Sterbehilfe für psychisch kranke Menschen in Deutschland
Verfasst: Samstag 15. November 2025, 14:12
Hallo zusammen,
ich weiß einfach nicht mehr weiter und möchte meine Gedanken und Gefühle einfach nur kurz mit euch teilen.
Ich bin 33 Jahre alt und lebe seit über 10 Jahren mit einer rezidivierenden depressiven Störung. Die letzte Aussage meiner Psychiaterin war, dass sich die Depression chronifiziert hat, da ich über einen Zeitraum von über 2 Jahren nonchalant symptomfrei war. Seit September diesen Jahres ist es wieder besonders schlimm. Alle Symptome der Depression empfinde ich als wahnsinnig belastend, aber was mich wirklich am meisten quält, ist dieser endlose Hass auf mich selbst. Ich ertrage es kaum mich im Spiegel zu betrachten, weil ich mich so sehr für mich und meine Person schäme. Ich empfinde mich als so hässlich, dass es mir für andere Menschen leid tut, mich zB während einer Interaktion, betrachten zu müssen. Weiterhin halte ich es nicht mehr aus wie uninteressant ich bin. Aufgrund der vielen Krankheitsjahre habe ich mehr das Interesse an diversen Dingen verloren - es ist mir einfach alles egal oder raubt mir zu viel Kraft mich mit verschwinden Themen auseinanderzusetzen, sodass ich im Grunde auch nichts zu erzählen habe, außer über meine Beschwerden. Selbst wenn ich mich bemühe mich mit etwas anderen außer mir selbst zu beschäftigen, zB habe ich vorhin versucht mir eine Doku über die Amish people anzusehen - es bleiben auch kaum relevante Informationen hängen. Ich habe das Gefühl, das Gehörte/Gesehene wird gar nicht durch mein Gehirn verarbeitet, sondern geht zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus. Und so ergeht es mir auch in besseren Phasen, jegliche kognitive Aktivität erscheint mir zu anstrengend und einfach nur sinnlos, weil ich für mich den Entschluss getroffen habe, dieses Leben nicht fortzuführen. Allerdings fürchte mich wahnsinnig vor den mir bekannten Methoden mein Leben zu beenden.
Ich habe bereits im Sommer 2023 ein psychiatrisches Gutachten hinsichtlich der Voraussetzungen für die ärztliche Beihilfe zum Suizid erstellen lassen. Der Arzt attestierte mir damals, dass trotz schwerer Depression die sog. und in diesem Zusammenhang notwendige „Freiverantwortlichkeit“ vorlag, entschied sich jedoch aus persönlichen Gründen gegen die Durchführung der Suizidassistenz. Der besagte Arzt wurde kürzlich zu 3 Jahren Haft verurteilt, weil er zuvor einen psychisch kranken Mann Sterbehilfe leistete.
Als der Arzt meinen Fall, trotz positiven Gutachtens, aus persönlichen Gründen ablehnte, war ich am Boden zerstört. Ich war so nah dran gewesen. Mich direkt danach (Gutachten aus Sommer 2023) mit diesem positiven Gutachten an eine Sterbehilfeorganisation zu wenden - diese Möglichkeit - hatte ich schlichtweg nicht auf dem Schirm. Ich war so in meiner Verzweiflung gefangen keine Sterbehilfe von diesem Arzt zu erhalten, dass ich jegliche potentielle Alternativen übersehen habe. Auch dafür verachte ich mich zutiefst.
Da das psychiatrische Gutachten mittlerweile über 2 Jahre alt ist, wird es in keinem Sterbehilfeverein mehr anerkannt werden. Das heißt, ich benötige ein weiteres, aktuelles psychiatrisches Gutachten. Gestern habe ich mich mit der deutschen Gesellschaft für humanes Sterben in Verbindung gesetzt und gefragt, ob sie unabhängige Psychiater zur gutachtenerstellung vermitteln würden - tun sie natürlich nicht. Gleichzeitig fordern sie aber die Vorlage eines solchen. Bei meiner behandelnden Psychiaterin brauche ich nicht anfragen - sie lehnt Sterbehilfe kategorisch ab. Ich bin so einfach so müde von diesem Leben und so unglaublich wütend, wie schwer es Menschen mit psychischen Erkrankungen gemacht wird, überhaupt erst einmal die Voraussetzungen die das Bundesverfassungsgericht 2020 festgelegt hat, nur prüfen zu lassen.
