Aufgewacht
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Re: Aufgewacht
Du hast hier einen aufrichtigen Bewunderer, aufgewacht Ich kann jeden Beitrag von dir genauso unterschreiben und ich gehe ebenfalls an der Ohnmacht zugrunde. Fühle mich wie ein Fisch, der in eine Vogelgesellschaft auf den Baum gezwungen wird und gefälligst fliegen soll. Dabei fliegt er mit seinen Flossen nirgendwohin, ausser vom Baum runter auf die Fresse. Immer wieder. Und dann kommen irgendwelche Therapeuten und wollen dir erzählen, dass du nur ein kranker Vogel seist - stopfen dich mit Medikamenten voll, auf dass du deine Vogelnatur gefälligst erkennst. Und du sitzt da und träumst eigentlich nur vom Meer.
Ich habe resigniert. Ich habe keine Kraft mehr, für irgendwas zu kämpfen, ich befinde mich im Limbo des Nur-noch-Aushaltens. So lange, bis das letzte bisschen Kraft und Lebenswille weg ist und dann gehts über den Jordan. Eine Perspektive sehe ich nicht mehr. Aber ich will dir diese Zeilen da lassen, weil ich gerade sehr glücklich darüber bin, dass ich nicht der einzige Mensch bin, der so denkt. Danke dafür.
Ich habe resigniert. Ich habe keine Kraft mehr, für irgendwas zu kämpfen, ich befinde mich im Limbo des Nur-noch-Aushaltens. So lange, bis das letzte bisschen Kraft und Lebenswille weg ist und dann gehts über den Jordan. Eine Perspektive sehe ich nicht mehr. Aber ich will dir diese Zeilen da lassen, weil ich gerade sehr glücklich darüber bin, dass ich nicht der einzige Mensch bin, der so denkt. Danke dafür.
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Re: Aufgewacht
@WalkingGhost,
die Beschreibung mit dem Fisch und dem Baum finde ich grossartig, sehr gut getroffen! Viele Gruesse
die Beschreibung mit dem Fisch und dem Baum finde ich grossartig, sehr gut getroffen! Viele Gruesse
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Re: Aufgewacht
Ja, das ist leider so. Und die Quintessenz aller Therapien und Selbsthilfebücher ist im Grunde: Ändere dich, dann ändert sich die Welt.
Wer hat es jemals geschafft, sich so viele Ecken und Kanten auszureissen, dass er mit der Welt kompatibel wird? Wer hat es jemals geschafft, zu einem anderen Menschen zu werden? Ich kenne niemanden. Entweder, man findet seine Erfüllung in diesem kaputten System hier und hat idealerweise nie gelernt, die Dinge zu hinterfragen, oder man macht die Augen auf und geht umgehend zugrunde.
Eine "Rückverdummung" in eine Zeit, in der man noch nicht hinterfragt hat, ist nicht möglich. Und genau das müsste passieren, um auf diesen unaufhörlich auf den Abgrund zurasenden Zug, der die Gesellschaft repräsentiert, noch aufzuspringen.
Ich hätte vielleicht mit Ach und Krach noch beide Augen verschließen können, wenn ich wenigstens noch Menschen getroffen hätte, die auch Fische sind, aber Überraschung, Überraschung: Es ist Karneval und jeder Fisch, dem ich begegne, ist ein verkleideter Vogel.
Wer hat es jemals geschafft, sich so viele Ecken und Kanten auszureissen, dass er mit der Welt kompatibel wird? Wer hat es jemals geschafft, zu einem anderen Menschen zu werden? Ich kenne niemanden. Entweder, man findet seine Erfüllung in diesem kaputten System hier und hat idealerweise nie gelernt, die Dinge zu hinterfragen, oder man macht die Augen auf und geht umgehend zugrunde.
Eine "Rückverdummung" in eine Zeit, in der man noch nicht hinterfragt hat, ist nicht möglich. Und genau das müsste passieren, um auf diesen unaufhörlich auf den Abgrund zurasenden Zug, der die Gesellschaft repräsentiert, noch aufzuspringen.
Ich hätte vielleicht mit Ach und Krach noch beide Augen verschließen können, wenn ich wenigstens noch Menschen getroffen hätte, die auch Fische sind, aber Überraschung, Überraschung: Es ist Karneval und jeder Fisch, dem ich begegne, ist ein verkleideter Vogel.
