so-lebt-der-lurch hat geschrieben:Lena-Marie hat geschrieben:Lena-Marie hat geschrieben:
Schlimm finde ich nur, dass er mit seinen "suizidalen Ergüssen" bestimmt viele Menschen, die sich in ihrer Entwicklungsphase befanden, beeinflusst hat, die sich nach dem Lesen seiner Bücher dann das Leben nahmen

Lena, bei solchen Argumenten, die auf vorgeschobenem Verantwortungsbewusstsein für andere basieren, wird mir immer übel.
Ich halte das nicht für ehrlich. Würdest du sonst höchstpersönlich Ratschläge in einer für alle frei zugänglichen Methodendiskussion geben?

Ich finde, es ist ein grosser Unterschied, ob so ein hilfloser, verzweifelter Mensch wie ich hier in einem solchen Forum seine stupiden Gedankenergüsse abläd, oder ob ein Mensch mit Sendungsbewusstsein meint, seine ureigenen Gedanken in Form von Bücher-Botschaften unter die Menschheit bringen zu müssen wie Cioran.
Seine Bücher werden als Botschaften verstanden von seinem Publikum. Es sind suizidale Botschaften. Und am meisten davon angesprochen fühlen sich junge Leute, Menschen in ihrer Entwicklungsphase. Für die es verheerende Folgen haben kann, da sie nicht über dieses stoische* Gemüt verfügen, wie es Cioran gehabt haben muss, um diese, seine Gedanken zu überleben!

Das muss man sich erstmal erarbeiten, dazu braucht es Jahrzehnte, die hatten viele dieser Menschen nicht.
Wkipedia: * ""Für den Stoiker als Individuum gilt es, seinen Platz in dieser Ordnung zu erkennen und auszufüllen, indem er durch die Einübung emotionaler Selbstbeherrschung sein Los zu akzeptieren lernt und mit Hilfe von Gelassenheit und Seelenruhe zur Weisheit strebt."
Mir fällt dazu immer Goethe ein, dieser feine Sack, der seinen dicken Wanst so gerne mit "Frankfurter grünen Sosse" gefüllt hat und seinem Erguss "Die Leiden des jungen Werther". Ihr wisst bestimmt auch um diesen Umstand:
http://de.wikipedia.org/wiki/Werther-Effekt
Beide, Cioran und Goethe, sind übrigens 84 Jahre alt geworden! (und ich möcht nicht wissen, wieviele ihrer Leser nichtmal 20 Jahre alt geworden sind nach dem Lesen ihrer Lektüre. Es kotzt mich an. (Ruhm auf Leichen aufzubauen). Natürlich denke auch ich, dass all diese jungen Leute schon unzulässiges Wort waren, aber diese Lektüre war dann zusätzliche Motivation.
Es betraf doch eh immer nur die, die sich eh in einer Sinnkrise befanden!
Die, die darüber längst hinweggefunden hatten (Cioran, Goethe), konnten "locker" über Suizid und Sinnlosigkeit des Lebens palavern,
die waren nicht mehr in Gefahr!
Ich finde schon, dass, wer Bücher schreibt, eine gewisse Verantwortung gegenüber seiner potentiellen Leserschaft hat. (auch wenn dir jetzt übel wird, Deadly, ich steh dazu!)
(Ich glaub, Ciorans und Goethes Verhalten sind ein Nebenkriegsschauplatz für mich: Ich selbst hab grosse Angst davor, so ein Palaverer zu werden, zu sein, und in 10 Jahren immer noch hier über Suizid zu palavern. Ich verachte dieses Herumgeeiere. Ich kann nicht so "drüber stehen" wie Cioran und Goethe (und mal wieder Grüne Sosse essen, ein Buch schreiben usw.), ich werd dabei nicht 84, ich geh dabei zugrunde). Das hält meine Psyche nicht aus und meinen Körper, diesen armen, treuen Weggefährten, der jeden Tag alles dafür tut, dass ich funze, ? ich damit.