Präsuizidales Syndrom
Verfasst: Donnerstag 20. März 2025, 16:50
Präsuizidales Syndrom
Folgender Text besteht aus Zitaten unterstehender Quellen; lediglich die als solche gekennzeichneten Anmerkungen wurden durch mich hinzugefügt. Konkret beschrieben werden zwei Modelle von durchlaufenen Suizidalitätsphasen, wobei es noch einige weitere derartige Schemata gibt.
Suizidalität-Stadien nach Pöldinger
Ein bewährtes Modell zur Verlaufsbeschreibung der Suizidalität ist das Stadien-Modell [Anm.: begründet 1968] des österreichischen Psychiaters Walter Pöldinger. Es gliedert die suizidale Entwicklung in drei Phasen:
1. Erwägung
Typisch für die erste Phase sind wiederholte suizidale Gedanken, Gefühle der Ausweglosigkeit sowie der soziale Rückzug der Betroffenen. Auch die Autoaggression, also die gegen sich selbst gerichtete Aggression, nimmt zu. Zudem nehmen die Betroffenen suizidale Ereignisse, zum Beispiel in den Medien oder im eigenen Umfeld, aufmerksamer wahr. Sie können sich in dieser Phase aber noch von ihren suizidalen Gedanken distanzieren, sind noch fähig zur Selbststeuerung. Oft senden sie versteckte Signale aus, um auf ihre Notlage aufmerksam zu machen.
2. Ambivalenz
Im zweiten Stadium schwanken Betroffene zwischen einem selbstzerstörerischen und dem selbsterhaltenden Trieb, also zwischen ihren suizidalen Gedanken und dem Wunsch zu leben. Sie wägen die Gründe für und gegen einen Suizid gegeneinander ab. In dieser Phase haben die Betroffenen keine Kontrolle mehr über ihre suizidalen Gedanken. Viele äußern diese außerdem erstmals direkt gegenüber Angehörigen oder Freunden. Auch beobachtet man häufig eine Art Hilferuf oder Kontaktaufnahme mit dem Hausarzt, einem Psychiater oder einer Beratungsstelle.
3. Entschluss
Diese Phase wird auch als „Ruhe vor dem Sturm“ bezeichnet. Die Betroffenen wirken häufig gelöst und entspannt, die Entscheidung ist gefallen, und die damit einhergehende Last fällt weg. Das Umfeld deutet die Ruhe der Betroffenen oft fälschlicherweise als Zeichen der Besserung. Der Suizid wird nur noch indirekt angekündigt. Tatsächlich treffen die Betroffenen in diesem Stadium jedoch konkrete Vorbereitungen für den Suizid. Sie formulieren möglicherweise ihr Testament, verabschieden sich von Familie und Freunden oder kündigen eine längere Reise an – solche Warnsignale sollte man sehr ernst nehmen!
Präsuizidales Syndrom nach Erwin Ringel
Der Psychiater Erwin Ringel befragte in den 1950er Jahren rund 750 Menschen, die einen Suizidversuch überlebt hatten. Auf Basis der Ergebnisse formulierte er das sogenannte präsuizidale Syndrom [Anm.: begründet 1953]. Es beinhaltet spezifische Merkmale, die typischerweise vor einem Suizidversuch auftreten. Sie gelten als Warnzeichen und sollten immer ernst genommen werden:
1. Einengung
Die Betroffenen sehen immer weniger Wahlmöglichkeiten bzw. Alternativen zum Suizid. Die Einengung durch Wahrnehmung von negativen Gefühlen (Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung) und Gedanken (Verlust von Werten, Interessen) kann durch die eigene Lebenssituation oder bestimmte Ereignisse begründet sein (z.B. soziale Isolation, Arbeitslosigkeit, Krankheit, Verlust des Partners). Sie kann aber auch auf einer psychischen Erkrankung (z.B. Depression) beruhen.
2. Aggression
Die Betroffenen haben ein großes Aggressionspotenzial, können ihre Wut aber nicht nach außen zeigen und adressieren, sondern richten sie gegen sich selbst. Man spricht hier von einer Aggressionsumkehr. Gefühle von Selbstabwertung und -verurteilung, Schuld und Sinnlosigkeit beherrschen diese Aggression.
3. Flucht in eine Phantasiewelt
Die Betroffenen entwickeln eine alternative Scheinwelt, da sie sich der Realität nicht mehr gewachsen fühlen. Durch das intensive Eintauchen in eine Phantasiewelt wächst die soziale Isolation. In dieser Phantasiewelt nehmen die suizidalen Gedanken immer mehr Raum ein und werden konkreter bis es schließlich zum Suizid(versuch) kommt.
Quelle: https://www.netdoktor.de/krankheiten/suizidalitaet/
Als demonstrierendes Beispiel für das Syndrom nennt er [Anm.: Erwin Ringel] das Gedicht eines Suizidenten aus dem 19. Jahrhundert. Dabei sollen die ersten Zeilen die Einengung, die mittleren vier die Isolierung und die letzten die Aggressionsproblematik sowie Suizidphantasien [Anm.: hier unzulässiges Originalwort durch "Suizid" ersetzt] darstellen:
"Immer enger wird mein Denken
immer blinder wird mein Blick,
mehr und mehr erfüllt sich täglich
mein entsetzliches Geschick.
Kraftlos schlepp ich mich durchs Leben
jeder Lebenslust beraubt,
habe keinen, der die Größe
meines Elends kennt und glaubt.
Doch mein Tod wird Euch beweisen,
daß ich jahre-, jahrelang
an des Grabes Rand gewandelt,
bis es jählings mich verschlang."
