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Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur
Verfasst: Mittwoch 18. Juli 2012, 13:38
von TraurigerMensch
Auch ein Cioran "Fan"?
Theoretisch könnte man hier jedes Zitat aus "Vom Nachteil, geboren zu sein" und "Die verfehlte Schöpfung" zitieren, es würde immer passen...
Als ich vor langer Zeit seine Bücher gelesen habe ist etwas passiert, was mir bei keinem anderen Author jemals passiert ist:
Ich musste bei jedem Satz mit dem Kopf nicken und hab mir nur gedacht "ohja, wie Recht er doch hat".
(naja, ok, bei Schopenhauer vielleicht auch, aber da nur bei jedem 2. Satz

)
Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur
Verfasst: Donnerstag 19. Juli 2012, 07:54
von born4what
TraurigerMensch hat geschrieben:Auch ein Cioran "Fan"?
Theoretisch könnte man hier jedes Zitat aus "Vom Nachteil, geboren zu sein" und "Die verfehlte Schöpfung" zitieren, es würde immer passen...
Dass, was ich bis jetzt hier und auch aus einigen Texten von Google über Cioran gelesen habe, kann ich meiner Meinung nach, nur verifizieren.
Leider scheint es so, als gäbe es kein e-book. Zumindest nicht laut den ersten Seiten von Google. Kennt vielleicht doch noch einer einen Link zum kostenlosen Lesen

?
Um dem Thread noch gerecht zu werden

, ein anhängendes Zitat:
„Wenn du im Sarg liegst, haben sie dich das letzte Mal reingelegt.“ - Leider unbekannt.
Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur
Verfasst: Donnerstag 19. Juli 2012, 09:16
von Thanatos
TraurigerMensch hat geschrieben:.., seine Bücher gelesen habe ist etwas passiert, was mir bei keinem anderen Author jemals passiert ist:
Ich musste bei jedem Satz mit dem Kopf nicken und hab mir nur gedacht "ohja, wie Recht er doch hat".
(naja, ok, bei Schopenhauer vielleicht auch, aber da nur bei jedem 2. Satz

)
Dem kann ich nur zustimmen.
Und das Zitat des Tages, diesmal nicht von Cioran

:
Der Tod ist noch das Schlimmste nicht, vielmehr
Den Tod ersehnen und nicht sterben dürfen.
(Sophokles, Elektra)
Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur
Verfasst: Sonntag 22. Juli 2012, 22:14
von TraurigerMensch
Cioran:
Wir alle haben sie geerbt, die Unfähigkeit, bei sich zu bleiben, von welcher der Schöpfer eine so bedauerliche Demonstration geboten hat:
Zeugen, das heißt, auf andere Weise, in anderer Größenordnung das Unternehmen fortsetzen, das seinen Namen trägt, es heißt,
aus beklagenswerter Nachäffung seiner „Schöpfung“ etwas hinzufügen. ... Die Lepra ist ungeduldig und gierig, sie liebt es, sich auszudehnen.
Es ist wichtig, die Fortpflanzung zu entmutigen, denn die Furcht, daß die Menschheit erlösche, hat keine Grundlage: was auch geschieht,
es wird immer genug Blöde geben, die nichts besseres wünschen, als sich fortzusetzen ... Die kriminelle Aufforderung der Genesis:
„Wachset und mehret euch“, konnte nicht aus dem Munde eines guten Gottes gekommen sein. Seid selten, hätte er vermutlich empfohlen,
wenn er mitzureden gehabt hätte. ... Die Welt ist nicht in Freude erschaffen worden. Doch zeugt man im Genuß.
Gewiß, aber der Genuß ist nicht die Freude, er ist dessen Trugbild. Seine Funktion ist, zu mogeln, uns vergessen zu lassen,
daß die Schöpfung bis in jede Einzelheit das Siegel jener ursprünglichen Trauer trägt, aus der sie entspringt. ...
Man kann nicht zugestehen, daß ein Gott, ja, nicht einmal daß ein Mensch aus einer Turnübung entspringt, die von einem Grunzen gekrönt wird.
Wie seltsam, daß in so langer Frist die „Evolution“ noch nicht imstande war, ein anderes Rezept zu entwickeln.
Aber warum hätte sie sich die Mühe gegeben, wo doch die existierende Methode auf vollen Touren läuft und jedem zusagt? ...
Wenn man weiß, was das Schicksal jedem zuweist, steht man verblüfft vor dem Missverhältnis zwischen einem Augenblick der Unachtsamkeit
und der ungeheuren Summe von Ungemach, die daraus entsteht. Je mehr man dieses Thema hin und her wendet, desto mehr kommt man zu dem Schluß,
daß nur jene es verstanden haben, die sich für die Orgie oder die Askese entschieden, die Lüstlinge oder die Kastrierten.
Mehr gibt es nicht zu sagen. Eine 100%ige Übereinstimmung mit meinen Gedanken.
Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur
Verfasst: Montag 30. Juli 2012, 23:11
von Nachtmahr
Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben?
(J. R. R. Tolkien)
Aber was ist mit denen, die leben und den Tod nicht nur verdienen, sondern auch wollen, wer kann ihn ihnen geben?
Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur
Verfasst: Dienstag 31. Juli 2012, 04:11
von tchanavitka
(naja, ok, bei Schopenhauer vielleicht auch, aber da nur bei jedem 2. Satz

