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Für Alle...

Verfasst: Dienstag 13. Oktober 2009, 16:07
von Fee
Für alle, denen es nicht gut geht, die daran denken, dich etwas anzutun, die Schmerzen haben oder weinen.
Und für alle, die das hier jetzt brauchen.


Ich möchte, daß dieses Gedicht
ein Arm um Dich sei,
Dich zu trösten,

ein Raum
mit einem gemütlichen Feuer,
Dich zu wärmen.

Ich wünschte,
es würde soviel mehr für Dich
bedeuten.

Du solltest Dir dabei
etwas wünschen können.

Und dann -vielleicht -
würdest Du nicht mehr weinen.

[Henryk Borowski]



Ich wünsche euch allen ganz viel Kraft und würde euch so gerne Mut machen können, nicht aufzugeben.
Das Leben kann sehr schwer, sehr ungerecht, schmerzvoll und tränenreich sein. Aber das Leben kann auch bunt, lustig, froh und erfüllt sein, das sollte man auch an den schlimmsten Tagen nicht vergessen.
Es lohnt sich immer zu kämpfen.
Versucht, die Tage, die ihr hier noch auf der Erde habt, zu genießen.

Gott liebt uns alle.

Verfasst: Donnerstag 15. Oktober 2009, 03:19
von Kai
Liebe Fee,

also, meine Bewunderung für deinen Mut ist dir sicher. Allein schon deswegen, weil du es wagst, gegen den Strom zu schwimmen. Immerhin begibst du dich mit deinem ersten Beitrag mitten zwischen Threaderöffner, die ernsthaft von Vergiftung, dem Aufschlitzen der Pulsadern oder notfalls sogar einer qualvollen Strangulation reden. Dem die Behauptung entgegenzusetzen, das Leben sei schön ... das erfordert definitiv einen gewissen Mut.

Aber jetzt - leider - der Wermutstropfen:

In einer alten Kaffeewerbung heißt es: "Mühe allein genügt nicht".

Aber Mut allein leider auch nicht.

Du müsstest schon eine echte Fee sein und einem ernsthaft Verzweifelten einen Lichtblick zu bieten haben, der mehr ist als nur ein flüchtiger "Silberstreif am Horizont". Mehr als nur ein poetisch gemeintes "in den Arm nehmen", das ebensogut jeder wie keiner auf sich beziehen kann. Rein klinisch gesehen, hat es wahrscheinlich sogar ungesunde Tendenzen, wenn ein Leser solche Worte allzu sehr auf sich persönlich bezieht. Gesund wäre hingegen, dein post einfach als banales und allgemeingültiges Zitat abzutun.

Dies hingegen widerspricht vermutlich deiner Absicht, die Menschheit zu retten. Du willst ja offenbar irgendwie überzeugen, dass jeder, der das Gedicht liest, eine Umarmung von dir fühlt, die ihn oder sie vor der Pein des Lebens beschützt. Aber dann auch doch nicht zu sehr. Wer das zu persönlich nimmt und daraufhin im schlimmsten Fall zum Stalker wird - einfach deshalb, weil er aus tiefster Verzweiflung heraus in deinem Text eine Art Offenbarung liest -, der wird dir irgendwann so sehr auf die Nerven gehen, dass du wirst letztlich eh mit Gewalt, bzw. Einschaltung der Behörden reagieren müssen. Also läuft dein post letztlich wieder nur auf "heiße Luft" heraus, der dann zwangsläufig die "kalte Dusche" folgt. Bzw auf so eine Sch***-Doppelbotschaft. Stichwort "Sackgasse". "Nimm mich ernst, aber bitte nicht ZU ernst". Oder aber "Nimm mich bitte nur so ernst, wie ich mich selbst nehme"
Na, schönen Dank auch.

Mir haben auch schon Leute gesagt, "Ich bin jetzt mal eine gute Fee und erfülle Ihre Wünsche". - Was dabei herauskam, war allerdings derselbe Bullshit, den ich vorher auch schon hatte ... nur eben in irgendwie schöngefärbter Form und unter der Voraussetzung, dass ich zu minderbemittelt bin, um die Schönfärberei wahrzunehmen. Also im Endeffekt nix als purer Theaterdonner.