Quelle: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Pr%C3%A ... es_Syndrom
Folgender Text besteht aus Zitaten unterstehender Quellen; lediglich die als solche gekennzeichneten Anmerkungen wurden durch mich hinzugefügt. Konkret beschrieben werden zwei Modelle von durchlaufenen Suizidalitätsphasen, wobei es noch einige weitere derartige Schemata gibt.
Suizidalität-Stadien nach Pöldinger
Ein bewährtes Modell zur Verlaufsbeschreibung der Suizidalität ist das Stadien-Modell [Anm.: begründet 1968] des österreichischen Psychiaters Walter Pöldinger. Es gliedert die suizidale Entwicklung in drei Phasen:
1. Erwägung
Typisch für die erste Phase sind wiederholte suizidale Gedanken, Gefühle der Ausweglosigkeit sowie der soziale Rückzug der Betroffenen. Auch die Autoaggression, also die gegen sich selbst gerichtete Aggression, nimmt zu. Zudem nehmen die Betroffenen suizidale Ereignisse, zum Beispiel in den Medien oder im eigenen Umfeld, aufmerksamer wahr. Sie können sich in dieser Phase aber noch von ihren suizidalen Gedanken distanzieren, sind noch fähig zur Selbststeuerung. Oft senden sie versteckte Signale aus, um auf ihre Notlage aufmerksam zu machen.
2. Ambivalenz
Im zweiten Stadium schwanken Betroffene zwischen einem selbstzerstörerischen und dem selbsterhaltenden Trieb, also zwischen ihren suizidalen Gedanken und dem Wunsch zu leben. Sie wägen die Gründe für und gegen einen Suizid gegeneinander ab. In dieser Phase haben die Betroffenen keine Kontrolle mehr über ihre suizidalen Gedanken. Viele äußern diese außerdem erstmals direkt gegenüber Angehörigen oder Freunden. Auch beobachtet man häufig eine Art Hilferuf oder Kontaktaufnahme mit dem Hausarzt, einem Psychiater oder einer Beratungsstelle.
3. Entschluss
Diese Phase wird auch als „Ruhe vor dem Sturm“ bezeichnet. Die Betroffenen wirken häufig gelöst und entspannt, die Entscheidung ist gefallen, und die damit einhergehende Last fällt weg. Das Umfeld deutet die Ruhe der Betroffenen oft fälschlicherweise als Zeichen der Besserung. Der Suizid wird nur noch indirekt angekündigt. Tatsächlich treffen die Betroffenen in diesem Stadium jedoch konkrete Vorbereitungen für den Suizid. Sie formulieren möglicherweise ihr Testament, verabschieden sich von Familie und Freunden oder kündigen eine längere Reise an – solche Warnsignale sollte man sehr ernst nehmen!
Präsuizidales Syndrom nach Erwin Ringel
Der Psychiater Erwin Ringel befragte in den 1950er Jahren rund 750 Menschen, die einen Suizidversuch überlebt hatten. Auf Basis der Ergebnisse formulierte er das sogenannte präsuizidale Syndrom [Anm.: begründet 1953]. Es beinhaltet spezifische Merkmale, die typischerweise vor einem Suizidversuch auftreten. Sie gelten als Warnzeichen und sollten immer ernst genommen werden:
1. Einengung
Die Betroffenen sehen immer weniger Wahlmöglichkeiten bzw. Alternativen zum Suizid. Die Einengung durch Wahrnehmung von negativen Gefühlen (Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung) und Gedanken (Verlust von Werten, Interessen) kann durch die eigene Lebenssituation oder bestimmte Ereignisse begründet sein (z.B. soziale Isolation, Arbeitslosigkeit, Krankheit, Verlust des Partners). Sie kann aber auch auf einer psychischen Erkrankung (z.B. Depression) beruhen.
2. Aggression
Die Betroffenen haben ein großes Aggressionspotenzial, können ihre Wut aber nicht nach außen zeigen und adressieren, sondern richten sie gegen sich selbst. Man spricht hier von einer Aggressionsumkehr. Gefühle von Selbstabwertung und -verurteilung, Schuld und Sinnlosigkeit beherrschen diese Aggression.
3. Flucht in eine Phantasiewelt
Die Betroffenen entwickeln eine alternative Scheinwelt, da sie sich der Realität nicht mehr gewachsen fühlen. Durch das intensive Eintauchen in eine Phantasiewelt wächst die soziale Isolation. In dieser Phantasiewelt nehmen die suizidalen Gedanken immer mehr Raum ein und werden konkreter bis es schließlich zum Suizid(versuch) kommt.
Quelle: https://www.netdoktor.de/krankheiten/suizidalitaet/
Als demonstrierendes Beispiel für das Syndrom nennt er [Anm.: Erwin Ringel] das Gedicht eines Suizidenten aus dem 19. Jahrhundert. Dabei sollen die ersten Zeilen die Einengung, die mittleren vier die Isolierung und die letzten die Aggressionsproblematik sowie Suizidphantasien [Anm.: hier unzulässiges Originalwort durch "Suizid" ersetzt] darstellen:
"Immer enger wird mein Denken
immer blinder wird mein Blick,
mehr und mehr erfüllt sich täglich
mein entsetzliches Geschick.
Kraftlos schlepp ich mich durchs Leben
jeder Lebenslust beraubt,
habe keinen, der die Größe
meines Elends kennt und glaubt.
Doch mein Tod wird Euch beweisen,
daß ich jahre-, jahrelang
an des Grabes Rand gewandelt,
bis es jählings mich verschlang."
Quelle: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Pr%C3%A ... es_Syndrom