Verzweiflung/Hoffnungslosigkeit

Für alle, die ihre Lebensprobleme und Schickale mit anderen teilen möchten

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

n°cturne
Beiträge: 218
Registriert: Freitag 12. November 2021, 00:21

Re: Verzweiflung/Hoffnungslosigkeit

Beitrag von n°cturne »

Emely hat geschrieben: Mittwoch 25. September 2024, 11:47 Ich gehe ein andern Mal auf euch ein, gerade geht es nicht.
Dem möchte ich mich anschließen. Ich leide häufig unter einer Art selektiven Konzentrationsstörung. Nicht nur meine konkrete Gemütsverfassung betreffend, sondern auch allgemein. Wenn ich hier also jemandem einmal nicht gleich antworte, aber zu einer anderen Sache etwas schreibe oder antworte, hat es in der Regel damit zu tun. Es hat jedenfalls nicht mit Desinteresse zu tun.
Emely
Beiträge: 266
Registriert: Mittwoch 17. November 2021, 14:03

Re: Verzweiflung/Hoffnungslosigkeit

Beitrag von Emely »

Danke für Deine lieben Worte <3
Ich hab in der Ergotherapie eben eine Weile geweint, das hat etwas entlastet.
Lexx
Beiträge: 124
Registriert: Mittwoch 24. Juli 2024, 21:12

Re: Verzweiflung/Hoffnungslosigkeit

Beitrag von Lexx »

Emely hat geschrieben: Mittwoch 25. September 2024, 11:47 (...)
Ich saß da und habe geweint.
Eine Betreuerin war dabei. Und hat hinterher mal kurz...schwierig reagiert. Ich würde alles immer so negativ sehen und da weiß sie gar nicht mehr, wie sie mir noch helfen soll. Das kam so aus dem Nichts heraus. Gestern war sie noch stolz, dass ich die schwierigen Termine gut geschafft habe (ihre Worte, nicht meine...) und heute bin ich falsch, nur weil ich geweint habe? Ich fühle mich hoffnungslos. Als könnte man mir nicht helfen und als sei es verschwendete Lebensmüh. So fühl ich mich selbst ja dauernd, aber es tut doppelt weh, wenn Helfer das auch so sehen. Es fühlte sich an, als würde sie nachtreten.
(...)
Liebe Emely,
ich kann mich @n°cturne nur anschließen und möchte auch meinerseits gern betonen, dass wirklich keinerlei Erwartungshaltung an dich, an eine schnelle Antwort oder überhaupt an eine ganz konkrete beitragsbezogene Rückmeldung besteht. Das wäre ja mal ganz "fantastisch", wenn wir uns hier zusätzlich zu all den richtigen Problemen auch noch gegenseitig unter diesen Druck setzen würden.

Beim Lesen deiner aktuellen Erfahrung mit deiner Betreuerin ist mir spontan sofort folgender Thread eingefallen, und ich habe ihn tatsächlich wiedergefunden. Es macht zwar leider nichts am Erlebten faktisch besser, doch zumindest wird die beschriebene negative Verhaltensweise mMn ziemlich gut und kritisch eingeordnet:

Aus dem Thread von @Abendstern
viewtopic.php?p=99037#p99037

Zitat aus der Quelle
https://www.thieme.de/viamedici/arzt-im ... n-4454.htm

Suizidale Patienten verunsichern die Behandelnden in besonderer Weise. Pflegepersonal und Ärzte scheinen Suizidpatienten weniger einfühlsam und wohlwollend, ja geradezu feindlich oder ablehnendzu behandeln. Der Psychiater Christian Reimer begründet diese Beobachtung damit, daß medizinisches Personal seinen Beruf nicht zuletzt aus Angst vor dem Tod und dem Wunsch, den Tod zu beherrschen, ergreift. Aggressive, auch autoaggressive Tendenzen, Resignation oder Depressivität, die im eigenen Seelenleben unterdrückt werden, sind deshalb beim Patienten nur schwer erträglich. Diese sogenannte negative Gegenübertragung führt dazu, daß sich der Behandelnde mit den Patienten "verheddert".