Falls du erst 14 bist und vorhast, später mal einen sozialen Beruf zu ergreifen, muss ich dich leider frühzeitig mit der Realität konfrontieren und dir sagen, dass die Methode mit der "guten Fee" nicht in jedem Fall erfolgversprechend ist. Sorry!

Fals du erwachsen und nicht in einem sozialen Beruf ausgebildet bist, musst du dir leider gefallen lassen, wenn ich dir hiermit eine tüchtige Portion Naivität unterstelle.

Falls du in einem sozialen Beruf ausgebildet bist, gehe ich ohnehin davon aus, dass du hier im Geiste taktischen Aktivismus unterwegs bist und bewusst große Worte schwingst ... auf dass Leute am Leben bleiben, von deren Schicksal dir persönlich z.T. nicht die Bohne bekannt ist. Aber ist das etwa redlich ... ?!?

Und falls du Psychologie studierst und nur mal für eine wissenschaftliche Arbeit rausfinden wolltest, wie Suizidgefährdete auf so ein Post reagieren .... dann sollst du in der Hölle verrotten. Ebenso wenn du als Funktionärin irgendeiner Religionsgemeinschaft hier knallhart versuchst, Menschen zu angeln, indem du ihnen ernsthafte Gefühle vorgaukelst.

Liebe Grüße

Kai

Verfasst: Donnerstag 15. Oktober 2009, 05:57
von fussel
Das Gedicht ist ja echt toll.
Es ist das Kommentar zu dem Gedicht das der Verfasser nicht geschrieben hat ; )

Verfasst: Donnerstag 15. Oktober 2009, 20:54
von Fee
Lieber Kai,

danke für deine ehrliche Antwort.
Ich werde versuchen, das zu erklären.
Ich leide an einer Krankheit, Amyotrophe Lateralsklerose genannt (hat mit Muskeln zu tun, falls es wen interessiert). Sie ist sehr selten und unheilbar.
Als mir das vor etwas weniger als zwei Jahren diagnostiziert wurde, brach eine Welt für mich zusammen. Trotzdem hätte ich nie daran gedacht, aufzugeben.
Ich wusste ja nicht, wie schlimm es werden könnte…
Ich kann nicht m ehr richtig reden, mich nicht mehr richtig bewegen.
Mein Leben ist die Hölle… Dachte ich zumindest vor einem halben Jahr, als sich die Symptome auf einmal drastisch verschlimmerten.
Ich wollte nicht weiterleben. Also habe ich im Internet nach Seiten gesucht, wo offen über Suizidmethoden geredet wird, diskutiert wird oder auch Erfahrungen ausgetauscht werden…
Dann bin ich auf diese Seite hier gestoßen. Hier gab es keine Tabus, und das war es, was mir hieran gefallen hat. Angemeldet habe ich mich nicht, aber das braucht man in diesem Forum ja auch nicht, es sei denn, man möchte etwas schreiben.
Seltsamerweise hat mich grade dieses Forum von meinem Vorhaben abgebracht.
Je mehr ich über Suizid gelesen habe, desto mehr wusste ich, dass ich es nie tun könnte oder wollte. Ich habe mein Leben noch so gut genossen, wie es ging. Natürlich ist es schwer. Aber es fühlt sich normal an. Sehr alte Leute wissen auch, dass sie bald sterben müssen und können ihr Leben trotzdem noch genießen.
Ich bin jetzt 22 Jahre alt, ich hatte viel vor. Ich habe nur wenig davon geschafft, aber ich bin glücklich, auch wenn ich Angst vor dem Sterben habe und vor dem danach.

Ich schweife ab. Also weiter.
Trotzdem es mir besser ging, habe ich hier weitergelesen, da ich mich zu manchen der Mitbenutzer hingezogen fühle, was jetzt vielleicht absurd klingt, da ihr mich ja überhaupt nicht kennt und ich euch nur aus euren Beiträgen.

