Freunde...fürs Leben?!?

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Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

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ibot
Beiträge: 22
Registriert: Montag 21. Dezember 2009, 16:20

Freunde...fürs Leben?!?

Beitrag von ibot »

hallo zusammen,

ich habe hier im forum schon mal angemerkt, dass ich kein großes interesse habe, meine lebensgeschichte auszubreiten. es gibt bestimmt duzende hier, die, objektiv betrachtet, weitaus schlimmere und gravierendere probleme haben als ich.
ich hab keine lust, mich bei fragen auf diskussionen einzulassen, was ich alles ausprobieren könnte. probleme sind meines erachtens immer so schlimm, wie sie der betroffene empfindet.
dieses forum ist für mich ein ort, an dem ich primär über die art und weise entscheiden kann. dies ist in vielen deutschen foren (in allen?) nicht möglich. methodendiskussion generell unerwünscht.

nichtsdestotrotz eröffne ich hier einen beitrag, in dem ich auch einfach mal reden möchte. ich möchte keine großen (höchstens kleine ;-) therapievorschläge und -diskussionen. ich möchte einfach reden. mit leuten, die vielleicht mit ähnlichen unannehmlichkeiten zu leben haben, wie ich. ich schreibe absichtlich nicht "probleme", denn wie gesagt, es gibt sicher schlimmeres.

aber um zum eigentlichen punkt zu kommen, den freunden, die man auf dem lebensweg findet:
ich hatte mir auch schon einen termin gesetzt, um das ganze hinter mich zu bringen. die silvesternacht war angepeilt, und eigentlich war auch alles so weit bereit. aber gemacht hab ichs trotzdem nicht. ich weiß nicht, was es genau war. ich brings einfach nicht recht über mich, meinen eltern und geschwistern das anzutun. ich habe zuhause keine schlechten erfahrungen gemacht, meine familie kann nichts für meine momentane lage. ich komme aus einer ländlichen gegend, da steht die familie eigentlich noch hoch im kurs. ich kann aber auch nicht mit ihnen über meine sorgen und nöte reden. nicht dass sie es nicht zulassen würden, sie würden mir sicher jederzeit versuchen zu helfen. nur können sie es nicht. ich muss selbst damit fertig werden, niemand kann mir wirklich helfen.
hinzu kommt, dass ich kein sehr aufgeschlossener mensch bin. bin eigentlich ehr ruhig und zurückgezogen. über sorgen und ängste reden ist überhaupt nicht mein ding. bin auch nicht übermäßig gesellig. das ist nicht falsch zu verstehen: ich habe gern menschen um mich herum, die mir wichtig sind. bin auch ein soziales wesen. für meine freunde gibt es fast nichts, was ich nicht für sie tun würde.
ich tue mir einfach (sagen wir aufgrund früherer erlebnisse) recht schwer mit anderen menschen. es ist mir so gut wie unmöglich, kontakt zu neuen menschen aufzubauen. dadurch, dass ich wie gesagt, aus einer dörflichen umgebung komme, hab ich zumindest den vorteil, dass es eine gruppe gibt, zu der ich immer hinkann. sind nicht meine engsten freunde, aber ich kann fast jederzeit was mit ihnen zusammen unternehmen.
auch meine kollegen, die ich während meinem studium kennen gelernt habe, liegen mir sehr am herzen.
es ist nur so, dass ich wie gesagt nur den kontakt zu menschen verliere, und nicht in der lage bin, neue aufzubauen. auch zwecks einer festen beziehung ist überhaupt nichts in sicht. hab es in meinem bisherigen leben zweimal ernsthaft versucht, und beiden male gings voll daneben. hab damit weit mehr kaputt als gutgemacht. vor allem für mich selbst.

