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Beihilfe zum Suizid in Kanada, Kalifornien

Verfasst: Freitag 28. April 2023, 05:17
von philosoph1
..doppelt

Re: Beihilfe zum Suizid in Kanada, Kalifornien

Verfasst: Freitag 28. April 2023, 05:27
von philosoph1
Erstaunliche um nicht zu sagen erschreckende Beispiele/Trends des Missbrauchs legaler Beihilfe zum Suizid von Seiten staatlicher Institutionen:
1. In Kanada erbat - um nur ein Beispiel zu erwähnen - eine paraolympische Kriegsveteranin um den Einbau eines Treppenliftes weil sie nicht mehr sicher die Treppe benutzen konnte. Ihr wurde parallel zu diesem Ersuch von Seiten eines Repräsentanten der Regierung angeboten doch Beihilfe zum Suizid zu erwägen wenn denn das Treppensteigen so viel Probleme bereite. (In Kanada ist Beihilfe zum Suizid sei 2016 legal. Allerdings wurden die Kriterien unter der Hand geändert: war ursprünglich eine terminale Erkrankung, so genügen heute bereits starke chronische Schmerzen als zu erfüllendes Kriterium. An sich gut, wenn Schmerzen nicht behandelbar sind, aber ein zweischneidiges Schwert, wenn eine jede Gesundheitsbehörde dann willkürlich festlegen kann wieviel ihnen eine schmerzlindernde Behandlung wert sein darf...)

2. In Kalifornien wo die Beihilfe zum Suizid ebenfalls seit 2016 legal ist, gibt es Fälle bei denen Krankenkassenversicherungen sich weigern teure Chemotherapien zu bezahlen, dafür anbieten die Kosten für Beihilfe zum Suizid zu bezahlen.

Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=cQgNAXJIp_Q

Bisher stand die aktive Sterbehilfe argumentativ unter Beschuss gegen den Willen Betroffener deren Tod durch Beeinflussung zu ermöglichen.
Jetzt scheint in gewissen Ländern auch die Beihilfe zum Suizid von Regierungen instrumentalisiert zu werden. Im Grunde unglaublich. (Klar abzugrenzen gilt es hier Beihilfe zum Suizid und indirekte Sterbehilfe.)

Wurde hier auch schon besprochen, die Gefahr, dass Staaten die Regelungen zum Beihilfe zum Suizid instrumentalisieren könnten. Damals sah ich die Gefahr nicht (obwohl es schon damals in Belgien allarmierende Beispiele gab), aber ein damaliger User äusserte schon damals seine Befürchtungen...angesichts der Covid Tyrannei und die neuen Vollmachten die der WHO zugesprochen werden sollen wahrhaft beängstigende Vorgänge.

Re: Beihilfe zum Suizid in Kanada, Kalifornien

Verfasst: Dienstag 20. August 2024, 17:40
von Lexx
philosoph1 hat geschrieben: Freitag 28. April 2023, 05:27 Erstaunliche um nicht zu sagen erschreckende Beispiele/Trends des Missbrauchs legaler Beihilfe zum Suizid von Seiten staatlicher Institutionen:
1. In Kanada
(...)
2. In Kalifornien
(...)
Wurde hier auch schon besprochen, die Gefahr, dass Staaten die Regelungen zum Beihilfe zum Suizid instrumentalisieren könnten.
(...)
@philosoph1
Definitiv ein spannendes Thema!
Hier würde ich die beiden dargelegten Fälle in Kanada und den USA zunächst einmal in direkter Verbindung mit dem jeweilig zugrunde liegenden Gesundheitssystem betrachten.

In Kanada gilt ein staatliches, über Steuereinnahmen finanziertes Gesundheitssystem. Ich habe diese spezielle Art von System in Großbritannien kennengelernt, wo ich eine zeitlang gelebt und gearbeitet habe. Währenddessen besaß ich einen offiziellen temporären Aufenthaltsstatus, konnte mich damit bei einem GP (General Practitioner, Hausarzt) registrieren und erhielt dasselbe Recht eines Briten auf s.g. "kostenlose" staatliche medizinische (Grund)Versorgung.

