Abstruse Gedanken

Themenbezogene Diskussionen, die sich nicht nur auf eine Person beziehen; Ursachen und Auslöser für Depressionen und Daseins-Ängste; Bewältigungsstrategien bei Lebensmüdigkeit; psychische Krankheitsformen; Suchtkrankheiten; Alkohol-, Drogen- und Medikamenten-Abhängigkeit; Beziehungsprobleme

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

Scotti
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Abstruse Gedanken

Beitrag von Scotti »

Mir ist in den letzten Wochen etwas aufgefallen, was ich total paradox finde und nicht genau weiß, wie ich das einschätzen soll, daher stell ich diese Gedanken einfach mal zur Diskussion und bin sehr auf eure Meinung gespannt :D :

Ich saß letztens abends mit einem Buch auf der Couch und kam so in Gedanken an den Punkt "Letzter Tag deines Lebens" und dann kam so das "Wie, wo und wann..." das war ja alles noch so logisch aufgebaut (wenn man das überhaupt so nennen kann, aber Bilanzsui ist halt doch recht rational) und ich bekam auf einmal folgenden Gedanken, der mein Konstrukt irgendwie, nun ja, sprengte :D "Wenn du den letzten Weg gehst.. machst du das so, dass die auf Arbeit noch die Chance haben, für deine Schicht nen anderen zu organisieren? Nicht, dass deine Schicht dann offen bleibt oder so..."
Dabei könnte mir ja gerade dieser Punkt wirklich sch*** egal sein, oder nicht?
Für mich irgendwo ein Zeichen, dass ich zwar auf der einen Seite gehen möchte, aber eben auf der anderen Seite noch so sehr hier im Leben stehe, dass ich "typisch deutsch" noch an den Arbeitgeber denke! Was für eine Zwickmühle :lol:
Hurlinger
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Re: Abstruse Gedanken

Beitrag von Hurlinger »

Ooohhh. Das kenne ich auch nur zu gut. (Pflicht? Verantwortung? Angst)? k.A. was da die gröte Rolle spielt.
Ich hatte mir auch schon mal einen Zeitraum ausgesucht, und just ein paar Tage davor hieß es, dass ich jemanden zu einem bestimmten Termin vom Flughafen abholen muss, weil der ursprüngliche Fahrer ausfiel. Den Termin habe ich natürlich pflichtbewußt wahrgenommen.
Andererseits leistet das Verschieben aber auch der Angst vor dem tatsächlichen Schritt Vorschub.
Ich gehöre auch zu den Leuten, die vehement gegen Schinensuizid sind, wegen der Folgen für andere.
Daher frage ich mich auch oft, woher jetzt noch soviel Verantwortungsgefühl für die Nachwelt? Aber es ist einfach da.
Gruß
Hurlinger
enough
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Re: Abstruse Gedanken

Beitrag von enough »

Hallo,
:wink:

ich finde das sind irgendwie gute Eigenschaften, die ihr habt und gar nicht abstrus und es ist schön, noch an andere zu denken, selbst wenns einem so schlecht geht. Das hab ich gar nicht überhaupt nicht. Manchmal denke ich auch so böse, dass es mir sogar egal ist, wenn meine Eltern mich tot finden und ich ihr Leben versau, eigentlich freu ich mich sogar drauf, weil sie meins versaut haben.

Nur um meinen Sohn tut es mir Leid, und um meine Freunde/Bekannten, aber das ist mir manchmal auch egal. Ich lebe sowieso nur noch, weil ich einen Sohn habe, den ich nie seh. Aber wenns mir richtig schlecht geht, muss ich einfach nur noch raus aus diesem ekelhaften Leben. :|
Scotti
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Re: Abstruse Gedanken

Beitrag von Scotti »

Schön zu lesen, dass ich nicht allein mit solchen Gedankenspielen zu tun habe :D hätte mich aber auch sehr gewundert.
Ohne zu sehr ins Detail gehen zu wollen, aber familiär ist es bei mir so, dass meine Eltern (wurde als Baby adoptiert) beide Ü80 sind, von meinen Problemen und Sorgen wissen und beide mich auch verstehen können, mein Vater allerdings mehr, als meine Mutter.