trotzdem glaube ich, dass es hauptsächlich familie und freunde waren, die mich daran gehindert haben, meinen plan auszuführen.
ich weiß, dass niemand unersetzlich ist. ich wohl am allerwenigsten. trotzdem möchte ich meiner familie in keinem fall wehtun, und auch meine freunde nicht verletzen. am liebsten wäre es mir, wenn ich einfach aus natürlichen gründen aus dem leben scheiden könnte, oder langsam verschwinden.
nicht dass ich mir eine schwere krankheit wünsche oder so, betroffene haben schwer damit zu kämpfen, v.a. wenn sie nicht sterben wollen. aber für nahestehende ist es in so einem fall einfacher, den tod zu verarbeiten und zu akzeptieren. bei suizid fragt jeder nach den gründen.

angst vor dem tod selber habe ich keine. egal was danach kommt, ob das große nichts, oder so eine art himmel (rechne mich unter die religiöse bevölkerung, hab aber keine festen erwartungen und vorstellungen an und vom jenseits). sterben bereitet begrenzt kopfzerbrechen, aber auch ein fünfminütiger todeskampf geht vorüber - auch wenns einem wohl wesentlich länger vorkommt.
aber das sterben ist nunmal der einzige weg zum tod zu kommen, und sterben müssen wir doch alle irgendwann.

wie sieht es denn bei euch aus? habt ihr auch familie, freunde, die euch am leben halten? macht es das leben leichter oder schwerer für euch? gibt es mittel und wege, es zumindest der familie zu erleichtern? freunde werden doch eher darüber hinwegkommen.
in den abschiedsbrief kann man ja noch so oft reinschreiben, dass sie keine schuld trifft, und dass sie es nicht hätten ändern können. so richtig glauben würde es niemand. der mensch kann immer etwas änder - glaubt er zumindest. wenns drauf ankommt, ist er in der lage, großes zu leisten.

so, jetzt hab ich mir wieder was von der seele geschrieben. weiß nicht obs sich besser anfühlt. im ersten moment bringt reden meistens was, aber auf lange sicht...?

liebe grüße
ibot
Träumerin
Beiträge: 300
Registriert: Sonntag 18. Januar 2009, 19:06
Wohnort: Schleswig-Holstein

Beitrag von Träumerin »

moin ibot,

ich kann sehr gut nachempfinden was du meinst.
auch ich komme aus einer ländlichen gegend und das wort familie wird bei mir ganz gross geschrieben.
sie ist für mich superwichtig und es ist jederzeit einer für den anderen da.

auch freunde ist für mich ein sehr wertvoller begriff gewurden in den letzten jahren.
früher dachte ich immer ich hätte einen grossen freundeskreis...dieser zahn wurde mir dann ganz schnell gezogen als es anfing mit meiner MS und die ersten körperlichen gebrechen dazu kamen.

heute sind mir von vielen 'freunden' zwei geblieben...aber die werten den rest leicht und locker auf....

ich denke ich kann von mir sagen ohne die unterstützung von familie freunden und dem forum hätte ich schon vor langer zeit aufgegeben.

liebe grüsse
Träumerin
ibot
Beiträge: 22
Registriert: Montag 21. Dezember 2009, 16:20

Beitrag von ibot »

ich sollte vielleicht noch anmerken: die "freunde" von da wo ich herkomm, das sind schon freunde, aber es ist eher so ne zweckgemeinschaft, um mal wegzugehn. vor kurzer zeit hat uns ein guter freund von mir verlassen, und daran hat kaum jemand anteil genommen. bei seinem abschied war fast niemand von der "zweckgemeinschaft".
der spruch gemeinsam einsam erhält dabei für mich seine wahre bedeutung. ich habe sie als freunde, bin aber trotzdem alleine.
und die freunde vom studium, ich mag sie wirklich. aber ohne studium hätten wir uns nie so kennengelernt. das ganze wird auch zerfallen, sobald wir fertig sind. bin ein schwieriger mensch, irgendwie anders als die anderen. bin nicht böse o.ä., einfach nur vom wesen her anders. sie sehen, dass es mir nicht gut geht, aber ich kann nicht mit ihnen drüber reden. und über die absichten schon mal gleich gar nicht, damit kann kein mensch umgehen.

