Guter Mensch oder gute Tat

Themenbezogene Diskussionen, die sich nicht nur auf eine Person beziehen; Ursachen und Auslöser für Depressionen und Daseins-Ängste; Bewältigungsstrategien bei Lebensmüdigkeit; psychische Krankheitsformen; Suchtkrankheiten; Alkohol-, Drogen- und Medikamenten-Abhängigkeit; Beziehungsprobleme

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

nici
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Registriert: Mittwoch 24. März 2021, 11:48

Re: Guter Mensch oder gute Tat

Beitrag von nici »

So ein Quatsch aber auch !
Ich gehe zurück zum ersten Beitrag:
eindeutig bin ich Mensch eins, nur, daß ich niemals etwas spende und mich an keinen sozialen Projekten beteilige.
Also: von Grund auf Schlecht ?

Ich mach mein Ding, egal was die Anderen sagen und habe kein schlechtes Gewissen dabei, absolut ehrlich- auch wenn es manchmal weh tut und überhaupt so ungenormt...

Nun habe ich ein paar Menschen gefunden, die meine "Werte" teilen und wenig zimperlich mit mir umgehen. OMG, ist das befreiend !

Süßes Beispiel: ich bin ein Krüppel (Querschnittlähmung) und verbringe sehr viel Zeit mit einem Nachbarn, der lieb, sensibel, einfältig, freundlich... mir sehr ähnlich ist.
Das ist nämlich das, was wir aneinander schätzen !

All die anderen Attribute, die Person eins so geschickt zu zeigen vermag, leben wir mit Anderen aus, nämlich mit Solchen, vor denen wir unsere Feinfühligkeit verstecken wollen und sogar müssen, um nicht dauernd verletzt zu werden.

Wie oft sagt man mir, ich sei rechthaberisch ?
Bin ich auch ! Wenn ich Recht habe ! Doch es ist Nichts in Stein gemeißelt. Werde ich eines Besseren belehrt, freue ich mich über die neue Erkenntnis.
Das merkt aber keiner von den "Normalos"- ich gebe gerne zu, nicht normal, sogar ein Außenseiter zu sein.
Bei dem, was als normal gilt, eigentlich erfreulich.

Gestern hatte ich einen riesigen Streit mit meinem "Scheidungskandidaten" und brauchte dringend ein nettes Gespräch. Also rief ich einen alten Bekannten an und meldete mich mit den Worten:
"Ich muß mal mit jemandem sprechen, der denken kann."

Sofort das Veto: "Ich bin der Falsche, weil Soziopath, irrsinnig, gefährlich."
Jo, das haben sie ihm diagnostiziert. Er war schon oft in der Klapse. Ich liebe ihn als feinfühligen, intelligenten, zuverlässigen Freund... obwohl wir seit jeher leugnen, Freunde zu sein: wir müßten zugeben, einander so schrecklich viel zu bedeuten.

Klar, das liest sich irre ! Vielleicht kann jemand etwas mit meinen wirren Worten anfangen.

Was ich eigentlich sagen will: frage 10 Bekannte danach, wie sie Dich sehen und, wenn sie ehrlich sind, wirst Du 10 verschiedene Einschätzungen bekommen.

Ich suche meine "Freunde" nach dem Bauchgefühl aus, dann paßt das. Offiziell habe ich keinen einzigen aber dennoch drei, die mir IMMER zur Seite stehen.

Und zum Vertrauen: ich vertraue mir, meinem Gefühl und komischer Weise auch meinen Pappenheimern.
Vertrauen ist eine Entscheidung und ich fühle mich wohler, seit ich mich dazu entschieden habe.
Lexx
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Re: Guter Mensch oder gute Tat

Beitrag von Lexx »

Dissolved_Alice hat geschrieben: Donnerstag 12. September 2024, 16:12 Zum Threadtitel : Wenn überhaupt, dann nur GUTE Taten, gute Menschen gibt es nicht. Bzw tue ich mir sehr sehr schwer, Menschen in solche oberflächlichen Schubladen einzuteilen.
Mich hat damals sehr überrascht, wie sehr mich die Gesamtsituation tatsächlich überrascht und mir gleich mehrere Dinge vor Augen geführt hat:
Die Tatsache, dass ich vom Möpp niemals einen solchen Einsatz erwartet bzw. ihm ein derartiges Interesse und Engagement überhaupt zugetraut hätte; die läuternde Erkenntnis, mich selbst genau damit eines vorschnellen be- bzw. verurteilenden Schubladendenkens überführt zu haben; den Eindruck, wie stark und nachhaltig das neu gewonnene Wissen mein Bild des Möpps positiv verändern konnte.

