Meine Definition von Liebe ist, das Wohl des anderen über sein eigenes stellen , also so handeln, dass es dem anderen gut geht - egal, wie es einem selbst damit geht. Wenn z.B. die Person, die ich liebe, sich wünscht mit einer bestimmten anderen Person zusammen zu sein, dann habe ich alles daran gesetzt die beiden zusammen zu bringen und ich war der Gesprächspartner, habe mir seine Schwärmereien über die andere Person angehört usw. - das war sehr schlimm für mich, aber ich habe es nicht gesagt oder gezeigt.
Aber ich habe im Laufe der Zeit erfahren, dass die Selbstaufgabe, die Art des Daseins zum Wohle des anderen, ihre Grenzen hat...und zwar dort, wo die Selbstaufgabe für eine geliebte Person so weit geht, dass sie das eigene Überleben gefährdet. Ich musste damals den Schlusstrich an dieser Stelle ziehen, da ich nicht nur für einen Menschen am Leben bleibe, sondern für sehr viele mehr. Ich musste mich entscheiden: Lebe ich für diese eine Person weiter bis es mich umbringt oder beende ich die Beziehung und lebe für die vielen anderen Menschen weiter. Das war eine sehr schlimme Situation, eine echte Zwickmühle und ich habe noch heute große Gewissensbisse, dass ich meiner Definition von Liebe nicht in Bezug auf alle Mitmenschen entsprechen konnte! Ich fühle mich als Versager..
Zudem muss wirkliche Liebe neben Selbstlosigkeit für mich auch das Kriterium erfüllen, bedingungslos zu sein - also einen Menschen annehmen und wertschätzen zu können trotz seiner schlimmsten Schwächen und ihn für diese nicht zu verurteilen.
Wirkliche Liebe zeichnet auch gerade aus, wenn jemand zulassen kann, was für einen anderen selbst am besten ist bzw. auf die persönliche Einschätzung eines anderen diesbezüglich Rücksicht zu nehmen. Damit meine ich im Extremfall: Wenn jemand von der Welt gehen will, ihn auch gehen lassen können und ihn nicht (aus egoistischen Motiven, weil man selbst ja den Verlust nicht ertragen könnte) zum Leben zu zwingen! Dann kann man noch weiter gehen: Wenn z.B. ich meinen Mitmenschen sage, ich möchte niemals als Pflegefall weiter dahinvegetieren müssen(wenn ich z.B. durch einen Unfall oder misslungenen Suizidversuch dazu würde), dass sie mir versprechen, mich dann von so einem noch elenderen Dasein zu erlösen. Andersherum würde ich das auch für sie tun, wenn sie diesen Wunsch hätten.
Ja, ich habe eine sehr anspruchsvolle Definition von Liebe, die in der Realität leider gar nicht möglich ist, immer 100%ig zu leben, wie ich ja schon schmerzlich erfahren musste..

Keiner kann in jedem Moment seines Erdenlebens diese Liebe gegenüber anderen so leben! Es ist ein Geben und Nehmen. Wichtig finde ich das ständige Bemühen,diese Liebe so zu leben und zu geben.
Also ich auferlege mir deshalb den Vorsatz, solange für meine Mitmenschen weiter zu überleben - nur ihnen zuliebe, entgegen meinem schon so lange bestehenden eigenen Wunsch, zu sterben - solange, wie ich es schaffen kann. Und ich wünsche mir von meinen Mitmenschen, dass sie, wenn der Punkt errreicht ist, dass ich es nicht länger schaffen kann, mich nicht im Stich lassen!
Soviel erstmal von mir dazu. Ich finde dies ist ein sehr interessanter Thread und bin gespannt, was ihr zu meiner Definition von Liebe sagt.
Gruß,
Neverendingwar