterher. (da sieht man, wie schwer es ist, sich als erwachsener Filmemacher bei seinem "Endverbraucher" -der Film war ab Kindergartenalter zugelassen- einzufühlen.)
Mein Problem damals war:
1. Wurde ich ganz unverhofft damit konfrontiert, dass mein kleinstes Zwergli so fürchterlich in Tränen ausbrach, womit ich garnicht umgehen konnte, weil mir immer so wichtig war, dass meine Kinder nicht weinen müssen. Das hat mir (zusätzlich) die Kehle zugeschnürt, das zu sehen.
2. Wurde ich selbst mit einem meiner grössten Probleme konfrontiert: Leben beginnt und vergeht gleich wieder. Das verkrafte ich nicht. Da steht diese bescheuerte "Sinnfrage", die man leider nicht aus seinem Kopf eliminieren kann, nicht nur wie ein riesengrosses Fragezeichen, sondern auch in Form eines riesengrossen Schmerzes, den ich kaum bewältigen kann, plötzlich vor mir. Und leider kann ich für mich ein "Gott hats gegeben - Gott hats genommen" nicht akzeptieren. Zum Glück habe ich das nie mit einem meiner Kinder erleben müssen, aber leider schon oft mit meinen Tieren, dass Leben viel zu früh endet. Und auch da befremden mich ich immer wieder Kondolenzen in meinem Tierforum wie "Jetzt, wo es über die Regenbogenbrücke gegangen ist, kann es sich vergnügt mit allen anderen verstorbenen Tieren auf grünen Wiesen tummeln"
In meinem Weltbild gibt es weder eine Regenbogenbrücke, noch ein Sternenkinderland, noch sonstwas dergleichen. Ich sehe nur, dass unser Garten inzwischen zum Tierfriedhof mutiert, sonst garnichts.
3. War mir in diesem Moment vollkommen klar, dass Sprüche, wie ich sie in meiner Kindheit als Reaktion Erwachsener in vergleichbaren Situationen erhielt "Stell dich nicht so an!". "So ist das Leben halt mal" usw. ich meinen Kindern niemals antun würde. Diese Form von "Überlegenheit" ist einfach aufs Schrecklichste Uneinfühlsam und stellt die Gefühle meines weinenden Kindes in Frage. Es fühlt sich nicht verstanden und es fühlt sich zwiegespalten in seinem Gefühlserleben und vorallem: Diese -vermeintlich- "überlegenen" Sprüche, die manche Eltern meinen, dann absondern zu müssen, trennen das Kind in diesem Moment elementar von den Eltern.
Das Schlimme daran: Es denkt, wenn es so etwas gesagt bekommt, seine Gefühle sind nicht richtig! Und da setzt sich ein prägender psychopathologischer Vorgang in Bewegung, der nicht sein darf!
SO bin ich grossgeworden und bearbeite immer noch -seit Jahrzehnten- diese Wunden!
Ich denke heute, nach so vielen Jahren und nachdem ich jetzt fast zwei Nächte darüber nachdenken konnte, es war richtig, ihn damals einfach nur in den Arm zu nehmen und mit ihm zusammen die vielen kleinen Fischbabys, die nun nie leben durften, zu beweinen. Ich steh dazu! Und ein Versagen kann ich nicht erkennen. Ich selbst hätte gerne eine Mutter gehabt, die meine Gefühle als für richtig empfunden hätte.
Ich hab die meiste Zeit meiner Therapie damit verbracht zu lernen, dass meine Gefühle, so wie sie sind, in Ordnung sind. Im Grunde genommen eine Selbstverständlichkeit, so etwas bei der Erziehung der Kinder ihnen zu vermitteln, aber mir blieb es versagt.
Ich wurde dadurch ein Mensch, der permanent an seinen Gefühlen zweifelte, anstatt zu erkennen, wie wichtig sie für mich sind:
Sie sind mein ureigenster Wegweiser durch mein Leben! An ihnen erkenne ich meinen Weg, den ich gehen muss und erkenne die Menschen, die mir auf diesem Weg behilflich sein können und die, die es nicht sind (
). Ich habe so unglaublich viele Jahre verloren, indem ich mir das mühsam mit Therapeuten erst (wieder) aneignen musste.
Meine Kinder müssen das nicht, das sehe ich tagtäglich und ich beneide sie darum.
LG Lena