Die einzige, die ich damit wirklich "kalt" erwischen würde, wäre meine Schwester, die so gar nix davon ahnt, aber ich denke, das ist auch besser so.
Ich sag ja, typisch deutsch, dass man sich über solche Dinge eigentlich noch Gedanken macht, vor allem, da es doch viel wichtigeres gibt, als ob der AG eine Schicht besetzen kann oder eben nicht :lol: denke mal, das ist dann das kleinste Problem von allem.

Traurig genug, dass wir in einer Gesellschaft leben müssen, die sich so entwickelt hat und wo der Druck immer mehr wird und es kein Maß und keine Mitte mehr gibt, egal ob in der Justiz oder in der Politik und schon gar nicht in der Gesellschaft, die sich ja fröhlich in den "social medias" zerfleischt und sich gleichzeitig eine heile Welt auf Insta und Co vorspielen muss :roll: da kommt mir mein Essen von vorgestern ja wieder zu Besuch, wenn ich dran denke.
enough
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Re: Abstruse Gedanken

Beitrag von enough »

Hallo, ja das mit der Gesellschafft stimmt schon. Ich könnte mich aber gerade so damit abfinden, wenn es privat und gesundheitlich besser wäre, aber wenn alles zusammen kommt, ist Feierabend.

Mit deiner Schwester und deinen Eltern...das wär natürlich doof, aber was solls.. :|

lg
Kuckuck
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Re: Abstruse Gedanken

Beitrag von Kuckuck »

Ich hatte solche Gedanken an die Folgen für andere durch meinen Suizid nicht. Durch das lesen hier im Forum entwickle ich es etwas.
Ich hab keine Nachkommen oder Angehörige. Bloss meinen Freund. Er versteht es.
enough
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Re: Abstruse Gedanken

Beitrag von enough »

das ist doch gut kuckuck dann hast du ein paar Sorgen weniger. :)

mir ist es langsam einfach egal alles.....

viele Grüße
Scotti
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Re: Abstruse Gedanken

Beitrag von Scotti »

Kuckuck hat geschrieben: Samstag 30. April 2022, 18:13 Ich hatte solche Gedanken an die Folgen für andere durch meinen Suizid nicht. Durch das lesen hier im Forum entwickle ich es etwas.
Ich hab keine Nachkommen oder Angehörige. Bloss meinen Freund. Er versteht es.
Dieses Verständnis ist es, was wirklich wichtig ist in solchen Situationen. Dadurch wird uns indirekt gezeigt, dass unser Wunsch nicht völlig irrational und unlogisch, sondern verständlich ist und von unseren Freunden/Familien nachvollzogen werden kann.
Ich habe gestern einen interessanten Satz gelesen, den ich wirklich passend finde "Das Leben hat uns einen einzigen Eingang geboten, aber bietet uns unzählige Türen um es wieder zu verlassen". Es heißt ja nicht umsonst bei vielen Philosophen, dass der Suizid schon immer ein durchaus nicht völlig verrufener Ausweg aus dem Leben ist.
Lexx
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Re: Abstruse Gedanken

Beitrag von Lexx »

Scotti hat geschrieben: Dienstag 3. Mai 2022, 08:00 (...)
Ich habe gestern einen interessanten Satz gelesen, den ich wirklich passend finde "Das Leben hat uns einen einzigen Eingang geboten, aber bietet uns unzählige Türen um es wieder zu verlassen".
(...)
Meine abstrusen Gedanken:

Warum ist es völlig akzepabel, dass Menschen in Berufen mit de facto nachgewiesenen gesundheitsgefährdenden Bedingungen arbeiten (können, sollen, müssen), welche die Lebenserwartung durchaus sehr massiv verkürzen können?