Tja, meine Lebenserwartung beträgt noch ein halbes Jahr.
Aber da ich nicht weiß, wann der Zeitpunkt sein wird, wollte ich mich bei euch verabschieden… Mit diesem Gedicht.
Mein Leben war auch alles andere als toll, aber ich hab’s irgendwie geschafft und ja wahrscheinlich bald hinter mir. Und ich würde mir so wünschen, dass ich weiterleben kann, mein Leben genießen. Aber ich habe keine Chance. Und ich weiß, dass der Text und das Gedicht nichts bringt, aber das muss es vielleicht auch nicht. Vielleicht muss es mich nur beruhigen, denn ich fühle mich hier sehr hilflos, wenn ich eure Beiträge durchlese. Es gibt mir eine klitzekleine Hoffnung, auch wenn es nur eine Wunschvorstellung ist.

Verfasst: Donnerstag 15. Oktober 2009, 21:20
von fussel
Hallo Fee,

deine Krankheit ist sicher ein schweres Schicksal,
ich wünsche dir wirklich von ganzen Herzen die Kraft die Zeit die Dir noch bleibt erfüllt zu erleben.

Kai hat in seinen bisherigen Posts sehr deutlich gemacht was im (in etwa) widerfahren ist und ich habe nun durch dieses Forum von so einigen anderen Schicksalen erfahren.
Ich sehe einen riesigen Unterschied zwischen 'gottgegebenem Leid' und 'fremdverursachtem Leid', ein Unterschied, der wie eine Schlucht zwischen den verschiedenen Schicksalen steht, und die nur eines verbindet, das Ziel ihrem Leid ein Ende zu setzten.

Nun, da du von Dir erzählt hast, kann ich mir vorstellen, dass dieses Gedicht Trost spenden kann. Aber für jemanden der unter 'fremdverursachtem' Leid leidet klingt es wohl eher zynisch.

Ps: bitte nehmt das mit dem 'fremdverursachtem Leid' nicht so wörtlich, denn es gäbe genügend Beispiele wo dieser Ausdruckt sehr stark hinkt. Ich denke da z.B an ein krasses Beispiel, an Kriegssituationen und deren Auswirkung auf die Zivilbevölkerung. Obwohl fremdverursacht, würde die Situation wohl anders erlebt. Ich denke bei 'fremdverursacht' mehr an Fälle, wo man selbst in einem relativen Einzelfall ist, und die Verursacher als dominant erlebt, oder erlebt hat.
Ich müsste wohl noch etwas mehr beschreiben, aber ich hoffe, es ist so ein wenig rausgekommen, auf was ich hindeuten will.
Zu 'gottgegeben' sage ich jetzt nichts, ihr wisst sicher was ich meine. Jeder der zwischen den Zeilen gelesen hat, weiss wohl bereits, dass ich selbst nicht an sowas wie einen Gott glaube.

Verfasst: Donnerstag 15. Oktober 2009, 21:56
von Kai
Liebe Fee,

vielen Dank, dass Du Deine Geschichte erzählt hast.
Jetzt verstehe ich das Gedicht viel besser. Vergiss meine blödsinnigen Spekulationen.

Du bist jung wolltest etwas aus Deinem Leben machen ... es ist so ungerecht.

Jedenfalls wünsche ich Dir, dass Du nicht mehr allzu sehr und lange leiden musst ... und dass Du auf der "anderen Seite" ein glückliches und heiteres Dasein vorfindest.

Alles Gute wünscht Dir

Kai

Verfasst: Donnerstag 15. Oktober 2009, 22:23
von Thorsten3210
Hallo Fee,

tut mir sehr leid, dass Dich in so jungen Jahren ein so schweres Schicksal ereilt hat. Ich möchte Dir ein gutes Buch empfehlen, zu dem es auch einen Film gibt. Es heißt "Rudern ohne Ruder" - Mein Leben und Sterben mit ALS und ist von der bekannten schwedischen Nachrichtenmoderatorin Ulla-Carin Lindquist geschrieben. Sie war an ALS erkrankt und beschreibt sehr einfühlsam, wie es ihr ergangen ist. Vielleicht hilft es Dir ja ein wenig, die schwere Zeit durchzustehen ?

