Suizidgedanken und Humor ...

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Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

Orgeluse
Beiträge: 864
Registriert: Dienstag 23. November 2010, 00:04

Suizidgedanken und Humor ...

Beitrag von Orgeluse »

Liebe mehr oder minder Mitsuizidale in unserer vertrauten Runde hier!

Aus gegebenem Anlass, nämlich aufgrund der Maulerei und Kritik eines wertgeschätzten Mitglieds unseres kleinen, feinen Clubs der GashahnaufdreherInnen, TablettenzerstößelerInnen und GrillanzünderInnen (um nur die Mehrheit zu erwähnen) über einen anderen (die Maulerei) und an einem anderen (die Kritik) Thread, der nach ein paar Postings wieder recht humorig (was ja nicht unbedingt mit heiter gleichzusetzen ist, dazu später evtl. mehr) geraten ist, eröffne ich diesen hier, also Thread. - Um nämlich mit Euch einmal grundsatzzudebatieren, ob Suizidalität und Humor (nicht jenes TV-Format namens "comedy", das mir immer die Tränen in die Augen treibt - und das sind KEINE Lachtränen, seid versichert! - und den OFF-Knopf der Fernbedienung unter den Zeigefinger) zusammengehören dürfen. Wie es von besagtem Clubmitglied in jenem anderen Thread - sofern ich es richtig verstehe - in Abrede gestellt wird.
Um eine solche Debatte führen zu können, wäre eine Voraussetzung mindestens zu erfüllen:
Die definitorische oder zumindest blumig-umschreibende Klärung dessen, was die Debattierenden jeweils unter Humor verstehen.

Ich für mein Teil habe das andernorts hier (http://www.dignitas.ch/for/viewtopic.ph ... 903#p58903) schon einmal versucht - und halte es in dieser Hinsicht weiterhin mit dem höchstlich wertgeschätzen Jean Paul.
Infolgedessen muss ich auch Humor und Suizidalität für durchaus ein verträgliches, ja ein liebevolles Pärchen halten (so ein ganz altes übrigens, à la Philemon und Baucis).

Gern, nämlich sofern dieses Thema hier auf Debattier-Interesse stößt, vertiefte ich argumentativ meine Ansicht, freilich nur auf Nachfrage. Andernfalls wünsch' ich uns allen hier wenigstens ein Lächeln ins Gesicht, für zwei Sekunden, mindestens!
Und sag "Guten Abend, gute Nacht" ...
die Orgeluse (leis' orgelnd)
Mediator
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Re: Suizidgedanken und Humor ...

Beitrag von Mediator »

Weil die Ausnahme die Regel bestätigt, mache ich den Anfang, denn im Gegensatz zu Kurt Tucholsky teile ich nicht die Meinung, dass Humor ein Element sei, das dem Menschen abhanden gekommen ist. Vielmehr halte ich es mit Mark Twain, der erkannte, dass die verborgene Quelle des Humors nicht Freude ist, sondern Kummer. Bestimmt aber hatte der große Musiker und Mensch Yehudi Menuhin recht, als er einmal sagte: "Die wesentlichsten Dinge im Leben sind nicht zuletzt der Humor und die Fähigkeit, über sich selbst zu lachen." In diesem Sinne sei dem Thread gutes Gelingen gewünscht. Mediator
Orgeluse
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Re: Suizidgedanken und Humor ...

Beitrag von Orgeluse »

Ähem und *räusper*, liebe mitsuizidale Forengemeinde,

bitte lasset Euch nicht beirren und einschüchtern: Ich glaub', der Mediator meinte es wirklich nur gut (und dass er langsam zur schnurrenden Raubkatze wird, die nur noch aus ernsten Gründen zuschnappt, wenn z.B. Dignitas aufgrund unseres Politiker-beleidigenden oder Suizid-propagierenden Fehlverhaltens Schaden droht, das will mir so scheinen. Aber: Nota bene: Raubkatz bleibt Raubkatz und Fehlverhalten bleibt Fehlverhalten ...!).
Was ich eigentlich (jesses, bin ich wieder verschwiemelt) wollt, war ja nur: zu sagen: Bitte, liebe mehr oder minder suizidale mitforums-Plebs (is gut alt Latein, nix Pöses!), bitte lass Dich nicht einschüchtern durch mediatorische, literarhistorisch gesättigte Anmerkungen zu Orgeluses Postings.
Im Gegenteil: Wenn Ihr hierzu, nämlich zum Thema (! Jau, lieber Mediator, zum Thema!) "Suizidalität und Humor" etwas schreiben, klagen, fragen oder was auch immer anmerken wollt, bitte, tut es ...

