sterbebegleitung
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Ich habe eine Frage: Wo liegen die Chancen und Grenzen der christlichen Sterbebegleitung? wo liegt unter ethischen Gesichtspunkten die gesellschaftliche Relevanz? Es würde mich freuen, wenn ich auf meine Frage Antworten bekommen würde. :lol:
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- Site Admin
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Ich gestehe Ihnen offen, dass ich mit dem Begriff einer "christlichen Sterbebegleitung" nichts anfangen kann. "Christlich" ist für mich ein Wort, das ohne jeden klaren Inhalt ist. "Christlich" war es - und ist es für viele "Christen" möglicherweise immer noch -, jemanden, der sich seinen Tod selbst gegeben hat, nicht in geweihter Erde, sondern ausserhalb des Friedhofs auf dem Schindanger zu verscharren - eine Gewohnheit, welche die Christen seinerzeit von den Juden übernommen hatten. "Christlich" war auch das Gemetzel, das die Kreuzfahrer des ersten Kreuzzuges in Konstantinopel nach der Eroberung der Stadt am 15. Juli 1099 unter den dortigen Moslems, Juden und (christlichen) Kopten und Syrern veranstaltet hatten. "Christlich" war auch die Zurückweisung der deutschen Juden an der Schweizergrenze während des Zweiten Weltkriegs, welche in ein sicheres Land fliehen wollten und statt dessen wegen der Haltung der Schweizer Behörden in Konzentrationslagern zu Tode gefoltert worden sind. Sie müssen sich somit wesentlich deutlicher ausdrücken, wenn Sie wollen, dass wir Ihnen eine substantielle Antwort geben können. Was verstehen denn Sie unter einer "christlichen Sterbebegleitung"?
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- Site Admin
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Jetzt ist die Frage klarer, doch stellen Sie diese nicht der richtigen Stelle. Diese Frage müssen Sie jenen Einrichtungen stellen, von welchen Sie annehmen, sie würden "christliche" Sterbebegleitung anbieten oder durchführen.
DIGNITAS hat es durchaus schon erlebt, dass katholische Priester oder Ordensschwestern ein Mitglied auf seinem Weg, der durch begleiteten Suizid in Zürich zu Ende gegangen ist, bis zum Schluss begleitet haben; andererseits haben wir auch erlebt, dass ein unserer Sterbewohnung benachbarter katholischer Pfarrer, den wir im Auftrag eines Mitglieds gefragt haben, ob er ihm in seiner letzten Stunde geistlicher Beistand sein würde, dies kurzerhand abgelehnt und erklärt hat, das Mitglied möge sich an den Pfarrer an seinem ausländischen Wohnort wenden.
Der protestantische Zürcher Theologe Johannes Fischer stellt zuhanden der "christlichen" Theologen und der Ärzte die Frage, ob man denn Menschen, die ihr Leben wegen eines schweren Leidens selbst beenden möchten, allein lassen dürfe. Er für sich verneint diese Frage, und wir meinen, dass er Recht hat. Es ist unmenschlich, einen sterbenden Menschen allein zu lassen. Und es ist teuflisch, ihn deswegen allein zu lassen, weil sich sein Glaube nicht mit jenem deckt, der ihn allein lässt.
Insoweit somit "Christen" solche Menschen allein lassen, weil sie sich nicht ihrer eigenen Auffassung beugen, handeln sie moralisch verwerflich. Insoweit sie sich ihnen jedoch trotz der unterschiedlichen Auffassungen zuwenden, handeln sie menschlich.
DIGNITAS hat es durchaus schon erlebt, dass katholische Priester oder Ordensschwestern ein Mitglied auf seinem Weg, der durch begleiteten Suizid in Zürich zu Ende gegangen ist, bis zum Schluss begleitet haben; andererseits haben wir auch erlebt, dass ein unserer Sterbewohnung benachbarter katholischer Pfarrer, den wir im Auftrag eines Mitglieds gefragt haben, ob er ihm in seiner letzten Stunde geistlicher Beistand sein würde, dies kurzerhand abgelehnt und erklärt hat, das Mitglied möge sich an den Pfarrer an seinem ausländischen Wohnort wenden.
Der protestantische Zürcher Theologe Johannes Fischer stellt zuhanden der "christlichen" Theologen und der Ärzte die Frage, ob man denn Menschen, die ihr Leben wegen eines schweren Leidens selbst beenden möchten, allein lassen dürfe. Er für sich verneint diese Frage, und wir meinen, dass er Recht hat. Es ist unmenschlich, einen sterbenden Menschen allein zu lassen. Und es ist teuflisch, ihn deswegen allein zu lassen, weil sich sein Glaube nicht mit jenem deckt, der ihn allein lässt.
Insoweit somit "Christen" solche Menschen allein lassen, weil sie sich nicht ihrer eigenen Auffassung beugen, handeln sie moralisch verwerflich. Insoweit sie sich ihnen jedoch trotz der unterschiedlichen Auffassungen zuwenden, handeln sie menschlich.