Alles Gute

Verfasst: Donnerstag 15. Oktober 2009, 22:25
von Thorsten3210
doppelt

Verfasst: Donnerstag 15. Oktober 2009, 22:26
von Luna
fussel hat geschrieben:Hallo Fee,

deine Krankheit ist sicher ein schweres Schicksal,
ich wünsche dir wirklich von ganzen Herzen die Kraft die Zeit die Dir noch bleibt erfüllt zu erleben.

Kai hat in seinen bisherigen Posts sehr deutlich gemacht was im (in etwa) widerfahren ist und ich habe nun durch dieses Forum von so einigen anderen Schicksalen erfahren.
Ich sehe einen riesigen Unterschied zwischen 'gottgegebenem Leid' und 'fremdverursachtem Leid', ein Unterschied, der wie eine Schlucht zwischen den verschiedenen Schicksalen steht, und die nur eines verbindet, das Ziel ihrem Leid ein Ende zu setzten.

Nun, da du von Dir erzählt hast, kann ich mir vorstellen, dass dieses Gedicht Trost spenden kann. Aber für jemanden der unter 'fremdverursachtem' Leid leidet klingt es wohl eher zynisch.

Ps: bitte nehmt das mit dem 'fremdverursachtem Leid' nicht so wörtlich, denn es gäbe genügend Beispiele wo dieser Ausdruckt sehr stark hinkt. Ich denke da z.B an ein krasses Beispiel, an Kriegssituationen und deren Auswirkung auf die Zivilbevölkerung. Obwohl fremdverursacht, würde die Situation wohl anders erlebt. Ich denke bei 'fremdverursacht' mehr an Fälle, wo man selbst in einem relativen Einzelfall ist, und die Verursacher als dominant erlebt, oder erlebt hat.
Ich müsste wohl noch etwas mehr beschreiben, aber ich hoffe, es ist so ein wenig rausgekommen, auf was ich hindeuten will.
Zu 'gottgegeben' sage ich jetzt nichts, ihr wisst sicher was ich meine. Jeder der zwischen den Zeilen gelesen hat, weiss wohl bereits, dass ich selbst nicht an sowas wie einen Gott glaube.
kannst du dieses 'fremdverursachte leid' besser definieren ?

Verfasst: Donnerstag 15. Oktober 2009, 22:51
von fussel
@ Luna

Nein, aber ich kann Beispiele geben, bei denen das meiner Meinung nach zutrifft.

Erstmal fühle ich mich als Hartz4-Bezieher selbst betroffen. Obwohl meine materielle Not nicht das Entscheidende ist, so bin ich in der Situation 'gesetzlich verordneter Ausweglosigkeit'. Nun will ich das Thema nicht sonderlich weit aufreissen, einmal gibt es schon einen Thread darüber, zum anderen ist es sinnlos Aussenstehende überzeugen zu wollen, wenn diese sich nicht aus eigenem Interresse Informieren.
Nur soviel: Das Schlimmste ist nirgendwo ernsthafte Hilfe zu bekommen, und damit meine ich Beratung. Stattdessen wird man, auf behördliche Anordung hin, belogen und gedemütigt. Dazu kommt, dass die Umstände in der Gesellschaft nicht wahrgenommen werden.
Und ja, ich leide sehr darunter, ich bin einfach nur noch verzweifelt. Nur jemand der sich umfassend mit dem Thema auseinander gesetzt hat, kann den Umfang nachvollziehen. Ich wünschte ich wäre einfach ein Assi, wie schon im Forum zitiert: 'No Brain - No Pain'.

Als nächstes kann ich mir all jene gut vorstellen, die sich erfolglos psychiatrischer Behandlung unterzogen aben, aber vor allen jene die dazu gezwungen wurden. An dieser Stelle verweise ich auf die Posts von 'Kai'.

Hoffe damit kannst du was anfangen. Sry dass ich beim ersten Beispiel etwas ausgeschweift bin, es brodelt immer hoch, wenn ich drüber nachdenke.
Was ich noch sagen will ist, dass ich natürlich nicht alle in die von mir genannten zwei Gruppen aufteilen will. Ich wollte damit auch keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben.