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Warum

Verfasst: Mittwoch 19. März 2008, 16:29
von tippchen
hallo an alle
mich hat es sehr erschuettert was ich in diesem forum und in anderen foren so zu lesen bekomme, harter stoff ganz ehrlich.

ich verstehe nur nicht ganz warum es so viele junge junge menschen gibt die sich das leben nehmen moechten. ich meine, klar schwer krank wuerde ich noch verstehen, aber warum, wenn man mal eine laengere lebenskrise durchmacht. dort gibt es doch andere stellen die helfen koennen, warum gleich mit dem leben abschliessen, wenn man doch nicht krank ist.

die unzulässiges Wort die seit letztem jahr in einem kleinen ort in england grasiert hat mich wirklich aus der bahn geworfen. was bringt einen jungen menschen dazu, sich zu toeten?

gruesse, susanne

Verfasst: Donnerstag 20. März 2008, 00:31
von X-Man
Hallo tippchen,

doch, neben den körperlichen Leiden gibt es eben auch das seelische Leid, welches genauso schwer wiegt und das Leben für viele unerträglich macht.

Mit dieser Serie meinst du die Geschichte in Wales- das hast du aus dem "Spiegel" erfahren, nicht wahr? Habe den Artikel auch gelesen und kann die Jugendlichen nur zu gut verstehen. Sie schaffen es, sich ihrem eigenen (inneren) Elend zu entziehen!

Doch, die Menschen die Suizid begehen, sind meist krank! Viele sind vor allem seelisch krank! Das kann ganz viele Ursachen haben und ist für dich mit Sicherheit schwer zu verstehen.

Aber...man muss ja auch nicht alles verstehen, aktzeptiere einfach ihre Entscheidungen und ihren Weg, und mache es ihnen nicht unnötig noch schwerer! Sie möchten es nicht mehr, können es nicht mehr, und entschliessen sich sehr oft ganz bewusst dazu! Sie ziehen Bilanz!

Ja, es gibt auch andere Anlaufstellen der Hilfe nur bedenke: Viele haben das schon alles durch, zig Stellen, zig Aufenthalte, zig mal die Erkenntnis- nein, das hilft mir nicht- und erst dann, wenn nichts mehr geht, entschliesst man sich für diesen endgültigen Weg. Und dieser sollte einem nach einer wohl überlegten Entscheidung auch ermöglicht werden.

Und zwar kontrolliert und sicher, und nicht dass sich jemand irgendwo vorwerfen muss, um den ganzen sch... hinter sich zu lassen.

Das kostet nämlich nebenbei die Gesellschaft auch Unsummen, gerade in diesem Bereich, schwer Verletzten, schwer Geschädigten, die ja sowieso nicht mehr leben wollen, wieder die Fetzen zusammen zu nähen!

Mein Gott, fast alle werfen ihr leben nicht einfach so weg, sondern kommen nach einem langen, schmerzvollen Weg zu der Erkenntnis: Ich will dieses Leben nicht mehr weiterführen!

Nachdem eine Therapie nach der anderen versagte!

Die Gewährung des letzten Willens hat etwas mit Mitmenschlichkeit und Toleranz zu tun!

Wir dürfen unsere Augen nicht verschließen, und den Hilfeschrei der oft viele Jahre Leid Tragenden ignorieren!

Man muss nicht alles verstehen und muss sich nicht überall hineinversetzen können, dieser Satz wurde hier oft gesagt, und er stimmt!

Auch ich kann es nicht, aber ich habe den Respekt vor jeder Person, welche angesichts ihres Leides zu dem Schluss kommt, sicher und friedlich einschlafen zu wollen!!

Und bedenke noch eines: Viele ganz schwer angeschlagene Menschen haben gar keine Kraft mehr, so wie ich es hier tue zu Argumentieren, und ihren Standpunkt zu vertreten. Sie können es nicht mehr, ihnen fehlt das Feuer, um ihre letzte Würde, ihr letztes Selbstbestimmungsrecht zu verteidigen, geschweige denn, es durchzusetzen!