Warum dürfen in diesem Zusammenhang lebensgefährliche, also wörtlich ganz eindeutig "das eigene Leben gefährdende" Extremsportarten überhaupt legal durch Organisationen angeboten und von (zahlungs)willigen Interessenten scheinbar völlig problemlos ausgeübt werden?

Warum kann man sich in jedem Supermarkt tagtäglich fröhlich bis zum Hals mit Alkohol und Zigaretten eindecken - ganz zu schweigen von den Massen an überzuckerten, übersalzenen, fettigen, konservierten und geschmacksverstärkten so genannten "Lebens"mitteln?

Wo bleibt denn bei all jenen das Leben potentiell sogar sehr drastisch verkürzenden Beispielen dieser mit Ernsthaftigkeit und Überzeugung vorgetragene gesellschaftlich-moralische Gegenwind, welcher dem gemeinen Freitodwilligen doch immer wieder so gerne entgegengebracht wird?

Freiverkäuflicher Tod auf Raten, als Arbeitsrisiko oder als Hobby ist also absolut ok, man darf es eben nur nicht wollen? Uiuiui....
Dissolved_Alice
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Re: Abstruse Gedanken

Beitrag von Dissolved_Alice »

Lexx hat geschrieben: Mittwoch 11. September 2024, 12:44
Scotti hat geschrieben: Dienstag 3. Mai 2022, 08:00 (...)
Ich habe gestern einen interessanten Satz gelesen, den ich wirklich passend finde "Das Leben hat uns einen einzigen Eingang geboten, aber bietet uns unzählige Türen um es wieder zu verlassen".
(...)


Warum kann man sich in jedem Supermarkt tagtäglich fröhlich bis zum Hals mit Alkohol und Zigaretten eindecken - ganz zu schweigen von den Massen an überzuckerten, übersalzenen, fettigen, konservierten und geschmacksverstärkten so genannten "Lebens"mitteln?

Wo bleibt denn bei all jenen das Leben potentiell sogar sehr drastisch verkürzenden Beispielen dieser mit Ernsthaftigkeit und Überzeugung vorgetragene gesellschaftlich-moralische Gegenwind, welcher dem gemeinen Freitodwilligen doch immer wieder so gerne entgegengebracht wird?

Freiverkäuflicher Tod auf Raten, als Arbeitsrisiko oder als Hobby ist also absolut ok, man darf es eben nur nicht wollen? Uiuiui....
Das ist alles so absurd und je länger ich noch am " leben bin", umso wütender machen mich solche Tatsachen!
n°cturne
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Re: Abstruse Gedanken

Beitrag von n°cturne »

Lexx hat geschrieben: Mittwoch 11. September 2024, 12:44
Scotti hat geschrieben: Dienstag 3. Mai 2022, 08:00 (...)
Ich habe gestern einen interessanten Satz gelesen, den ich wirklich passend finde "Das Leben hat uns einen einzigen Eingang geboten, aber bietet uns unzählige Türen um es wieder zu verlassen".
(...)
Meine abstrusen Gedanken:

Warum ist es völlig akzepabel, dass Menschen in Berufen mit de facto nachgewiesenen gesundheitsgefährdenden Bedingungen arbeiten (können, sollen, müssen), welche die Lebenserwartung durchaus sehr massiv verkürzen können?

Warum dürfen in diesem Zusammenhang lebensgefährliche, also wörtlich ganz eindeutig "das eigene Leben gefährdende" Extremsportarten überhaupt legal durch Organisationen angeboten und von (zahlungs)willigen Interessenten scheinbar völlig problemlos ausgeübt werden?

Warum kann man sich in jedem Supermarkt tagtäglich fröhlich bis zum Hals mit Alkohol und Zigaretten eindecken - ganz zu schweigen von den Massen an überzuckerten, übersalzenen, fettigen, konservierten und geschmacksverstärkten so genannten "Lebens"mitteln?

Wo bleibt denn bei all jenen das Leben potentiell sogar sehr drastisch verkürzenden Beispielen dieser mit Ernsthaftigkeit und Überzeugung vorgetragene gesellschaftlich-moralische Gegenwind, welcher dem gemeinen Freitodwilligen doch immer wieder so gerne entgegengebracht wird?

