Liebste Lyrik
Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator
Hier zwei Gedichte von Joachim Ringelnatz
Jung sterben – in besten, noch hoffenden Jahren –
Wie schön muss das sein!
Du hättest nur Gutes, nur Frohes erfahren.
Blieb alles dein.
Und es blieb an der Stätte, wo du begraben,
nur Liebe zurück.
So gar nichts Trübes gekostet zu haben –
Wärs nicht ein Glück?
************************
Wenn ich tot bin, darfst du gar nicht trauern.
Meine Liebe wird mich überdauern
und in fremden Kleidern dir begegnen
und dich segnen.
Lebe, lache gut,
mache deine Sache gut.
LG
Schnucki
Jung sterben – in besten, noch hoffenden Jahren –
Wie schön muss das sein!
Du hättest nur Gutes, nur Frohes erfahren.
Blieb alles dein.
Und es blieb an der Stätte, wo du begraben,
nur Liebe zurück.
So gar nichts Trübes gekostet zu haben –
Wärs nicht ein Glück?
************************
Wenn ich tot bin, darfst du gar nicht trauern.
Meine Liebe wird mich überdauern
und in fremden Kleidern dir begegnen
und dich segnen.
Lebe, lache gut,
mache deine Sache gut.
LG
Schnucki
Grenze der Verzweiflung (Erich Fried)
Ich habe Dich so lieb
dass ich nicht mehr weiß
ob ich Dich so lieb habe
oder ob ich mich fürchte
ob ich mich fürchte zu sehen
was ohne Dich
von meinem Leben
noch am Leben bliebe
Wozu mich noch waschen
wozu noch gesund werden wollen
wozu noch neugierig sein
wozu noch schreiben
wozu noch helfen wollen
wozu aus den Strähnen von Lügen
und Greueln noch Wahrheit ausstrählen
ohne Dich
Vielleicht doch weil es Dich gibt
und weil es noch Menschen
wie Du geben wird
und das auch ohne mic
Ich habe Dich so lieb
dass ich nicht mehr weiß
ob ich Dich so lieb habe
oder ob ich mich fürchte
ob ich mich fürchte zu sehen
was ohne Dich
von meinem Leben
noch am Leben bliebe
Wozu mich noch waschen
wozu noch gesund werden wollen
wozu noch neugierig sein
wozu noch schreiben
wozu noch helfen wollen
wozu aus den Strähnen von Lügen
und Greueln noch Wahrheit ausstrählen
ohne Dich
Vielleicht doch weil es Dich gibt
und weil es noch Menschen
wie Du geben wird
und das auch ohne mic
treffer
helen hat geschrieben:
Grenze der Verzweiflung (Erich Fried)
Ich habe Dich so lieb
dass ich nicht mehr weiß
ob ich Dich so lieb habe
oder ob ich mich fürchte
ob ich mich fürchte zu sehen
was ohne Dich
von meinem Leben
noch am Leben bliebe
Wozu mich noch waschen
wozu noch gesund werden wollen
wozu noch neugierig sein
wozu noch schreiben
wozu noch helfen wollen
wozu aus den Strähnen von Lügen
und Greueln noch Wahrheit ausstrählen
ohne Dich
Vielleicht doch weil es Dich gibt
und weil es noch Menschen
wie Du geben wird
und das auch ohne mich
hallo helen,
danke.
das ist fuer mich genau der spiegel des lebens.
mit all seinen fragen.
mit seiner verzweiflung UND seiner hoffnung.
schade, dass nicht jedem das quentchen glueck vergoennt ist, Nicht ueber einen suizid nachdenken zu muessen . . . . .
gruss, pida
Hallo Helen,
auch für mich treffen die Worte so ziemlich ins Schwarze.
Sie drücken aber auch das aus, wovor ich große Angst entwickelt habe, nämlich dass ein Mensch für einen anderen Menschen zum einzigen Lebenszweck gerät. Liebe ist so ein Tanz auf dem Drahtseil, nicht wahr?