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Re: Aufgewacht
@WalkingGhost
Du hast mein Mitgefühl und ganz ehrlich, vielleicht habe ich den Weg, welchen Du gerade nimmst, für mich nur ein wenig aufgeschoben.
Ich schrieb ja bereits, daß Plan B nicht aus der Welt ist. Es hängt davon ab, wie lange ich durchhalte und wie stark meine Gegenwehr ausfällt.
Da erwartet mich noch so Einiges - und sicher nichts Gutes...
Du hast mein Mitgefühl und ganz ehrlich, vielleicht habe ich den Weg, welchen Du gerade nimmst, für mich nur ein wenig aufgeschoben.
Ich schrieb ja bereits, daß Plan B nicht aus der Welt ist. Es hängt davon ab, wie lange ich durchhalte und wie stark meine Gegenwehr ausfällt.
Da erwartet mich noch so Einiges - und sicher nichts Gutes...
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Re: Aufgewacht
In dem System ist Egoismus nicht nur wünschenswert, sondern unabdingbar für das eigene Fortkommen samt Alpine Aufkleber auf der schwarz getönten Heckscheibe des VW Scirocco I GT.
Als Mann sollst Du rammeln bis die Blagen kommen, gleiches gilt für Frauen und Karriere machen zusätzlich um Haus und Grill in Ordnung zu halten für halbgare Börsenunternehmen, um beim Essen mit hochpotenten
"Freunden" über PKW Maut zu diskutieren, die eh die Firma bezahlt.
Wer jetzt irgendwie aus diesem Trott rausgeflogen ist, für den bedeutet es Abstriche zu machen oder Zugewinne. Das zu unterscheiden ist die Kunst des Lebens. Ich habe mal an einem Pool einen Querschnittsgelähmten
gesehen mit seinem Motorrad Club. Die anderen Zwei(vier)beinigen legten sich auf die Liegen und dieser Mann, Oberkörper wie Tarzan, hat gegen alle Kinder im Pool Wasserball gewonnen im Alleingang.
Da war nicht nur ich völlig von den Socken, sondern auch alle Kinder. Die Kinder haben diesen Mann respektiert, ihn nicht gehänselt oder gar mit dem Rollstuhl von der Klippe gestürzt.
Leistung isset. Wer solch keine Leistung bringen kann, findet zu sich selbst auf anderem Wege, individuell, aber vor Allem für sich selbst und nicht für andere Menschen.
Als Mann sollst Du rammeln bis die Blagen kommen, gleiches gilt für Frauen und Karriere machen zusätzlich um Haus und Grill in Ordnung zu halten für halbgare Börsenunternehmen, um beim Essen mit hochpotenten
"Freunden" über PKW Maut zu diskutieren, die eh die Firma bezahlt.
Wer jetzt irgendwie aus diesem Trott rausgeflogen ist, für den bedeutet es Abstriche zu machen oder Zugewinne. Das zu unterscheiden ist die Kunst des Lebens. Ich habe mal an einem Pool einen Querschnittsgelähmten
gesehen mit seinem Motorrad Club. Die anderen Zwei(vier)beinigen legten sich auf die Liegen und dieser Mann, Oberkörper wie Tarzan, hat gegen alle Kinder im Pool Wasserball gewonnen im Alleingang.
Da war nicht nur ich völlig von den Socken, sondern auch alle Kinder. Die Kinder haben diesen Mann respektiert, ihn nicht gehänselt oder gar mit dem Rollstuhl von der Klippe gestürzt.
Leistung isset. Wer solch keine Leistung bringen kann, findet zu sich selbst auf anderem Wege, individuell, aber vor Allem für sich selbst und nicht für andere Menschen.
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Re: Aufgewacht
Balduin hat geschrieben:Und die Kriminalität im Alltag greift dermaßen um sich, das mich fröstelt. Die Verrohung, der Niedergang, der Sozialabbau, die Dominanz des Ökonomischen, die Brutalität im Alltag und in der Gesellschaft, die Hilflosigkeit, die Verblödung der Masse durch Medien und Smartphone, die zahllosen Menschen, die aus der Bahn geworfen werden usw. Das ist nicht mehr mein Land. Vielleicht nicht mehr meine Welt.
https://www.youtube.com/watch?v=8KV0rP-eNcM
Re: Aufgewacht
Ein kleiner Push nach oben für diesen Thread als Beispiel dafür, dass gesellschafts- und systemkritische Problemstellungen hier ebenfalls behandelt werden dürfen. Meiner Vermutung nach besteht bei nicht wenigen Menschen ein konkreter Zusammenhang zwischen genau dieser Thematik und ihrer Suizidalität- von daher fände ich es schlimm, wenn es nicht möglich wäre, auch diese Hintergründe offen anzusprechen und zu diskutieren.
