In diesem Thread habe ich tatsächlich versucht, einen mir logisch erscheinenden Zusammenhang zwischen eigenen und hier berichteten bzw. angedeuteten stark prägenden Kindheitserfahrungen und dem Umstand herzustellen, dass "wir" früher oder später hier in Forum und somit in dieser Gedankenwelt, der Verzweiflung über das Leben und der Beschäftigung mit dem (Frei)Tod gelandet sind.Emely hat geschrieben: ↑Samstag 1. Februar 2025, 11:01 Ich wollte auch nur schreiben, dass ich, als jahrelanges Missbrauchsopfer (...) mich wundern kann über eure Einstellungen. (...)
Es ist anders.
Und für mich eindeutig ein Zeichen, dass die Prägung in der Kleinkindphase viele Wege ebnet....oder auch nicht.
Genau darum finde ich es großartig und für das Gesamtbild Betroffener auch sehr wichtig, dass du deine Sichtweise einbringst und damit klar aufzeigst, dass der im Eingangspost dargestellte mögliche Entwicklungsverlauf trotz meiner dort verwendeten, zur Verallgemeinerung tendierenden Ausdrucksweise definitiv keinen generalisierenden Charakter hat.
Meine eigenen Erfahrungen betreffend kann ich natürlich nur für mich selber sprechen, wie es sich ganz konkret für mich anfühlt und was es kurz- und langfristig bewirkt hat, ausgerechnet durch eine sehr nahestehende Person Negatives erlebt zu haben.Emely hat geschrieben: Als Erzieherin habe ich mich insbesondere mit dem Urvertrauen beschäftigt. Ich habe keins. Und meine Beobachtung ist, dass umso älter langjährig psychisch Kranke werden, umso unbedeutender wird das auch in Bezug auf Bindungsfähigkeit, Beziehungsfähigkeit, Vertrauen.
Rein persönlich sehe ich darin den Ursprung meiner Vertrauensproblematik, was ich wie beschrieben als weichenstellend für mein weiteres Leben und in Kombination mit einigen zusätzlichen Faktoren auch heute noch als maßgeblich für die eigene Wahrnehmungs- und Denkweise empfinde.
Nun nehme ich das Wort "interessant" auf, weil du es hier verwendet hast: Ich kannte die Diagnose selbst vom Namen her bislang noch gar nicht und finde es anhand deiner sehr anschaulichen Beschreibung überaus interessant, wie sie sich bemerkbar macht. Gleichzeitig möchte ich mich hiermit vielmals für diese unsensible Aussage bei dir entschuldigen:Emely hat geschrieben: Interessant wird es an dem Punkt, an dem ich die Persönlichkeitsanteile abgespalten habe (Diagnose: Partielle Dissoziative Identitätsstörung).
Es tut mir wirklich von ganzem Herzen leid, dass es überhaupt erst zu dieser furchtbaren Situation gekommen ist und du gezwungen bist, damit umgehen und leben zu müssen.
In gesunden Zeiten habe ich mich mit dem fehlenden Vertrauensvermögen, der eingeschränkten Bindungsfähigkeit, meiner pessimistischen Grundeinstellung etc. über die Jahre hinweg insgesamt verhältnismäßig gut arrangiert und beruflich wie privat zumindest im Rahmen der Möglichkeiten das Beste daraus gemacht.Emely hat geschrieben: Und ich frage mich....habt ihr die Möglichkeit, andere Denkweisen und Erfahrungen auszuprobieren?
Damals hatte ich auch einfach noch die körperliche Verfassung, zumindest viele der negativ belegten Eindrücke durch ausdrücklich positive Impulse, Erlebnisse und Aktivitäten kompensieren zu können-
insbesondere in meinem Bezug zu Tieren habe ich eine unschätzbar wertvolle Quelle der Liebe und Kraft gefunden, was mein aktives Leben sehr erfüllt und unglaublich bereichert hat.
Der für mich nur schwer zu ertragende Verlust von Freiheit und Unabhängigkeit durch krankheitsbedingte Symptomatik und körperliche Einschränkungen hat mittlerweile allerdings zu einer enormen mentalen Dysbalance mit entsprechend heftigen Auswirkungen auf meine Psyche geführt: Während sich auf der einen Seite immer mehr Negatives aufhäuft, gibt es auf der anderen Seite kaum noch positive Aspekte als ausgleichendes Gegengewicht zu verbuchen.
Danke dir❣Emely hat geschrieben: Ich sehe die Angst, die Erfahrungen, das Aufgeben, das Erschöpftsein, das fehlende Vertrauen und die fehlende Kraft. Ich fühle sie nach. Und es ist...unendlich schwer.
Meiner Meinung nach gehört eine beträchtliche Portion Mut und Überwindung dazu, so offen und ehrlich über ein derart sensibles Thema zu sprechen. Ganz ganz vielen lieben Dank dafür❣Emely hat geschrieben: Ich hoffe, dass das nicht zu sehr off topic war. Sorry für den Seelenstriptease.
Zum Abschluss möchte ich gerne noch eine Sache loswerden: Beim Beantworten deines Beitrags ist mir aufgefallen, wie sehr es mir innerlich eigentlich widerstrebt, meinen Pessimismus in deine Richtung zu adressieren. Hier im Forum bist gerade du doch diejenige, die es schafft, trotz ihrer extremen Lebensgeschichte einen unglaublich starken Lebenswillen und Kampfgeist aufzubringen und darüber hinaus auch noch so viel Mitgefühl, Optimismus und Unterstützung zu spenden. Und genau DAS möchte ich sehr viel lieber herausstellen und feiern, ganz egal wie unterschiedlich unsere Einstellungen auch sein mögen