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Petition zur Abschaffung der Sanktionen von Hartz IV

Verfasst: Sonntag 4. Oktober 2009, 15:38
von Menetekel
Hallo allerseits,

obwohl ich mich einige Zeit nicht mehr aktiv an diesem Forum beteiligt habe, gibt es mich noch, und nun möchte ich an dieser Stelle wieder etwas beitragen.

Um den heißen Brei herum reden will ich allerdings nicht, und so verweise ich von vorn herein auf folgenden Link:
https://epetitionen.bundestag.de/index. ... ition=6785

Wer dieses Thema als deplatziert erachtet, möge den Thread in der Versenkung verschwinden lassen.
Alle anderen sind dazu aufgerufen, mitzuzeichnen, sofern sie denn wollen und können.

Grund dafür, dass ich mich unter anderem auch für diese Petition einsetze, ist der, dass für mich jeder Mensch wertvoll ist und ein würdevolles Leben verdient hat. Seine Existenzberechtigung besteht in seiner Existenz selbst. Keinem Individuum darf dieses Recht versagt werden, besonders dann nicht, wenn ihm noch dazu das Recht auf Beendigung seines Lebens verwehrt wird.
Niemand darf dazu gezwungen werden, zu leiden, und niemand darf für dieses Leid durch seine vermeintliche Wahlfreiheit zwischen zwei Übeln selbst verantwortlich gemacht werden.
Freiheit bedeutet nicht grenzenlose Marktwirtschaft, die globalen Unternehmen mehr Macht einräumt als den politischen Vertretern des Volkes, sondern die Möglichkeit, sein Leben frei von Zwängen zu gestalten und seiner Natur gemäß Erfüllung in einer Sinn stiftenden, sich selbst gewählten Aufgabe zu finden, entkoppelt von einer fremdbestimmten Entlohnung oder gar Sanktionen.

Der nächste Schritt in diese Richtung stellt ein Bedingungsloses Grundeinkommen dar und der übernächste das Recht auf den sogenannten "Bilanz-Freitod" bzw. Aktive Sterbehilfe.
All das gehört zusammen. All das bedeutet Freiheit.


Alles Gute für euch.

Verfasst: Sonntag 4. Oktober 2009, 20:24
von fussel
Definitiv nicht deplatziert,

um es hart zu sagen sind es die (sinnlosen/ungerechfertigten) Sanktionen, sowie die von vornheirein ausweglose Lage sobald man auf einen desinteressierten Fallbearbeiter trifft (welcher die einzige Kontaktperson ist, von der man nicht weg kommt) die einen spüren lassen, dass man nur noch Mensch dritter Klasse .
Ich kann euch nur sagen, dass ich meinen Lebensinhalt schon immer in sinnvoller Beschäftigung gesehen habe, weder bin ich Alkoholiker, noch anderweitig Drogenabhängig, weder körperlich in geringster Form Beeinträchtigt, noch zu dumm für die Geselschaft.
Jetzt bin ich ausgestossen, traue mich seit ner Ewigkeit nicht mehr unter Menschen, meide jeden vermeidbaren Kontakt und bin hier gelandet.

Schönen Dank auch ...

Re: Petition zur Abschaffung der Sanktionen von Hartz IV

Verfasst: Sonntag 4. Oktober 2009, 23:21
von Sipher
Menetekel hat geschrieben:sondern die Möglichkeit, sein Leben frei von Zwängen zu gestalten und seiner Natur gemäß Erfüllung in einer Sinn stiftenden, sich selbst gewählten Aufgabe zu finden, entkoppelt von einer fremdbestimmten Entlohnung oder gar Sanktionen.

Das Problem ist, daß das Leben kein Ponyhof ist und irgendwer ja auch das erwirtschaften muß um andere durchzufüttern die dann "Erfüllung in einer selbst gewählten Aufgabe" finden können.

Härtefälle gibts immer. Für etliche andere allerdings könnte es von meiner Seite noch viel mehr Sanktionen geben. Wenn ich in einem Job ackere auf den ich gar keine Lust habe aber ich es trotzdem tue des Geldes wegen, dann können andere das ja wohl auch machen (ja, putzen gehen ist auch ein Job).