Dissolved_Alice hat geschrieben: Ich schätze nichts mehr als aufrichtige authentische Menschen, die gerade heraus sind. Leider sind sie selten.
(...)
Wenn ich mal die Wohnung verlasse, zum Einkaufen oder so, machen mich die Leute irgendwie alle miteinander wütend, weil sich jeder hinter seinen tausend Masken versteckt, mir kommt das oft völlig falsch alles hier vor.
(...)
Wenn ich dann auch noch dieses hochtrabende „Krone der Schöpfung“ Geschwafel höre...Menschen sind eigenartig.
In diesem allgegenwärtigen Maskenball scheint regelrecht eine Notwendigkeit zu liegen, die zaghaft eigene Wertvorstellungen einflüsternde innere Stimme durch laut schmetternden opportunistischen Chorgesang zu übertönen und schockierend individuell ausgefallene Persönlichkeitsmerkmale bestmöglich durch förderliche, gewünschte, erwartete, vorausgesetzte usw. Attribute zu verschleiern. Zumindest sofern man Ziele wie gesellschaftliche Akzeptanz und Teilhabe, berufliche Karrieren unter Artgenossen, hinreichend große Auswahl bei der Partnersuche etc. anstreben sollte.

Dieser Mummenschanz aus kuntergrauen Konformitätsuniformen, atmenden Fakeprofilen und dem ein oder anderen "Ehrlich Brothers" würdigen Show Act besonders ambitionierter Sich-um-180°-Selbstverdreher scheint jedoch nur von denjenigen überhaupt als solcher wahrgenommen zu werden, die sich ihrer eigenen Kostümierung(snotwendigkeit) schmerzhaft bewusst sind, oder die das Kasperle-Theater anderweitig durchschaut haben und es für sich selber klar ablehnen, sich mit einer Narrenkappe zu krönen und bei dieser Scharade der Scheinhaftigkeiten mitzumachen.

Dissolved_Alice hat geschrieben: Ich glaube, der Mensch an sich ist „böse“ , wenn man sich mal anschaut, was wir anderen Lebewesen (inklusive unserer eigenen Spezies) alles so antun, wie wir die Umwelt zerstören, sogar der Orbit ist schon zugemüllt.
Hierzu fällt mir tatsächlich die Theorie eines Bekannten ein: Zusammengefasst sagt er, dass grundsätzlich jeder Mensch böse geboren wird und sich im weiteren Verlauf sozusagen erst herausstellt, wieviel davon dauerhaft bestehen bleibt und was noch in eine andere Richtung gesteuert werden kann.
Lexx
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Re: Guter Mensch oder gute Tat

Beitrag von Lexx »

nici hat geschrieben: Donnerstag 6. Februar 2025, 10:21 So ein Quatsch aber auch !
Ich gehe zurück zum ersten Beitrag:
eindeutig bin ich Mensch eins, nur, daß ich niemals etwas spende und mich an keinen sozialen Projekten beteilige.
Also: von Grund auf Schlecht ?
Meine persönliche Motivation für diesen Thread war tatsächlich nicht die Gegenüberstellung von Gut und Böse oder gar der Glaube, Menschen allen Ernstes wie Märchenbuchgeschöpfe (nur gute Heldengestalt, nur böser Gegenspieler) kategorisieren zu können-
obgleich exakt diese extrem einseitige Darstellung in der medialen Berichterstattung aktuell wieder einmal zunehmend um sich zu greifen scheint.

Die Skizzierung der Figuren sowie der komplette Eingangspost sind definitiv sehr vereinfacht gehalten und werden weder den beiden als Vorlage dienenden Personen, noch der Komplexität dieser Thematik auch nur ansatzweise gerecht. Ganz allgemein formuliert und gerne auch komplett ohne Bezug auf mein Beispiel freue ich mich natürlich sehr über deine und all eure Meinungen, ob in euren Augen Eigenschaften oder Taten stärker gewichtet werden.

nici hat geschrieben: All die anderen Attribute, die Person eins so geschickt zu zeigen vermag, leben wir mit Anderen aus, nämlich mit Solchen, vor denen wir unsere Feinfühligkeit verstecken wollen und sogar müssen, um nicht dauernd verletzt zu werden.
Und wahrscheinlich hast du genau damit ganz vortrefflich auf den Punkt gebracht, warum sich manche Menschen dazu gezwungen sehen, sich als Schutzschild lieber eine *Piep* Attitüde zuzulegen. Einfach schlimm und sehr traurig, wenn ausgerechnet Eigenschaften wie Empathie und Feinfühligkeit durch feind-fühlige Speziesvertreter als Schwächen und Angriffsflächen betrachtet werden...

