Wie egoistisch ist ein Suizid?
Verfasst: Samstag 22. August 2009, 08:12
Zur Einführung eine kleine Geschichte, die ich mal gehört habe. Jemand hatte einen Selbsttötungsversuch überlebt und lag im Krankenhaus. Dort wurde er von einem ihm nahestehenden Menschen besucht. Das erste, was dieser Mensch gemacht hat: Er hat dem Rekonvaleszenten kräftig eine reingehauen.
Aus der Sicht desjenigen, der den Versuch überlebt hat, halte ich sowas geradezu für die ideale Methode, jemandem, der diese Welt verlassen wollte, den nächsten Versuch schon mal so richtig schmackhaft zu machen. Mit Prügel und Härte hat derjenige das Diesseits sicher schon vorher verbunden. Sonst hätte er er es nicht zu verlassen versucht.
Aus der Sicht des Besuchers hingegen war vermutlich jede Menge Wut im Spiel, die sich durch die Geste Luft gemacht hat. Er war wütend, weil der nahestehende Mensch nur an sich gedacht hat und ihn auf der Welt allein zurücklassen wollte.
Irgendwie finde ich, dass dieses Beispiel recht gut deutlich macht, worum es bei dem Thema eigentlich geht. Es geht auf beiden Seiten um die knallharte Durchsetzung von Eigennteressen. Die Frage, die sich mir dabei stellt, ist die, wer von beiden denn wohl egoistischer ist. Und ich komme zu dem Schluss, es ist nicht der Überlebende, es ist eher der Besucher.
Jeder ist - zumindest nach deutschem Recht - verpflichtet, bei einem konkreten Verdacht auf einen geplanten Suizid alles zur Lebensrettung zu unternehmen, notfalls auch gegen den Willen des Betroffenen. Wer damit konfrontiert wird und nichts unternimmt, macht sich also strafbar ... und quält sich möglicherweise zusätzlich noch sehr lange mit der Frage herum, ob er in der Stress-Situation falsch reagiert hat und wie er hätte anders hätte reagieren können. Der Überlebende hat ihm vielleicht nichts von seiner Absicht erzählt, weil er vorhatte, das ohne Schwierigkeiten durchzuziehen. Aber vielleicht auch ein bisschen aus den oben erwähnten Gründen. Egoistisch ....?
_Niemand_ versucht sich aus Spaß an der Freud das leben zu nehmen. Es bedarf nicht unbedingt einer physischen Erkrankung, um sich als Ballast und als Bürde für seine Mitmenschen zu empfinden. Dass dich ständig Leute anschreien, das sei nicht so oder das sei nicht schlimm, hilft auch nicht unbedingt weiter. Man möchte nicht mehr Ballast sein. Um seiner selbst willen nicht, aber vielleicht auch ein bisschen, um der anderen willen. Egoistisch ...?
Mein Eindruck ist folgender:
Die Haltung, Suizid sei egoistisch und somit verpönt, hat sich in unserer Gesellschaft allgemein eingebürgert. In Fällen, wo ein Versuch funktioniert hat, sehen wir nur die Hinterbliebenen, und da überwiegt selbstverständlich die Trauer und vielfach sicherlich auch die Wut. In Fällen, wo ein Versuch gescheitert ist, wird seitens der Betroffenen oftmals geschwiegen aus einem Scham- und Schuldgefühl gegenüber den Angehörigen. Das mag daran liegen, dass diejenigen sich die allgemeine Konvention "Hauptsache Leben" zu eigen gemacht haben. Eine Konvention, die sich aber letztlich gegen sie selbst und gegen ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse richtet.
Natürlich spielt ein Aspekt eine besondere Rolle, und das ist die Art des Suizids. Wer Unbeteiligte mit in den den Tod reißt, der handelt m.E. wirklich egoistisch.
Was meint ihr dazu?
Aus der Sicht desjenigen, der den Versuch überlebt hat, halte ich sowas geradezu für die ideale Methode, jemandem, der diese Welt verlassen wollte, den nächsten Versuch schon mal so richtig schmackhaft zu machen. Mit Prügel und Härte hat derjenige das Diesseits sicher schon vorher verbunden. Sonst hätte er er es nicht zu verlassen versucht.
Aus der Sicht des Besuchers hingegen war vermutlich jede Menge Wut im Spiel, die sich durch die Geste Luft gemacht hat. Er war wütend, weil der nahestehende Mensch nur an sich gedacht hat und ihn auf der Welt allein zurücklassen wollte.
Irgendwie finde ich, dass dieses Beispiel recht gut deutlich macht, worum es bei dem Thema eigentlich geht. Es geht auf beiden Seiten um die knallharte Durchsetzung von Eigennteressen. Die Frage, die sich mir dabei stellt, ist die, wer von beiden denn wohl egoistischer ist. Und ich komme zu dem Schluss, es ist nicht der Überlebende, es ist eher der Besucher.
Jeder ist - zumindest nach deutschem Recht - verpflichtet, bei einem konkreten Verdacht auf einen geplanten Suizid alles zur Lebensrettung zu unternehmen, notfalls auch gegen den Willen des Betroffenen. Wer damit konfrontiert wird und nichts unternimmt, macht sich also strafbar ... und quält sich möglicherweise zusätzlich noch sehr lange mit der Frage herum, ob er in der Stress-Situation falsch reagiert hat und wie er hätte anders hätte reagieren können. Der Überlebende hat ihm vielleicht nichts von seiner Absicht erzählt, weil er vorhatte, das ohne Schwierigkeiten durchzuziehen. Aber vielleicht auch ein bisschen aus den oben erwähnten Gründen. Egoistisch ....?
_Niemand_ versucht sich aus Spaß an der Freud das leben zu nehmen. Es bedarf nicht unbedingt einer physischen Erkrankung, um sich als Ballast und als Bürde für seine Mitmenschen zu empfinden. Dass dich ständig Leute anschreien, das sei nicht so oder das sei nicht schlimm, hilft auch nicht unbedingt weiter. Man möchte nicht mehr Ballast sein. Um seiner selbst willen nicht, aber vielleicht auch ein bisschen, um der anderen willen. Egoistisch ...?
Mein Eindruck ist folgender:
Die Haltung, Suizid sei egoistisch und somit verpönt, hat sich in unserer Gesellschaft allgemein eingebürgert. In Fällen, wo ein Versuch funktioniert hat, sehen wir nur die Hinterbliebenen, und da überwiegt selbstverständlich die Trauer und vielfach sicherlich auch die Wut. In Fällen, wo ein Versuch gescheitert ist, wird seitens der Betroffenen oftmals geschwiegen aus einem Scham- und Schuldgefühl gegenüber den Angehörigen. Das mag daran liegen, dass diejenigen sich die allgemeine Konvention "Hauptsache Leben" zu eigen gemacht haben. Eine Konvention, die sich aber letztlich gegen sie selbst und gegen ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse richtet.
Natürlich spielt ein Aspekt eine besondere Rolle, und das ist die Art des Suizids. Wer Unbeteiligte mit in den den Tod reißt, der handelt m.E. wirklich egoistisch.
Was meint ihr dazu?