And hat geschrieben:kurzer Literaturfilm: Jojo Moyes über "Ein ganzes halbes Jahr"
"Jojo Moyes hat ein Buch über das bewegende Thema Sterbehilfe geschrieben. Im Literaturfilm-Interview erzählt sie uns über "Ein ganzes halbes Jahr", neu erschienen bei Rowohlt."
soeben gelesen - ein roman, doch eine glaubwürdige geschichte über unheilbarkeit & sterbehilfe - mit allen aspekten von unterstützung bis unverständnis & vorverurteilung. für mich sehr lesenswert, weil eben nicht nur kühle abhandlung sondern beleuchtung des ganzen emo-dilemmas aller beteiligten. sprich viel tränen + erstaunlich viel humor:
http://youtu.be/pgFdDzkGlE8, rezensionen bei amazon & co.
Ich habe den Roman ebenfalls gelesen.
Um Doppelposts zu vermeiden habe ich den Buchtitel als Suchbegriff eingegeben, bin aber nur vierfach fündig geworden, wobei ich zweimal auf eigene Beiträge verwiesen wurde. Das erstaunt mich insofern, als "Dignitas" in dem durchaus populären "Spiegel-Bestseller" eine Rolle spielt und dort auch unverschlüsselt genannt wird. Ich kann mir das nur so erklären, dass im Fahrwasser des Romans viele Hate-Posts von Außenstehenden hier aufgeschlagen sind, die dann aber zeitnah gelöscht oder gar nicht erst durchgelassen wurden!
An die Moderation:
Keine Sorge, dies wird kein Hate-Post!
In den Roman geht es um Will, einen englischen Rechtsanwalt, der nach einem unverschuldeten Unfall behindert ist und seit zwei Jahren aus eigener Kraft nur noch den Kopf und die Gesichtsmuskeln unter Kontrolle hat. Für alles andere. was den Körper betrifft, braucht er Hilfe. Dabei ist er geistig noch hellwach und bekommt alles mit! Sein Erwartungshorizont ist, dass in ein paar Jahren auch die Atmung versagen wird, so dass er dauerhaft extern beatmet werden muss. Das bedeutet noch weitere Einschränkungen!
Da würde JEDER über die Option Freitod nachdenken und das tut natürlich auch Will!
Dennoch will sein gsamtes Umfeld natürlich, dass Will erhalten bleibt!
Ich will das nicht mal als egoistisch verteufeln, es ist wahrscheinlich einfach nur menschlich und ... stinknormal!
Wenn du erstmal eine Zeitlang näher mit jemandem zu tun hattest, wird dieser Mensch zum Teil deines Lebens und du kannst ihn nicht ohne weiteres mehr loslassen, auch wenn das vernünftig wäre. Besonders dann nicht, wenn es sich um dein eigen Fleisch und Blut handelt bzw. sogar um den Nachwuchs! Wenn ich Kinder hätte, würde ich wahrscheinlich genauso "egoistisch" denken. Umso stärker wird die Bindung wahrscheinlich erst recht, wenn die Person noch einmal dem Tod knapp von der Schippe gesprungen ist. Auch wenn sie - wie Will - anschließend extrem beeinträchtigt ist. Darum fällt es insbesondere der Mutter vermutlich schwer, ihren Sohn gehen zu lassen. Immerhin bestimmt sie nicht per Dekret, dass ihr Sohn gefälligst überlebt - und sei es per Sauerstoffzelt - sondern sie lässt ihm einen Teil Selbstbestimmung und lässt sich auf einen Deal ein: Will gewährt ihr sechs Monate weiteres Leben. Wenn er anschließend immer noch in die Schweiz reisen will, lässt sie ihn ziehen. Selbstverständlich versucht sie alles, damit es nicht dazu kommt und er trotz allem wieder Lebnsfreude entwickelt.
So kommt die Erzählerin Louise, genannt "Lou" ins Haus, eine junge Arbeitslose aus dem Ort, die bislang nur gejobbt hat. Ihre einzige Qualifikation ist, dass sie nicht auf den Mund gefallen ist. Zunächst durch die fürstliche Entlohnung angelockt, die sie gut brauchen kann, kriegt sie irgendwann per Zufall mit, was ihre eigentliche Aufgabe im Haus ist, und nimmt diese auch wahr: Sie hängt sich mächtig rein und plant in Absprache mit der Mutter jede Menge Aktivitäten für Will, die ihm Spass machen könnten. Der schluckt den Köder sogar und lässt sich darauf ein ... obgleich - und dies ist ein dicker Kritikpunkt - das Ganze hinter seinem Rücken arrangiert wurde! Das wird im Buch auch nicht aufgelöst. Gut, am Ende kommt es, wie es in einem Liebesroman kommen muss: Louise und ihr Schützling kommen einander im Laufe der Zeot immer näher, sie stellt nach ein paar 100 Seiten fest, was der Leser schon von vornherein weiß, nämlich dass ihr Dauerverlobter ein sehr oberflächlicher Mensch ist, der gar nicht zu ihr passt. Sie trennt sich dann ja auch.
Aber dennoch: Ihre ursprüngliche Motivation war einfach nur, Will auf Deibel komm raus von der Selbstötung abzuhalten, ohne dass sie groß darüber nachdenkt! UND es war ein abgekartetes Spiel mit seiner Familie! Sie hat ihn sozusagen hintergangen. Anstelle von Will könnte die mich sonstwas, wenn ich das rausfinden würde! Und meine Familie auch!
Ich hätte die 6 Monate noch abgerissen, um mein Versprechen zu halten, und wäre dann gleich am nächsten Tag nach Ablauf der Frist ab in die Schweiz! Den Pfleger (die einzige Person, die halbwegs loyal ist) hätte ich gebeten, mich zu bringen!
Er nimmt das aber seltsamerweise ganz gelassen, falls es überhaupt thematisiert wird.