Hallo Avira,
avira hat geschrieben:Die Beschäftigung mit dem Lebensende ist selbstverständlich geworden. Das Dignitas Forum gibt mir viele Impulse für meine reales Leben. (...)
Wie geht es anderen?
Mir geht es ziemlich gut. Die Beschäftigung mit dem Lebensende kenne ich schon lange. Was in 2010 anders geworden ist, und das auch dank der Foren hier: sie ist rationaler und überlegter geworden. Als im letzten Winter die Polizei kamen und ich zwangseingewiesen wurde, ging es mir sozusagen "im Affekt" schlecht, akutes Tief. Jo, da bestand schon akute Suizidgefahr. Dann habe ich rechtzeitig zu diesem Winter überlegt, mit meinem Psychiater gesprochen (ich lehne Psychiatrie und Psychotherapie ab, will ich nicht mehr; entweder sind Medis die Lösung, oder es gibt meine persönliche finale Lösung), die Medikamentendosis verdoppelt - und als die Polizei vor ein paar Wochen kamen, um mich zwangseinweisen zu lassen, habe ich ihnen die Lage erklärt (dass ich mich ziemlich sicher irgendwann töten werde und darauf vorbereitet bin - die Helium-Gasflasche stand ja schon im Flur, als die kamen), aber ganz sicher nicht an diesem Tag - also keine akute Selbstgefährdung), und sie sind wieder abgezogen
Ich bin dabei, meinen Nachlaß zu ordnen. Alleinstehend wie ich bin, habe ich nur noch Verantwortung für meine Tiere. Hühner und Schafe werden in Kürze geschlachtet, Hunde und Katze kommen im Notfall in ein ausgesucht gutes Tierheim, wenn sie nicht vorher vermittelt werden können. Die Dinge, die mir wichtig sind, sind auch geregelt.
Mein Haus (kleiner Bauernhof in der Pampa) erbt das Tierheim, die können da eine Aussenstelle einrichten. Dafür nehmen sie meine Tiere und vermitteln die. Super Tierheim, mit dem Leiter habe ich Klartext geredet. Er hat sich das Objekt hier angeschaut und gesagt: jau, das nimmt er. Was mir sehr wichtig ist, weil das mein Zuahsue ist, und es sonst keiner haben will - ein "Liebhaberobjekt" an Immobilie, dass de facto unverkäuflich ist. Und bevor es für wenig EUR unter den Hammer kommt, soll es lieber das Tierheim nutzen. Und auf fast 5.000 m² Grundstück mit Wohnhaus, Scheune, Ställen und großer Wiese, im Aussenbereich und ohne Nachbarn, läßt sich sicher mit wenig Geld (das erbt das Tierheim zusätzlich) ein schönes "Notquartier" für ein paar Dutzend Hunde und Katzen schaffen.
Auch wichtig ist mir, dass mein "dinglicher" Nachlass - alles, was ich an "Gegenständen" besitze, nicht einfach per Haushaltsauflösung gefleddert und der Rest in einen Müllcontainer kommt. Ein Leben so zu entsorgen, finde ich furchtbar. Alles, was mir an Sachen wichtig ist und woran Erinnerungen hängen, ist hier. Und ein guter Freund ist einverstanden, sich darum zu kümmern. Das erbt er, und er kann es behalten, verkaufen, verschenken oder sonstwas. Hauptsache, er tut es in meinem Sinne. Und das wird er, da bin ich mir sicher.
Wichtige Erinnerungsstücke an gute Freunde habe ich jetzt schon verschenkt, und zum Jahresende auch abschließenden Besuch gehabt von mir wichtigen Menschen. Meine Bestattung ist ebenso geregelt wie die Frage, wer die unangenehme Aufgabe übernimmt, mich nach dem Suizid zu finden (meine Schwester, die ich täglich anrufe. Tue ich das einmal nicht und reagiere nicht auf Rückruf, kommt sie vorbei und erledigt die Formalien).
Alle (dies es wissen müssen _und_ die damit umgehen können) wissen Bescheid und sind "einverstanden" (mit ihrer Aufgabe, mit ihrem Erbteil, usw.). Jetzt muss ich nur noch Formalkram regeln. Nächste Woche Notartermin wegen Beglaubigung von Testament, Vollmachten usw., dann noch ein paar "Anleitungen" und to-do-Listen an die Hinterbliebenen verfassen, die lettermelater-mails an entferntere Freunde verfassen, wichtige Dokumente bereit legen, die nach dem Tod sofort greifbar sein müssen, usw. Das sollte ich bis Mitte Januar vollständig erledigt haben.
Und dann... ja, dann wird 2011 schön. Weil ich dann endlich absolut FREI bin. Sämtliche Verantwortung delegiert, alles geregelt, nichts mehr offen. Dann kann ich mich jederzeit spontan selbst töten. Das Equipment dafür ist vorbereitet, kostet mich nur ein paar Minuten bis zur Realisierung. Und ich bin sicher, dass dann meine Tiere innerhalb von 24 Stunden abgeholt werden und gut versorgt sind (das Wichtigste überhaupt!). Das geregelt zu haben, ist ein sehr schönes, beruhigendes und entlastendes Gefühl - FREIHEIT. Ich bin frei zu gehen, wann ich will.
Ob bzw. wann ich das tue, wird sich zeigen. Möglich, dass ich in 12 Monaten immer noch hier schreibe. Aber ich hoffe sehr, dass mich der Mut zu meinem Entschluß nicht verläßt. Heisst, dass ich es schaffe, den unzulässiges Wort Selbsterhaltungstrieb zu überwinden. Aber mit ein paar Bier, Tavor, guter Musik und der richtigen Stimmung sollte das eigentlich klappen. Wenn nicht, muss ich eben die Antidepressiva absetzen. Dann bin ich spätestens nach 6 Wochen soweit.
Viele Grüße,
Stefan