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Heuchelei bringt Menschen um

Verfasst: Donnerstag 21. Januar 2010, 13:21
von moninga
Hallo ihr,

findet ihr nicht auch, dass es psychisch Kranken erheblich besser gehen würde, wenn Institutionen wie Ärzteverbände und Kirchen nicht so verdammt heuchlerisch wären?
Wenn man mal zugeben würde, dass gängige Behandlungen oftmals gar nicht wirken, und nur Geldmacherei ist?
Und dass schönes Gerede vom lieben Gott keine realen Probleme lösen?

Gegner der Sterbehilfe argumentieren ja, die Freigabe adäquater Mittel führe dazu, dass Menschen sich wahllos umbringen.
Ich glaube, dass verhält sich genau umgekehrt.
Die Möglichkeit, sich aus diesem Leben heraus retten zu können, wenn es nötig ist, hilft, weiterzuleben.
Es befreit die Gedanken von dem Wunsch, für sich selbst Vorzusorgen und ständig nach einer humanen Möglichkeit zu suchen.
Und es nimmt einem die Wut darüber, gezwungen zu sein, hier auszuharren. Sobald man die Wahl hat, hat man auch wieder Raum dafür in sich, nach Möglichkeiten zu suchen, vielleicht doch noch was vom Leben zu haben.
Meine Theorie ist ja, dass es nur ganz wenige wirklich als krank zu bezeichnende Suizider gibt.
Die meisten von ihnen sind gesellschaftsgeschädigt und schaffen es nicht so gut, sich im Leben zu behaupten. Statt dafür zu sorgen, dass auch solche Menschen ihren Platz finden, an dem sie Glück empfinden können, werden sie systematisch weiter kaputt gemacht.
Ein Hauptgrund dafür:
Institutionen, die von solchen Kranken leben!!!!!!!!

Und das behauptet nicht eine, die es getroffen hat, sondern eine, die das von außen so sieht!
Und da stehe ich nicht alleine mit meiner Meinung unter "Gesunden".
Wir ahnen nämlich: Das kann uns alle treffen. Alles nur eine Frage des Schiksals. Jeden von uns kann etwas aus den Schuhen hauen - und dann?
Dann helfen uns Fachleute da wieder raus?
Die Realität sieht aber oft anders aus. Wer einmal in die Mühlen gerät....

Verfasst: Donnerstag 21. Januar 2010, 14:28
von Lotus
,,

Verfasst: Donnerstag 21. Januar 2010, 14:40
von trulla
Oft heucheln beide Seiten, sowohl der Patient als auch die Ärzteschar, gerade auch weil Diagnostiken wie Schizophrenie durchaus schockierender sind, meine ich, als Krebs.

Teilweise werden Patienten nicht richtig aufgeklärt und die Therapiemethoden bestehen nur aus Psychopharmaka anstatt echten Gesprächen. Der Patient weiß also gar nicht weder in der Akutphase noch in der Behandlungsphase was mit ihm wirklich geschieht und das sorgt für Mißstände im Arzt-Patient-Verhältnis.

Wahrheit unerwünscht!

Verfasst: Donnerstag 21. Januar 2010, 14:57
von Fliesenbourg
Hallo Moninga,

hinsichtlich der Heuchelei hast du völlig Recht. Aber worauf basiert sie letztlich? Wenn ich hier die Wahrheit darüber schreibe, werde ich abermals von den notorischen Nichwissern und Heuchlern par excellence in diesem Forum gesteinigt. Aber lies mal unter folgendem Link:

http://www.dignitas.ch/forum/viewtopic.php?t=892

Mit besinnlichen Grüßen
Fliesenbourg

Verfasst: Donnerstag 21. Januar 2010, 15:59
von sabbersack
Ja, ich sage nur: Kapitalismus ist Kokain für das Volk!

Vom Machtrausch "legitimiert" werden seelisch geschädigte Menschen hingehalten, ihnen Lebensqualität vorenthalten bis sie militant ["kriminell"] werden müssen, um sie dann ein- oder auszusperren. Schon fühlt man sich wie der Übermensch ...wenn die anderen durchdrehen. Da versucht man Drehtürpsychiatrie, aggressive Konfliktbewältigungstechniken, Placebo- Medikamente -gegen die eigentlich kranke Gesellschaft- in ein bereits kapituliertes (Rest-)Leben zu werfen und wartet schadenfoh ab. Das ist marktwirtschaftlicher Imperialismus, der über Leichen geht und die Menschheit ruiniert.
Politik als Faustrecht. Bedürftigkeit und Chancen des Einzelnen auf positive Entwicklung verhalten sich zueinander umgekehrt proportional. Nur die Starken überleben. So gnadenlos sehen leider oft die Tatsachen für einmal aussortierte Menschen aus.