Hier ein paar Worte dazu vom Einstein:
Seltsam ist unsere Situation hier auf Erden. Jeder kommt zu einem kurzen Besuch, ohne zu wissen warum, und jedoch anscheinend manchmal um einen Zweck zu erfüllen. Es gibt jedoch eines, das wir mit Sicherheit wissen. Der Mensch ist hier um der anderen Menschen willen - Vor allem für jene, von deren Lächeln und Wohlergehen unser eigenes Glück abhängt.
Albert Einstein
Grüße
Lux
auch für mich treffen die Worte so ziemlich ins Schwarze.
Sie drücken aber auch das aus, wovor ich große Angst entwickelt habe, nämlich dass ein Mensch für einen anderen Menschen zum einzigen Lebenszweck gerät. Liebe ist so ein Tanz auf dem Drahtseil, nicht wahr?
Hier ein paar Worte dazu vom Einstein:
Seltsam ist unsere Situation hier auf Erden. Jeder kommt zu einem kurzen Besuch, ohne zu wissen warum, und jedoch anscheinend manchmal um einen Zweck zu erfüllen. Es gibt jedoch eines, das wir mit Sicherheit wissen. Der Mensch ist hier um der anderen Menschen willen - Vor allem für jene, von deren Lächeln und Wohlergehen unser eigenes Glück abhängt.
Albert Einstein
Grüße
Lux
Möchte den freien Raum nutzen und ein schon etwas älteres Gedicht
aus meiner früheren "Schaffensphase" beisteuern:
TRÄUME
Mein Reich es ist ein Totenacker...
für jeden meiner bleichen Träume – den ich einst
mit lachend Antlitz dort vergrub..
Meine Hände furchen feuchten Lehm,
so wie jüngst rost'ger Stahl sich in mein Fleisch verbiss..
Wunden nässen klamme Fetzen, die das verhüllen,
was an Körperlichkeit mir blieb...
Will nur einmal noch, ein allerletztes Mal....
....traumwandelnd eines jungen Tages Glanz genießen,
ein Lächeln schenken, Demut üben...
...der Gestirne Angesicht, das will ich preisen und
in die fernen Tiefen äonenalter Leere
meinen schwachen Ruf entsenden...
Will einmal nur noch.....
....Tränen küssen, welche nicht die meinen sind,
den sanften Druck von fremden Lippen auf den meinen spüren,
ganz sacht in Händen halten, was man mir niemals
vergönnt hat zu erlangen....
Will einmal nur noch...
frost'gen Atem hauchen, wenn's mich auf reifbekränzten
Schwingen in tausend kalten Wintern
nach einer neuen Sonne sehnt...
Will einmal nur noch...
....Mensch sein, so wie ihr.. in euren Massen untergehen,
weil ich euch im Grunde doch beneide...
Nur ganz am Ende werd' ich...
..noch einmal - ein allerletztes Mal - der Esse Glut entfachen...
im Funkenregen dann ein Herz aus schwarzem
Stahl mir schmieden...
und es noch stets an meiner Brust verwahren,
wenn man mich auf off'nem Felde
auch längst hat aufgebahrt...
So bleibt nach meinem Tode, in einer Walstatt aus Gebeinen,
ein stählern' Herz nicht ewig kalt,
die ersten Sonnenstrahlen schenken Wärme,
jenem, dem's im Leben niemals galt.
aus meiner früheren "Schaffensphase" beisteuern:
TRÄUME
Mein Reich es ist ein Totenacker...
für jeden meiner bleichen Träume – den ich einst
mit lachend Antlitz dort vergrub..
Meine Hände furchen feuchten Lehm,
so wie jüngst rost'ger Stahl sich in mein Fleisch verbiss..
Wunden nässen klamme Fetzen, die das verhüllen,
was an Körperlichkeit mir blieb...
Will nur einmal noch, ein allerletztes Mal....
....traumwandelnd eines jungen Tages Glanz genießen,
ein Lächeln schenken, Demut üben...