Ich danke allen, die sich die Mühe gemacht haben meinen Text zu lesen.
ich weiß einfach nicht mehr weiter und möchte meine Gedanken und Gefühle einfach nur kurz mit euch teilen.
Ich bin 33 Jahre alt und lebe seit über 10 Jahren mit einer rezidivierenden depressiven Störung. Die letzte Aussage meiner Psychiaterin war, dass sich die Depression chronifiziert hat, da ich über einen Zeitraum von über 2 Jahren nonchalant symptomfrei war. Seit September diesen Jahres ist es wieder besonders schlimm. Alle Symptome der Depression empfinde ich als wahnsinnig belastend, aber was mich wirklich am meisten quält, ist dieser endlose Hass auf mich selbst. Ich ertrage es kaum mich im Spiegel zu betrachten, weil ich mich so sehr für mich und meine Person schäme. Ich empfinde mich als so hässlich, dass es mir für andere Menschen leid tut, mich zB während einer Interaktion, betrachten zu müssen. Weiterhin halte ich es nicht mehr aus wie uninteressant ich bin. Aufgrund der vielen Krankheitsjahre habe ich mehr das Interesse an diversen Dingen verloren - es ist mir einfach alles egal oder raubt mir zu viel Kraft mich mit verschwinden Themen auseinanderzusetzen, sodass ich im Grunde auch nichts zu erzählen habe, außer über meine Beschwerden. Selbst wenn ich mich bemühe mich mit etwas anderen außer mir selbst zu beschäftigen, zB habe ich vorhin versucht mir eine Doku über die Amish people anzusehen - es bleiben auch kaum relevante Informationen hängen. Ich habe das Gefühl, das Gehörte/Gesehene wird gar nicht durch mein Gehirn verarbeitet, sondern geht zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus. Und so ergeht es mir auch in besseren Phasen, jegliche kognitive Aktivität erscheint mir zu anstrengend und einfach nur sinnlos, weil ich für mich den Entschluss getroffen habe, dieses Leben nicht fortzuführen. Allerdings fürchte mich wahnsinnig vor den mir bekannten Methoden mein Leben zu beenden.
Ich habe bereits im Sommer 2023 ein psychiatrisches Gutachten hinsichtlich der Voraussetzungen für die ärztliche Beihilfe zum Suizid erstellen lassen. Der Arzt attestierte mir damals, dass trotz schwerer Depression die sog. und in diesem Zusammenhang notwendige „Freiverantwortlichkeit“ vorlag, entschied sich jedoch aus persönlichen Gründen gegen die Durchführung der Suizidassistenz. Der besagte Arzt wurde kürzlich zu 3 Jahren Haft verurteilt, weil er zuvor einen psychisch kranken Mann Sterbehilfe leistete.
Als der Arzt meinen Fall, trotz positiven Gutachtens, aus persönlichen Gründen ablehnte, war ich am Boden zerstört. Ich war so nah dran gewesen. Mich direkt danach (Gutachten aus Sommer 2023) mit diesem positiven Gutachten an eine Sterbehilfeorganisation zu wenden - diese Möglichkeit - hatte ich schlichtweg nicht auf dem Schirm. Ich war so in meiner Verzweiflung gefangen keine Sterbehilfe von diesem Arzt zu erhalten, dass ich jegliche potentielle Alternativen übersehen habe. Auch dafür verachte ich mich zutiefst.
Da das psychiatrische Gutachten mittlerweile über 2 Jahre alt ist, wird es in keinem Sterbehilfeverein mehr anerkannt werden. Das heißt, ich benötige ein weiteres, aktuelles psychiatrisches Gutachten. Gestern habe ich mich mit der deutschen Gesellschaft für humanes Sterben in Verbindung gesetzt und gefragt, ob sie unabhängige Psychiater zur gutachtenerstellung vermitteln würden - tun sie natürlich nicht. Gleichzeitig fordern sie aber die Vorlage eines solchen. Bei meiner behandelnden Psychiaterin brauche ich nicht anfragen - sie lehnt Sterbehilfe kategorisch ab. Ich bin so einfach so müde von diesem Leben und so unglaublich wütend, wie schwer es Menschen mit psychischen Erkrankungen gemacht wird, überhaupt erst einmal die Voraussetzungen die das Bundesverfassungsgericht 2020 festgelegt hat, nur prüfen zu lassen.
Ich danke allen, die sich die Mühe gemacht haben meinen Text zu lesen.