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schlechtes Gewissen

Verfasst: Dienstag 30. März 2010, 22:02
von plue
Hi.

Ich bin neu...
Ich werde jetzt 31...in 4 Tagen um genau zu sein.
Schlag mich seit etlichen Jahren mit Depressionen rum.
War relativ lang in Behandlung (Antidepressiva...)
Hatte nach einigen Jahren Medikamenteneinnahme Lust, keine mehr zu nehmen. Nicht weil´s mir so gut ging....eigentlich überhaupt nicht...aber irgendwie...dachte ich....lassen wir´s mal eine zeitlang weg.

Dummerweise geht´s mir seit Monaten schon schlechter als vorher. Und davor war´s schon nicht so wahnsinnig prickelnd.
Schlafen kann ich jetzt zum Teil zwar wieder, Appetit habe ich einen ordentlichen...

Aber die Stimmung....herrje....diese Stimmung...und mein Antrieb.

Ich würde ja nichts sagen. Und mich nicht beschweren drüber. Es gibt schlimmeres. Bei mir begann das in der Pupertät. Damals meinten alle: Es wär die Pupertät....

Gut. Aus der Pupertät bin ich jetzt lange draußen.

Wenn ich so die letzten 10 Jahre ganz nüchtern betrachte: Das war alles kein Spaß. Oder sagen wir so: Die "schönen Phasen" waren kurz und selten.

Und wenn ich in die nächsten 10 Jahre Blicke: Ich mag nicht.

Bitte. Ich will einfach nicht mehr. Und es fehlt auch die Hoffnung, der Glaube und der Wille. Und das nicht erst seit kurzem, sondern schon lang.

Jetzt ist es aber so, dass ich Eltern und eine Schwester und eine Großmutter habe (Den Kontakt zu meinen Freunden habe ich eh schon lange gekapt...).

Ich hab ein schlechtes Gewissen ihnen gegenüber.


Darf man das? Ich bin weder alt, noch dumm, noch körperlich schwer krank. Mir fehlt einfach nur die Ausdauer für ein Leben mit Depressionen.

Ist es gerechtfertigt, zu sagen: Mir reicht´s?
Danke, es war bis hierhin ja ganz "nett", aber eigentlich....isses genug...?!

Sind jahrelange Depressionen ein "trifftiger" Grund, den Freitod zu wählen?

Verfasst: Dienstag 30. März 2010, 22:50
von TraurigER
Kenn ich nur zu gut. Wollte schon vor 17 Jahren gehen. Aber da Gabe Eltern und zwei Omas.
Jetzt gibt's nur noch die Eltern und Ohm die wäre ich schon weg, aber sie würden es nicht ertragen und ich will ihnen nicht den Lebensabend versauen, lieber versau ich mein Leben...

Verfasst: Dienstag 30. März 2010, 22:54
von plue
Jaaa.....

Gibt es einigermaßen sichere Methoden, die man gut als Unfall tarnen kann, damit sich Hinterbliebene nicht mit quälenden Gedanken belasten müssen?

Verfasst: Mittwoch 31. März 2010, 09:06
von nija
plue Du schreibst hier von Tabletten. Warst Du noch nie in Therapie?
Hast Du aktiv an Dir gearbeitet, um bestimmte Muster zu verändern?

Natürlich ist es schwerer, an sich zu arbeiten, als den Freitod zu wählen.

Re: schlechtes Gewissen

Verfasst: Mittwoch 31. März 2010, 10:29
von Wave_of_Sad
plue hat geschrieben:Sind jahrelange Depressionen ein "trifftiger" Grund, den Freitod zu wählen?
Einfache Antwort: ja.
ABER!!!
Aber ich kenne dein Leben nicht und deine Hintergründe, aus diesem Grund geb ich nur die Antwort "JA", weil laut Statistik schwere Derpressionen des öfteren zum Suizid führen.
Quelle: Googelt mal.

ABER!!!
Statistiken werden dir bei deiner Suche nach der Antwort nicht weiterhelfen. Mein Rat: selber nachdenken und nicht die Antwort von jemanden akzeptieren.
DU bist es, der die Antwort geben muss, niemand anderes

Verfasst: Mittwoch 31. März 2010, 12:13
von plue
nija hat geschrieben:plue Du schreibst hier von Tabletten. Warst Du noch nie in Therapie?
Na was denkst Du denn, wer mir die Tabletten verschrieben hat.
Natürlich war ich in ärztlicher Behandlung, lange und mehrfach, und ich war auch ganz sicher schon bei Psychologen.
In der langen Zeit, in der ich mich mit diesem Problem rumschlage wäre es anders wohl auch komm auszuhalten gewesen.
nija hat geschrieben: Hast Du aktiv an Dir gearbeitet, um bestimmte Muster zu verändern?
Ich habe seit gut 10 Jahren immer wieder kehrende Depressionen, Du kannst Dir sicher sein, dass ich schon so einiges ganz aktiv und durchaus konsequent versucht habe zu verändern.

nija hat geschrieben: Natürlich ist es schwerer, an sich zu arbeiten, als den Freitod zu wählen.
Damit unterstellst Du jetzt, dass jeder Selbstmörder sich in der Freizeit aus Jux und Tollerei umbringt, weil gerade nichts spannendes im Fernsehen läuft....

