Kleine Hoffnungen und große Enttäuschungen
Verfasst: Donnerstag 26. August 2010, 19:14
Erstmal ein nettes Hallo euch allen!
Zur Person: Ich bin und junger Mann mitte 20, komme aus Norddeutschland und allein lebend. Ich habe, wie in einem anderen Thread schon geschrieben, keine aktuellen körperlichen Beschwerden und war bisher depressiv nicht weiter auffällig. Ich habe gerade auf einem Kolleg mein Abitur nachgeholt und strebe eigentlich ein Studium zum kommenden Semester an.
Was treibt jemanden, der sein ganzen Leben noch vor sich hat, zu diesen Gedanken?
Alles fing an, als meine Eltern sich trennten. Für mich brach eine Welt zusammen und meine Mutter war in der Folge nicht mehr fähig, mich zu erziehen. Ich kam als 13-jähriger in ein Heim, da mein Vater bereits in einer neuen Beziehung lebte, in die ich nicht hinein passte. Von heute auf morgen bekam man das Gefühl, gesellschaftlich nichts mehr wert zu sein. Man war Vorurteilen ausgesetzt, die es einem, egal ob in Vereinen oder in der Schule, das Leben unnötig schwer gemacht haben.
Ich musste daraufhin mit allem allein klar kommen. Mit 16 brach ich wegen psychischer Probleme die Schule ab, ich hatte kaum eine Zukunft. Das Arbeitsamt wollte mich nicht vermitteln, das Heim hätte mich vor die Tür gesetzt, wenn ich ersatzweise kein Praktikum gemacht hätte, Psychologen wollten mich nicht therapieren, weil ich mit ihnen gespielt habe.
Ich war dermaßen emotions- und antrieblos, man hätte mich töten können, ohne dass ich mich gewehrt hätte. Irgendwie raffte ich mich dann aber auf und kümmerte mich um eine Praktikumsstelle, um meine Ruhe zu haben. Und was soll ich sagen, es hat mir riesen Spaß gemacht, verantwortung zu übernehmen. Ich gelangte wieder zu neuem Selbstbewusstsein, alleine schon, weil man das Gefühl bekam, gebraucht zu werden.
Anschließend hatte ich großes Glück, eine Ausbildungsstelle zu bekommen. Ich musste dann, weil ich zu selbstständig war, schon mit 17 aus dem Heim aus- und in meine erste eigene Wohnung einziehen. Ich baute mir mein komplett eigenes Leben ohne Hilfe von außen auf. Insgesamt vier Jahre arbeitete ich in dieser Firma, lebte vor mich hin, es gab psychisch weder positiv, noch negativ Erwähnenswertes.
Dann kam mir der Gedanke, mein Abitur nachzuholen. Das sollte sich im nachhinein als die fatalste Entscheidung in meinem Leben herausstellen.
Die drei Jahren auf dem Kolleg waren wunderschön. Viele neue Freunde kennen gelernt, in die Großstadt gezogen, andere Denkweisen kennen gelernt, viel toleranter geworden, beruflich und privat eröffnen sich auf einmal Möglichkeiten, von denen ich zuvor nie zu Träumen gewagt hätte.
Das Problem ist, dass ich zwar nach außen sehr kühl wirke, innerlich aber sehr emotional bin. Mir fehlt das ?-Sein, dass es mir ermöglicht, einfach mal an sich selber zu denken und über anderen Dingen zu stehen. Ich denke immer zuerst an andere und brauche die menschliche Nähe, Vertrauen und Geborgenheit.
Zwischendurch war ich schwer verliebt. Es ging lange Zeit gut, irgendwann wollte ich mich endlich trauen, sie zu fragen. Unabhängig davon kam es zum großen Streit, wir redeten monatelang nicht. Allerdings gelang es mir nicht, sie zu vergessen. Das hält bis heute an. Der Tropfen, der das Fass langsam zum überlaufen bringt.
Zudem sind mir ziemlich viele Freunde vor kurzem in den Rücken gefallen. Ich war immer sehr engagiert, habe viel für unseren Jahrgang in ehrenamtlicher Arbeit auf die Beine gestellt. Allerdings, und das ist das Problem, wenn man mit vielen Frauen zusammen arbeitet, liegt mir das Lästern fern. Das führte dazu, dass es großen Knartsch gab und auf dem letzten Drücker alles den Bach runter ging, was ich mir zuvor in drei Jahren aufgebaut hatte. Eine Frau, die sich in mich verliebte und einen Korb bekam, sorgte mit übler Nachrede hinter meinem Rücken dafür, dass sich weitere Freunde von mir abwendeten.
Zwischenzeitlich starben meine Mutter und meine Großmutter. Letztere war der wichtigste Mensch in meinem Leben, da sie immer zu mir gehalten und immer an mich geglaubt hat.