Orgeluse, die freundlich in die langsam sonntagnächtliche Runde grüßt, würd' sich freuen
Orgeluse
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Re: Suizidgedanken und Humor ...

Beitrag von Orgeluse »

Liebe Touched (jahessesjesses, wenn ich bedenk: wir zischten uns mal mit der Igno-Taste an ... - lang her, und ich bild mir ein, seither einiges Foruminiale gelernt zu haben, auch dank Dir, Touched, thanks bytheway!),

wär die Frage erlaubt und dürfte eine Antwort erwartet werden? :
Was bringt Dich (normalerweise, wenn Du gut drauf bist) zum Lachen, was findest Du dann lustig? Oder ist das zu kompliziert zu erklären?
Und was ist Humor, den Du, wie Du schreibst, "schon von vornherein nicht lustig gefunden" hast? Kannst Du vielleicht Beispiele nennen?

Und wie ist es mit - welcher Art auch immer - Humor/Komik und unserm Thema, also dem Freitod, hier? Geht das für Dich zusammen?

Fragt Dich und andere weiterhin zur Debatte herzlich einladend
Orgeluse
anderswelt
Beiträge: 201
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Re: Suizidgedanken und Humor ...

Beitrag von anderswelt »

an die raubkatze: "miez, miez..." :mrgreen:

humor hilft mir z.b. die fassade aufrecht zu erhalten (auch mir selbst gegenüber). hätte ich den nicht mehr, wäre ich wohl schon längst in der klapse oder so.
Orgeluse
Beiträge: 864
Registriert: Dienstag 23. November 2010, 00:04

Re: Suizidgedanken und Humor ...

Beitrag von Orgeluse »

Liebe Touched, hast alle Zeit Deiner Welt!
Liebe/r Anderswelt: Die Forums-Raubkatz dankt Dir gewisslich Deinen zärtlichen Gruß. Ich frag Dich indes, was für DICH eigentlich Humor ist? Was macht Dich lachen? Was lässt Dich die Fassade aufrecht erhalten, was steht für Dich vor der Klapse? Was ist für Dich Humor?
Diese Frage zu beantworten, ist verdammt schwer, ich weiß. Aber ich würde mich über Antworten freuen! Sehr! Von Dir, liebe/r Anderswelt, von Dir, liebe Touched, von Euch da draußen, die Ihr hier im Forum immer mal wieder seid, solang Ihr seid. Und ich wüßte nach wie vor von allen von Euch (illusorischerweis) gern, ob Ihr Humor - was immer das für Euch ist, und auf Eure Beschreibungen dessen warte ich -, ob Ihr also Humor mit Suizid irgendwie zusammenbringt, das wüsst' ich gern von Euch.

Einen herzlichen Gruß in den frischen Sonntag
von Orgelus, noch mit Zeit (und ein bissl Geduld)
Püppi
Beiträge: 28
Registriert: Montag 8. Februar 2010, 01:13

Re: Suizidgedanken und Humor ...

Beitrag von Püppi »

OT
Ich habe durch einen lieben Menschen hier im Forum das Lachen/Lächeln wiedergefunden :wink: .Möchte mal Danke dafür sagen.
Weiß dadurch nun,das Suizidgedanken und Lächeln durchaus zusammen passen können.

Gruß
Püppi
Mediator
Beiträge: 128
Registriert: Sonntag 27. Februar 2011, 11:54
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Re: Suizidgedanken und Humor ...

Beitrag von Mediator »

Orgeluse hat geschrieben:Und wie ist es mit - welcher Art auch immer - Humor/Komik und unserm Thema, also dem Freitod, hier? Geht das zusammen? Orgeluse
Ein kleiner Mann sitzt traurig in der Kneipe ... vor sich ein Bier ... kommt ein richtiger Kerl, haut dem Kleinen auf die Schulter und trinkt dessen Bier aus. Der Kleine fängt an zu weinen.
Der Grosse: "Nu hab dich nicht so, du Weichei! Flennen wegen einem Bier!"
Der Kleine: "Na dann pass mal auf: Heute früh hat mich meine Frau verlassen, mein Konto abgeräumt, Haus leer! Danach habe ich meinen Job verloren! Ich wollte nicht mehr leben, legte mich aufs Gleis ... Umleitung! Wollte mich aufhängen ... Strick gerissen! Wollte mich erschießen ... Revolver klemmt! Und nun kaufe ich vom letzten Geld ein Bier, kippe Gift rein und du säufst es mir weg ...“
mortal

Re: Suizidgedanken und Humor ...