Freiverkäuflicher Tod auf Raten, als Arbeitsrisiko oder als Hobby ist also absolut ok, man darf es eben nur nicht wollen? Uiuiui....
Tja, da wären wir dann auch wieder bei dem abstrusen Paradox, dass nicht essen soll, wer nicht arbeitet, aber sterben darf auch keiner. Erinnert an die unaufhörlichen Höllenqualen, die so manch eine Figur der griechischen Mythenwelt durchleben musste. Ups, muss, denn sie dauern ja gewiss noch immer an.
Lexx
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Re: Abstruse Gedanken

Beitrag von Lexx »

Scotti hat geschrieben: Samstag 30. April 2022, 07:29 (...)
Traurig genug, dass wir in einer Gesellschaft leben müssen, die sich so entwickelt hat und wo der Druck immer mehr wird und es kein Maß und keine Mitte mehr gibt, egal ob in der Justiz oder in der Politik und schon gar nicht in der Gesellschaft
(...)
Während eines KH-Aufenthaltes vor einiger Zeit hat ein noch sehr junger Mitpatient voller Überzeugung und mit einer regelrecht surreal anmutenden Leichtigkeit im Gespräch ganz nebenbei geäußert, dass er an seiner kürzlich diagnostizierten unheilbaren Autoimmunerkrankung ganz allein selber schuld sei.

Er habe sich in den vergangenen Jahren (sehr anspruchsvolles Studium, direkt im Anschluss erste Anstellung) durchgängig selbst und eigenverantwortlich unter einen derartig großen Leistungsdruck und Dauerstress gesetzt, dass er den Ausbruch seiner Krankheit als logische Konsequenz seiner gesundheitsschädlichen Verhaltensweise betrachte.

Trotz guter Kenntnis über seine Diagnose und negative Einflüsse auf den Krankheitsverlauf würde er seinen bisherigen Lebensstil auch weiterhin ganz genauso belastungsintensiv fortsetzen (müssen) solange dies körperlich bzw. krankheitsbedingt noch funktioniere, da für seinen Beruf voller Einsatz erforderlich wäre und ansonsten seine damals noch sehr frische Erstanstellung gefährdet sei.

Sogar im Krankenhaus hat er vor, zwischen und nach den Untersuchungen quasi den ganzen Tag über beruflich vom Laptop aus gearbeitet und zwischendurch immer wieder mit seinem Arbeitgeber telefoniert.

Obwohl das natürlich überhaupt nichts heißen mag, so hatte ich jedoch zu keiner Zeit das Gefühl, dass dieser Mensch irgendwie nachdenklich oder gar traurig wäre. Er schien seine Gesamtsituation vielmehr so vollständig als gegeben hingenommen zu haben, dass genau diese achselzuckende Akzeptanz auf mich absolut befremdlich und schockierend gewirkt hat.


Dieses ganze Erlebnis - das persönliche Schicksal, die Denkart und die völlige Ausrichtung auf eine noch möglichst erfolgreiche Karriere inklusive der damit verbundenen und in diesem Fall auch ganz bewussten Selbstopferungsbereitschaft (Inkaufnahme eines beschleunigten Fortschreitens der Erkrankung durch Faktoren wie Stress etc.) hat mich bis heute nicht losgelassen.

Es versinnbildlicht meiner Meinung nach deutlich, welch hohen Preis eine auf Status und Erfolg konditionierte Leistungsgesellschaft den Einzelnen schon in sehr jungen Jahren kosten kann, und auf welch nahezu unbegreiflich absurde Weise die Krankhaftigkeit dieses Wertesystems nicht nur der Gesellschaft als solcher, sondern auch dem betroffenen Einzelnen völlig egal zu sein scheint.
n°cturne
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Re: Abstruse Gedanken

Beitrag von n°cturne »