Dann das Problem mit den deutschen Behörden: Ich habe keine Ahnung, wie das in der Schweiz ist, aber vom deutschen Staat wird man alleine gelassen. Ich befinde mich in der Übergangsphase zwischen Abitur und Studium. Von den drei Monaten habe ich lediglich für einen Arbeit gefunden. Die anderen beiden bin ich arbeitssuchend. Diese Rumrennerei, diese ganzen Knüppel, die einem zwischen die Beine geworfen werden, machen einen irgendwann fertig. Noch schlimmer ist das Gefühl, was einem dabei vermittelt wird. Statt stolz auf sein Abitur zu sein und frohgemut auf sein Studium zu warten, bekommt man das Gefühl, dass man ein Bittsteller ist, weil man übergangsweise mal auf den Staat angewiesen ist.
Es ist eben keine einzelne Sache, die mich in die Situation gebracht hat, es ist das Ergebnis von allen. Jedesmal, wenn man Hoffnung hat, wird es danach nur noch schlimmer. Bei meiner großen Liebe bin ich mal wieder abgeblitzt, obwohl die Vorzeichen gut waren, von den Behörden will ich gar nicht weiter reden, familiär ist es eine Katastrophe.
Das schlimme ist, nach jeder Tiefphase denkt man sich, jetzt wird alles besser. Aber man verschleppt den Gedanken nur. Selbst wenn ich mich jetzt wieder aufraffen würde, irgendwann kommt wieder was, was einen rein reißt. Und von Mal zu Mal werden Gedanken und Planungen konkreter. Mittlerweile bin ich fest entschlossen, dem Ganzen ein Ende zu setzen. Nicht aus Wut, sondern aus Resignation. Ich will es zwar nicht ausschließen, aber ich habe den Glauben daran verloren, dass es mal besser wird.
Seit über zehn Jahren spiele ich mit dem Gedanken, mich zu töten. Immer wieder rede ich mir ein, ich dürfe das nicht, weil ich anderen damit viel Kummer bereiten würde. Das mag richtig sein, aber was ist das für ein Leben, wenn man nur noch für andere lebt? Wenn man gar nichts mehr glaubt, von seinem eigenen Leben zu haben?
Frei nach dem Motto "Niemand hat mich gefragt, ob ich leben will. Also sagt mir nicht, wie ich jetzt zu leben habe" sage ich mir jetzt "...Also sagt mir nicht, ob und wie lange ich leben soll".
Zur Person: Ich bin und junger Mann mitte 20, komme aus Norddeutschland und allein lebend. Ich habe, wie in einem anderen Thread schon geschrieben, keine aktuellen körperlichen Beschwerden und war bisher depressiv nicht weiter auffällig. Ich habe gerade auf einem Kolleg mein Abitur nachgeholt und strebe eigentlich ein Studium zum kommenden Semester an.
Was treibt jemanden, der sein ganzen Leben noch vor sich hat, zu diesen Gedanken?
Alles fing an, als meine Eltern sich trennten. Für mich brach eine Welt zusammen und meine Mutter war in der Folge nicht mehr fähig, mich zu erziehen. Ich kam als 13-jähriger in ein Heim, da mein Vater bereits in einer neuen Beziehung lebte, in die ich nicht hinein passte. Von heute auf morgen bekam man das Gefühl, gesellschaftlich nichts mehr wert zu sein. Man war Vorurteilen ausgesetzt, die es einem, egal ob in Vereinen oder in der Schule, das Leben unnötig schwer gemacht haben.
Ich musste daraufhin mit allem allein klar kommen. Mit 16 brach ich wegen psychischer Probleme die Schule ab, ich hatte kaum eine Zukunft. Das Arbeitsamt wollte mich nicht vermitteln, das Heim hätte mich vor die Tür gesetzt, wenn ich ersatzweise kein Praktikum gemacht hätte, Psychologen wollten mich nicht therapieren, weil ich mit ihnen gespielt habe.
Ich war dermaßen emotions- und antrieblos, man hätte mich töten können, ohne dass ich mich gewehrt hätte. Irgendwie raffte ich mich dann aber auf und kümmerte mich um eine Praktikumsstelle, um meine Ruhe zu haben. Und was soll ich sagen, es hat mir riesen Spaß gemacht, verantwortung zu übernehmen. Ich gelangte wieder zu neuem Selbstbewusstsein, alleine schon, weil man das Gefühl bekam, gebraucht zu werden.
Anschließend hatte ich großes Glück, eine Ausbildungsstelle zu bekommen. Ich musste dann, weil ich zu selbstständig war, schon mit 17 aus dem Heim aus- und in meine erste eigene Wohnung einziehen. Ich baute mir mein komplett eigenes Leben ohne Hilfe von außen auf. Insgesamt vier Jahre arbeitete ich in dieser Firma, lebte vor mich hin, es gab psychisch weder positiv, noch negativ Erwähnenswertes.