Mit dem US-amerikanischen Gesundheitssystem habe ich keine eigenen Erfahrungen gemacht und es wirkt auf mich insgesamt auch ziemlich kompliziert. Hier scheint es für bestimmte besonders vulnerable Bevölkerungsgruppen durchaus staatliche Versicherungsprogramme zu geben, der Großteil scheint jedoch über seinen Arbeitgeber versichert, privat versichert oder eben auch gar nicht versichert (Selbstzahler) zu sein.

Persönliches Kurz-Fazit: Sobald der Staat Kostenträger von irgendetwas Sozialem ist, kann man sich heutzutage wohl auch ohne viel Fantasie vorstellen "wo die Reise hingeht".


Allgemein gesprochen könnte jedoch vermutlich jedes auf Solidaritätsprinzip und Ausgewogenheit basierende (Versicherungs)Modell kollabieren, wenn sich die Proportionalität von Einnahmen zu Ausgaben zulasten des (Versicherungs)Trägers und/oder schlicht die Definition von Solidarität per se nur ausreichend negativ genug verändert.

Gesellschaftliche Ansichten könnten vermutlich sogar recht drastisch ins Gegenteil kippen bzw. gekippt werden, wenn das eigene (Über)Leben zB durch Schlagworte wie Überbevölkerung und Ressourcenknappheit in Gefahr gerät bzw. in Gefahr geredet wird- das Erschaffen, Schüren und Lenken von existentiellen Ängsten ist wohl seit jeher so ziemlich DAS perfekte Mittel zur gezielten "Meinungsmache".

Die beschriebene rasante Umwandlung einer freiwilligen und selbstbestimmten Sterbehilfe hin zum höchst geschmacklosen Alternativ-Angebot anstelle von Hilfsmittelerstattung bzw. sogar der Verweigerung ausdrücklich erwünschter lebensverlängernder, jedoch kostenintensiverer Maßnahmen klingt wirklich sehr sehr böse- und damit zugleich leider auch sehr sehr menschlich....


Um den Gedanken eines quasi einmal ins Rollen gebrachten und danach unaufhaltsamen Selbstläufers im dystopischen Zeitraffer durchzuspielen:
frühmorgens noch stark polarisierende Randgruppenerscheinung mit hohen Zugangshürden, mittags bereits vorsichtiges Herantasten hellhörig gewordener Trägerorganisationen an konkrete Kosten-Nutzen-Abwägungen, abends endgültig raus aus der Tabuzone und hinein in die Öffentlichkeitsarbeit zugunsten breitflächiger gesellschaftlicher Akzeptanz, tagsdrauf medienübergreifende Diskussion über Begriffsdehnbarkeit und daraus entstehenden Auslegungsmöglichkeiten...

Und spätestens nächste Woche ist dann eine vielleicht nicht mehr ganz sooo "freiwillige" Version von Sterbehilfe als Gesellschaft und System gleichermaßen dienlicher solidarischer Selbstopferungs-Akt des Kostenverursachers (Wasserwegtrinkers, Luftwegatmers...) auf dem Markt. Kritik oder gar ausdrückliche Ablehnung hingegen treibt dieses unsoziale Egoisten-Gesindl dann aber auch auf direktem Wege in die unbeliebte Randgruppe der sich allen logischen Argumenten entziehenden Sterbehilfeverweigerer.

In diesem Sinne: Who pays the piper calls the tune - Wer die Kapelle bezahlt, bestimmt die Musik.

