Pro und Contra für aktive Sterbehilfe

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nocturne
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Re: Pro und Contra für aktive Sterbehilfe

Beitrag von nocturne »

Maik Schmidt hat geschrieben:Das ist eine Ganzkörperlähmung.
Querschnitt= Gürtellinie
Hallo Maik,
eine Querschnittlähmung bedeutet nicht unbedingt Taillenhöhe, das kann durchaus bis zu den Brustwirbeln gehen, ein "hoher Querschnitt", da kann man noch seine Arme bewegen.
n.
Maik Schmidt

Re: Pro und Contra für aktive Sterbehilfe

Beitrag von Maik Schmidt »

Für mich ist das ein Längsschnitt, aber von mir aus.
Der Punkt ist ja das Arme reichen.
osiris
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Re: Pro und Contra für aktive Sterbehilfe

Beitrag von osiris »

Die Unterscheidung heisst Paraplegie (untere Extremitäten sind betroffen) und Tetraplegie (alle 4 Extremitäten sind betroffen).
Gedönse
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Re: Pro und Contra für aktive Sterbehilfe

Beitrag von Gedönse »

Pro: bessere Möglichkeiten der Sterbebegleitung
(Contra: Verstößt gegen Kants teleologische Ethik)
Zuletzt geändert von Gedönse am Mittwoch 24. November 2010, 16:43, insgesamt 1-mal geändert.
Maik Schmidt

Re: Pro und Contra für aktive Sterbehilfe

Beitrag von Maik Schmidt »

Wieso ist bessere Sterbebegleitung möglich?
Wie lautet diese Ethik?
Sylvia
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Re: Pro und Contra für aktive Sterbehilfe

Beitrag von Sylvia »

Ich finde die aktive Sterbehilfe sehr gut. Genau so hervorragend fnde ich, dass Patienenerfügungen rechtlch durchgesetzt werden können, wenn gleich ich hier unserer Ärzeschaft nicht absolut über den Weg traue. Die maximale Spitalsbettenauslastung fließt sicher in die Überlegungen mit ein, wenn gerade noch ein Bett für enen Wachkomapatienten frei ist. Wenn dieser dann auch noch eine private Krankenzusatzversicherng haben sollte, ist er das Spitalsauslastungs-Schlaraffenland und eine medizinische Goldquelle. :)

Trotzdem bin ich froh, dass wir in Östereich zwar eine hervorragende Palliativmedizin mit Hospizbegleitung, aber keine aktive Sterbehilfe haben und dies hängt mit der Mentalität der hiesigen Menschen zusammen, die sich wesentlich von der Schweizer Menalität unterscheiden dürfte.

Bei uns würden sich wahrscheinlich ein hoher Prozentsatz der Pflegeheimbetten blitzartig leeren und die zukünftige Pflegediskussion mangels viel zu weniger Pflegeheimbetten hätte sich schlagartig erledigt. :D

Ein Bett in einem Pflegeheim kostet bei uns monatlich mindestens € 4.000,-. Der Kostenregress auf die Kinder wurde abgeschafft, nur mehr das Eigenvermögen des Pflegebedürftigen wird automatisch mittels Grundbucheintragung von Amts wegen zur Kostendeckung herangezogen.

Nun hat der Gesetzgeber die glorreiche Idee gehabt, den alten Paragraph der Unterhaltspflicht der Eltern und des Ehegatten aus dem Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch heranzuziehen. Demnach sind die Eltern ihren Kindern bis zu deren Selbsterhaltungsfähigkeit unterhaltspflichtig. Bei Pflegebedürftigen erwachsenen Kindern tritt diese Unterhaltspflicht erneut in Kraft. Zudem ist immer der Ehepartner unterhaltspflichtig und diese Unterhaltspflicht kann sogar auf einen geschiedenen Ehepartner wieder hinüberspringen.

Die Eltern zahlen aliquot zu ihrer Rente, der Ehepartner mindestens 33 % seines Einkommens und bei höheren Einkommen liegt die Höhe im Ermessen eines Richters und kann bis nur zum Verbleib des Existenzminimums führen.

Jetzt stelle man sich einen Pflegeheiminsaßen vor, der ein Haus besitzt - dass natürlich mit der Pflegeheimunterbringung in absehbarer Zeit durch die Pflegeheimkosten verloren ist. Die hoffnungsvollen Erben kommen dich garantiert jeden zweiten Tag mit vorwurfsvollem Blick besuchen, weil du sie um ihr Erbe bringst. Eine kleine Unterschrift von dir zum Freitod würde reichen und alles wäre wieder paletti. :D Wetten, nach spätestens einem halben Jahr möchtest du durch diesen enormen finanziellen Angehörigendruck am liebsten schon gestern gestorben sein?