Oder ihre körperlichen Beeinträchtigungen sind schon derart schlimm vortgeschritten, dass sie keine Finger mehr bewegen können, um eine Computertastatur zu bedienen!

Ich bitte Dich im nahmen aller Leid tragenden, Achtung vor unserer letzten Entscheidung zu haben.

Man sollte uns schwachen Menschen nicht auch noch das letzte Recht entziehen, nur weil wir nicht mehr dafür auf die Straße gehen können, nur weil uns unsere Stimmen bei vortgeschrittener Krankheit versagen!!!

Verfasst: Donnerstag 20. März 2008, 13:11
von tippchen
wow ich muss sagen, deine antwort hat mich beruehrt. es ist beeindruckend wie deine worte einige fragezeichen zu ausrufezeichen geaendert haben in meinem kopf. vielen dank fuer diese tiefgehende erklaerung, ich denke ich werde mich mal ein wenig ausfuehrlicher mit dem thema beschaeftigen.

vielen dank und frohe ostern.
susi

Verfasst: Donnerstag 20. März 2008, 13:52
von ameisenbär
das leben?

Was soll ich schreiben? Alles in dieser Welt ist so eng, alles ist vor gelegt, so hast du zu leben, aber was wenn ich oder wer, was, wenn man ganz anders denkt, ganz andere Wünsche und Träume hat? Mein Fühlen ist fremd, ich habe kein "Du" auf dieser Welt.

Ich habe mich nie leben können, ich betrachte eine Welt , die für mich kein Platz hat, die mich nie ernstgenommem hat.

Ich hätte es beinahe mal geschaft, den Freitod, leider wurde ich gerettet.

Es ist schon viele Jahre her, aber wäre ich damals gegangen, ich hätte nix versäumt.

Ich hatte soviele Massnahmen , Einzelfallhilfe und was sonst noch, aber ich wäre so froh , wenn ich diese Welt nicht mehr sehen müsste.
Die Massnahmen wollten mich nur eingliedern, zu etwas machen, was ich nicht bin. Mehr können die ganzen Stellen doch auch nicht bieten.

Ich kann die in Wales verstehn, was soll das hier? Dann betrachtest Du Dein Unfeld, und das soll nun alles sein? Dafür abstrampeln?

Gruß
ameisenbär

Verfasst: Sonntag 23. März 2008, 22:52
von Christian Weber
Hallo Tippchen

Eigentlich will ich schon leben ......................aber nicht so wie die letzten eineinhalb Jahre waren .

Es ist so wie X-Man geschrieben hat irgendwann geht einem die Kraft aus die Motivation ist weg und man ist nur noch Platt .

Ich kämpfe jetzt seit 7 Jahren mit Depressionen Ängsten und dem Zustand das ich oft das Gefühl habe verrückt zu werden .(Psychose?) Und das schlimme ist seit dem ersten mal 2001 und jetzt ist es immer schlechter geworden . War schon 2 mal statiönär in Behandlung erst vor kurzem 10 MONATE!!!!! bin jetzt seit 3 Monaten draussen und es ist immernoch schlecht ..was soll ich sagen . probiere ständig neue Medikamente aus . Und das ausschleichen von einem Antidepressivum ist auch nicht so toll , Entzugserscheinungen . Irgendwann kommen dann halt mal Gedanken über Suizid hoch das ist doch ganz normal meine ich
Das schlimmste für mich ist das ich das Gefühl habe ich werde verrückt und ich habe mir geschworen ich setzte mich nicht ein lebenlang in irgendeine geschlossene Anstalt das hat für mich nichts mit Leben zu tun

Vielleicht verstehst du ein wenig was da passiert
Gruss Christian

Verfasst: Montag 24. März 2008, 15:45
von Haedus
Hallo Susanne,

seelische Erkrankung sind mindestens genauso schwerwiegend wie körperliche. Der Unterschied jedoch ist dass Sie oft mit bloßem Auge nicht zu sehen sind.