nici hat geschrieben: Nun habe ich ein paar Menschen gefunden, die meine "Werte" teilen und wenig zimperlich mit mir umgehen. OMG, ist das befreiend !
(...)
Ich liebe ihn als feinfühligen, intelligenten, zuverlässigen Freund... obwohl wir seit jeher leugnen, Freunde zu sein: wir müßten zugeben, einander so schrecklich viel zu bedeuten.
(...)
Ich suche meine "Freunde" nach dem Bauchgefühl aus, dann paßt das. Offiziell habe ich keinen einzigen aber dennoch drei, die mir IMMER zur Seite stehen.
Jetzt kann ich mich tatsächlich nur wiederholen:
Es freut mich von Herzen für dich, dass diese drei wunderbaren "Nicht-Freunde" in dein Leben getreten sind und sich deine Situation in dieser Hinsicht dermaßen positiv gewandelt hat!! Du schreibst übrigens so süß von ihnen, dass man beim Lesen sofort merkt, wie viel ihr einander bedeutet!!
nici
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Re: Guter Mensch oder gute Tat

Beitrag von nici »

Ja, wie viel wir einander bedeuten...

Einen Tag, nachdem ich hier meinen Senf dazu gegeben habe, wurde einer meiner Nicht- Freunde ins Krankenhaus eingeliefert: Bauchspeicheldrüsen- Krebs.

Ich weiß, ich bin im falschen Thread, doch so wißt ihr, worum es geht.
Er liegt in einem KH weit außerhalb meines Sichfeldes und zuerst telefonierten wir miteinander, dann kam nichts mehr. Ein Anruf im KH bestätigte mir, daß er noch lebt. Eine Woche lang habe ich geheult, ohne mich jemandem anzuvertrauen.

Dann ein Gespräch mit meinem Nachbarn der sich, ohne, daß ich fragen mußte, bereit erklärte, mich in die weit entfernte Stadt zu fahren.

Gestern war ich im KH, kam in das 3- Bett- Zimmer, schaute mir die Kranken an und fragte, ob mein Bekannter nicht hier läge... ich habe ihn nicht erkannt !!!
Uralt, abgemagert, ledrige Haut, tiefliegende Augen... ich habe so etwas noch niemals gesehen.

Ich setzte mich zu ihm und wir hielten uns bei den Händen, drückten und streichelten sie. Lange sprachen wir nicht aber wenn, dann Dinge, die niemand verstehen würde: nur unfreundliche Spitzen.

Als ich gehen mußte, nahm ich ihn fest in die Arme und flüsterte: "Ich hab Dich lieb" und ebenso leise flüstert er zurück: "Ich Dich auch."
War gar nicht so schwer.

Vor dem KH wartete schon mein Nachbar. "Eigentlich bist Du doch mein Freund" sagte ich, noch voll im Gefühlsrausch und er antwortete: "Wir müssen das einfach üben ! Ab heute sagen wir ehrlich, wenn wir Hilfe brauchen- egal was ist..."
Ich muß ihm noch sagen, daß ich ihn lieb habe.

Leute ! Wenn ihr Gefühle für jemanden hegt, haltet euch nicht zurück !!! Es ist so wichtig !!!
Irgendwann ist es zu spät und dann bereut ihr es zutiefst !
Mir ist das, vor Jahren, passiert, als ein echter Freund sich das Leben nahm. Wir wußten, daß wir uns lieben, doch es wurde nie ausgesprochen. WARUM ???

Begeben wir uns damit nicht auf die Stufe dieser Zombis, die überall unser Leben kreuzen ohne unseren Wert zu erkennen ?
Und dann sind da Menschen wie wir, deren Herz im gleichen Takt schlägt... das sollten wir SO SEHR zu würdigen wissen !

Ich weiß nicht, ob mein Freund das überlebt. Sie werden ihm den Tumor aus seinem mageren, schwachen Körper schneiden und, wenn er das übersteht, mit ner Chemo quälen... und danach ? Sollte er das überleben, wird er Hilfe zulassen ?

Kaum zu glauben ! Er arbeitet, seit Jahren, im gleichen Betrieb, viele Mitarbeiter, zwei Chefs, dann drei Brüder und seine Mama lebt auch noch.
Auf meine Frage, ob er viel Besuch bekomme, antwortete er: "Du bist die Erste, die zu mir kommt."

Wen wundert es da, daß wir alle verzweifelt sind ??? Nicht wir sind die Kaputten, es sind die Zombis !!! So will ich die Irren da draußen ab heute nennen !!!

Darum: vernetzt euch !!! Nehmt euch nicht das Leben und überlaßt die Welt nicht diesen Irren !!!
Habt euch lieb ! Ich habe euch auch lieb und erkennt ENDICH, wie wertvoll ihr seid- für irgendjemanden da draußen.
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