Re: Aufgewacht
Ja, das ist absolut richtig. Und es ist m.E. keine psychische Erkrankung, wenn durch strukturelle Gewalt, das eigene Wertesystem derartig angegriffen wird - weltweit - dass ein Mensch entscheidet, das ist nicht mehr der Planet, den ich meiner Seele zumuten will.
Immerhin ist die Entwicklung evulotionstechnisch derartg rückläufig, dass man nur noch da sitzt und seinen Bücherschrank ansieht, mit all' dem Wissen, das man sich im Studium und überhaupt im Leben angeeignet hat - nämlich Leid, Angst, Gewalt reflektiert zu behandeln - mit der Gewissheit, das müssen wir Menschen nicht mehr, wir haben eine Entwicklungsstufe erreicht, wo wir verhandeln können ohne uns mit Keulen die Köppe einzuschlagen.
Aber jetzt seit Jahren zu sehen, dass ich - oder WIR bin ja nicht alleine damit - uns geirrt haben und eine Mehrheit Zerstörung Krieg Leid Gewalt Angst machen richtig findet, um hier auf diesem Planeten zu leben, ist sehr schwer zu ertragen. Warum das so ist, darüber kann man sich eben trefflich streiten
Darum habe ich meinen Thread selbst gelöscht, weil Gesellschaftskritik ganze Foren kaputt machen kann. In Deutschland gibt es eine so extreme Spaltung, die nicht mehr heilbar ist nach meiner Wahrnehmung. Und ich keinen Ärger hervor rufen wollte
Dieses Forum ist - obwohl eher wenig geschrieben wird - von sehr hoher Qualtiät. Die Möglichkeit sich über Methoden vorsichtig austauschen zu können, sich u.U. auch gegenseitig aufzubauen - beraten über Sterbehilfevereine sich zu informieren, auf was man achten muss - ist mir sehr sehr wichtig. Es ist auch einzigartig.
Zu meiner Geschichte - mein Partner, mit dem ich 20 Jahre zusammen geliebt und gelebt habe, hat sich mutmaßlich suizidiert. Dazwischen gab es auch Ermittlungen auf Totschlag, die nun aber eingestellt wurden. Ich schrieb in einem anderen Thread, dass es keinen Abschiedsbrief gab. Aber jetzt in meiner persönlichen Nachuntersuchung finde ich jeden Tag Hinweise. Er liebte Schnitzeljagden und Rätsel. Er spielte oft solche Spiele. Ich habe eine Playlist mit Musikstücken gefunden, die ich jetzt nur noch höre, wo schon die Titel der Songs eine Aussage sind in der Reihenfolge, wie sie sortiert sind- abgesehen von den Texten - dass er es geplant hat es wieder zu tun. Es sind wie Nachrichten an mich. Ebenso fand ich noch einen Film.
Wenn er es nicht aktiv selbst getan hat, so hat er die letzten Jahren sehr unvorsichtig gelebt. In einem Haus mit vielen ukrainischen Nachbarn Z -T-Shirts zu tragen und die Russlandflagge zu hissen und dazu die Wohnungstür immer auf zu lassen, wenn ich zum Briefkasten gehe oder in den Keller - es war ihm egal. Dann seine Ernährung - Zucker - Zucker -Zucker - Fett - Hamburger- Fastfood obwohl er schon Probleme hatte deswegen. Riskantes Autofahren.
Ich habe zwar manchmal was gesagt dazu, aber ich habe ihn geliebt - und Liebe heisst für mich den anderen so leben zu lassen, wie er es für sich gut findet. Er war immer von einer gewissen aggressiven Fröhlichkeit. Wir haben viel darüber gelacht - unzulässiges Wort die Gesellschaft - unzulässiges Wort den Mainstream - unzulässiges Wort alles. Galgenhumor. Ich liebte ihn dafür für seine Rebellion. Seinen Mut. Seine Scharfsicht.
Um die Kurve zu bekommen zum Thema - ja, auf jeden Fall -ob man sich langsam oder entschlossen brutal schnell suizidiert oder gefährlich lebt oder es planvoll über Sterbehilfe macht - so hat das vielfach mit den gesellschaftlichen Bedingungen zu tun. Ich meine auch Depressionen sind nicht nur gehirntechnisch zu betrachten - sondern auch die Strukturen im Gehirn bilden sich aufgrund von Erfahrungen.
