Psychische Erkrankung auch eine Indikation?

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Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

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momo
Beiträge: 153
Registriert: Samstag 29. August 2009, 20:20

Psychische Erkrankung auch eine Indikation?

Beitrag von momo »

Ich habe schon seit 25 Jahren den Wunsch, sterben zu wollen und immer wieder ließ ich mich breitschlagen, eine nach der anderen Therapie zu machen. Auch aus freien Stücken, weil ich immer noch versuchte, das Gute im Leben zu sehen.
Leider vegebens.
Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an Suizid denke und den Wunsch verspüre lieber gestern als heute "unter die Erde" zu kommen.

Ich habe im Netz gelesen, das es schon auch Vorfälle bei Dignitas gab, wo psychisch Kranken geholfen wurde. Wie seht ihr das?
Kai
Beiträge: 602
Registriert: Sonntag 26. Juli 2009, 07:08

Beitrag von Kai »

Hi momo,

ich vermute, dass die Unterstützung für psychisch Kranke problematisch ist, weil man nicht 100%ig sicher sein kann (oder besser glaubt, nicht sicher sein zu können), was die Entscheidungsfähigkeit betrifft. Auch dann, wenn sie de jure frei über ihr Leben entscheiden können, da sie nicht unter gesetzlicher Betreuung stehen. Anders gesagt, gilt hier wohl der Tenor "Denn sie wissen nicht, was sie tun". Außerdem geht man wohl davon aus, dass hier der Todeswunsch ebensogut nur eine vorübergehende Phase und Auswirkung der Krankheit sein kann.

Ich persönlich halte das für ungerecht. Wenn jemand sich wie du seit 25 Jahren mit dem Gedanken an Freitod herumschlägt, kann man, ebenso wie psychisch Gesunden, getrost von einem sogenannten "Bilanzsuizid" ausgehen.

Gruß,

Kai
tamquam
Beiträge: 52
Registriert: Freitag 7. August 2009, 20:30

Beitrag von tamquam »

Lieber Momo

Ich fühle mit Dir. Auch ich bin psychisch krank.
Habe diese Woche einen Antrag auf Freitod-Begleitung gestellt bei Dignitas.
Abgelehnt mit folgenden Worten:
Wir danken für Ihr Vertrauen in Dignitas. Leider ist es uns zur Zeit nicht möglich Hilfe bei Menschen mit einer psychischen Krankheit Freitod-Begleitung zu leisten, aufgrund von Einspruch der Schweizer Behörden.
Herr Minelli kämpft um diese Rechte. Wir raten Ihnen uns zu Beginn des nächsten Jahres wieder zu kontaktieren um zu wissen ob sich die Situation geändert hat. Wir bedauern Ihnen das mitteilen zu müssen.

Nun habe ich mich an exit gewendet und werde vermutlich ein Gespräch mit ihnen führen können. Sie sagten mir, dass es ein sehr langer Weg würde....
momo
Beiträge: 153
Registriert: Samstag 29. August 2009, 20:20

Hallo Tamquam

Beitrag von momo »

Danke für die Rückmeldung. Das interessiert mich wirklich. Kannst du mich auf dem Laufenden halten, was sich bei EXIT ergibt? Wo haben die ihren Sitz? Auch in der Schweiz?
Das blöde ist eben, genau wie Kai sagt, das es so schwer messbar ist, ob man wirklich will oder es eben nur eine Phase ist.
Ich bin 35 Jahre (weiblich) und mache seit 18 Jahren Therapie, ambulant, stationär, klassisch medizinisch und hab auch alles an scharmanischen und übersinnlichem ausprobiert, wie Reinkarnation, Hypnose, Pilchen, Tropfen, Tabletten .... ich bin einfach zu müde, weiter zu suchen, um dem Leben einen Sinn zu geben.
lieben Gruß... endlich mal verständnis, ohne direkt als egoist oder unzulässiges Wort darzustehen.
DANKE!
momo
Beiträge: 153
Registriert: Samstag 29. August 2009, 20:20

Hallo Kai

Beitrag von momo »

Danke für deine Antwort.
Du hast recht, es ist wirklich unfair. Auf der anderen Seite kann ich auch nachvollziehen, das sie hier keine klare Regelung finden können. Wie soll man nachweisen, das man mit dem Gedanken schon 20 Jahre "schwanger" läuft.
Bei mir ist es deswegen so anstrengend, weil ich keine Traumaerfahrungen wie Mißbrauch, Mißhandlungen oder sonstige Vernachlässigungen in der Kindheit erlebt habe. Ich habe eine sehr enge Beziehung zu meinen Eltern und meinem Bruder. Die sind auch immer da gewesen und haben mich in allem unterstützt.
Habe als Kleinkind schon meinen Körper abgelehnt (Austrocknung) und mit Anfang 10 die ersten Suizidgedanken (Handlungen weiß ich nicht mehr) gehabt.
Das einzige, was mich kurze Momente von den Gedanken löst, ist meine soziale Arbeit. Aber wenn ich dann von Klient zu Kllient fahre, starre ich im Auto vor mich hin und denke, sollst du nun oder besser noch nicht...
sabbersack
Beiträge: 184
Registriert: Dienstag 30. September 2008, 14:54

Beitrag von sabbersack »

Ich habe meine Zielstellung dahingehend geändert (StatusQuo), dass ich mit gleichwohl erhobenem Haupt -unter erzwungender Billigung- DAS einfach mache.
Ihr versteht?! ...das gleiche, was Kai hier in seinem 2. Absatz seines 1. Beitrags schrieb.

Man sehe sich nur mal die medinzinische Praxis an! Ich verkürze es mal stark: Ich habe nichts gegen "Klinik". Aber warum, wenn es nicht hilft? [-so schön dort...?]
Gleichzeitig ist das letzte, was ich möchte: in einer evtl. fremden Athmosphäre sterben nachdem ich die Pille zum Tod gebilligt bekam - steng nach Vorschrift. Ich will keine -mittlerweile makaberen- Gesellschaftsinteraktionen und -transaktionen mehr leisten, z.B. Behördenweg bis zu DIGNITAS; die mir schon zum glücklichen Leben, zur Krankheitsdiagnose usw. nicht geholfen haben. Bilanzsuizid auf Rezept?: Nur weil's jetzt nicht Ist, macht es nicht zwingend einen Sinn, das zu Wollen! Ich würd's ...als pseudo-medizinischen Beweis meines Leids... sogar echt B-r-i-n-g-e-n (!), aber die Wahl des Zeitpunkts wird dadurch komplizierter (das ist das Komplizierteste! ); also tut man sich keinen Gefallen mit diesem Streben. So ist meine aktuelle Meinung. Sinnvoller, schöner oder gerechter wird der Tod nicht, wenn man über belangloses Dürfen oder Nichdürfen eine Einigung sucht. Es werden immer Spielverderber dabei sein. Ich glaube, dass für einen Betroffenen der Weg, den legitimen Weg zu suchen, ein Irrweg ist. An der Stelle muss man an den wunderbaren Threat von Fliesenbourg verweisen, der für Manche [...sehr Viele] eine solche Sichtweise erst möglich macht. http://www.dignitas.ch/forum/viewtopic. ... &start=240 Inzwischen dürfte alles Wichtige dort gesagt worden sein.
Klar, zum Zähneknirschen, dass diese Infos generell erst gefunden werden müssen!
Grüße
Gesperrt