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Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Verfasst: Montag 14. Januar 2013, 02:56
von Hegesias
Chron hat geschrieben:
Hegesias hat geschrieben:In der Natur hat Glück nur die Funktion eines Lockmittels. Wir sollen bestimmte Tätigkeiten (Fressen, Kopulieren) ausüben, die nötig sind, damit Gene weitergegeben werden. Nur deshalb gibt es ein "Belohnungssystem". Ähnlich wie kleine Leckerchen, mit deren Hilfe man einen Hund abrichtet. Unser Glück ist kein Selbstzweck, sondern nur Mittel zum Zweck.
Wenn ich mal unterstelle, dass die Natur kein denkender, wollender, strategisch planender Mensch ist, sondern eine Entwicklung über Jahrmillionen oder -milliarden inkl. Ausleseverfahren
Das ist natürlich richtig. Wenn man Begriffe wie "Funktion" oder "Absicht" auf die Natur anwendet, dann ist das natürlich nur im übertragenen Sinne gemeint.
so heisst das, es überleben langfristig die (Gene der) glücklicheren Leute, Tiere, Arten, und die ohne Glücksempfinden(-Möglichkeit) sterben aus.
Das widerspricht den Tatsachen. Die meisten Lebewesen empfinden weder Glück noch Leid. Auch zahlreiche Tiere wie Seeanemonen. Aber Empfänglichkeit für Lust und Leid sind bei Tieren mit komplexem Verhalten offenbar ein Überlebensvorteil. Was aber nicht heißt, dass diese Einrichtung dem Wohlergehen der Tiere dient. Vielleicht sind die Wesen, die Lust und Leid empfinden können, unterm Strich am schlechtesten dran, weil das Leid meistens überwiegt.

"Wer die Behauptung, daß, in der Welt, der Genuß den Schmerz überwiegt, oder wenigstens sie einander die Waage halten, in der Kürze prüfen will, vergleiche die Empfindung des Thieres, welches ein anderes frißt, mit der dieses andern.-" (Schopenhauer)

Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Verfasst: Donnerstag 28. Februar 2013, 01:24
von Alex
Neben mir ist niemand,
Der mich vor dem Tod beschützt,
Der mich führt, mich hält, mich auffängt,
Mich mit ruhiger Stimme stützt,
Mir den Ort zeigt, an den ich mich vor
Dem Sterben flüchten kann -
Jeden noch so hellen Morgen
Steigt die Kälte weiter an.
Ich finde keine Hilfe,
Keine Worte, keinen Schrein
Für den kleinsten oder größsten Schritt,
Ich gehe ihn allein
In die Einsamkeit, die Antwort -
Vor ihr gibt es kein Entrinnen:
Meine Seele nährt am Ende
Käfer, Maden, Würmer, Spinnen.

Alexander Kaschte

Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Verfasst: Freitag 1. März 2013, 16:14
von Melancholia
"I must go in, the fog is rising."

Emily Dickinson

Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Verfasst: Sonntag 10. März 2013, 09:48
von Thanatos
Man fürchtet die Zukunft nur, wenn man nicht sicher ist, sich im geeigneten Augenblick töten zu können. (E. M. Cioran)

Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Verfasst: Sonntag 10. März 2013, 11:09
von Chron
Thanatos hat geschrieben:Man fürchtet die Zukunft nur, wenn man nicht sicher ist, sich im geeigneten Augenblick töten zu können. (E. M. Cioran)
Hm. Interessante Meinung, aber: Stimmt das wirklich? Mir fallen dazu Agenten/Spione usw. ein, die angeblich immer eine Dosis Zyankali bei sich hatten, in einem Fingerring oder so. Vielleicht waren sie damit ruhiger? Aber für Normalmenschen: Und was ist mit dem Lebenstrieb? Man kann ja nicht jeder negativen Zukunftsvision bzw. jeder zukünftigen (irgendwann gegenwärtigen) Schwierigiekt gleich mit dem Tod ausweichen, oder will es nicht.

Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Verfasst: Sonntag 10. März 2013, 15:58
von Thanatos
Chron hat geschrieben:... Man kann ja nicht jeder negativen Zukunftsvision bzw. jeder zukünftigen (irgendwann gegenwärtigen) Schwierigiekt gleich mit dem Tod ausweichen, oder will es nicht.

Richtig, „....oder will es nicht.“ Eben darin zeigt sich ja der „Lebenstrieb“. Aber natürlich kann man unterschiedlicher Meinung sein, was die Cioranschen Aphorismen betrifft. Einige finden sie abstoßend, andere faszinierend.
Es grüßt der Thanatos

Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Verfasst: Montag 11. März 2013, 06:20
von Chron
Uii :oops: ...: "Schwierigiekt" sollte natürlich "Schwierigkeit" heissen.

Ich finde das Zitat keineswegs abstoßend, sondern interessant. Aber ich frage mich, ob das immer zutrifft, für Zukunftsängste. Das ist wahrscheinlich aber gar nicht beantwortbar, denn die Sicherheit, sich "im geeigneten Augenblick" töten zu können, gibt es wohl kaum. Und ich finde auch, der Tod sollte nicht immer die einzige Denk-Alternative sein können/müssen, wenn man etwas Schlechtes/Schlimmes befürchtet, sondern es sollte mehr (Wahl-)Möglichkeiten noch im Leben geben. Was aber auch nur Illusion/Theorie ist ...

Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Verfasst: Dienstag 12. März 2013, 10:40
von Thanatos
Chron hat geschrieben:... Und ich finde auch, der Tod sollte nicht immer die einzige Denk-Alternative sein können/müssen, wenn man etwas Schlechtes/Schlimmes befürchtet, sondern es sollte mehr (Wahl-)Möglichkeiten noch im Leben geben. Was aber auch nur Illusion/Theorie ist ...
Sicher, es gibt Wahlmöglichkeiten, um Zukunftsängsten zu begegnen. Es muss also nicht gleich der Tod der letzte Ausweg sein.
Man kann allerdings auch umgekehrt argumentieren: Anstatt sich ständig Zukunftsängsten auszusetzen und nach Lösungen zu ringen, hat vielleicht so mancher – oder wahrscheinlich die Mehrheit der „normalen Menschen“ - noch gar nicht ernsthaft an den Tod als Lösung aller Probleme und Ende allen Leids gedacht.
Wie dem auch sei, die Entscheidung bleibt jedem selbst überlassen....
Schönen Tag noch,
Thanatos

Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Verfasst: Dienstag 12. März 2013, 13:53
von Chron
Thanatos hat geschrieben:Man kann allerdings auch umgekehrt argumentieren: Anstatt sich ständig Zukunftsängsten auszusetzen und nach Lösungen zu ringen, hat vielleicht so mancher – oder wahrscheinlich die Mehrheit der „normalen Menschen“ - noch gar nicht ernsthaft an den Tod als Lösung aller Probleme und Ende allen Leids gedacht.
Auch richtig.
Thanatos hat geschrieben:Wie dem auch sei, die Entscheidung bleibt jedem selbst überlassen....
Wenn die Umsetzung der Entscheidung denn so einfach wäre - aber ich vermute, gerade das hat Cioran bejammert.

Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Verfasst: Mittwoch 13. März 2013, 09:24
von Thanatos
Chron hat geschrieben:...
Thanatos hat geschrieben:Wie dem auch sei, die Entscheidung bleibt jedem selbst überlassen....
Wenn die Umsetzung der Entscheidung denn so einfach wäre - aber ich vermute, gerade das hat Cioran bejammert.
Eine interessante Sichtweise der Cioran-Interpretation. Die fiel mir noch gar nicht ein. Soweit ich mich erinnere, las ich auch in keinem Werk über Cioran von solch einer Sichtweise. Man sollte jemanden fragen, der ihn kannte, ob es möglich wäre, dass Cioran – vielleicht gelegentlich – so dachte... zumindest Thanatos denkt so. :wink:
Gruß für den Tag

Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Verfasst: Freitag 15. März 2013, 01:50
von Chron
Das finde ich oft das Problem mit Zitaten: Man kann mit den verstorbenen Autoren/-innen davon nicht mehr reden/schreiben. Oft sind die Zitatee auch aus den ursprünglichen Zusammenhängen gerissen.
Umso mehr kann man eigene, teils aktuelle/wechselnde Gedanken damit verknüpfen. Quasi "subjektive Zitate" - die, mit gleichem Wortlaut, je nach Biografie der Äusserer/-innen ganz verschiedene Bedeutungen bekommen können. Und was solche Zitate wiederum wertvoll (und vielfältig) macht.

Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Verfasst: Freitag 15. März 2013, 09:43
von Thanatos
Chron hat geschrieben:Das finde ich oft das Problem mit Zitaten: Man kann mit den verstorbenen Autoren/-innen davon nicht mehr reden/schreiben....
Ja, richtig, aber bei den Cioran-Zitaten ist mir das im Grunde gleichgültig; der Inhalt als solcher ist es, was mir gefällt. Zumal ich erfuhr, dass der gute Mann im täglichen Leben keineswegs der Miesepeter war, als der er in seinen Werken erscheint, sondern ein durchaus lebenslustiger Mensch - von gelegentlichen depressiven Phasen abgesehen.
Mal ein Zitat von Thanatos, auch wenn das (noch? :wink: ) nicht in der Literatur auftaucht:
Wenn ich irgendeinen Sinn in meinem Leben zu sehen vermag, so ist es der, sterben zu dürfen.

Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Verfasst: Freitag 15. März 2013, 19:36
von BadGuardian
Thanatos hat geschrieben:Man fürchtet die Zukunft nur, wenn man nicht sicher ist, sich im geeigneten Augenblick töten zu können. (E. M. Cioran)
das hat was :P :O so gehts mir!

Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Verfasst: Montag 18. März 2013, 23:03
von Lemming
(Montaigne: Essais, 2. Buch, Kap. 3): Der freiwilligste Tod ist der schönste. Das Leben hängt von fremden Willen ab, der Tod von unserm."
(...) "Gott gibt uns genügend Spielraum für den Fall, daß er uns in eine Lage versetzt, wo wir das Leben unerträglicher finden als den Tod. Gewiß ist es Schwäche, den Leiden zu weichen, aber Torheit ist es, sie noch hegen und pflegen zu wollen."

Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Verfasst: Dienstag 19. März 2013, 18:16
von Rasiel
Wenn ich irgendeinen Sinn in meinem Leben zu sehen vermag, so ist es der, sterben zu dürfen.Thanatos


Und das ist dir gewiss und umsonst :wink: