DerAlte hat geschrieben:Nach dieser Logik hätte ich es dann ganz perfekt getroffen. eher nicht.
Was sollte denn "frischer Wind" für eine Rolle spielen? ich glaube, da hast du zuviel rumrennende Kinder im Kopf. Am Ende werden sie auch alt und sterben. Wo ist da der "frische Wind" ? 70-90 Jahre vor sich hinwursteln und dann sterben, wo soll da der Sinn sein? Als wenn ein Kind das heute geboren wird, später irgendwas fundamentales neues oder tolles macht. Nein, es lebt nur in der Angst....das es sterben muss usw. Wenn man ewig lebt hat es dagegen meiner Ansicht nach sehr wohl Sinn.
Schade, dass du nicht liest was jeweils geschrieben wird. `Sinn` hat eine ganz genau umschriebene Struktur ohne welche sie sinnlos, sprich: unverständlich, wird: Sinn impliziert Sinnangebot (inkl. deren Offenbarkeit und Wahrnehmbarkeit) und positive Antwort, sprich: Bejahung des Sinnangebotes. Solche Antwort (positiv oder negativ: also Verneinung des angebotenen Sinns, oder auch skeptisch-agnostisch) ist immer subjektiv und ist anderes gar nicht denkbar.
D.h. jedes Leben ist genauso sinnvoll bzw. sinnlos wie es das je betreffende Subjekt bewertet. Allgemeine Aussagen der Art: jedes Leben ist sinnlos, rekurriert auf irgendein als allgemeingültig behauptetes Kriterium (in deinem Fall oben: die alles überschattende und in Sinnlosigkeit tauchende Todesangst). Aber das ist schlicht und einfach falsch. Es gibt Abermillionen Menschen die entweder den Tod nicht fürchten (nicht weil sie ein nicht lebenswertes Leben haben, sondern weil sie ihre Sterblichkeit in ihr Leben `integrieren` können oder aber sie haben eine gewisse Todesangst wobei diese nur ein Faktor unter etlichen ist welche das Leben nicht zu entwerten vermag...ja, evtl. erst seinen Wert zuallererst ins Bewusstsein bringt). Dann gibt es Abermillionen die eine wie auch immer vorstellbare Ewigkeit als die Sinnlosigkeit schlechthin empfinden würden (und hierzu gibt es genügend sehr subtile und intelligente philosophische/psychologische Abhandlungen). Und dann gibt es auch jene die weder das eine noch das andere als sinnvoll erachten können. All das ist empirische Realität! Du hingegen projizierst deine Ängste und deine Massstäbe des Sinnvollen auf alle und jeden und behauptest, dass darum jeder Mensch in der Folge sein Leben als so sinnlos empfinden muss wie du. Letzteres ist aber empirisch-nachprüfbar falsch, und insofern sind es natürlich auch zwingend deine Prämissen (dass alle unter sinnnegierender Todesangst leiden).
Stimmst du dem nicht zu, müsstest du darlegen warum je subjektive Sinnurteile nicht die massgebenden sind...glaub mir, daran haben sich schon andere vergeblich die Zähne ausgebissen (was einer Erklärung eigentlich schon gar nicht bedarf).
Dass eine Sichtweise die solche je subjektiven Urteile als nicht relevant negiert auch ethisch problematisch ist sei am folgenden kurzen Dialog exemplifiziert (natürlich ist auch eine gegenteilige Haltung ethisch nicht ohne Probleme, aber das führt zu komplexeren Argumenten):
"Kollege, ich hatte ein saugeiles Leben. Hatte sex and drugs and rock`n`roll im Überfluss. Nach meinen wilden Jahren leistete ich mir noch ein Studium und fand gefallen daran. (...) Wenn ich jetzt mit meinen 70 Jahren darauf zurückblicke, hätte ich einen Gott nötig um meiner Dankbarkeit Ausdruck zu verleihen, denn ich hatte verdammt viel Glück im Leben."
"Aber jetzt hast du Krebs, nicht mehr lange zu leben...".
"Stimmt schon, aber ich habe mich damit versöhnt, ich hatte ein erfülltes Leben und wer weiss ob noch was kommt...auf alle Fälle: könnte ich nochmals dieses Leben leben: ja und nochmals ja...ich bräuchte den Übermenschen um gemeinsam ein grosses `Amor fati` anstimmen zu können."
"Aber im Ernst: angesichts deines Todes, ist doch dein Leben irgendwie sinnlos."
"Sinnlos? Warum? Weder wurde mein Leben von Todesangst überschattet, noch kann der anstehende Tod das Erlebte entwerten."
"Aber vielleicht siehst du das auch etwas falsch, ich meine angesichts des Todes verliert doch alles seinen Sinn."
"Nein, das empfinde ich gar nicht so."
"Das nehme ich dir aber nicht ab, du verdrängst doch das einfach...".
"Wo ist das Problem? Selbst wenn ich etwas verdrängen sollte...solange es mir nicht bewusst wird, kann es mir reichlich egal sein. Und selbst wenn es mir bewusst würde: mein Urteil mein Leben betreffend bis und mit zum heutigen Tage könnte es vermutlich dennoch nicht untergraben. Selbst wenn ich in meiner Todesstunde mein Leben rückblickend als sinnlos empfände, dass ich es bis zur Todesstunde hin anders erlebte bleibt bestehen, das kann nichts und niemand ungeschehen machen."
"Bist du dir da ganz sicher?"
"Ach, Gewissheit gibt es nie...."
"Ich befürchte...".
"Sag mal, willst du etwa, dass ich mein Leben als sinnlos empfinde?"