Re: Petition zur Abschaffung der Sanktionen von Hartz IV

Verfasst: Montag 5. Oktober 2009, 05:58
von pida
Menetekel hat geschrieben:Hallo allerseits,

https://epetitionen.bundestag.de/index. ... ition=6785




Alles Gute für euch.

hallo menetekel,

ich geb's zu : bin heute etwas faul ;-((

war auf der seite, muss ich mich mit persoenlichen daten zum abstimmen bei der petition ' anmelden ' oder funzt das auch als ' gast ' ?

danke fuer's unterstuetzen meine lethargie heute ;-))
gruss, pida

Verfasst: Montag 5. Oktober 2009, 14:04
von Menetekel
An Sipher:

Das Leben ist aber auch kein Jungle voller Barbaren, die sich wie dumme Tiere aufführen können, weil sie über keine moralische Instanz verfügen und keine anderen Gesetze gelten als das des Stärkeren.

Offenbar hast du dich noch kein bisschen mit dem Grundeinkommen beschäftigt, sonst würdest du nicht von "durchfüttern" sprechen.

Es wird immer Menschen geben, die nicht mit einem Existenz sichernden Einkommen zufrieden wären. Diese würden - noch viel leichter als vorher, weil dann die Nachfrage nach Arbeitnehmern enorm stiege - einen favorisierten Arbeitsplatz finden und besser entlohnt werden.
Wenn sie dann, anstatt gemütlich zu Hause zu essen, viermal die Woche ins Restaurant gehen wollen, müssen sie dementsprechend eine hohe Konsumsteuer zahlen. Von dieser Steuer, ebenso aber durch die Folgen des Bürokratieabbaus und andere Konsteneinsparungen (Mütter wären nun selbst für ihre Kinder da -> weniger Kindertagesstätten nötig; Pflege könnte vermehrt zu Hause stattfinden etc.), würde das BGE finanziert werden.
Von weiteren positiven Nebeneffekten wie geringere Kriminalität und steigende Löhne für Jobs, die wenige ausüben möchten, ganz zu schweigen.

Du schließt von dir auf andere: "Wenn ich das kann, können andere das auch." Das ist falsch. Was du dir abverlangst, kannst du nicht automatisch auch anderen abverlangen. Wo du vielleicht ein dickes Fell hast, haben andere eine dünne Haut. Warum müssen sich die Schwachen dir anpassen? Es sollte umgekehrt laufen: Das System passt sich den Schwächsten an, damit auch sie einen - wenn auch kleinen - Beitrag zu leisten im Stande sind. Mehr als diesen kleinen, selbst gewählten Beitrag zu erwarten, würde sie nur an den Abgrund treiben, wie z. B. in dieses Forum.
Und was wäre das System, wenn nicht heute schon viele ehrenamtlich tätig wären? Diese Tätigkeiten würden endlich gewürdigt und noch viel mehr ermöglicht werden, weil ein Grundeinkommen den Druck und die Angst aus der Gesellschaft heraus nähme. Vertrauen auf das menschliche Bedürfnis, sinnvoll und für andere tätig zu werden, lautet die Devise.

Ja, Putzen ist ein Job. Wer aber darf sich anmaßen, darüber zu entscheiden, wie viel diese Tätigkeit wert ist? Richtig: niemand. Würde keiner mehr dank eines BGEs putzen wollen, müsste einer Putzfrau eben genauso viel gezahlt werden wie einem Architekten, der das Gebäude konzipiert hat, in dem geputzt werden soll.
Und wenn es dann immer noch nicht genug Putzkräfte gäbe, z. B. für die Bushaltestelle vor deiner Tür?
Tja, weil du ja so gern von dir auf andere schließt: Ich denke, du bist auch dazu in der Lage, den Putzlappen zu schwingen. Denn wenn's dich stört - mach's selbst.

Vollbeschäftigung ist eine Illusion und wird nicht mehr erreicht werden können, dank automatisierter Arbeitsprozesse und Rationalisierung von Arbeitsplätzen. Von diesen technischen Fortschritten sollten wir endlich profitieren und unser Leben entschleunigen, "entstressen".
Wir produzieren heute einfach viel zu viele Konsumgüter und schaffen künstliche Scheinarbeit, die vom Staat subventioniert werden muss, nur um diese überflüssigen Güter noch billig an den Mann bringen zu können.
Wir stehen vor Fragen der gerechten Verteilung dieser Waren sowie der Beschäftigung für Menschen in einer Zeit, in der es keine bezahlte Arbeit mehr geben wird. Um jeden Preis staatliche Beschäftigungstherapien durchzusetzen, nur um dem Individuum seine Freiheit vorzuenthalten, es zu demütigen und die Arbeitslosenstatistiken zu schönen, ist keine Lösung, sondern schlicht destruktiv.
Diese Praktiken zerstören den Menschen, sorgen für Verrohung und einen Mangel an Empathie, einen Anstieg von Gewalt und psychischen Krankheiten und sind der Grund für viele Amokläufe und Suizide.