Das bezweifle ich mal.

Schließlich hat ein Lebewesen normalerweise einen recht gesunden Selbsterhaltungstrieb.

Verfasst: Mittwoch 31. März 2010, 15:38
von dugarry21
peter hat geschrieben:
nija hat geschrieben:
Natürlich ist es schwerer, an sich zu arbeiten, als den Freitod zu wählen.


puhh...wie ich solchen Mist hasse...echt, wenn mich etwas nervt dann solche hirnlosen Statements. Selber denken wäre eine Alternative.
Na ja unterstellen wir mal keine böse Absicht, aber der Spruch hätte durchaus von nem Psychiater sein können. Also ich hab das für mich so geregelt. Ich hatte zu meiner Familie drei Jahre lang null Kontakt weil sie damals gegen meine Frau waren. Jedenfalls, als sie mich verlies (schreibt man das so?!) und ich ganz unten war, kaum in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen, da haben sie mich wieder anstandslos aufgenommen und unterstützen mich seitdem wo sie nur können.

Dennoch halte ich es für mein Recht den Freitod zu wählen weil ich in dieser Welt trotz der Unterstützung der Familie überhaupt nicht klarkomme. Mein schlechtes Gewissen werde ich damit beruhigen, dass ich Ihnen einen ausführlichen und detaillierten Abschiedsbrief schreiben werde. Denn trotz der Trauer die die Familie sicher empfinden wird, ist es doch so, dass sie besser damit umgehen können wenn ich ganz offen darlege, dass der Tod für mich nicht aus Verzweiflung oder fehlender Unterstützung heraus geschah, sondern dass es die einzige Alternative ist um endlich zur Ruhe zu kommen. Ihnen zu sagen dass es mir nach vollzogenem Suizid 100%ig besser geht als wenn ich das Leben weiter ertragen hätte. LG hoffe das hilft Dir

Verfasst: Mittwoch 31. März 2010, 15:59
von plue
dugarry21 hat geschrieben:Mein schlechtes Gewissen werde ich damit beruhigen, dass ich Ihnen einen ausführlichen und detaillierten Abschiedsbrief schreiben werde. Denn trotz der Trauer die die Familie sicher empfinden wird, ist es doch so, dass sie besser damit umgehen können wenn ich ganz offen darlege, dass der Tod für mich nicht aus Verzweiflung oder fehlender Unterstützung heraus geschah, sondern dass es die einzige Alternative ist um endlich zur Ruhe zu kommen. Ihnen zu sagen dass es mir nach vollzogenem Suizid 100%ig besser geht als wenn ich das Leben weiter ertragen hätte. LG hoffe das hilft Dir
Denkst Du wirklich, Angehörige können das verstehen? Wenn man selbst Depressionen hat(te) erscheinen Deine Ausführungen absolut nachvollziehbar. Aber jemand, der das Glück hat, nicht in so einer psychischen Verfassung zu sein, der wird das nur sehr schwer verstehen können und sich Vorwürfe machen.

Ich habe am Rande in einem anderen unzulässiges Wort die Reaktionen von Angehörigen gesehen. Irgendwie ist mir da die Illusion verloren gegangen, dass man dies mit einem Brief kompensieren kann.

Ich wünschte, ich hätte eine einigermaßen narrensichere Methode, die man als Unfall darstellen kann.

Ob das dann wirklich weniger belastend ist, weiß ich nicht, aber ich denke schon ein bißchen.

Verfasst: Mittwoch 31. März 2010, 16:04
von dugarry21
Also bei mir wird's das Auto. Aber mal ehrlich wenn Sie wissen das du Depressionen hast, wird kein Unfall der Welt Sie glauben lassen, dass es nur ein Unfall war. Wie gesagt mehr als den Angehörigen mitteilen, dass sie keinerlei Schuld an dem tragen was passiert ist, kann man nicht.