...der Gestirne Angesicht, das will ich preisen und
in die fernen Tiefen äonenalter Leere
meinen schwachen Ruf entsenden...
Will einmal nur noch.....
....Tränen küssen, welche nicht die meinen sind,
den sanften Druck von fremden Lippen auf den meinen spüren,
ganz sacht in Händen halten, was man mir niemals
vergönnt hat zu erlangen....
Will einmal nur noch...
frost'gen Atem hauchen, wenn's mich auf reifbekränzten
Schwingen in tausend kalten Wintern
nach einer neuen Sonne sehnt...
Will einmal nur noch...
....Mensch sein, so wie ihr.. in euren Massen untergehen,
weil ich euch im Grunde doch beneide...
Nur ganz am Ende werd' ich...
..noch einmal - ein allerletztes Mal - der Esse Glut entfachen...
im Funkenregen dann ein Herz aus schwarzem
Stahl mir schmieden...
und es noch stets an meiner Brust verwahren,
wenn man mich auf off'nem Felde
auch längst hat aufgebahrt...
So bleibt nach meinem Tode, in einer Walstatt aus Gebeinen,
ein stählern' Herz nicht ewig kalt,
die ersten Sonnenstrahlen schenken Wärme,
jenem, dem's im Leben niemals galt.
Wanderer, deine Worte treiben mir Schauer über den Rücken.
Sehr intensiv.
Wir im Weltinneren
Pflanze auf meine Lenden
Deiner Liebesküsse Raserei:
Sieh: mein Schrei
Brüllt wie eine Fackel auf zu Weltenbränden.
Lass die Sterne bleich ins Nichts verrinnen,
Lass die Erde sich in Asche modern,
Wir im Welteninnen
Werden wie die Hölle ewig lodern.
(Klabund, 1890-1928)
Sehr intensiv.
Wir im Weltinneren
Pflanze auf meine Lenden
Deiner Liebesküsse Raserei:
Sieh: mein Schrei
Brüllt wie eine Fackel auf zu Weltenbränden.
Lass die Sterne bleich ins Nichts verrinnen,
Lass die Erde sich in Asche modern,
Wir im Welteninnen
Werden wie die Hölle ewig lodern.
(Klabund, 1890-1928)
Traum-Chimäre
Nass und rau
Nass und grau
Eile, eile
Nackte Füße
Eile, eile
Duck dich! Spring!
Leere Augen, graue Münder
Toten Tauben
Federteppich
Kalt und klebrig
Sinnlos und nass
Kalte Masse
Kalter Körper
Hände greifen
Halten nicht
Nichts das wächst
Das nicht vergeht
Nichts kommt
Das nicht verschwindet
Meine Träume
Töten mich
Nass und rau
Nass und grau
Eile, eile
Nackte Füße
Eile, eile
Duck dich! Spring!
Leere Augen, graue Münder
Toten Tauben
Federteppich
Kalt und klebrig
Sinnlos und nass
Kalte Masse
Kalter Körper
Hände greifen
Halten nicht
Nichts das wächst
Das nicht vergeht
Nichts kommt
Das nicht verschwindet
Meine Träume
Töten mich
Glaub mir, die wirklich Dummen leben leichter in dieser Welt, die manchmal so gar nicht für unsere kleinen Menschenkinder geschaffen scheint. Ob sie besser leben? Die meiste Zeit über wahrscheinlich. Nur in Momenten der gegenseitigen Erkenntnis, in den kurzen Augenblicken in denen die Brüderschaft in den Augen eines anderen, manchmal in seinem Herzen, sichtbar wird, da wird Glück für kurze Zeit fassbar und anschaulich. Die Frage ist, ob uns diese Momente zum weiterleben gereichen können, ob wir es schaffen, unser Denken und Handeln an ihnen auszurichten.