Aber besser und ausführlicher als ich können dir all das die (politischen) Unterstützer des BGEs erläutern. Dazu musst du nur ein wenig googeln - und dich auf etwas Neues einlassen können.
So ein Schritt erfordert nämlich ein Umdenken und eine neue Welt- und Menschensicht.
Ich denke aber, dass du noch zu denen gehörst, die ihren Rasen nur wegen des Nachbarns pflegen, sich aber sowohl dann aufregen, wenn der Rasen des Nachbarns besser gedeiht als der eigene, als auch dann, wenn auf dem Rasen des Nachbarns Unkraut wächst.

Du solltest lernen, dass Menschen unterschiedlich sind und trotzdem die gleichen Rechte haben.

Und wenn es dir nicht passt, dass jemand nicht so kann oder mag wie du: Dann gib ihm doch ein Mittel, mit dem er sich aus dieser Welt verabschieden kann.
Wenn du das ebenfalls nicht kannst oder willst - hör auf, gegen andere zu hetzen.




An pida:

Leider kannst du als Gast nicht abstimmen. Es muss schon nachvollziehbar sein, welcher (real existierende) Bürger die Petition unterstützt. Daher muss man sich mit Name und Anschrift zuvor anmelden.

Verfasst: Montag 5. Oktober 2009, 14:29
von Sipher
Menetekel hat geschrieben:
Du schließt von dir auf andere: "Wenn ich das kann, können andere das auch." Das ist falsch. Was du dir abverlangst, kannst du nicht automatisch auch anderen abverlangen.

Genau das habe ich mir gedacht daß dieses "Argument" kommt. Das Leben ist leider hart. Wenns einer nicht packt, packt ers eben nicht.


Und ja, irgendjemand muß trotzdem das Geld erwirtschaften das verteilt werden soll. Alles andere ist linker populistischer Blödsinn.

Das System soll sich am Schwächsten anpassen ? Bei sowas platzt mir der Kragen. Genau das passiert doch jetzt schon die ganze Zeit. Überall ist es doch schon so. Die Leistungsträger werden verprellt, immer Rücksicht auf die armen Unfähigen. Warum ist das Bildungssystem denn so ? Warum langweilen sich die besten Köpfe in der Schule und Uni fast schon zu Tode ? Naja. Man sieht ja was an der Orientierung am Mittelmaß rauskommt.


"Ja, Putzen ist ein Job. Wer aber darf sich anmaßen, darüber zu entscheiden, wie viel diese Tätigkeit wert ist? Richtig: niemand."

Falsch: der Markt regelt das. Die Arbeit ist soviel wert wie jemand bereit ist dafür auszugeben. Angebot und Nachfrage. VWL Einführungsveranstaltung. Ganz einfacher Stoff.

Mit dem Nachbars Rasen irrst Du übrigens auch. Es interessiert mich überhaupt nicht was meine Nachbarn tun. Sollen sie machen was sie glücklich macht, ist mir komplett egal.


Habe aber kein Interesse an einer Sozialdiskussion. Für manche Menschen sind ohnehin immer nur die anderen Schuld. Das mußt Du mal lernen.

Verfasst: Montag 5. Oktober 2009, 14:43
von Menetekel
Besser solche Argumente als gar keine, finde ich.

Wie das Geld erwirtschaftet würde, habe ich eben angerissen und erschließt sich eigentlich von selbst.
Wer lesen und mitdenken kann, ist klar im Vorteil.

Und was die "Schuldfrage" betrifft: Ich wurde viele Jahre meiner Schullaufbahn extrem gemobbt. Willst du dir nun anmaßen, zu urteilen, wie viel Mobbing ein junger Mensch auszuhalten hat? Welche Wünsche und Träume er zu haben hat?
Ob jemand von Geburt an durch seine Gene oder später durch seine Umwelt ruiniert wird, spielt keine Rolle. Den Schuh für mein "Versagen" ziehe ich mir wegen irgendwelcher asozialen Äußerungen aber bestimmt nicht an.