Es ist richtig, dass Menschen die nie eine Depression hatten das auch nicht nachvollziehen können. Aber mal ganz pragmatisch und das kommt jetzt sicher derber rüber als es gemeint ist: Du wirst davon nichts mehr mitbekommen, dein schlechtes Gewissen wird nach Vollendung nicht mehr existieren.

Verfasst: Mittwoch 31. März 2010, 16:11
von Wave_of_Sad
dugarry21 hat geschrieben:Du wirst davon nichts mehr mitbekommen, dein schlechtes Gewissen wird nach Vollendung nicht mehr existieren.
Ein Gewissen ist ein Privilieg der Lebenden

Verfasst: Mittwoch 31. März 2010, 16:32
von dugarry21
Wave_of_Sad hat geschrieben:
dugarry21 hat geschrieben:Du wirst davon nichts mehr mitbekommen, dein schlechtes Gewissen wird nach Vollendung nicht mehr existieren.
Ein Gewissen ist ein Privilieg der Lebenden
Wie wahr, wie wahr. Aber ich fange jetzt keine Diskussion über den Sinn des Lebens an. Der ist mir bisher eh völlig entgangen. :lol:

Verfasst: Mittwoch 31. März 2010, 17:33
von pink
...

Verfasst: Montag 5. April 2010, 02:16
von Zerbrochen25
Hallo zusammen,

ich bin neu hier und hab mir gedacht,ich häng mich einfach mal an diesen Thread,bevor ich ein neues Thema starte.
Denn genau das hier ist im Moment mein größtes Problem...meine Familie.
Eigentlich bin ich schon mein ganzes Leben lang depressiv und natürlich hab ich mehrere gescheiterte Suizidversuche hinter mir und auch schon 4 Therapien (eine davon stationär) teilweise mit zusätzlich Behandlung von Antidepressiva.
Aber seien wir mal ehrlich...meistens ist das doch alles Mist,bei mir war es jedenfalls so.Jetzt schlag ich mich immer noch mit diesem Leben rum,der letzte Versuch ist 2 Jahre her,und es hat sich nichts geändert.
Das große Problem ist aber,dass auch meine Mutter sich das Leben genommen hat,da war ich 10,und ich habe die Schuldgefühle meines Vaters erlebt.Er hat lange Zeit getrunken,ist zur Zeit aber trocken...
Ich kann mich leider noch zu gut daran erinnern,wie er beim letzten mal bei mir reagiert hat und auch bei den Versuchen davor.
Ich fürchte nicht nur,sondern weiß,dass ich meine Familie mit meinem Freitod unwiderruflich ins Unglück stürzen würde und das macht mich fertig.
Ich weiß einfach nicht,was ich tun soll...ich ertrage dieses Leben einfach nicht mehr,jeder neue Tag ist eine Qual.Ich weiß nicht,wofür ich studiere,weil ich im Grunde weiß,dass ich es bis zu meinem Abschluss eh nicht schaffen werde...nicht aufgrund meiner Leistungen,sondern weil ich nicht vor hab,bis dahin noch am Leben zu sein.
Aber ich kann mich auch nicht umbringen,wenn ich weiß was ich damit anrichte.Dieser Zwiespalt frisst mich auf.
Manchmal macht es mich einfach wütend,dass ich mein Leben nicht beenden darf,auch wenn ich es doch will.Manchmal gibt es auch Tage,an denen ich denke dass ich es schaffen kann.Aber die sind sehr rar...
Was genau ich mir in diesem Forum hier erhoffe weiß ich selbst nicht genau....vielleicht einfach nur Menschen,die verstehen können,wie ich mich fühle.Denn mit Freunden kann ich nicht reden...die halten mich entweder für übergeschnappt,oder sie sind dann total fertig.

Lieben Gruß,Svenja

Verfasst: Montag 5. April 2010, 14:47
von Janine
hallo svenja,

das sit eine typische dilemma-situation. wenn du dich umbringst, bricht für deinen vater eine welt zusammen. aber sollst du deswegen weiterleben, wenn jeder tag für dich eine qual ist? eine möglichkeit wäre einen brief zu hinterlassen, in dem du deinem vater erklärst, dass er keine schuld hat und warum du nicht mehr leben kannst...

Verfasst: Montag 5. April 2010, 14:50
von wolkenmaler
Wenn schon Suizid, dann immer mit ausführlichem Abschiedsbrief. Dieses Schriftstück ist das letzte was den Angehörigen bleibt und ich finde, es kommt sehr darauf an was darin enthalten ist. Manche halten sich ein Leben lang an diesem Abscheidsbrief fest. Finde, man sollte unbedingt etwas hineinschreiben, was den Angehörigen erklärt, warum und was die Angehörigen entlastet.