Aufnahme in die Dignitas @Herrn Minelli?

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Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

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spiritoffreedom
Beiträge: 12
Registriert: Dienstag 1. Juli 2008, 20:35

Aufnahme in die Dignitas @Herrn Minelli?

Beitrag von spiritoffreedom »

Heute Abend hatte ich endlich mal den Mut, die Probleme meines leben aufzuschreiben. Den Mut den Tatsachen ins Auge zu sehen, sie selber vor Augen zu haben.
Eigentlich wollte ich diesen Text hier veröffentlichen. Doch mich hat wieder einmal der Mut verlassen. Wie so oft im Leben

Viel mehr hat sich während dessen eine Frage in mir aufgedrängt.
Bin ich hier eigentlich Richtig?
Diese Frage muss ich mir stellen, da ich häufig hier im Forum Beiträge lese, von Mitgliedern die über 30 sind.
Umso mehr stelle ich mir die Frage, ob ich mit meinen fast 22 Jahren hier überhaupt die Richtige Anlaufstelle gefunden habe, als jemand, der seit 8 Jahren den Wunsch zu sterben hat, sein Leben nicht in den Griff bekommen hat und auf Worte Taten folgen liess.

Nimmt die Dignitas überhaupt Menschen in so jungen Jahren auf?
(Ich habe schon seit einiger Zeit die Antragsformulare ausgefüllt auf meinem Schreibtisch liegen, doch bisher hat der Mut gefehlt diese abzuschicken, eben weil ich mir nicht sicher bin, hier richtig zu sein.

Inwiefern spielt das Alter eine Rolle, wenn es darum geht, jemanden bei seinem Freitod zu begleiten? Hat man in meinem Alter überhaupt eine reelle Chance ein begleitetes Sterben ermöglicht zu bekommen?


Kommen bei Mitarbeitern der Dignitas nicht viel eher Hemmungen auf einem jungen Menschen die Tür zum Tode offen zuhalten?
((nein ich möchte keinesfall hier in irgendeiner Weise anstellen, dass das Leben eines jungen Menschen mehr wert ist. Jedes Leben hat für mich einen gleichen Wert, wenn es funktioniert. Es sind einfach nur Gedanken, die möglicherweise völlig falsch bei mir im Kopf sind.))

Ich Frage dies sehr allgemein, ohne allzuviel über mich Preis zu geben.
Nur soviel, auch mich hat meine Gesundheit im Stich gelassen und die Jahre in meiner Jugend bis heute waren eine einzige Grausamkeit. Von Suizidversuchen bis Hardcoremobbing in der Schule früher, wo ich nebenbei auch mal Zusammengeschlagen wurde, habe ich so einiges erlebt. All dies hat mich sehr geprägt im Leben und letztendlich dazugeführt, dass ich mein Leben bis heute nicht im Griff hatte.

Ich denke die oben gestellten Fragen, kann mir am ehesten Herr Minelli beantworten, doch auch Meinungen von euch, den Lesern hier sind willkommen.
Ludwig A. Minelli
Site Admin
Beiträge: 216
Registriert: Samstag 3. Februar 2007, 23:27
Wohnort: 8127 Forch, Schweiz

Beitrag von Ludwig A. Minelli »

Mitglied bei DIGNITAS kann selbstverständlich jeder Mensch werden, der urteilsfähig ist. Das hängt somit nicht vom Alter ab.

Auch ein Ersuchen um Vorbereitung einer Freitodbegleitung ist nicht vom Alter abhängig; ob eine Freitodbegleitung möglich ist, ist jedoch wiederum davon abhängig, ob der sterbewillige Mensch urteilsfähig ist.

Menschen in einer Lage, wie sie hier beschrieben worden sind, brauchen die Möglichkeit, sich über ihren Sterbewunsch mit anderen Menschen angstfrei austauschen zu können. Das ist bei DIGNITAS möglich: Wir erschrecken nicht, wenn jemand sagt, er möchte sein Leben beenden. Und wir schicken auch niemanden zum Amtsarzt oder in die Psychiatrie, der mit einem solchen Wunsch zu uns kommt.

Deshalb ist jeder und jede hier "richtig", der einen solchen Wunsch äussert. Sie oder er müssen aber wissen: Bei DIGNITAS gibt es keine "Express-Suizide". Wir prüfen immer zusammen mit dem betroffenen Menschen, ob es denn nicht auch Wege zum Leben hin gibt. Immer wieder stellen wir fest, dass Menschen in solchen Situationen bislang noch nicht jene Hilfe gefunden haben, die eigentlich nötig und in vielen Fällen wirksam ist.

Also: nicht zuwarten, sondern sich melden. Dann werden Kontakte und Gespräche möglich, und dann sehen wir weiter.
Tron
Beiträge: 21
Registriert: Mittwoch 18. Juni 2008, 14:13

Beitrag von Tron »

Ich bin zwar auch Ü30, aber verstehe dich sehr gut, der Tod ist leider immer noch ein Tabuthema, weil es einfach viel einfacher ist etwas zu verdrängen als sich dem zu stellen.
Noch bequemer ist es, wenn man sich hinter bekannten Floskeln verstecken kann: "Du bist doch noch jung" etc.

Unabhängig vom Alter kann man erkennen, dass Dinge falsch laufen, ganz schlimm finde ich die Gewissheit, wenn man weiss, dass es sich nicht mehr korrigieren lässt.

Neben der grundsätzlichen Ablehnung, kommt bei jungen Menschen die Meinung auf, man müsse einfach mehr versuchen und sich gefälligst mehr anstrengen. Zum "Bei uns hat es das nicht gegeben" fehlt dann nicht mehr viel.
Das ist zwar gut gemeint, hilft aber nicht...
Ausserdem können Kinder immer gemein sein, manchmal mache ich mir Sorgen was passiert, wenn die dann mal gross sind...

Nach deinem Text vermute ich, dass du gerade eine schwere Zeit durchmachst, aber kein Selbstmörder im negativen Sinne bist.
Sehr gefreut hat mich, dass du deine Probleme aufgeschrieben hast, so kann man den wahren Problemen und Ursachen auf den Grund gehen.
UND da die Probleme nun bekannt sind, kann man auch was dagegen tun !

Du bist hier richtig, wir alle haben Probleme, aber wenn man nichts sagt oder tut, dann lösen die sich auch nicht.
Es nimmt auch eine Last von einem, wenn man die Unsicherheit am Lebensende in geordnete Bahnen lenken kann, wenn es Hart auf Hart geht, trifft kein Arzt die Entscheidungen sondern ich, nur ich! Mich beruhigt das !
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