Nur weil du keine Erfahrungen mit sozialer Gemeinschaft gemacht hast, musst du dich nicht mit der herrschenden Ungerechtigkeit abfinden und sie ganz gewiss auch nicht noch verteidigen.


Edit:

Stell dir vor, ich hatte selbst VWL bis zum Abi. Ich kenne das "Magische" Viereck und weiß, warum Unternehmen ihre Produktionsstätten aus Deutschland ins Ausland verlagern.
Aber das Gesetz von Angebot und Nachfrage kann nicht ernsthaft der Maßstab für die Zukunft sein.
Warum hatten wir wohl bisher eine "soziale" Marktwirtschaft und keine radikal freie? Weil wir dann in Zeiten der Globalisierung untergegangen wären.
All die direkten und indirekten Subventionen, die ebenfalls Teil einer sozialen Marktwirtschaft sind, würden keine Arbeit mehr erhalten bzw. schaffen, wenn es, wie du es offenbar gerne hättest, nur noch ausschließlich nach Angebot und Nachfrage ginge. Wer sollte dann das Geld erwirtschaften?

Mit einem BGE würde es immer noch nach Angebot und Nachfrage gehen, aber zeitgemäß und sozial. Der Arbeitnehmer würde nun stärker umworben und seine Arbeitskraft von den Unternehmen konsequent nachgefragt werden. Durch eine bessere Stellung der potentiellen Arbeitnehmer würde sich der Lohn immer noch an Angebot und Nachfrage orientieren - nur dann auf humane Weise.

Verfasst: Montag 5. Oktober 2009, 23:17
von Wanderer
Sipher hat geschrieben: Das System soll sich am Schwächsten anpassen ? Bei sowas platzt mir der Kragen. Genau das passiert doch jetzt schon die ganze Zeit. Überall ist es doch schon so. Die Leistungsträger werden verprellt, immer Rücksicht auf die armen Unfähigen.
Das interessiert mich. Nenne mir bitte Beispiele und Verweise damit
ich mich ein wenig in die Materie einlesen kann. Danke.

Verfasst: Dienstag 6. Oktober 2009, 02:51
von Träumerin
moin Menetekel,

sicherlich ein interassantes thema...auch ein streitthema...keine frage.

aber ich schließe mich hier T. an.
das thema geht hier im forum vorbei...denn ich denke auch wenn es viele gibt denen es schlecht geht weil sie exitenziell nicht zurecht kommen... hier keine grundsatzdiskusionen fürhren wollen.

hier sollen sich die menschen treffen können weil es ihnen schlecht geht,
sie keine lust haben zu leben und auf gleichgesinnte treffen können.

gruß

Verfasst: Dienstag 6. Oktober 2009, 03:57
von ICH?
Oh nein, @Träumerin! Das ist sehr wohl ein Thema, dass vortrefflich hier her passt!!! Dignitas setzt sich für menschenwürdiges Sterben und Leben ein, und Harz IV hat sehr viel mit Menschenwürde oder vielmehr Menschenunwürde in jeder Hinsicht zu tun. Schade ist nur, dass man hier wieder mal nicht sachlich diskutieren will, sondern, wie üblich, manche Menschen alle Andersdenkenden pauschal verunglimpfen... JEDER hat ein recht auf seine Meinung und ich denke, es gibt viele Gründe, eine solche Petition zu unterstützen! Aber ich kann auch Leute verstehen, die die Sache von einer anderen Warte sehen - das hat sehr viel mit eigenen Erlebnissen zu tun!
Ein Mensch, der sich sein Leben lang bemüht, sich und seine Familie mittels seiner eigenen Hände Arbeit über die Runden zu bringen und immer wieder feststellen muss, dass es vorne und hinten nicht reicht, um ein menschenwürdiges Leben zu führen, der wird stinksauer, wenn man mit Argumenten kommt, wie "Das Leben ist leider hart. Wenn's einer nicht packt, packt er's eben nicht." Das ist unsozial und frustrierend! Und er fragt sich zu recht, sind wir nun Menschen oder doch nur Tiere, wo der Stärkere siegt und es sonst keinerlei Verpflichtung, Schamgefühl, Solidarität und Mitleid gibt!?
Und der andere wohnt vielleicht in einer Gegend, wo es Menschen gibt, die sich schon lange aufgegeben haben und nur noch alles mitnehmen, was möglich ist, ohne auch nur den Versuch zu machen, sich selber zu helfen, denn unser Staat hilft ja, wenn man es richtig anstellt... leider oft zum Schaden der Allgemeinheit und letztlich auch derjenigen, die in völlige Unfreiheit und Bequemlichkeit absinken!
Ja, das gibt es BEIDES!