Und die können mit Medikamenten o.a. erträglich gemacht werden, aber letztendlich ändern die auch nichts und irgendwann bekommt man es trotz Medikamente mit. Und trifft dann vielleicht die Entscheidung. Jeder Mensch hat seine Grenzen wie er leben will und für mich jetzt auch ein Thema - wie ich später einmal sterben will.
Immerhin ist die Entwicklung evulotionstechnisch derartg rückläufig, dass man nur noch da sitzt und seinen Bücherschrank ansieht, mit all' dem Wissen, das man sich im Studium und überhaupt im Leben angeeignet hat - nämlich Leid, Angst, Gewalt reflektiert zu behandeln - mit der Gewissheit, das müssen wir Menschen nicht mehr, wir haben eine Entwicklungsstufe erreicht, wo wir verhandeln können ohne uns mit Keulen die Köppe einzuschlagen.
Aber jetzt seit Jahren zu sehen, dass ich - oder WIR bin ja nicht alleine damit - uns geirrt haben und eine Mehrheit Zerstörung Krieg Leid Gewalt Angst machen richtig findet, um hier auf diesem Planeten zu leben, ist sehr schwer zu ertragen. Warum das so ist, darüber kann man sich eben trefflich streiten
Darum habe ich meinen Thread selbst gelöscht, weil Gesellschaftskritik ganze Foren kaputt machen kann. In Deutschland gibt es eine so extreme Spaltung, die nicht mehr heilbar ist nach meiner Wahrnehmung. Und ich keinen Ärger hervor rufen wollte
Dieses Forum ist - obwohl eher wenig geschrieben wird - von sehr hoher Qualtiät. Die Möglichkeit sich über Methoden vorsichtig austauschen zu können, sich u.U. auch gegenseitig aufzubauen - beraten über Sterbehilfevereine sich zu informieren, auf was man achten muss - ist mir sehr sehr wichtig. Es ist auch einzigartig.
Zu meiner Geschichte - mein Partner, mit dem ich 20 Jahre zusammen geliebt und gelebt habe, hat sich mutmaßlich suizidiert. Dazwischen gab es auch Ermittlungen auf Totschlag, die nun aber eingestellt wurden. Ich schrieb in einem anderen Thread, dass es keinen Abschiedsbrief gab. Aber jetzt in meiner persönlichen Nachuntersuchung finde ich jeden Tag Hinweise. Er liebte Schnitzeljagden und Rätsel. Er spielte oft solche Spiele. Ich habe eine Playlist mit Musikstücken gefunden, die ich jetzt nur noch höre, wo schon die Titel der Songs eine Aussage sind in der Reihenfolge, wie sie sortiert sind- abgesehen von den Texten - dass er es geplant hat es wieder zu tun. Es sind wie Nachrichten an mich. Ebenso fand ich noch einen Film.
Wenn er es nicht aktiv selbst getan hat, so hat er die letzten Jahren sehr unvorsichtig gelebt. In einem Haus mit vielen ukrainischen Nachbarn Z -T-Shirts zu tragen und die Russlandflagge zu hissen und dazu die Wohnungstür immer auf zu lassen, wenn ich zum Briefkasten gehe oder in den Keller - es war ihm egal. Dann seine Ernährung - Zucker - Zucker -Zucker - Fett - Hamburger- Fastfood obwohl er schon Probleme hatte deswegen. Riskantes Autofahren.
Ich habe zwar manchmal was gesagt dazu, aber ich habe ihn geliebt - und Liebe heisst für mich den anderen so leben zu lassen, wie er es für sich gut findet. Er war immer von einer gewissen aggressiven Fröhlichkeit. Wir haben viel darüber gelacht - unzulässiges Wort die Gesellschaft - unzulässiges Wort den Mainstream - unzulässiges Wort alles. Galgenhumor. Ich liebte ihn dafür für seine Rebellion. Seinen Mut. Seine Scharfsicht.
Um die Kurve zu bekommen zum Thema - ja, auf jeden Fall -ob man sich langsam oder entschlossen brutal schnell suizidiert oder gefährlich lebt oder es planvoll über Sterbehilfe macht - so hat das vielfach mit den gesellschaftlichen Bedingungen zu tun. Ich meine auch Depressionen sind nicht nur gehirntechnisch zu betrachten - sondern auch die Strukturen im Gehirn bilden sich aufgrund von Erfahrungen.