Lexx hat geschrieben: Dienstag 24. September 2024, 21:44
Scotti hat geschrieben: Samstag 30. April 2022, 07:29 (...)
Traurig genug, dass wir in einer Gesellschaft leben müssen, die sich so entwickelt hat und wo der Druck immer mehr wird und es kein Maß und keine Mitte mehr gibt, egal ob in der Justiz oder in der Politik und schon gar nicht in der Gesellschaft
(...)
Es versinnbildlicht meiner Meinung nach deutlich, welch hohen Preis eine auf Status und Erfolg konditionierte Leistungsgesellschaft den Einzelnen schon in sehr jungen Jahren kosten kann, und auf welch nahezu unbegreiflich absurde Weise die Krankhaftigkeit dieses Wertesystems nicht nur der Gesellschaft als solcher, sondern auch dem betroffenen Einzelnen völlig egal zu sein scheint.
In jungen Jahren ist man allerdings auch noch naiv. Das war ich auch. Man will sich als wertvolles Mitglied der Gesellschaft beweisen und außerdem braucht man ja auch das Geld. Nicht nur im Sinne von Status und Erfolg, sondern einfach auch, um seinen ganz normalen Lebensunterhalt zu bestreiten. Eine Karriere ist da heute in vielen Regionen geradezu schon ein Muss, um sich überhaupt eine normale Wohnung leisten zu können. Jedenfalls wirklich traurig, das Ganze.

Die Krankhaftigkeit unseres Wertesystems meinte ich neulich auch in meinem Kommentar, als ich davon sprach, dass eine Psychotherapie meiner Meinung nach eben nicht unbedingt sehr hilfreich ist, wenn das eigentliche Problem nicht der Mensch, sondern ein krankes System ist. Allerdings eben mit einigen ebenso krankhaften Personen darin, die das System am Laufen halten oder es im Mindesten ohne jeden Skrupel für sich nutzen.
n°cturne
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Re: Abstruse Gedanken

Beitrag von n°cturne »

Scotti hat geschrieben: Dienstag 3. Mai 2022, 08:00 Dieses Verständnis ist es, was wirklich wichtig ist in solchen Situationen. Dadurch wird uns indirekt gezeigt, dass unser Wunsch nicht völlig irrational und unlogisch, sondern verständlich ist und von unseren Freunden/Familien nachvollzogen werden kann.
Ja, das hat mir auch immer am meisten geholfen, wenn der andere nachvollziehen konnte, dass und warum ich es hier nur noch schwerlich aushalte.
Lexx
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Re: Abstruse Gedanken

Beitrag von Lexx »

Vor einiger Zeit wurde ich versuchsweise auf ein Medikament eingestellt, welches langsam und unter ambulanter ärztlicher Begleitung gesteigert werden musste. Während dieses Prozesses wurde ich einmal gefragt, ob ich Dinge sehen würde, die nicht da sind.

Ich konnte verneinen; der Arzt war zufrieden und hat erklärt, dass das eine scheinbar gar nicht so seltene Nebenwirkung dieses Medikaments wäre. Zur Anmerkung sei gesagt, dass ich seit Längerem meine Beipackzettel idR nur noch dann lese, wenn ich wirklich das Gefühl einer Nebenwirkung habe.

Erst im Nachhinein ist mir zur Frage des Arztes Folgendes durch den Kopf gegangen: wenn ich irgendetwas sehe, dann gehe ich doch völlig automatisch davon aus, "dass es da ist". Ich fasse ja nicht alle Dinge um mich herum zur Sicherheit erstmal an, um ihre Existenz zu überprüfen.

Jetzt frage ich einfach einmal in die Runde ob vielleicht jemand weiß, wie es sich konkret anfühlt und inwieweit man bei sich selber überhaupt bemerken kann, dass man Dinge sieht bzw. zu sehen glaubt, die in Wahrheit gar nicht da sind?

Es gibt zB auch Erkrankungen mit entsprechender Symptomatik dass die Sinnesorgane quasi getäuscht werden- wie unterscheiden Betroffene die Wirklichkeit von der Halluzination, wenn innerhalb der Halluzination nichts komplett Unrealistisches geschieht?
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