Ich bin dennoch der Ansicht, dass es richtig wäre, JEDEM Menschen ein anständiges Leben zu ermöglichen! Wir leben nicht mehr in einer Zeit, wo man mit ganz wenigen Dingen auskommen konnte. Es gab Zeiten, da konnte man den sogenannten Gürtel enger schnallen! Man konnte sich teilweise selbst versorgen - Gemüse anbauen, Holz zum Wärmen der Wohnung selber machen, Kleider für seine Kinder selber nähen und vieles mehr! Aber wer kann das heute noch???? Und wie kann er die Blicke unserer verwöhnten Gesellschaft ertragen!!!? Unser Staat selber verlangt für alles und jedes einen Obolus - immer neue Auflagen und Gebühren - es gibt nichts mehr umsonst! Der Staat hat uns vieles leichter gemacht und somit unserer Verantwortung entzogen - ja, ich weiß, wir selbst sind es auch, die das von ihm verlangen - aber das hat zur Folge, dass er auch für jeden von uns verantwortlich ist!

Ganz selbstverständlich erwarten wir, dass Behinderte, Alte, Kranke vom Staat aufgefangen und versorgt werden! Aber wehe, ein äußerlich gesunder Mensch kann sich nicht selbst helfen und braucht Hilfe vom Staat - dann wir es kompliziert! Dann kommt im besten Fall Harz IV! Aber das ist menschenunwürdig!!!!!!!!! Nicht umsonst sind es vor allem Alleinerziehende, die sozial in schwierigen Verhältnissen leben - unser Staat verlangt nach Kindern, er schafft Anreize und Vergünstigungen, damit mehr Kinder geboren werden... aber dann lässt er die Familien alleine, zumindest so lange keine Vorkommnisse in die Öffentlichkeit gelangen... dann allerdings ist das Geschrei groß!!!! Dann werden Schuldige gesucht, Untersuchungen angestellt, Gesetze verschärft... Keinem fällt auf (zumindest sagt es keiner), dass unser System vielen Menschen gar keine Wahl lässt!

ICH würde lieber verhungern, als dass ich einem völlig unbeteiligten Beamten, dem nichts weiter wichtig ist, als jeden Monatsersten sein Gehalt auf seinem Konto vorzufinden, meine Lebensgeschichte zu erzahlen, mich sozusagen finanziell nackt vor ihm auszuziehen und ihm mein gesamtes Leben zur Prüfung vorzulegen um eine Art "Gnadenbrot" von ihm abgesegnet zu bekommen! (Nein, sicher sind nicht alle Beamten so, aber wahrscheinlich die meisten! Nicht weil sie schlecht sind, sondern weil unser System sie dazu macht!)

Deshalb, @Menetekel, hat diese Petition meine volle Unterstützung!

Re: Petition zur Abschaffung der Sanktionen von Hartz IV

Verfasst: Dienstag 6. Oktober 2009, 05:15
von fussel
... ahhh, ich sollte es sein lassen ... aber ich kanns nicht lassen
Sipher hat geschrieben:Das Problem ist, daß das Leben kein Ponyhof ist und irgendwer ja auch das erwirtschaften muß um andere durchzufüttern die dann "Erfüllung in einer selbst gewählten Aufgabe" finden können.

Härtefälle gibts immer. Für etliche andere allerdings könnte es von meiner Seite noch viel mehr Sanktionen geben. Wenn ich in einem Job ackere auf den ich gar keine Lust habe aber ich es trotzdem tue des Geldes wegen, dann können andere das ja wohl auch machen (ja, putzen gehen ist auch ein Job).
Die Gründe für Sanktionen haben nicht selten mit den absurden Massnahmen zu tun. Ich habe solch eine Massnahme schon erlebt. Es war über die Dauer eines halben Jahres ein Bewerbungstraining, welches zusätzlich 3100€ (2500€ + 100€ Fahrt monatlich) gekostet hat. Wahrscheinlich muss ich nicht umbedingt genauer darauf eingehen wie sinnvoll so etwas über einen derart langen Zeitraum, bei 30Std/w sein kann. Geholfen wurde mir jedenfalls nicht, ich wurde 'beschäftigt'. Auch wurde ich während des gesammten Zeitraumes nicht über meine beruflichen Chancen beraten, was ich mir eigentlich erhofft hatte.
Die gesammte Veranstalltung hat mich nicht motiviert, ganz im Gegenteil. Ich bin mit Depressionen hineingeganen und mit (verstärkten) Suizidgedanken rausgekommen.