Dann kam mir der Gedanke, mein Abitur nachzuholen. Das sollte sich im nachhinein als die fatalste Entscheidung in meinem Leben herausstellen.
Die drei Jahren auf dem Kolleg waren wunderschön. Viele neue Freunde kennen gelernt, in die Großstadt gezogen, andere Denkweisen kennen gelernt, viel toleranter geworden, beruflich und privat eröffnen sich auf einmal Möglichkeiten, von denen ich zuvor nie zu Träumen gewagt hätte.
Das Problem ist, dass ich zwar nach außen sehr kühl wirke, innerlich aber sehr emotional bin. Mir fehlt das ?-Sein, dass es mir ermöglicht, einfach mal an sich selber zu denken und über anderen Dingen zu stehen. Ich denke immer zuerst an andere und brauche die menschliche Nähe, Vertrauen und Geborgenheit.
Zwischendurch war ich schwer verliebt. Es ging lange Zeit gut, irgendwann wollte ich mich endlich trauen, sie zu fragen. Unabhängig davon kam es zum großen Streit, wir redeten monatelang nicht. Allerdings gelang es mir nicht, sie zu vergessen. Das hält bis heute an. Der Tropfen, der das Fass langsam zum überlaufen bringt.
Zudem sind mir ziemlich viele Freunde vor kurzem in den Rücken gefallen. Ich war immer sehr engagiert, habe viel für unseren Jahrgang in ehrenamtlicher Arbeit auf die Beine gestellt. Allerdings, und das ist das Problem, wenn man mit vielen Frauen zusammen arbeitet, liegt mir das Lästern fern. Das führte dazu, dass es großen Knartsch gab und auf dem letzten Drücker alles den Bach runter ging, was ich mir zuvor in drei Jahren aufgebaut hatte. Eine Frau, die sich in mich verliebte und einen Korb bekam, sorgte mit übler Nachrede hinter meinem Rücken dafür, dass sich weitere Freunde von mir abwendeten.
Zwischenzeitlich starben meine Mutter und meine Großmutter. Letztere war der wichtigste Mensch in meinem Leben, da sie immer zu mir gehalten und immer an mich geglaubt hat.
Dann das Problem mit den deutschen Behörden: Ich habe keine Ahnung, wie das in der Schweiz ist, aber vom deutschen Staat wird man alleine gelassen. Ich befinde mich in der Übergangsphase zwischen Abitur und Studium. Von den drei Monaten habe ich lediglich für einen Arbeit gefunden. Die anderen beiden bin ich arbeitssuchend. Diese Rumrennerei, diese ganzen Knüppel, die einem zwischen die Beine geworfen werden, machen einen irgendwann fertig. Noch schlimmer ist das Gefühl, was einem dabei vermittelt wird. Statt stolz auf sein Abitur zu sein und frohgemut auf sein Studium zu warten, bekommt man das Gefühl, dass man ein Bittsteller ist, weil man übergangsweise mal auf den Staat angewiesen ist.
Es ist eben keine einzelne Sache, die mich in die Situation gebracht hat, es ist das Ergebnis von allen. Jedesmal, wenn man Hoffnung hat, wird es danach nur noch schlimmer. Bei meiner großen Liebe bin ich mal wieder abgeblitzt, obwohl die Vorzeichen gut waren, von den Behörden will ich gar nicht weiter reden, familiär ist es eine Katastrophe.
Das schlimme ist, nach jeder Tiefphase denkt man sich, jetzt wird alles besser. Aber man verschleppt den Gedanken nur. Selbst wenn ich mich jetzt wieder aufraffen würde, irgendwann kommt wieder was, was einen rein reißt. Und von Mal zu Mal werden Gedanken und Planungen konkreter. Mittlerweile bin ich fest entschlossen, dem Ganzen ein Ende zu setzen. Nicht aus Wut, sondern aus Resignation. Ich will es zwar nicht ausschließen, aber ich habe den Glauben daran verloren, dass es mal besser wird.
Seit über zehn Jahren spiele ich mit dem Gedanken, mich zu töten. Immer wieder rede ich mir ein, ich dürfe das nicht, weil ich anderen damit viel Kummer bereiten würde. Das mag richtig sein, aber was ist das für ein Leben, wenn man nur noch für andere lebt? Wenn man gar nichts mehr glaubt, von seinem eigenen Leben zu haben?
Frei nach dem Motto "Niemand hat mich gefragt, ob ich leben will. Also sagt mir nicht, wie ich jetzt zu leben habe" sage ich mir jetzt "...Also sagt mir nicht, ob und wie lange ich leben soll".