So auch bei unserer Suizidpatientin: Um sich von ihren Suizidgedanken zu verabschieden, hätte die Patientin einer warmen, annehmenden, freundlich-verständnisvollen Haltung auf seiten der Ärzte bedurft. Wenn die Patientin durch Suizidimpulse sowohl den Wert, Leben zu wollen, in Frage stellt als auch die Fähigkeit der Ärzte, ihr zu helfen, werden diese mit Abwehr und Distanz oder sogar mit Spannung und Aggression reagieren. Gerade dadurch muß sich die Patientin enttäuscht, abgewiesen und womöglich in ihren Suizidimpulsen bestätigt gefühlt haben.
...

Besonders schwierig scheint der Umgang mit solchen Situationen zu sein, wenn der Patient oder die Patientin in einem ähnlichen Alter ist wie der Arzt oder die Sozialarbeiterin, wenn er/sie derselben sozialen Schicht angehört, einen ähnlichen Ausbildungsstand hat oder gar noch im selben Berufsfeld tätig ist. Dann nämlich ist die Grenze zwischen Behandelnden und Behandelten durchlässig und für die Therapeuten die Konfrontation mit den eigenen Fragen an das Leben unvermeidlich!


Kurz zusammengefasst: Helfer können aus vielen Gründen wie Hilflosigkeit, Überforderung und sogar Selbstidentifikation unangemessen und schlichtweg falsch reagieren- es ist nicht deine Schuld!!

Liebe Grüße und ganz ganz ganz viel Kraft, Lexx 🪄☉
Emely
Beiträge: 266
Registriert: Mittwoch 17. November 2021, 14:03

Re: Verzweiflung/Hoffnungslosigkeit

Beitrag von Emely »

Meine Ergotherapeutin ist nun 2 Wochen im Urlaub. Und hat mir heute das alles in die Hand gedrückt:
Bild

Um die Pflanze soll ich mich kümmern, und sie dann wieder mitbringen. "Damit Sie wissen, dass ich wirklich wiederkomme und Sie sehen will dann".
Ich hab uhr gesagt, dass die Blume bestimmt tot ist bis dahin, weil ich echt keinen grünen Daumen habe. Und sie meinte "Mir ist es tausend mal lieber, dass die Pflanze tot ist als wenn Sie es wären!" (Sie weiß von den Suizidgedanken und der Krise).
Die Kinderriegel sind für jedne Wochentag einen (also nicht am Wochenende) und dann ist sie wieder da.
Der Tee, damit ich nichts machen muss, sondern einfach Kraft tanken darf.
Und der Duft, den es in der Praxis immer gibt, damit ich, wenn ich mich alleine und so fühle, was Bekanntes und Gutes rieche.

Das ist so so so so sehr lieb von ihr, dass sie sich so Gedanken gemacht hat!
Ich habe einen Ordner, in dem von allen Helfern was drin ist für wenn die mal ausfallen. Damit ich mich verbunden fühle. Also sowas wie Ausmalbilder, Rästel, Bastelsets, Bastelaufgaben und sowas.
Und sie meinte "Sie sind gerade so am Limit. Sie brauchen erstmal Kraft. Deshalb der Tee und nichts Kreatives."

Es gibt wirklich tolle Helfer. Und ich habe das Glück, so welche zu haben. Heute hat sich das kurz gut angefühlt. Und das wollte ich teilen mit euch, nachdem ihr immer so lieb Anteile nehmt an mir <3
Lexx
Beiträge: 124
Registriert: Mittwoch 24. Juli 2024, 21:12

Re: Verzweiflung/Hoffnungslosigkeit

Beitrag von Lexx »

Emely hat geschrieben: Donnerstag 26. September 2024, 20:34 (...)
"Damit Sie wissen, dass ich wirklich wiederkomme und Sie sehen will dann".
(...)
"Mir ist es tausend mal lieber, dass die Pflanze tot ist als wenn Sie es wären!"
(...)
"Sie sind gerade so am Limit. Sie brauchen erstmal Kraft. Deshalb der Tee und nichts Kreatives."