Der Bewilligungszeitraum endet diesen Monat. Beim nächsten Termin werde ich, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, wieder gezwungen werden an einer Massnahme teilzunehmen, bei deren Auswahl ich kein Mitspracherecht habe. Nur werde ich mich strickt weigern daran teilzunehmen, worauf ich mit einer sofortigen Kürzung zu rechnen habe. Falls ich Widerspruch einlege, ändere ich an der Kürzung erstmal nichts, da diese nicht, wie bei jedem normalen juristischen Widerspruch, aufschiebende Wirkung hat (das sei nur am Rande erwähnt .. da ich auch keinen Widerspruch einlegen werde). So wird es dann Schritt für Schritt auf 0 gehen ... bis zum Ende.

Wenn du jetzt denkt "Mein Gott ... so ein lebensversager, der hat halt schon aufgegben" kann ich nur sagen: JA, richtig! Unter diesen Rahmenbedingungen kommt mir das ganze Gewäsch was über die 'Aktivierung der Arbeitslosen' publiziert wird einfach nur noch lächerlich vor. Der Teufel steckt im Detail und solange nicht die Praxis der Massnahmen allgemein bekannt ist, kann ich Leuten gar keinen Vorwurf machen, dass sie das Ablehnen Dieser für einen unbedinkten Sanktionsgrund halten. Schliesslich geht der normale Bürger davon aus, dass in einem solchen Fall ECHTE Hilfe ausgeschlagen wird.
Und genau des ... ach unzulässiges Wort drauf .. kein Bock mehr. Wenn noch was anregendes hier kommt schreib ich weiter.

Re: Petition zur Abschaffung der Sanktionen von Hartz IV

Verfasst: Dienstag 6. Oktober 2009, 05:32
von Kai
Sipher hat geschrieben:Das Problem ist, daß das Leben kein Ponyhof ist und irgendwer ja auch das erwirtschaften muß um andere durchzufüttern die dann "Erfüllung in einer selbst gewählten Aufgabe" finden können.
Ich befürchte, angesichts des durch den Regierungswechsel veränderten politischen Klimas in Deutschland werden Sprüche à la "XYZ ist nun mal kein Ponyhof" künftig schlimmer grassieren als der Virus der Schweinegrippe.

Für die Variable XYZ kann man dann alles einsetzen, was anderen Leuten nicht schmeckt. Denn meistens wird der Spruch ja in bezug auf andere angewendet, die zu viel "rumjammern". Sei es Hartz IV, sei es die ungeliebte Arbeit und und und ...

Notfalls muss eben - wie hier - auch schon mal das ganze Leben herhalten.

Als Deutschland noch geteilt war, gab es in der BRD einen ähnlichen Standardspruch.
Der lautete "Na dann geh'n Se doch rüber!" (Gemeint war die "Ostzone")

Damit wäre ich in diesem Forum allerdings vorsichtig. ;-)

Re: Petition zur Abschaffung der Sanktionen von Hartz IV

Verfasst: Dienstag 6. Oktober 2009, 05:48
von Kai
Sipher hat geschrieben:Wenn ich in einem Job ackere auf den ich gar keine Lust habe aber ich es trotzdem tue des Geldes wegen,
Und darum spielst du vermutlich auch mit dem Gedanken, dir eine Kettensäge an den Hals zu halten.

Re: @Sipher

Verfasst: Dienstag 6. Oktober 2009, 06:15
von Kai
T. hat geschrieben:Das hier ist ein Sterbehilfeforum (offensichtlich bist du nicht suizidial)
So würde ich das nicht sehen ... immerhin will der sich scheinbar ebenfalls selbst abmurksen ... wenn auch auf ziemlich bestialische Weise.

Wie die Familie dann damit klarkommt, den Ehemann oder Vater nach einem Kettensägen-unzulässiges Wort aufzufinden (und wohlhabende Leute haben eigentlich immer Familie. Warum auch nicht ... können die sich ja auch leisten) ist ihm anscheinend sch***egal.