Und die können mit Medikamenten o.a. erträglich gemacht werden, aber letztendlich ändern die auch nichts und irgendwann bekommt man es trotz Medikamente mit. Und trifft dann vielleicht die Entscheidung. Jeder Mensch hat seine Grenzen wie er leben will und für mich jetzt auch ein Thema - wie ich später einmal sterben will.
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Re: Aufgewacht
@fragil
Ja hm also...bin grad ein wenig berührt von deiner Geschichte. Danke fürs Teilen.
Ja hm also...bin grad ein wenig berührt von deiner Geschichte. Danke fürs Teilen.
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Re: Aufgewacht
+++Lexx hat geschrieben: ↑Sonntag 6. April 2025, 01:45 Ein kleiner Push nach oben für diesen Thread als Beispiel dafür, dass gesellschafts- und systemkritische Problemstellungen hier ebenfalls behandelt werden dürfen. Meiner Vermutung nach besteht bei nicht wenigen Menschen ein konkreter Zusammenhang zwischen genau dieser Thematik und ihrer Suizidalität- von daher fände ich es schlimm, wenn es nicht möglich wäre, auch diese Hintergründe offen anzusprechen und zu diskutieren.
Re: Aufgewacht
Persönlich könnte ich ebenfalls das ein oder andere Liedchen auf die Gesellschaft singen; unbegreiflich wie man es fertigbringt, so viel Köpfchen zu besitzen und so wenig davon zum Denken zu nutzen, so starke Emotionen zu spüren und so wenig Mitgefühl zu haben, so weit in die Zukunft zu visualisieren und so blind für die Gegenwart zu sein, über so viel Wissen zu verfügen und so wenig daraus zu lernen. Vielleicht werden in diesem Spiel ja wirklich immer wieder dieselben Figuren in einer Dauerschleife resettet und recycelt, um immer wieder dieselben dummen Fehler zu begehen bis wir es geschafft haben, uns selber endgültig ins Aus zu schießen und die Erde von unserem toxischen Einfluss zu befreien; und dank des unermüdlich vorangetriebenen technischen Fort- und moralischen Rückschritts kommen wir der Zielgeraden jedesmal ein kleines Stückchen näher als in der Runde zuvor. So oder so bestätigt sich der offenbar pathologisch in der menschlichen Natur verwurzelt scheinende Wiederholungszwang alter und zerstörerischer Muster trotz ausdrücklich besseren Wissens im Lauf der Geschichte zuverlässig und regelmäßig aufs Neue: Zukunft IST Vergangenheit.Fragil hat geschrieben: ↑Sonntag 6. April 2025, 17:53 Immerhin ist die Entwicklung evulotionstechnisch derartg rückläufig, dass man nur noch da sitzt und seinen Bücherschrank ansieht, mit all' dem Wissen, das man sich im Studium und überhaupt im Leben angeeignet hat - nämlich Leid, Angst, Gewalt reflektiert zu behandeln - mit der Gewissheit, das müssen wir Menschen nicht mehr, wir haben eine Entwicklungsstufe erreicht, wo wir verhandeln können ohne uns mit Keulen die Köppe einzuschlagen.
Aber jetzt seit Jahren zu sehen, dass ich - oder WIR bin ja nicht alleine damit - uns geirrt haben und eine Mehrheit Zerstörung Krieg Leid Gewalt Angst machen richtig findet, um hier auf diesem Planeten zu leben, ist sehr schwer zu ertragen.
Von meinem Gefühl her wird hierzulande schon seit einiger Zeit kaum noch in einer kultivierten Weise dergestalt diskutiert, dass man sich in der Sache bleibend, konstruktiv und respektvoll anhand von stichhaltigen Argumenten austauscht, welche innerhalb einer eigenen Meinungsbildung erarbeitet worden sind. Heutzutage empfinde ich viele s.g. Diskussionen als reinen Schlagabtausch von vermutlich oftmals unhinterfragt übernommenenFragil hat geschrieben: Warum das so ist, darüber kann man sich eben trefflich streiten
Darum habe ich meinen Thread selbst gelöscht, weil Gesellschaftskritik ganze Foren kaputt machen kann. In Deutschland gibt es eine so extreme Spaltung, die nicht mehr heilbar ist nach meiner Wahrnehmung. Und ich keinen Ärger hervor rufen wollte
Ein-Satz-Statements, welche auf etwas konkreteres Nachhaken dann logischerweise nicht näher erläutert werden können. Spätestens im Moment der Enttarnung des Gegenübers als nachplappernden Phrasendrescher wird daraufhin seinerseits nur allzu gerne von der sachlichen auf die persönliche, attackierende und beleidigende Ebene gewechselt, was das sowieso schon niedrige Niveau nunmehr vollends ins Bodenlose sinken lässt und der Fortführung des Gesprächs jeden Sinn beraubt.