Beitrag von mortal »

Mediator hat geschrieben:
Orgeluse hat geschrieben:Und wie ist es mit - welcher Art auch immer - Humor/Komik und unserm Thema, also dem Freitod, hier? Geht das zusammen? Orgeluse
Ein kleiner Mann sitzt traurig in der Kneipe ... vor sich ein Bier ... kommt ein richtiger Kerl, haut dem Kleinen auf die Schulter und trinkt dessen Bier aus. Der Kleine fängt an zu weinen.
Der Grosse: "Nu hab dich nicht so, du Weichei! Flennen wegen einem Bier!"
Der Kleine: "Na dann pass mal auf: Heute früh hat mich meine Frau verlassen, mein Konto abgeräumt, Haus leer! Danach habe ich meinen Job verloren! Ich wollte nicht mehr leben, legte mich aufs Gleis ... Umleitung! Wollte mich aufhängen ... Strick gerissen! Wollte mich erschießen ... Revolver klemmt! Und nun kaufe ich vom letzten Geld ein Bier, kippe Gift rein und du säufst es mir weg ...“
:D :D :D :D :D :D
Orgeluse
Beiträge: 864
Registriert: Dienstag 23. November 2010, 00:04

Re: Suizidgedanken und Humor ...

Beitrag von Orgeluse »

Na hallöchen und hupsa aber auch allseits,

so war das hier ja nicht intendiert ...!

Dieser Thread wollte eigentlich eine eher theoretisch orientierte Debattenkultur befördern, in diesem Falle - ich darf vielleicht noch einmal (und wohl vergeblich, s.u.) daran erinnern - eine Diskussion über Konzepte von Humor und über die Frage nach seiner grundsätzlichen Verträglichkeit mit Suizidalität.
Dass jetzt hier jedoch konkrete Beispiele ausagierten Humors - in Gestalt von (zugegeben: guten) Witzen und in Form von (zugegeben: so richtig schön ekligen) Sketchen - dargeboten werden, das, hm, das macht die Threaderöffnerin ein wenig ratlos. - Aber so ist das ja mit vielen Threads: Sie verselbständigen sich einfach ...

Auf weitere Beiträge dementsprechend (nämlich dem Eigenleben des Threads gemäß) neugierig und
mit einem herzlichen Gruß in die Runde,
Orgeluse
Seelenschmerz
Beiträge: 396
Registriert: Montag 28. Dezember 2009, 16:35

Re: Suizidgedanken und Humor ...

Beitrag von Seelenschmerz »

Hm, ganz so einfach ist es für mich nicht...
Je besser es mir geht, desto mehr Humor habe ich...
Je schlechter es mir geht, desto mehr wünsche ich mir den Suizid herbei... Und Suizid ist eine ernste Sache.
Wenn es mir schlecht geht, bin ich höchstens sarkastisch, zynisch, schadenfroh, aber das ist doch alles eigentlich kein Humor im guten Sinne, sondern basiert auf Bitterkeit.

Humor hier im Forum, das ist was ganz anderes, das darf sein, soll sein. Ist aber auch eine Gradwanderung, dass nicht bitterernste Threads von irgendwelchen Schenkelklopfern unterwandert werden... Allgegenwärtiger Humor ohne Einfühlungsvermögen kann auch verletzend und oberflächlich sein.
Orgeluse
Beiträge: 864
Registriert: Dienstag 23. November 2010, 00:04

Re: Suizidgedanken und Humor ...

Beitrag von Orgeluse »

Liebes Sauerbier,

selbstverständlich gibt es viele Arten von Kommunikation, und die von Dir gewählte war ja auch keineswegs unverständlich oder gar eine "Themaverfehlung" :D .
Was ich indes meinte, ist Folgendes: Geboten wurde bislang in allen Antworten entweder eine Meta-Aussage über Humor, z.B. über dessen Wirkung (Lachen, Lächeln, Fassade-Wahren) oder über dessen richtige Gelegenheit (so zuletzt durch Seelenschmerz, für deren Posting ich mich auch bedanken möchte - zumal für die Warnung vor Schenkelklopf-Brachial-Komik am falschen Ort [diese Art von Komik dünkt mich freilich, allüberall am falschen Ort zu sein]), oder ein Beispiel für (den eigenen) Humor in Gestalt von Witz oder Sketch. Gefragt hatte ich aber nach definitorschen Annäherungen an das, was "Humor" eigentlich ist.
Nun kann man sicherlich auch aus den Meta-Aussagen wie aus den Beispielen abstrahieren, was - in theoretisch-diskursiver Hinsicht - Humor sei. Doch das ist ganz schön schwierig ... (und bevor ich mich evtl. an dieses Werk mach, warte ich lieber einstweilen noch auf weitere Beiträge 8))

Mit einem herzlichen Gruß,
die faule Orgeluse
mortal

Re: Suizidgedanken und Humor ...