Nur mit der Vesicherung dürfte es dann knapp werden.

Wie können Siphers Hinterbliebene denen schon glaubhaft machen, er habe versehentlich das Scherblatt der Kettensäge in die falsche Richtung gehalten. Es sei denn, die können Alzheimer oder vorzeitige Demenz geltend machen. Für letzteres würden dann allerdings die Beiträge sprechen, die er hier ablässt.

Verfasst: Dienstag 6. Oktober 2009, 14:39
von Menetekel
Träumerin, ich verstehe, was du meinst.
Das Thema hat nur indirekt etwas mit dem finalen Wunsch zu tun (immerhin ist Hartz IV ein potentieller Beweggrund/Auslöser), der uns alle hier zusammen gebracht hat, und ich wollte auch eigentlich nur kurz auf die Petition hinweisen, keine Grundsatzdiskussion auslösen. Es tut mir Leid, wenn ich dich und andere belästigt haben sollte.

Dennoch würde ich es wieder so machen. Ich bin nämlich von dieser Sache überzeugt, weil sie meinen Wunsch zu sterben, den vermeintlich letzten Ausweg, in einen möglichen Weg verwandelt hat. Die Vision vom BGE gibt mir Hoffnung, doch noch meinen Lebenstraum zu verwirklichen, auch wenn dieser nicht bezahlt werden sollte, und schmälert meine Verzweiflung darüber, dass mir keine andere Wahl gelassen wird.

Ja, viele Menschen haben sich unabhängig von finanziellen Aspekten für den Tod entschieden oder können nicht anders, als sich nach ihm zu sehnen (Stichwort körperliche Behinderungen/Krankheiten, Borderline etc.). Für diese Menschen muss es Mittel und Wege geben, dieser Sehnsucht folgen zu können, wenn sie denn im Leben nur noch von Schmerzen begleitet wird.
Wenn man aber über den Tellerrand schaut, dann gibt es viele unter den Suizidalen, die gerne leben würden, wenn Druck und Angst aus ihrem Leben weichen würden und sie an ihren Träumen arbeiten könnten - ob sie sich später erfüllen oder nicht. Denn oft ist schon der Weg das Ziel, und die Freiheit, diesen Weg zu gehen, ohne hinterher dafür bestraft zu werden und ohne sich dafür rechtfertigen zu müssen, die wünsche ich mir.

Wenn ich irgendwann vor der Entscheidung stehe, meiner Familie in den Tod zu folgen, weil ich ohne sie nicht leben kann, oder weiter zu leben, weil mich noch etwas anderes hier hält, dem ich mich widmen will, dann soll es eine echte Wahl sein. Ich will dann weder Schmerzen erleiden müssen, weil ich mich für den Tod entscheide und mir wer weiß was dazu antun muss, noch qualvoll dahin vegetieren, weil ich mich für das Leben entscheide, aber meine Existenzgrundlage verliere.
Angst, Druck und Leid sind schlechte Ratgeber, wenn es um Entscheidungen geht, und wenn es so weit ist, soll der möglicherweise bevorstehende Verlust der einzige Faktor sein, der meinen Entschluss beeinflusst.

Darum fordere ich auch nicht allein ein BGE, sondern ebenso einen leichteren Zugang zu Sterbemitteln. Solange mich aber noch etwas am/im Leben hält, hat für mich Ersteres Priorität.
Doch diese Erkenntnis konnte ich nur gewinnen, indem ich hierher fand und durch den freien Austausch auch mein Denken freier wurde. Weil ich hier in eine vermeintliche Endstation geriet, begann ich mich zu winden und nach Alternativen zu suchen. Und Alternativen sind keine Bedrohung. Sie braucht der Mensch wie Luft zum Atmen.


Und fussel wollte ich noch sagen, dass er meine Anerkennung hat.
Da ich am eigenen Leib erfahren habe, wie es ist, wenn man vor anderen "entblößt" und von Hebeldrückern (sogenannten Autoritätspersonen) in seiner Würde, seinem Selbstwertgefühl und seinen Überzeugungen herabgesetzt wird, kann ich mir vorstellen, durch welche Hölle du gegangen sein musst, auch wenn ich nicht ermessen kann, wie sehr du darunter gelitten hast und es immer noch tust.
Ich wünsche dir einfach von Herzen alles Gute.