Und das ist der Unterschied in der Mentalität der Schweizer und Österreicher: Freiwillig "Sterben dürfen" und nicht zwangsweise "Sterben müssen". :)
Gedönse
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Re: Pro und Contra für aktive Sterbehilfe

Beitrag von Gedönse »

@Maik
Sieh es so: Wenn aktive Sterbehilfe erlaubt ist, braucht man sich nicht um alles selbst im Geheimen kümmern, es wäre leichter mit Leuten darüber zu sprechen und im Krankenhaus würde man sicher auch ehrenamtliche Sterbebegleiter angeboten bekommen.

Unter anderem ist Kant der Meinung, der Mensch als vernunftbegabtes Wesen existiere nur sich selbst zum Zwecke, und man dürfe nur so handeln, dass man jede Person immer auch als Zweck, niemals nur als Mittel benutzt. Daraus ergibt sich eine Achtung gegenüber des anderen Vernunft. Wenn ich aktive Sterbehilfe leiste, nehme ich dem anderen die Möglichkeit, seine Vernunft zu benutzen.
Man könnte aber auch sagen, dass sich daraus eine Achtung gegenüber der Selbstbestimmung ergibt und man dann nur hilft, diese durchzuführen.
Ist nicht ganz konsistent, war schon spät ;)
Maik Schmidt

Re: Pro und Contra für aktive Sterbehilfe

Beitrag von Maik Schmidt »

Gedönse hat geschrieben: Wenn ich aktive Sterbehilfe leiste, nehme ich dem anderen die Möglichkeit, seine Vernunft zu benutzen.
Nicht wenn er darum gebeten hat.
avira
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Re: Pro und Contra für aktive Sterbehilfe

Beitrag von avira »

hallo,

für mich wär die offizielle Erlaubnis: begleiteter Freitod für jedermann ausreichend. Es sollte eine Stelle geben, bei der man sich anmelden kann. Ich wünschte eine Beratung über meine Pflichten z.Bsp. Schulden, Verantwortung für von mir abhängige Menschen (etwa Kinder) und mehr.

Ich bereite mich dann spirituell auf mein Ende vor (so, als wenn ich eines natürlichen Todes sterben würde). Ich wünsche mir das Zusammensein mit liebevollen Menschen um in Liebe gehen zu dürfen.

Die Schuldfrage könnte sich für viele Menschen mit der Zeit auflösen.

Das Tabu um Sterben, Tod, Freitod würde nicht sofort verschwinden. Hinter dem TABU steckt die Angst der Menschen - wovor - Tod, Ohnmacht

gruss von avira :)
avira
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Re: Pro und Contra für aktive Sterbehilfe

Beitrag von avira »

Nevermind hat geschrieben:
Sylvia hat geschrieben:(...)

Und das ist der Unterschied in der Mentalität der Schweizer und Österreicher: Freiwillig "Sterben dürfen" und nicht zwangsweise "Sterben müssen". :)
An solche vorher existierenden Mentalitaetsunterschiede glaube ich nicht.

Vielmehr denke ich, dass diese Mentalitaetsunterschiede schleichend, aber zuegig kommen werden, wenn aktive Sterbehilfe erst mal zulaessig ist. Aus den Niederlanden hoert man doch schon, dass Senioren und/oder Kranke in die grenznahen deutschen Hospize gehen, um sich dem Druck zum Freitod in ihrem Land zu entziehen.
Liebloses miteinander umgehen muß doch nicht erst erfunden werden - das gibt es doch schon - egal ob in CH, D oder A - es würde nur noch klarer sichtbar werden.

vg avira
And
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Re: Pro und Contra für aktive Sterbehilfe

Beitrag von And »

wahrscheinlich ist es EIN grund, weshalb selbstbestimmtes sterben ein tabu ist. der missbrauch ist nicht auszuschliessen - man muss sich vostellen, welche macht diktaturen damit in die hand bekämen, wenn hier schon eine familie "nachhelfen" kann. leider ist damit auch wirklich sterbewilligen ein fried- & würdevoller weg verstellt. leider!
Gedönse
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Re: Pro und Contra für aktive Sterbehilfe

Beitrag von Gedönse »

Maik Schmidt hat geschrieben:
Gedönse hat geschrieben: Wenn ich aktive Sterbehilfe leiste, nehme ich dem anderen die Möglichkeit, seine Vernunft zu benutzen.
Nicht wenn er darum gebeten hat.
Gedönse hat geschrieben:Man könnte aber auch sagen, dass sich daraus eine Achtung gegenüber der Selbstbestimmung ergibt und man dann nur hilft, diese durchzuführen.
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