Zusätzlich hört "dort draußen" scheinbar auch keiner mehr zu, was derjenige zu sagen hat, dessen Einstellung nicht der eigenen Gesinnung entspricht- statt kontroverse Inhalte wie zB das politische Geschehen und Sterbehilfe aus verschiedenen Perspektiven zu erörtern, gegenseitigen Austausch zu suchen und dadurch seinen eigenen Horizont zu erweitern, wird lediglich ins selbe Horn geblasene Bestätigung akzeptiert. In dem Zusammenhang ist dies das erste Forum seit langem, in dem ich mich angemeldet habe- und zugleich das offenste und toleranteste meiner bisherigen Erfahrungen:Fragil hat geschrieben: Dieses Forum ist - obwohl eher wenig geschrieben wird - von sehr hoher Qualtiät. Die Möglichkeit sich über Methoden vorsichtig austauschen zu können, sich u.U. auch gegenseitig aufzubauen - beraten über Sterbehilfevereine sich zu informieren, auf was man achten muss - ist mir sehr sehr wichtig. Es ist auch einzigartig.
Auf früher besuchten Plattformen war es Gang und Gäbe, dass so ziemlich jeder Dialog nahezu ad hoc wieder im Keim erstickt wurde, der sich über unverfängliche Banalität hinaus in interessante, brisante, polarisierende und zum Nachdenken anregende Themengebiete bewegt hat.
Ohne es zu wissen vermute ich einfach mal, dass wenigstens in unseren Breitengraden das Feiern von Geburtstagen relativ weit verbreitet ist; selbst als mittlerweile überaus feierunwilliges Geschöpf kann ich mich zB nicht einmal davor schützen, zumindest passiv geburtstagsbefeiert zu werden. Während durch diese hysterisch penetrante Fixierung auf alljährliche Zahlenreminder eigentlich nichts anderes als das stetig voranschreitende Dem-Tode-Entgegen-Altern zelebriert wird, soll es automatisch ein Zeichen von Krankheit und Behandlungswürdigkeit sein, sich auf eigenen Wunsch hin einige dieser vermeintlichen Jubelfeste freiwillig und gern ersparen zu wollen?Fragil hat geschrieben: Um die Kurve zu bekommen zum Thema - ja, auf jeden Fall -ob man sich langsam oder entschlossen brutal schnell suizidiert oder gefährlich lebt oder es planvoll über Sterbehilfe macht - so hat das vielfach mit den gesellschaftlichen Bedingungen zu tun. Ich meine auch Depressionen sind nicht nur gehirntechnisch zu betrachten - sondern auch die Strukturen im Gehirn bilden sich aufgrund von Erfahrungen.
Und die können mit Medikamenten o.a. erträglich gemacht werden, aber letztendlich ändern die auch nichts und irgendwann bekommt man es trotz Medikamente mit. Und trifft dann vielleicht die Entscheidung. Jeder Mensch hat seine Grenzen wie er leben will und für mich jetzt auch ein Thema - wie ich später einmal sterben will.
Angestoßen durch meine langjährige private und teils berufliche Beschäftigung mit Tieren, deren durch Erkrankungen oder Verletzungen nachhaltig beraubte Lebensqualität und mehreren absolut friedlich miterlebten Einschläferungen zur Beendigung ihres Leidens bin ich zu der Ansicht gekommen, dass sich ein Leben nicht anhand der Anzahl seiner Jahre bewerten lässt. Ein kurzes aber schönes Dasein kann mE sehr viel erfüllter sein als ein langes Leeres, und in manchen Fällen sind die guten Zeiten nunmal entweder unwiderruflich vorbei oder waren niemals wirklich existent. Das eigene Ableben mit Bedacht und Weitblick zu planen wie du es machst, würde ich im tabugeprägten Hier und Jetzt definitiv als seiner Zeit voraus ansehen und finde deine ruhige und kluge Herangehensweise sehr bewundernswert.