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In der Depression
Verfasst: Samstag 21. Januar 2012, 17:06
von Thanatos
Liebe Kollegen,
als zeitweise selbst Betroffener würde mich interessieren, welche Gefühle und Gedanken bei euch noch übrig bleiben, sobald alles nur noch grau in grau erscheint.
Zum Beispiel: Bleibt der Wunsch, aus diesem grau wieder ans Licht kommen zu können, oder ist es bei euch meist so, dass ihr nicht mal mehr diesen Wunsch habt, sondern am liebsten gleich von grau zu schwarz, also zum Tod, übergehen wollt?
Grüße von Thanatos
Re: In der Depression
Verfasst: Montag 23. Januar 2012, 10:30
von cymru
Thanatos hat geschrieben:Liebe Kollegen,
als zeitweise selbst Betroffener würde mich interessieren, welche Gefühle und Gedanken bei euch noch übrig bleiben, sobald alles nur noch grau in grau erscheint.
Ich bin deprimiert, aber auch wütend über die Sinnlosigkeit, und zwar so wütend, dass ich sofort los will, um mich umzubringen. Dann aber merke ich, dass ich ja noch überhaupt keinen Plan habe und spüre nur noch Frust, Leere, Angst, Müdigkeit. Manchmal bekomme ich einen Weinkrampf. Dann verkrieche ich mich irgendwo hin, will alleine sein, meine Ruhe haben, starre in die Leere bis es vorbei ist.
Re: In der Depression
Verfasst: Montag 23. Januar 2012, 14:27
von Seelenschmerz
So schwarz-weiß kann ich das nicht beantworten..
Also ich wünsche mir oft, ich wäre nie geboren worden, oder ich wäre schon gestorben, aber wer hat dieses Glück schon..
Aber selber Hand anlegen, da hält mich meine Feigheit ab und irgendeine trügerische Hoffnung (man könnte ja was verpassen) und Neugier. Es gab in 42 Jahren eben auch schon Momente des Glücks oder der Zufriedenheit.
Bis es nicht mehr anders geht, wünsche ich mir genau genommen erst mal ein besseres oder erträgliches Leben, tot ist man noch lange genug.
Wenn ich nachts schlafen kann, keine schlimmen körperlichen Schmerzen habe und keine extremen Depressionen, dann, ja dann, könnte ich noch ein bisschen weiterleben wollen und sehen, zu was die Menschen noch alles fähig sind in ihrer Unvollkommenheit und Dummheit. Ist doch auch irgendwie faszinierend, dieser ganzen Komödie beizuwohnen.
Andererseits ist da auch oft eine große Langeweile und Leere, weil sich im Grunde alles nur wiederholt bei den Menschen.
Man hat irgendwann genug gesehen, und dann kommt eine lange, entbehrliche Zeit der Überprüfung, wie Cioran ähnlich sagte.
Und unzulässiges Wort ist ein Triumph, den man der Gesellschaft nicht gönnen sollte, bemerkte, glaub ich, Oscar Wilde. Vielleicht kann man ja den einen oder anderen, der einem benachteiligen oder für dumm verkaufen will, nochmal ein bisschen ärgern.
Aber es gibt eben auch Zeiten, da will ich nur noch tot sein, weil, einen objektiven Sinn gibt es sowieso nicht. Also muss man sich jeden Tag neu motivieren, um überhaupt irgendwas zu tun. In 100 Jahren ist es völlig egal, ob ich je gelebt habe. Eins Sekunde nach dem Tod ist es genauso, als hätte man nie gelebt. Es ist dann Vergangenheit, und Vergangenheit ist genauso eine Illusion wie Zukunft, es gibt immer nur jetzt.
lg
Re: In der Depression
Verfasst: Dienstag 24. Januar 2012, 03:12
von EndlosSchleife
Bei mir ist es sehr vielseitig, ich lasse mich genauso schnell euphorisch begeistern wie herunterziehen.
meistens spüre ich die depression wieder, wenn ich mich selbst enttäuscht habe, nichts auf die reihe gebracht oder wieder einmal mich gehen hab lassen.
dann überrumpelt mich das starke gefühl der traurigkeit und sinnlosigkeit meines daseins - 1000 dinge in der motivation angefangen, aber nichts beendet oder alles wieder hingeworfen. diese 8terbahnfahrt der gefühle können einen wahnsinnig machen. dann wünsche ich mir nur noch, dass es gleich bleibend schlecht ist und ich all dem ein ende setzen kann. ich isolier mich, schlafe den ganzen tag und kriege die einfachsten termine nicht gebacken -.- alles strengt mich an und ich fühle mich nur noch überfordert, denke den ganzen tag an das ende... wenn ich mir einen zeitpunkt dafür festgesetzt habe, geht es einigermaßen...mit dem befriedigenden gedanken im hinterkopf es bald geschafft zu haben. natürlich bin ich dann zu feige oder es scheitert an der umsetzung^^ also rappel ich mich wieder auf und motivier mich erneut. danach erscheint alles einen sinn zu ergeben, ich gehe raus, treff mich mit meinen freunden, gehe gerne in die arbeit oder schieß mich auf partys ab und zu ab

ein ganz normales leben. bis mein kartenhaus wieder zusammen bricht. und täglich grüßt das murmeltier. i-wann hat man einfach nur keine lust mehr. ich fühle mich dann weder traurig noch bin ich wütend... ich bin einfach nur das leben leid.