Liebste Lyrik
das hast du so richtig verdient und es ist schön deine zeilen zu lesen und zu merken,wie sehr es dich freut =)
liebste grüße und ein ganz schönes weihnachtsfest euch allen noch =
liebste grüße und ein ganz schönes weihnachtsfest euch allen noch =
Zweifel
Keine Ahnung wohin
unfähig zu handeln
zurückliegende Erinnerungen
vor mir das Ungewisse
-Scheidewege-
zwischen den Stühlen
auf dem Boden lauern
kauern
die Antworten
Dunstwolken verdichten sich
machen blind
vergiften sich
verschwinden
umwabern
verwirren
vernichten
verdichten
-den Zweifel-
by Lux
Keine Ahnung wohin
unfähig zu handeln
zurückliegende Erinnerungen
vor mir das Ungewisse
-Scheidewege-
zwischen den Stühlen
auf dem Boden lauern
kauern
die Antworten
Dunstwolken verdichten sich
machen blind
vergiften sich
verschwinden
umwabern
verwirren
vernichten
verdichten
-den Zweifel-
by Lux
-
- Beiträge: 439
- Registriert: Sonntag 15. November 2009, 21:08
- Wohnort: 123 Fakestreet
Das Eisenbahngleichnis
Wir sitzen alle im gleichen Zug
und reisen quer durch die Zeit.
Wir sehen hinaus. Wir sahen genug.
Wir fahren alle im gleichen Zug.
Und keiner weiß, wie weit.
Ein Nachbar schläft, ein anderer klagt,
ein dritter redet viel.
Stationen werden angesagt.
Der Zug, der durch die Jahre jagt,
kommt niemals an sein Ziel.
Wir packen aus. Wir packen ein.
Wir finden keinen Sinn.
Wo werden wir wohl morgen sein?
Der Schaffner schaut zur Tür herein
und lächelt vor sich hin.
Auch er weiß nicht, wohin er will.
Er schweigt und geht hinaus.
Da heult die Zugsirene schrill!
Der Zug fährt langsam und hält still.
Die Toten steigen aus.
Ein Kind steigt aus. Die Mutter schreit.
Die Toten stehen stumm
am Bahnsteig der Vergangenheit.
Der Zug fährt weiter, er jagt durch die Zeit,
und niemand weiß, warum.
Die I. Klasse ist fast leer.
Ein feister Herr sitzt stolz
im roten Plüsch und atmet schwer.
Er ist allein und spürt das sehr.
Die Mehrheit sitzt auf Holz.
Wir reisen alle im gleichen Zug
zu Gegenwart in spe.
Wir sehen hinaus. Wir sahen genug.
Wir sitzen alle im gleichen Zug
und viele im falschen Coupé.
Erich Kästner
Wir sitzen alle im gleichen Zug
und reisen quer durch die Zeit.
Wir sehen hinaus. Wir sahen genug.
Wir fahren alle im gleichen Zug.
Und keiner weiß, wie weit.
Ein Nachbar schläft, ein anderer klagt,
ein dritter redet viel.
Stationen werden angesagt.
Der Zug, der durch die Jahre jagt,
kommt niemals an sein Ziel.
Wir packen aus. Wir packen ein.
Wir finden keinen Sinn.
Wo werden wir wohl morgen sein?
Der Schaffner schaut zur Tür herein
und lächelt vor sich hin.
Auch er weiß nicht, wohin er will.
Er schweigt und geht hinaus.
Da heult die Zugsirene schrill!
Der Zug fährt langsam und hält still.
Die Toten steigen aus.
Ein Kind steigt aus. Die Mutter schreit.
Die Toten stehen stumm
am Bahnsteig der Vergangenheit.
Der Zug fährt weiter, er jagt durch die Zeit,
und niemand weiß, warum.
Die I. Klasse ist fast leer.
Ein feister Herr sitzt stolz
im roten Plüsch und atmet schwer.
Er ist allein und spürt das sehr.
Die Mehrheit sitzt auf Holz.
Wir reisen alle im gleichen Zug
zu Gegenwart in spe.
Wir sehen hinaus. Wir sahen genug.
Wir sitzen alle im gleichen Zug
und viele im falschen Coupé.
Erich Kästner