Re: Beihilfe zum Suizid in Kanada, Kalifornien

Verfasst: Mittwoch 21. August 2024, 18:02
von OutofOrder
philosoph1 hat geschrieben: Freitag 28. April 2023, 05:27

2. In Kalifornien wo die Beihilfe zum Suizid ebenfalls seit 2016 legal ist, gibt es Fälle bei denen Krankenkassenversicherungen sich weigern teure Chemotherapien zu bezahlen, dafür anbieten die Kosten für Beihilfe zum Suizid zu bezahlen.
Mal ganz unabhängig davon, was man generell davon halten soll (bin auch angemessen erstaunt über solche Fälle), aber für mich persönlich wäre das geradezu das Paradies! Ich bin so schon dermaßen labil, komplett ausgebrannt und 100 %ig desillusoniert, ich hasse dieses Leben, ich hasse die (allermeisten) Menschen mit ihren ekelhaften und widerwärtigen Eigenschaften, und in psychogener Hinsicht bin ich ständig müde und komplett unmotiviert, hab keine Lust auf gar nichts mehr..ganz zu schweigen von meinen unfassbar schmerzvollen psychischen Leidensphasen und der chronischen Einsamkeit, die ich phasenweise wie psychische Folter empfinde! Da würde ich die körperlichen und psychischen Strapazen einer Krebserkrankung mit Chemotherapie definitiv nicht durchhalten bzw. es wäre ein absolutes Geschenk für mich, wenn man mir stattdessen eine bezahlte Sterbehilfe anbieten würde. Einfach nur traumhaft dieser Gedanke..

Re: Beihilfe zum Suizid in Kanada, Kalifornien

Verfasst: Mittwoch 21. August 2024, 23:28
von Lexx
philosoph1 hat geschrieben: Freitag 28. April 2023, 05:27 (...)
1. In Kanada erbat - um nur ein Beispiel zu erwähnen - eine paraolympische Kriegsveteranin um den Einbau eines Treppenliftes weil sie nicht mehr sicher die Treppe benutzen konnte. Ihr wurde parallel zu diesem Ersuch von Seiten eines Repräsentanten der Regierung angeboten doch Beihilfe zum Suizid zu erwägen wenn denn das Treppensteigen so viel Probleme bereite.
(...)
2. In Kalifornien wo die Beihilfe zum Suizid ebenfalls seit 2016 legal ist, gibt es Fälle bei denen Krankenkassenversicherungen sich weigern teure Chemotherapien zu bezahlen, dafür anbieten die Kosten für Beihilfe zum Suizid zu bezahlen.
(...)
Ich persönlich empfinde es so, dass anhand dieser beiden Beispiele der Begriff einer "selbstbestimmten und freiwilligen Sterbehilfe" komplett ad absurdum geführt wird.

Zumindest von meinem Textverständnis her hat niemand der Betroffenen auch nur ansatzweise den Wunsch zu sterben; niemand wendet sich hier selbstbestimmt und freiwillig von sich aus an eine Sterbehilfe-Organisation und bittet um Hilfe.

Diese Menschen wollen nach meinem Verständnis vielmehr ganz im Gegenteil ausdrücklich (über)leben und haben hierfür nunmal einen kostenintensiveren Unterstützungsbedarf als der Durchschnittspatient.

In beiden Beispielen scheinen jedoch benötigte Hilfsmittel bzw. Therapien und mutmaßlich auch die seitens des jeweiligen Kostenträgers miteinkalkulierte Wahrscheinlichkeit von weiteren zukünftigen Kosten einfach deutlich höher und damit unwirtschaftlicher als die alternativ offerierte und pro Kopf nur einmalig notwendige Kostenübernahme von Sterbehilfe zu sein.

philosoph1 hat geschrieben: Freitag 28. April 2023, 05:27 (...) ein zweischneidiges Schwert, wenn eine jede Gesundheitsbehörde dann willkürlich festlegen kann wieviel ihnen eine (...) Behandlung wert sein darf
(...)
Jetzt scheint in gewissen Ländern auch die Beihilfe zum Suizid von Regierungen instrumentalisiert zu werden. Im Grunde unglaublich.
(...)
Die "Krone der Schöpfung" schafft es scheinbar immer wieder aufs Neue, ideologisch auch noch so gute, dem Menschen als Hilfe angedachte Erfindungen mit geradezu überwältigender Unmenschlichkeit soweit zu entstellen und pervertieren, bis sie letztendlich als Waffe einsetzbar sind. Chapeau.