Und dann wird der Versuch erwartet, diese Probleme mit den zur Verfügung stehenden Mitteln des kranken Systems zu lösen...
Liebe Grüße

Re: Heuchelei bringt Menschen um

Verfasst: Donnerstag 21. Januar 2010, 16:19
von Masataka_Takayanagi
moninga hat geschrieben:Hallo ihr,
Gegner der Sterbehilfe argumentieren ja, die Freigabe adäquater Mittel führe dazu, dass Menschen sich wahllos umbringen.
Ich glaube, dass verhält sich genau umgekehrt.
Die Möglichkeit, sich aus diesem Leben heraus retten zu können, wenn es nötig ist, hilft, weiterzuleben.
Es befreit die Gedanken von dem Wunsch, für sich selbst Vorzusorgen und ständig nach einer humanen Möglichkeit zu suchen.
Und es nimmt einem die Wut darüber, gezwungen zu sein, hier auszuharren. Sobald man die Wahl hat, hat man auch wieder Raum dafür in sich, nach Möglichkeiten zu suchen, vielleicht doch noch was vom Leben zu haben.
Gegener der Sterbehilfe arguemntieren nicht unbedingt damit, daß sich Menschen wahllos das Leben nehmen, sondern, daß dem Mißbrauch Tür und Tor geöffnet wird. Und zwar an ganz vielen Stellen. Es gibt sehr viele Argumente gegen die legale Sterbehilfe. Aber ich will das nicht vertiefen.

Was mir spontan zu deinem Post einfällt ist, daß ich verstehe, daß die Möglichkeit zu sterben eine große Entlastung darstellen kann, welche sogar neue Kraft gibt.

Andererseits, du willst dein Leben und Heilung nicht in die Hände von Ärzten und Organisationen legen, aber dein Serben schon? Dieselben, die du als Heuchler betitelst, wären dann die, die die beim Suizid helfen.
moninga hat geschrieben:Wenn man mal zugeben würde, dass gängige Behandlungen oftmals gar nicht wirken, und nur Geldmacherei ist?
Das mag bei dir so sein, aber vielen Menschen kann medizinisch und oder psychotherapeutisch geholfen werden. Gängige Behandlungen wirken sogar ziemlich häufig.

Verfasst: Donnerstag 21. Januar 2010, 18:47
von Maiken
bin doch Psycho, muß aber sagen, nicht nur Ärzte heucheln....ehrlich gesagt, Fliesi, bei aller Sympathie...ganz ehrlich biste och nicht.

Was ist für Psychos Heuchelei?

Der Satz: Kommen Sie mal mit, wo Sie in Sicherheit sind?

Habe den öfters gehört, löst in mir wahlweise Brechreiz aus oder das Bedürfnis, jemanden eins aufs Maul zu hauen.

Verfasst: Donnerstag 21. Januar 2010, 19:09
von Hieronymus
"Was bringt den Doktor um sein Brot?
a) die Gesundheit, b) der Tod.
Drum hält der Arzt, damit er lebe,
Uns zwischen beiden in der Schwebe".
Eugen Roth

Naja, mal im Ernst, nach den Erfahrungen die ich selber gemacht habe (mit zahlreichen psychischen Macken und Defekten) stand es mir dennoch immer zu selber zu entscheiden ob, bzw welche Psychopharmaka ich nehmen wollte.
Schwierig wird es erst, wenn es einem so schlecht geht, dass man darüber gar nicht mehr entscheiden kann und sich dann zusätzlich mit etwaigen Nebenwirkungen, die diese Dinger leider so zahlreich haben, herumquälen muss. Der Nachteil ist, dass man sich als Patient selber gut informieren muss, um zu wissen, was man will bzw nicht will. Aber schließlich gibt es in der Regel ja keinen Tablettenzwang.

Es wäre sicher viel einfacher, dass Leben zu ertragen, wenn es die Möglichkeit gäbe, an Pillen mit tödlicher Wirkung heranzukommen, aber soweit wird es in Deutschland nie kommen.

zum eingangsthread

Verfasst: Donnerstag 21. Januar 2010, 19:17
von werwilleinevignette
muss ich entgegenhalten:
sie sind doch nur menschen, stoßen an ihre grenzen. es zuzugeben wäre sicher hilfreicher, als den klienten und patienten entweder schuld aufzuladen, oder so zu tun, als würden sie chancen haben. ich glaube, dass eher da das problem liegt.

wwv

Verfasst: Donnerstag 21. Januar 2010, 19:23
von Maiken
Hmmm: in England gibts den Spruch:

An apple a day keeps the doctor away.

und die antwort auf Deutsch:

...aber man muß gut zielen! :lol:

Verfasst: Donnerstag 21. Januar 2010, 19:23
von hangover70
Wo fängt das heuchlen an und wo endet das gesunde Interesse oder der gesunde Wille etwas zu ändern? Verfällt man nicht gleich teils in Zynismus, wenn man dem Patienten jegliche Hilfe bzw. Hoffnung nicht mehr zugesteht?