Re: In der Depression
Verfasst: Dienstag 24. Januar 2012, 08:28
von cymru
EndlosSchleife hat geschrieben:Bei mir ist es sehr vielseitig, ich lasse mich genauso schnell euphorisch begeistern wie herunterziehen.
meistens spüre ich die depression wieder, wenn ich mich selbst enttäuscht habe, nichts auf die reihe gebracht oder wieder einmal mich gehen hab lassen.
dann überrumpelt mich das starke gefühl der traurigkeit und sinnlosigkeit meines daseins - 1000 dinge in der motivation angefangen, aber nichts beendet oder alles wieder hingeworfen. diese 8terbahnfahrt der gefühle können einen wahnsinnig machen. dann wünsche ich mir nur noch, dass es gleich bleibend schlecht ist und ich all dem ein ende setzen kann. ich isolier mich, schlafe den ganzen tag und kriege die einfachsten termine nicht gebacken -.- alles strengt mich an und ich fühle mich nur noch überfordert, denke den ganzen tag an das ende... wenn ich mir einen zeitpunkt dafür festgesetzt habe, geht es einigermaßen...mit dem befriedigenden gedanken im hinterkopf es bald geschafft zu haben. natürlich bin ich dann zu feige oder es scheitert an der umsetzung^^
Hallo Endlosschleife,
bis hierher trifft dein Beschrieb 100% auch auf mich zu. Hast du mit deinem Thera darüber gesprochen? Was sagt der dazu?
Re: In der Depression
Verfasst: Dienstag 24. Januar 2012, 11:33
von EndlosSchleife
ich bin in keiner therapie...
war zwar 1 mal bei nem psychoanalytiker - da hat die chemie überhaupt nicht gestimmt, das einzige was er meinte: innerlich zerissen, sensibel, verträumt... aber es kam zu keiner diagnose - da ich nach dem 2ten mal nicht mehr hin bin.
der andere war ein eso-guru der sich psychologe schimpfte und mich total schockte, als er sagte ich sei von einem dämon besessen
bist du in thera? was meinen die ?
Re: In der Depression
Verfasst: Dienstag 24. Januar 2012, 12:13
von Thanatos
EndlosSchleife hat geschrieben:... war ein eso-guru der sich psychologe schimpfte und mich total schockte, als er sagte ich sei von einem dämon besessen
Das bringen auch christliche Extrem-Fundamentalisten fertig. Die vermuten hinter jedem Busch einen Dämon, von dem sie dann „befreien“ müssen. Habe da Übles zu sehen bekommen und konnte kaum glauben, dass so etwas in Deutschland möglich ist. Das nur am Rande, da es nicht unmittelbar zum Thema gehört.
Allgemein: Vielen Dank für eure Beiträge. Sie waren bisher sehr interessant für mich.
Es grüßt der Thanatos
Re: In der Depression
Verfasst: Dienstag 24. Januar 2012, 12:27
von EndlosSchleife
also ich muss gestehen, bin auch leicht "spirituell" angehaucht, aber das war mir dann ne nummer zu krass
wie ist es denn bei dir in der depression thanatos?
Re: In der Depression
Verfasst: Dienstag 24. Januar 2012, 12:37
von Thanatos
EndlosSchleife hat geschrieben:
wie ist es denn bei dir in der depression thanatos?
Gemischt: Einerseits sofort nicht mehr sein, also sterben wollen, aber andererseits die Erinnerung an schöne Erlebnisse, die ich gerne wiederholen oder neue Erfahrungen machen möchte. Seltsamerweise bin ich in depressiven Phasen sogar voller Tatendrang - zumindest in der Theorie -, aber mir fehlt dann die Kraft, mich aufzuraffen und die Theorie in die Praxis umzusetzen.
Re: In der Depression
Verfasst: Dienstag 24. Januar 2012, 12:57
von EndlosSchleife
dito.
in der theorie mein ich auch alles verstanden zu haben, nur die umsetzung ist so schwierig.
ich könnte stundenlang daliegen, die decke anstarren ohne das es mir dabei langweilig wird, weil meine gedanken von a nach b hüpfen
es liegen manchmal welten zwischen dem was ich mir vornehme und was ich auch tatsächlich tue.
bei allen anderen sieht es immer so leicht aus...

Re: In der Depression
Verfasst: Dienstag 24. Januar 2012, 13:19
von cymru
bist du in thera? was meinen die ?
Ich bin seit fast 2 Jahren in Thera, bei einem psych. Thera. Jetzt wechsle ich zu einem neuen med. Thera. Da es mit mir seit der Reha wieder kontinuierlich bergab geht, hoffe ich, dass dieser mir hilft, sonst ... gehe ich.
Re: In der Depression
Verfasst: Dienstag 24. Januar 2012, 13:22
von cymru
Gemischt: Einerseits sofort nicht mehr sein, also sterben wollen,
Jepp.
andererseits die Erinnerung an schöne Erlebnisse, die ich gerne wiederholen oder neue Erfahrungen machen möchte.Seltsamerweise bin ich in depressiven Phasen sogar voller Tatendrang .
Trifft bei mir gar nicht zu.
aber mir fehlt dann die Kraft, mich aufzuraffen und die Theorie in die Praxis umzusetzen.
Jepp.
Re: In der Depression
Verfasst: Dienstag 24. Januar 2012, 13:24
von cymru
in der theorie mein ich auch alles verstanden zu haben, nur die umsetzung ist so schwierig.
ich könnte stundenlang daliegen, die decke anstarren ohne das es mir dabei langweilig wird, weil meine gedanken von a nach b hüpfen
es liegen manchmal welten zwischen dem was ich mir vornehme und was ich auch tatsächlich tue.
bei allen anderen sieht es immer so leicht aus...
Da kann ich dir voll und ganz zustimmen.