Einem Menschen der durch einen Brand schwerste Verstümmelungen am gesamten Körper erlitten hat kann man den Wunsch des Sterbens am selbigen förmlich ablesen. Betrachtet man derartige Opfer neigt man deutlich eher diesem auch sein Wunsch zu gewähren. Doch wie sieht es mit einem Menschen aus, in dem das Feuer nur in seinem Inneren brennt und das Tag ein, Tag aus. Die Flammen beißen sich direkt unter der Haupt den ganzen Körper entlang. Die empfundenen Quallen würde ich als gleichstark behaupten.
Stelle dir folgendes vor. Man hält sich eine brennende Kerze an dem Unterarm, sieht zu wie sich die Haut und das darunterliegende Fleisch langsam den Auswirkungen der Hitze entsprechend beugen und atmet die verkohlten Dämpfe ein. Hingegen der allgemeinen Ansicht verursacht dies jedoch keine Schmerzen, sondern eher eine Art Befreiung der wirklichen Qualen. Leider nur sehr kurzfristig. - Das ist auch lediglich der Versuchen diesem inneren Brand Linderung zu verschaffen indem man eine Art Gegenfeuer legt.
Und das ist nur ein Beispiel von unzähligen. Viele dieser inneren Spannungen kann man gar nicht beschreiben und vielen fehlt auch die Kraft in irgendeiner Weise diesem Zuständen entgegen zu wirken. Ihnen bleibt nur mit dieser Situation leben zu müssen! Doch genau das birgt ein hohes Risiko. Was wenn diese Menschen dem ständig wachenden Druck nicht mehr standhalten? Die Folgen sehen wir häufig in den Nachrichten.

Leider begreift dies unsere Gesellschaft nicht und ist überdies noch unglaublich egoistisch indem sie ihre eingeschränkten, ethischen Ansichten über dem der betroffenen Personen stellt und dem Menschen zum weiterleben verdammt. Das ist noch immer tief in den Köpfen der meisten verankert und stellt eine nahezu unüberwindbare Barriere für alle Personen „unseresgleichen“ da. Dies betrifft auch oft den eigenen Familien- und Freundeskreis.
Enthüllt man seine Absichten anderen Personen fallen oft Sätze wie „Denk doch auch an die Anderen. Wie sollen Sie ohne dich weiterleben? Du würdest Ihnen große Schmerzen bereiten.“. Diese Aussagen zählen für mich zu einer der schlimmsten und unfairsten! Ohne eine wirkliche Vorstellung welchen inneren Kampf und Leiden, oft schon seit Jahren, man durchlebt, wird die Angst, der man sich stellen muss, sich von einem Menschen verabschieden zu müssen, über selbiges Leben übergeordnet.
Darüber hinaus entstehen nur noch weitere Spannungen, wie zum Beispiel ein „schlechtes Gewissen“ und das Verlieren der Hoffnung auf „Erlösung“.

Das Leben wird nur noch durch Ängste, Wut, Trauer und Verzweiflung bestimmt. Dennoch wird es einem selbst verwehrt diesem Alptraum zu entfliehen. Um seine Situation nicht noch zu verschlimmern werden diese Gedanken meist für sich behalten und man Spielt der Umgebung ein heiles Leben vor. Jüngst habe ich eine nette Dame kennengelernt der es bereits seit über 30 Jahren so ergeht.

Vielleicht ist es jetzt auch besser nachzuvollziehen warum derartigen Menschen, wie X-Man beschrieben hat, die Kraft fehlt sich anderen Menschen mitzuteilen. Das Leben selbst verbraucht alle Kraft die man aufbringen kann.

Und wie auch bei ein Unfall, spielt das Alter dabei keinerlei Rolle!

Verfasst: Donnerstag 27. März 2008, 11:39
von GuentherJ
@Haedus, gut geschrieben.

Ich kann dem eigentlich nur ein anderes Beispiel hinzufügen :

Übt eine/r einem anderen körperliche Gewalt aus, dann tut das weh. Vielleicht gibt ein paar gebrochene Knochen. Aber der Schmerz läßt irgendwann nach. Vielleicht auch die Wut.

Aber wenn eine/r psyhisch absolut fertig gemacht wird, dann kann dieser Schmerz ein Leben lang anhalten

Gruß
Günther