tintenherz hat geschrieben:
Hm, ich kann dem nicht so ganz zustimmen.
Eine Basismotivation aufrecht zu erhalten kann ungemein schwer sein, wenn man permanent allein mit dem rücken zur wand steht, sich ungeliebt und ungewollt fühlt (es vllt auch wirklich ist).
Menschen mit einem festen sozialen netz unterschätzen dies oft, aber nichts zerrt so sehr an einem wenn man jedem hinderniss allein begegnen zu müssen. (ohne hilfe, ohne aufmunternden worten etc)
Ja, ich halte das auch für eine, oder gar die entscheidenste Ursache vieler Suizide; dass man sich allein gelassen und ungeliebt fühlt. Und trotzdem muss man doch erstmal für sich selbst feststellen, ob man überhaupt noch weiterleben will und kann, bevor man sich gegebenenfalls hilfesuchend an seine Umgebung wendet.
Wenn man diese wichtige Entscheidung erstenmal getroffen hat und auch mit voller Überzeugung dahinter steht (man kann ja schlecht ein bisschen sterben),
dann sollte man doch eigentlich auch die Motivation aufbringen können, sein Leben dahingehend zu verbessern, dass man verändert, was einen stört. Und dazu auch mal aktiv auf Freunde, Familie, etc. zu geht und sagt: "Ich brauche jetzt eure Hilfe um dieses, oder jenes Problem zu lösen.". Für Leute, die niemanden haben, an den sie sich wenden können, ist es dann wahrscheinlich die erste Aufgabe, sich ein soziales Netz aufzubauen. (Klingt wie theoretische, graue Theorie, aber in meinem jungen Übermut behaupte ich, dass das möglich ist.)
Oft genug geht es Menschen doch darum, einer belastenden Situation zu entfliehen und nicht sein ganzes Leben aufzugeben. Nur manchmal ist man sich nicht ganz bewusst, dass man sein Leben
selbst in der Hand hat. Ok, das ist nicht auf jeden Menschen in jeder Lebenslage anwendbar und ich möchte auch nicht alle über einen Kamm scheren, aber gerade bei jungen Erwachsenen und Jugendlichen trifft das, meiner Meinung nach, in den meisten Fällen zu.
Ist man dagegen nach logischer Abwägung zu seinem persönlichen Schluss gelangt, dass keine Aussicht auf 'Besserung' besteht, bleibt halt nur noch der eine, letzte Weg.
Aber um nochmal auf die Aussage von
tintenherz zurück zukommen: Freunde wachsen nicht auf Bäumen (die Familie gewissermaßen schon, aber sie ist deshalb trotzdem nicht selbstverständlich). Also, man muss auch selbst etwas in eine Freundschaft, bzw. sein gesamtes soziales Umfeld investieren, bevor man erwarten kann, Wohlwollen, Unterstützung, Liebe u.ä. zurück zu bekommen. Ich meine, von ganz allein wird kaum jemand vorbei kommen und fragen, wo der Schuh drückt.
Das macht es natürlich schwierig, wenn man gerade in seinem Loch sitzt und niemand ist da, der sich für einen interessiert. Und weil man in diesem Moment im allgemeinen nichtmal in der Lage ist, sich gut um sich selbst zu kümmern, kann man zu dem Zeitpunkt wohl auch schlecht neue Freundschaften aufbauen. Verzwickte Sache.
Das ist für mich die Stunde der Wahrheit: Gehe ich raus und versuche, wieder in Kontakt mit meiner Umwelt zu treten, oder nehme ich mir den Strick. Das ist die Entscheidung, von der ich weiter oben schon sprach, die man eben (jedes Mal aufs Neue) treffen muss.
Noir hat geschrieben:Würde mein Partner mich aber nicht 'nur' lieben, sondern helfen (!), d.h. mich z.B. zwingen zu bestimmten Ämtern zu gehen oder zu einem Psychologen/Arzt oder sonst wem, wäre mir ja schon insoweit geholfen, dass ich einen Schritt weiter wäre und ich vielleicht den Rest mit eigenen Kräften bewältigen kann.
Wenn ich wenigstens wüsste, dass ich mich manchmal auf andere Menschen verlassen könnte, würde ich wieder etwas Hoffnung schöpfen, aber letztens musste ich erfahren, dass mein Partner genauso ist, wie alle anderen Menschen auch. Enttäuschen einen nur
@
Noir: Ich glaube, wir verkennen manchmal den Sinn und Zweck von sozialen Bindungen. Wenn wir nicht für uns selbst verantwortlich sind, wer ist es denn dann? Ist es das, wovon du enttäuscht bist?
"Das Leben ist eines der schwersten.", fällt mir dazu ein. Glaub mir, ich würde mir so sehr wünschen, das jetzt, hier jemand neben mir stehen würde und mir sagt "Mach sofort den PC aus und kümmer dich endlich um deine Arbeiten. Und das, das und das wolltest du doch auch längst erledigt haben." Aber wir sind keine fünf mehr. Leider. Und ehrlichgesagt, hatte man fünf Jahren auch seine eigenen 'kleinen' Sorgen; ich würde jedenfalls um nichts in der Welt wieder so jung sein wollen.
Noir hat geschrieben:Genau das ist ja eines meiner Probleme! Es gibt nichts, für dass ich mich begeistern könnte, zumindest nicht job- oder hobbymäßig. Es gibt nur kleine Dinge, die mich erfreuen und der Rest kotzt/ekelt mich an. Kleinigkeiten können mich direkt aus der Bahn werfen und es ist schlichtweg einfach nur ekelhaft, wenn man sich wegen Kleinigkeiten aufregt. Es ist erbärmlich, kindisch und lächerlich und genau diese Gedanken werfen mich in einen Strudel der Verzweiflung. Das ist mir heut schon wieder passiert. Es ist eine Achterbahn der Gefühle und es ist einfach schrecklich, vor allem, wenn es andere Menschen miterleben müssen.
Diese Kleinigkeiten fangen meist gut an, enden aber dann in einer Katastrophe.
Aber du lebst ja trotzdem noch, oder? Dann machst du dir vielleicht doch noch Hoffnung auf eine bessere Zukunft? Ich kann dir keinen Rat geben, auf den du nicht auch selbst kommen würdest (wie z.B.: Probier so viel wie möglich aus, dann wirst du schon was finden.) Deshalb kann ich nur sagen, dass ich dich verstehe, weil es mir selbst auch oft so geht und ging. Und manchmal habe ich dann ganz plötzlich irgendwas ganz Tolles, Beeindruckendes und Faszinierendes entdeckt, was mich wieder auf den Weg zurückgebracht hat. Ganz zufällig. Aber ich bin auch hin und wieder auch leicht zu beeindrucken und zu begeistern.

Man macht es sich vielleicht leichter, wenn man offen für neue Inputs ist, aber mehr fällt mir da wirklich nicht ein.