Ist es heuchlerisch, wenn F. trotz seines Beitrages über CO jedem erstmal dazu rät mit Laufen anzufangen oder gar sich dem Studium der Bibel zu widmen?
Ist es heuchlerisch, die Ärzte nicht gleich aufgeben, sondern noch Versuche unternehmen bzw. die Versuche der Patient selber unternimmt?

Wo fängt heucheln an? Vielleicht schon bei der alltäglichen Frage, nach dem Wohlbefinden des Gegenüber, oder doch später, wenn man hinter seinem Rücken lästert?

Die Frage die sich mir aber stellt, ist das vorheucheln schlimmer zu bewerten als blanker Zynismus?

Verfasst: Donnerstag 21. Januar 2010, 19:41
von Masataka_Takayanagi
Hieronymus hat geschrieben: Es wäre sicher viel einfacher, dass Leben zu ertragen, wenn es die Möglichkeit gäbe, an Pillen mit tödlicher Wirkung heranzukommen, aber soweit wird es in Deutschland nie kommen.
Was glaubst du, wievielen lästigen Omis und Opis so ne Pille das leben unfreiwillig verkürzen würde?

Verfasst: Donnerstag 21. Januar 2010, 19:43
von hangover70
Masataka_Takayanagi hat geschrieben:
Hieronymus hat geschrieben: Es wäre sicher viel einfacher, dass Leben zu ertragen, wenn es die Möglichkeit gäbe, an Pillen mit tödlicher Wirkung heranzukommen, aber soweit wird es in Deutschland nie kommen.
Was glaubst du, wievielen lästigen Omis und Opis so ne Pille das leben unfreiwillig verkürzen würde?
Ist sicherlich unbekannt. Aber hier scheint ja der Staat anders zu denken, als ökonomisch. Sonst würde er auch Rauchen stärker fördern. Irgendwie mag der Staat seine Bürger - echt faszinierend.

Verfasst: Donnerstag 21. Januar 2010, 19:44
von Masataka_Takayanagi
hangover70 hat geschrieben:Wo fängt das heuchlen an und wo endet das gesunde Interesse oder der gesunde Wille etwas zu ändern? Verfällt man nicht gleich teils in Zynismus, wenn man dem Patienten jegliche Hilfe bzw. Hoffnung nicht mehr zugesteht?

Ist es heuchlerisch, wenn F. trotz seines Beitrages über CO jedem erstmal dazu rät mit Laufen anzufangen oder gar sich dem Studium der Bibel zu widmen?
Ist es heuchlerisch, die Ärzte nicht gleich aufgeben, sondern noch Versuche unternehmen bzw. die Versuche der Patient selber unternimmt?

Wo fängt heucheln an? Vielleicht schon bei der alltäglichen Frage, nach dem Wohlbefinden des Gegenüber, oder doch später, wenn man hinter seinem Rücken lästert?

Die Frage die sich mir aber stellt, ist das vorheucheln schlimmer zu bewerten als blanker Zynismus?
Das ist eine gute Frage.

Heucheln bedeutet ja bewußt jemandem etwas vorzumachen. Also: Lügen.

Wenn mir ein gläubiger Christ erzählt, daß Glaube Hoffnung bringt, mag das für mich Bullshit sein, aber vielleicht heuchelt er nicht, sondern versucht mir das zu erklären, was ihm selbst kraft gibt.

Heucheln ist bewußtes Hintergehen. Fraglich, ob Ärzte und christliche Institutionen einen bewußt hintergehen oder einfach nur das raten, was von ihrer Warte aus das Richtige scheint.

Verfasst: Donnerstag 21. Januar 2010, 19:46
von Masataka_Takayanagi
hangover70 hat geschrieben:
Masataka_Takayanagi hat geschrieben:
Hieronymus hat geschrieben: Es wäre sicher viel einfacher, dass Leben zu ertragen, wenn es die Möglichkeit gäbe, an Pillen mit tödlicher Wirkung heranzukommen, aber soweit wird es in Deutschland nie kommen.
Was glaubst du, wievielen lästigen Omis und Opis so ne Pille das leben unfreiwillig verkürzen würde?
Ist sicherlich unbekannt. Aber hier scheint ja der Staat anders zu denken, als ökonomisch. Sonst würde er auch Rauchen stärker fördern. Irgendwie mag der Staat seine Bürger - echt faszinierend.
Ist für mich aber ein echter Punkt. Sobald nur ein Mensch unfreiwillig umgebracht wird, ist das schon einer zuviel. In den Niederlanden hat sich die aktive Sterbehilfe zum teil katastrophal ausgewirkt. Da überschreiten Ärzte regelmäßig ihre Befugnisse und töten Menschen, die niemals den Wunsch geäußert haben, zu sterben.