Beitrag von mortal »

Die Geschichte des Mannes, der nach Hause kam und seine Gattin fand. Den linken Arm locker um die Waschmaschine geschlungen., lag sie da am Boden. Und im Hirne trug sie ein Löchlein. Kein feines ziseliertes, das Ausdruck künstlerischer Freiheit war. Nein ein derb zugefügtes, das ausdrückte, dass es Eindrücke gab.
In jenem Moment da er sein Weib betrachtete, klingelte das Telefon.
Er ging hin und hob ab.,
Am anderen Ende war der gemeinsame Nachwuchs.
Siehe da mein Herr Sohn, sprach der Mann, du suchst deine Mutter?
Wozu in die Ferne schweifen, die gute liegt so nah am Boden. Sie ist hinüber.

Derartig schwarz eingefärbte Geschichten vermögen den Punkt des Witzes einzuengen: als Ausdruck tiefen Schmerzes, der sich so, in der Komik, Luft verschafft.
Und wie der gleiche Mann später die Polizei anruft und sagt: Sie, sie haben doch Erfahrung mit Leichen, ich hab da eine, nicht zu jung nicht zu alt, gut abgelegen, was kann ich, bitte schön, mir ihr tun.
Und als er gefragt wurde, wo den die Leiche sei, meinte er, sie säße festgezurrt auf einem Stuhl in der Vorratskammer, da könne sie immer auf ihr geliebtes Basilikum starren.

Humor, schwarz gefärbt, der Seelennot Linderung zu schaffen.

Die Geschichte des Todeskandidaten, der seit Jahren in Isolation von einer Frau träumte, einmal noch im Leben eine Frau, nackt soll sie sein und –natürlich- blond muss sie sein.
Und als er vom Hofgang zurück in seine Zelle kam, was sah er da an der Zellentür stehen? Eine nackte blonde Frau.
Er schob sich an ihr vorbei, sagte aber artig „Grüß Gott“.
Und als er in der Zelle war und der Wärter alles abgeschlossen hatte, was sah er da, der Kandidat? Die Nackte, wie sie auf seinem Bette saß.
Sie, sagte der Kandidat, das ist verboten, nach Einschluss darf hier keine zweite Person sein.
Ach du lieber Junge, sagte die Blondine, seit Jahren träumst du von mir, hier bin ich nun, greif zu.
Doch der Kandidat zögerte.
Na, sagte die nackte Blonde, nun kannst du mit mir tun was immer du willst.
Der Kandidat zögerte noch immer.
Wie lange bist du schon hier fragte die Dame.
20 Jahre sagte der Kandidat.
Ah ja, ich verstehe, meinte die Dame, da muss ich ganz von vorne anfangen. Was treibt man so zwischen Mann und Frau, hm, sags mir.
Der Kandidat überlegte. Dann: Das kommt ja wohl auf die Herkunft an.
Wenn beide aus England sind, nun, Bridge. Sie werden Bridge spielen,
In Deutschland hingegen: Mau Mau?

Wie oben, der Schmerz findet sein Ventil in der Absurdität des Lebens.

Tot und Witz können sich ergänzen um den Tod besser zu begreifen. Oder wie der Todeskandidat sagte, als er auf dem elektrischen Stuhl vom Direktor gefragt wurde: was wünschst du dir als letztes?
„Dass sie meine Hand halten“ (und nein, der ist nicht von mir).

Ob aber der eigene Tod, oder jener einer nahe stehenden Person besser zu verkraften is,t wenn man ihn von der humorigen Seite betrachtet, das frage ich mich ernstlich.
Seelenschmerz
Beiträge: 396
Registriert: Montag 28. Dezember 2009, 16:35

Re: Suizidgedanken und Humor ...

Beitrag von Seelenschmerz »

dessen! :mrgreen:
Rasiel
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Registriert: Freitag 26. November 2010, 14:23

Re: Suizidgedanken und Humor ...

Beitrag von Rasiel »

Einer von der Feuerwehr erzählte mir mal das sie zu einem Einsatz gerufen wurden

Mann in den Neckar gefallen, er kämpfte wie verrückt ums überleben,
er wurde auch gerettet, als sie ihn raus fischten sagte er ziemlich sauer:
wegen der unzulässiges Wort Erhängerei wäre ich jetzt beinah versoffen !
Fazit: er hat sich ein schönes Bäumchen am Rande des Neckarufers rausgesucht und wollte sich erhängen, der Ast brach ab, er rutschte die Böschung runter
und fiel ins Wasser, komischerweise kämpfte er dort um sein Leben.

Ironie des Schicksals oder ?
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