Übersensibilisiert?

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Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

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farewell
Beiträge: 1
Registriert: Sonntag 5. September 2010, 00:56

Übersensibilisiert?

Beitrag von farewell »

Hi,

Ich frage mich, ob es hier jemanden gibt dem es ähnlich geht oder der was ich gleich beschreibe wiedererkennt. Ich frage mich ob jemand weiss wie man damit umgehen soll, ob es da irgendeine Hilfe gibt.
Für manch einen mag es lächerlich erscheinen aber mir, mir ist das lachen vergangen. Ich kann behaupten schon vieles gesehen und erlebt zu haben, trotz dem ich erst in den 20ern bin. Ich möchte nicht zuviel persönliches erzählen, nur sehr ungenau. Krankheit mit ziemlichen konsequenzen und mit sehr, sehr langem stationären Therapieaufenthalt und der Verlust eines Menschen. Die aktive Krankheit wurde behandelt, offiziell gelte ich als geheilt aber..inoffiziell werd ich das nie sein...ich werde immer mit den Konsequenzen leben müssen, mit den Gedanken "zurück ins das tiefe Loch zu gehen"..Jedenfalls:
Ich habe das Gefühl Dinge wesentlich bewusster wahrzunehmen als andere. Blicken die mich irritieren, stark verunsichern...Menschen die mir entgegenkommen oder in Bus und Bahn..Es ist jedesmal fast schon schmerzhaft, wenn jemand mich nur ansieht. Wobei ich unterscheide zwischen: "wollenMIRwehtun blicke" und "tunmirweh-Blicke"(sind jene von Menschen denen die Traurigkeit, Enttäuschung oder die Dinge die ihnen passiert sind ins Gesicht geschrieben stehen )
Es erscheint mir verletzend wenn sich jemand zu knapp zu mir stellt oder gar neben mich setzt-auch jenes halt ich oft gar nicht aus......und Stimmengewirr, ein einziger zäher unverständlicher Wortbrei, ein schmerzhaftes rauschen und ich bin unfähig richtige Worte darin zu erkennen wenn viele Leute sich unabhängig von einander unterhalten wie eben in bussen oder so. Ein "normaler" Mensch beachtet sowas doch gar nicht und merk das nichtmal...wieso merk ich es? und wieso merk ich es SO?
Ich habe das Gefühl manchmal Dinge wie im Zeitraffer zu erleben oder stark vorgespult und als wäre ich die einzige die sich den jeweiligen Tempo nicht anpassen kann und verharrt.
Ich habe das Gefühl mir platzt das Trommelfell wenn nur Tauben aufschrecken und mit den Flügeln schlagen...
es ist als hallen Schritte noch lang nach, nachdem jemand an mir vorrüber ging wenn ich zB in einem Park sitze...
Ich habe das Gefühl so dermassen empfänglich für alles wirklich ALLES zu sein, ob + oder - sei dahingestellt, dass ichs kaum aushalte..und ich habe nicht das Gefühl auch nur irgendetwas davon unter Kontrolle zu haben.
Ich weiss auch dass die Welt so dermassen viele Möglichkeiten bietet...es so viele Dinge zu sehen und tun gibt...aber jedesmal komm ich an den Punkt wo es anfängt mich zu erschrecken(all diese möglichkeiten) und ich dann denke *für mich ist all jenes unrealistisch und unerreichbar"
All jenes sind nur Beispiele, in meinem Alltag sind aberhunderter solcher Kleinigkeiten und begegnungen (zumal ich einen sehr emotionalen Beruf habe, der auch mit sehr viel Elend zu tun hat...allein aus diesem Grunde habe ich das Gefühl im letzten Jahr 50Jahre gealter und verhärmt worden zu sein)
All diese Kleinigkeiten wie Blicke, Worte, das zwischen den zeilen, die gewissen Betonungen, nähe gegen die man sich nicht wehren kann und das xtrem erleben von "manchen" (bsp Schritte, Flügelschlag, Laubgeraschel, Regeltropfen..)...in Summe...sind wahnsinnig anstrengend, weshalb ichs vorziehe mich nach der Arbeit daheim zu verkriechen und auch viel einfach nur schlafe. Soziale Kontakte habe ich kaum, sie erscheinen mir auch als anstrengend...trotzdem fehlen sie mir oft.