ibot
ibot
Beiträge: 22
Registriert: Montag 21. Dezember 2009, 16:20

Beitrag von ibot »

dieser zahn wurde mir dann ganz schnell gezogen als es anfing mit meiner MS und die ersten körperlichen gebrechen dazu kamen.
das habe ich auch erlebt. ich kenne entfernt jemandem, der hatte früher auch einen großen freundeskreis bei mir daheim (ist einige jahre älter). er hat dann in jungen jahren rheuma bekommen, und auch noch einige andere sachen. verdacht auf ms bestand auch - das gerücht hält sich bis heute sehr hartnäckig. im moment ist er wieder ganz gut auf den beinen, aber es will ihn niemand dabeihaben.
ich finde das sehr schade. zumal er eigentlich (mittlerweile?) ein sehr vernünftiger mensch ist (in meinen augen). man kann sich gut mit ihm unterhalten. ich kenn ihn wie gesagt nur oberflächlich, deswegen bleiben die gespräche an der oberfläche, aber...

er mag vielleicht nicht immer der beste mensch gewesen sein, aber so eine behandlung hat er in meinen augen nicht verdient.

liebe grüße,
ibot
tintenherz
Beiträge: 439
Registriert: Sonntag 15. November 2009, 21:08
Wohnort: 123 Fakestreet

Beitrag von tintenherz »

ich habe gute freunde und bin auch sehr dankbar dafür.
aber trotzdem hält mich das weder auf noch ab.

meine probleme, mein leben können sie mir nicht abnehmen und ich erwarte es auch nicht.

ihr leben wird weitergehen, irgendwann ist man nur noch eine dunkle erinnerung.
sabbersack
Beiträge: 184
Registriert: Dienstag 30. September 2008, 14:54

Beitrag von sabbersack »

Mein einziger Freund ist meine Katze. Ich denke nicht, dass ein Abschiedsbrief sinnvoll ist. Die mir nahestehenden Menschen sind nicht mal eines obzönen Kommentares wert.
Über die Frauen, die mir mal nahe standen, denke ich:
http://www.youtube.com/watch?v=yV5VDIt1PkM
ladygaga
Beiträge: 24
Registriert: Sonntag 3. Januar 2010, 13:54
Wohnort: bei Verden (Aller)

Beitrag von ladygaga »

Was mich hier noch hält? Diese Frage stelle mich mir jeden Tag. Die täglichen Schmerzen und die Depris sind es sicherlich nicht. Was mich hier hält sind meine 2 Kinder, zwar beide bereits erwachsen, die aber ihr eigenes Leben leben und sollen. Auch wenn ich oft von ihnen enttäuscht werde, sie so gut wie nie für mich da sind, sie nicht wahrhaben wollen, dass es mir echt unzulässiges Wort geht, so sind es doch verdammt noch mal meine Kiddys. Meine Tochter würde mir nie verzeihen, wenn ich freiwillig aus dem Leben gehe. Und dann frage ich mich immer wieder, hat man als Mutter das Recht so etwas zu tun oder muss man als Mutter aushalten und aushalten?
Meine sog. besten Freunde haben sich von mir verabschiedet als sie mitbekamen, dass ich nicht mehr so funktioniere wie früher und dann auch noch 3 Monate in einer psychosomatischen Klinik (für sie einfach nur Klappse) war. Meine Kollegen meiden mich. Bin ja jetzt unbequem und fehle oft, nur ein Hindernis für die. Ich bewege mich zwischen vielen Menschen und bin doch allein. Oft habe ich nur übers Internet Kontakt zur Außenwelt und ziehe mich immer mehr zurück, vermutlich aus Angst vor neuen Demütigungen und Verletzungen.
Was bleibt ich das ständige hin- und hergerissen sein: Soll ich oder soll ich nicht.
Lotus
Beiträge: 52
Registriert: Samstag 26. Dezember 2009, 19:57

Beitrag von Lotus »

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