Es gibt wirklich tolle Helfer. Und ich habe das Glück, so welche zu haben. Heute hat sich das kurz gut angefühlt. Und das wollte ich teilen mit euch, nachdem ihr immer so lieb Anteile nehmt an mir <3
Das ist wirklich eine wunderschöne und so liebevoll zusammengestellte Überraschung, die dir deine Ergotherapeutin heute zum Überbrücken mitgegeben hat. Auch an ihren Worten spürt man direkt, dass da jemand ganz stark an deiner Seite ist und sich wirklich Gedanken macht

Ach Mensch, das ist einfach schön zu lesen und freut mich wirklich sehr für dich - endlich wieder einmal ein positives Erlebnis, und das war heute wahrscheinlich auch ganz genau das Richtige zum richtigen Zeitpunkt!!
n°cturne
Beiträge: 218
Registriert: Freitag 12. November 2021, 00:21

Re: Verzweiflung/Hoffnungslosigkeit

Beitrag von n°cturne »

Wow, wie toll!!! ♥︎
Emely
Beiträge: 266
Registriert: Mittwoch 17. November 2021, 14:03

Re: Verzweiflung/Hoffnungslosigkeit

Beitrag von Emely »

Jetzt kann ich es ja erzählen...
Heute war die Eröffnung meiner Bilderausstellung.
Ich war SO aufgeregt. Aber als ich da stand, und was erzählt habe, durch die Bilder geführt habe...Ich war stolz in dem Moment.
Es ist nichts Großes, wirklich nicht. Aber für mich ist das was ganz Großes!

Vor allem, mal kurz Stolz zu empfinden. Das war mal angenehm.
n°cturne
Beiträge: 218
Registriert: Freitag 12. November 2021, 00:21

Re: Verzweiflung/Hoffnungslosigkeit

Beitrag von n°cturne »

Noch einmal wow!!
Ich gratuliere!! ♥︎
Emely
Beiträge: 266
Registriert: Mittwoch 17. November 2021, 14:03

Re: Verzweiflung/Hoffnungslosigkeit

Beitrag von Emely »

Danke! <3
Ich habe mich das erste Mal seit Jahren wieder richtig handlungsfähig gefühlt. Endlich habe ich mal was getan, weil ich es wollte und nicht wegen Druck, der mir gemacht wurde. Und ich habe mich durch all die Angst gekämpft und es fühlte sich dann gut an.
Das hat heute echt gutgetan.
n°cturne
Beiträge: 218
Registriert: Freitag 12. November 2021, 00:21

Re: Verzweiflung/Hoffnungslosigkeit

Beitrag von n°cturne »

Das hört sich richtig gut an! Freut mich sehr für Dich! ♥︎♥︎♥︎
Emely
Beiträge: 266
Registriert: Mittwoch 17. November 2021, 14:03

Re: Verzweiflung/Hoffnungslosigkeit

Beitrag von Emely »

Ich habe das Gröbste überwunden und gerade hatte ich deshalb eine Angstattacke.
Ich habe Angst, dass ich in 2-3 Tagen wieder ganz unten bin. Dass es nicht anhält.
Es geht mir nicht gut. Ich habe auch eine leichte depressive Episode. Aber ich bin nicht mehr suizidal.
Ich habe so große Angst, dass es wieder kippt.

Heute war ein Runder Tisch meiner Helfer.
Dort habe ich gesagt, dass es mir besser geht, was meine Helfer ebenso empfunden haben. Und eine hat gefragt, was denn geholfen hat (auch von Seiten der Helfer), dass es besser wurde.
Keine Ahnung.
Die habe ich nie. Es scheint plötzlich wieder besser zu werden. Ich fühle mich nicht handlungsfähig, was das angeht.

Und das macht mir Angst. Echt, ich denke oft, es wäre besser, unten zu bleiben. Dann tut der Aufprall nicht so weh, wenn ich aus dem Loch geklettert bin und wieder reinfalle...
Es ist frustrierend, mir Mühe zu geben, und am Ende des Tages sozusagen doch wieder im Loch lande.
n°cturne
Beiträge: 218
Registriert: Freitag 12. November 2021, 00:21

Re: Verzweiflung/Hoffnungslosigkeit

Beitrag von n°cturne »

Dazu fällt mir das ein:
https://youtu.be/x_DA3dgRSrw
♥︎
Antworten