ich hoffe man kann sich da reindenken und verstehen was ich meine..

am liebsten wäre mir jemand nennt mir den Namen von irgendwelchen Tabletten
die mich halbwegs normal werden lassen. (scherz, ich weiss..die wirds nicht geben)
lost element
Beiträge: 46
Registriert: Samstag 3. April 2010, 18:08

Re: Übersensibilisiert?

Beitrag von lost element »

klingt komisch aber ich hab auch oft solche phasen seit 3 jahren, eigentlich ist es nie wirklich verschwunden aber ich habe gelernt damit umzugehen
kann aber gut sein das die wunde(ich nenn es jetzt mal so) in 5-6 jahren geheilt wird
speedy1
Beiträge: 69
Registriert: Montag 16. August 2010, 09:59

Re: Übersensibilisiert?

Beitrag von speedy1 »

Bei mir ist es eher so, dass mich sehr viele normale Aussagen und Handlungen verletzen. Jahrelange Erfahrung und Demütigungen. Ich bin einfach zu zerbrechlich geworden für diese Welt.[/quote]

kann mich dem nur anschliesen.es ist mir auch alles zu unehrlich.

die geräusche und menschen erschrecken mich auch immer mehr.

wenn ich dann zu hause bin sitze ich erstmal da und nehme

die ruhe in mir auf.
ForcedLoner
Beiträge: 2
Registriert: Dienstag 14. September 2010, 19:13

Re: Übersensibilisiert?

Beitrag von ForcedLoner »

Ich habe darüber mal gelesen (Da ich ähnliche Symptome zeige hatte ich mich darüber informiert): Du bist eventuell eine HSP, eine hochsensible Person. Hier noch 2 Links zu dem Thema..

http://www.zartbesaitet.net/
http://www.hochsensibilitaet.ch/

Auf fast allen Seiten zu dem Thema wird suggeriert dass es sich nicht um eine Krankheit handelt, sondern eine Art "Gabe" und dass man doch lernen sollte, diese für sich zu nutzen. Ich kann dazu nur sagen ich persönlich kann mich mit dem Gedanken absolut nicht anfreunden und es mag seltsam klingen, aber ich würde gerne so gefühlskalt wie andere Menschen durch die Welt gehen, mir weniger Gedanken machen müssen..
Noir
Beiträge: 146
Registriert: Dienstag 11. Mai 2010, 16:27

Re: Übersensibilisiert?

Beitrag von Noir »

Ich habe mich diesbezüglich auch informiert und dieselben Seiten dazu gefunden.
Wie du, ForcedLoner, kann ich mich mit dem Gedanken nicht anfreunden, vor allem, weil ich nicht weiß, wie ich diese "Gabe" für mich nutzen kann. Ich würde am liebsten normal, also weniger fühlen/empfinden.
Jede Kleinigkeit wirft mich aus der Bahn und ich hätte einfach gerne Medikamente um, wie du schon sagtest, gefühlskalt zu sein, zumindest weniger zu fühlen.
Ich weiß nicht, ob es wirklich von Vorteil wäre gar keine Emotionen mehr zu zeigen, aber manchmal würde ich echt gar nichts fühlen, keinen Schmerz, keine Trauer..

Ich war eigentlich schon immer "übersensibilisiert", habe versucht es mir nicht anmerken zu lassen. Ich habe versucht ein anderer Mensch zu sein - zB das Mädchen aus der Addams Family. Auf Dauer kann ich aber nicht 'schauspielern', denn irgendwann bricht es wieder aus.
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