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Ein Tag ohne Antrieb

Verfasst: Dienstag 25. Mai 2010, 16:56
von TraurigER
7 Uhr, der Wecker geht. Ich sollte arbeiten, aber ich merke sofort, heute ist wieder so ein Tag. Angerufen, Nase zugehalten, so dass es nach Schnupfen klingt. War glaubwürdig. Weiterschlafen.
10 Uhr wieder wach geworden. Unfähig aufzustehen. Die sch... Sonne blendet mich, Mist, ein schöner Tag auch noch. Alle anderen sind wieder draussen und geniessen die Sonne und das Leben, ich geniesse gar nichts mehr. Ein Blick hier ins Forum, hat sich nicht viel getan, klar, mein letzter Blick war ja auch kurz nach Mitternacht. Also nochmal lesen und Hoffnung schöpfen. Grillen, Springen, Helium, ich kann manche Threads schon fast auswendig. Ok, wem drück ich meine Stimmung auf´s Ohr. Eltern, wie immer. Nicht da, Mist. Ein bißchen heulen und weiter im Forum lesen. 3 Stunden lang...
Nochmal bei den Eltern anrufen. Sie sind da, versuchen zu trösten, machen gute Ratschläge. Ich kenne sie, nur dass ich sie nicht umsetzten kann an Tagen wie diesem, kann niemand nachvollziehen, der diese tage nicht kennt. Aufgelegt, losgeheult. Ich will niemanden nerven und den Tag versauen, aber ich bin so verdammt schwach an solchen Tagen...
16 Uhr, ich muss mein Auto von der Werkstatt holen. Ich quäle mich aus dem Bett, ziehe mich an. Die Sonne empfängt mich, ich fühle mich wie ein Zombie. Laufe sinnentleert bis zur Werkstatt, setzte mich ins Auto und...heule wieder. Ferngesteuert fahre ich heim, mein einziger Gedanke, das rettende Bett. Ich liege noch nicht drin, da ruft Mutti an. Sie hilft wieder ein wenig, auch wenn wieder Tränen fliessen...Sie weiss nicht, dass zwischen mir und meinem Suizid nur noch sie und mein Vater steht. Wären die heute nicht da gewesen, wäre es vielleicht passiert.
Noch habe ich meine Helium-Utensilien nicht zusammen, aber ich habe noch Zeit, denn solange meine Eltern sind, bin ich verdammt zum Bleiben...
17 Uhr, ich veröffentliche diese Zeilen, es liegt noch ein grausamer Abend vor mir, bis mich mein Schlafmittel hoffentlich schnell erlöst von diesem Tag ohne Antrieb...

Verfasst: Dienstag 25. Mai 2010, 17:19
von Halfsize
Hmpf du bist wohl heute nicht der Einzige der sich so fühlt =/

Wäre heute am liebsten auch nicht aufgestanden ... fühle mich kraftlos und niedergeschlagen.

Ist wohl wieder einer dieser Tage, die man aus dem Kalender streichen sollte ....

Verfasst: Dienstag 25. Mai 2010, 17:21
von Volvic
Man liest kaum Zeilen, in denen die Sinnlosigkeit & Leere, die Schwere und Antriebslosigkeit, die Blockade, so treffend im Gesamten hinüberkommt wie bei deinem Text.

Übrigens: Ein derartiges Stadium ist schon weit über die Grenze hinausgeschossen, um ihn ihm noch irgendwo eine Leiter zu finden, die man benutzen kann. Vergäude nicht deine Kraft, um dort irgendwo ein Sprungbrett zu finden, es nützt nichts. Die Hilfe die du brauchst, ist außerhalb.

Just my 2 Cents.

Verfasst: Dienstag 25. Mai 2010, 20:28
von Thor
to delete

Verfasst: Mittwoch 26. Mai 2010, 22:35
von TraurigER
Volvic, wo finde ich denn die Hilfe?

Verfasst: Mittwoch 26. Mai 2010, 22:43
von DarknessFalls
Hallo TraurigER.

Deine Situation beschreibt auch so ungefähr die meinige.
Habe mich aber jetzt zu dem Schritt entschlossen Hilfe in einer Therapie zu suchen. Ich möchte wenigstens alles versucht haben bevor ich gehe,obwohl ich nicht genau weiß Wie Psychoolgogen einen helfen können.
Habe jetzt schon seit langer Zeit Depressionen und habe es mir vorher nie eingestanden welche zu haben.

Verfasst: Donnerstag 27. Mai 2010, 01:37
von Manuela Maria
@traurigER
Franz Kafka hätte es nicht besser beschreiben können. Vielleicht solltest du Schriftsteller werden anstelle Suizid begehen!?

Es erinnert mich an eine Geschichte die ich mal geschrieben habe, ich nannte sie – Das Tal der Tränen – mal sehen ob ich sie noch finde.

Solche Tage kenne ich leider sehr viele und kann gut nachvollziehen wie es dir ging und dann geht. Schön dass du Menschen hast die dich lieben und auch dir bedenken geben es nicht so schnell zu vollziehen.

Wie geht es dir jetzt? Ich mein ist ja schon ein paar Tage her, habe es allerdings erst heute gelesen.

L.G.
Manuela Maria

Verfasst: Donnerstag 27. Mai 2010, 10:44
von TraurigER
@MM
Danke für das Kompliment. Theoretisch hat sich nichts geändert an meinem Zustand. Nur habe ich "die Maske" wieder aufgesetzt. Tagsüber schleppe ich mich ins Büro, doch zuhause breche ich total zusammen - absoluter Horror! Ich würde so gerne gehen, auch in eine Klinik, aber die können mir nur helfen, wenn ich es will und ich befürchte ich habe dazu keine Kraft :-(

Verfasst: Donnerstag 27. Mai 2010, 11:18
von Angelazul
Hallo TraurigER

TraurigER hat geschrieben: Tagsüber schleppe ich mich ins Büro, doch zuhause breche ich total zusammen - absoluter Horror! Ich würde so gerne gehen, auch in eine Klinik, aber die können mir nur helfen, wenn ich es will und ich befürchte ich habe dazu keine Kraft :-(
Wenn die Klinik eine Option ist, dann geht zu deinem Hausarzt u. lass dich einweisen. Meist geht man erst in die Klinik, wenn man überhaupt nicht mehr kann.

Aber in der Klinik bekommst du die Zeit, die du nötig hast um dich zu erholen, Kräfte zusammeln u. mit Hilfe von Therapien herauszufinden, warum es zum Zusammenbruch kam u. was u. wie du dies zuverhindern lernst. Manchmal hilft auch ein Antidepressivum um über das Ärgste hinweg zu kommen.

Du kannst dich auch direkt einweisen - zumindest in der Schweiz funktioniert das - o. es gibt auch Kriseninterventionszentren.

Falls du nach dem Klinikaufenthalt immer noch findest, das o. dein Leben sei nicht lebenswert, ist noch genug Zeit um einen Suizid zu planen.

Ich leg dir das sehr ans Herz, zuerst alle Möglichkeiten zu nutzen!

Liebe Grüsse Angelazul

Verfasst: Donnerstag 27. Mai 2010, 14:53
von Manuela Maria
Ich schließe mich dir da vollkommen an Angelazul, dass hast du schön und liebevoll geschrieben.

L.G.
Manuela Maria