)
Nanana, aber doch nicht bei seinem Meisterwerk "Über die Weiber"?
Topic, mal was aus einem ganz uncioranischem, eher (oder ehemals...) buddistisch geprägtem Teil der Welt:
"Bevor Shan Tao Yun nach Tibet gekommen war, hatte er nicht geahnt, dass man auf so verschiedenartige Weise sterben konnte und dass es dermaßen viele Bezeichnungen für den Tod gab. Und er hatte nie in Betracht gezogen, das Wunder des Todes für ebenso großartig zu erachten wie das Wunder der Geburt. Tibet war ein von Rätseln durchdrungenes Land, und am unergündlichsten blieb für Shan die Frage, wie an einem Ort, an dem das Leben so beschwerlich war, dass Sterben derart makellos zu sein vermochte."
Aus dem von Roman von Eliot Pattison - "Der Berg der toten Tibeter"
Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur
Verfasst: Dienstag 31. Juli 2012, 07:18
von Lena-Marie
Zwei meiner Lieblinge
"Wenn ich sterbe komme ich in den Himmel ,
in der Hölle war ich schon."
(Verfasser unbekannt)
...........
"Wie schön muss es erst
im Himmel sein,
wenn er von schon von aussen so schön aussieht!"
(Pippi Langstrumpf)
(voller Name Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf)
Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur
Verfasst: Dienstag 31. Juli 2012, 11:46
von Thanatos
Damit wir Cioran nicht vergessen:
Gegenüber der Armseligkeit des Lebens hat der Tod alle Argumente auf seiner Seite.
Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur
Verfasst: Samstag 25. August 2012, 19:31
von Grenzwelten
http://solaris93.beepworld.de/freitod.htm
"Es geht mich nichts mehr an..., das Fahrzeug sitzt fest,
will nicht mehr. Will ihn nur noch um Verzeihung bitten..."
(tucholsky)
"Die Wahrheit ist, dass mir auf Erden
nicht zu helfen war."
(kleist)
Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur
Verfasst: Sonntag 26. August 2012, 09:04
von Thanatos
Sinnen auf den Tod ist sinnen auf die Freiheit.
Wer sterben gelernt hat, versteht das Dienen nicht mehr. (Montaigne)
Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur
Verfasst: Mittwoch 29. August 2012, 21:32
von Grenzwelten
"Der Suizident betritt vor dem Absprung einen Raum, in dem die Gesetze des Lebens nicht mehr gelten, aus diesem Grund sollte sich ein mitten im Leben stehender Mensch nicht anmaßen mitreden zu können. Da aber die Logik des Lebens für den Freitodsuchenden nicht mehr gelten ist das Verhalten auch für Psychologen und Suizidiologen nicht erklärbar noch weniger therapierbar. Zwar gibt es Suizidenten die erfolgreich gerettet worden sind, jedoch sind diese in den Raum zurückgekehrt, in denen die Gesetze des Lebens wieder gelten, so dass diese ihre eigene Tat, die ja den Gesetzten des Todes entsprach, oft nicht mehr verstehen können, sogar glücklich über ihre Rettung sind."
(unbekannt)
http://depression.homepage24.de/Depressive%20Episode
Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur
Verfasst: Donnerstag 30. August 2012, 09:01
von Thanatos
Ich nehme mir nicht das Leben, sondern schenke mir den Tod. (Thanatos)
Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur
Verfasst: Donnerstag 30. August 2012, 16:02
von Grenzwelten
"Ich wache und leide! Könnt ihr nicht mit mir sein?
Ihr alle seid in mir, aber in wem bin ich?
Was wisst ihr von meiner Liebe,
was wisst ihr vom Schmerz meiner Seele!
O einsam! einsam! Ich sterbe -
und ihr schlaft! Ihr schlaft!"
Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur
Verfasst: Donnerstag 30. August 2012, 23:20
von Deadly Snowflake
Grenzwelten hat geschrieben:"Der Suizident betritt vor dem Absprung einen Raum, in dem die Gesetze des Lebens nicht mehr gelten, aus diesem Grund sollte sich ein mitten im Leben stehender Mensch nicht anmaßen mitreden zu können. Da aber die Logik des Lebens für den Freitodsuchenden nicht mehr gelten ist das Verhalten auch für Psychologen und Suizidiologen nicht erklärbar noch weniger therapierbar. Zwar gibt es Suizidenten die erfolgreich gerettet worden sind, jedoch sind diese in den Raum zurückgekehrt, in denen die Gesetze des Lebens wieder gelten, so dass diese ihre eigene Tat, die ja den Gesetzten des Todes entsprach, oft nicht mehr verstehen können, sogar glücklich über ihre Rettung sind."
(unbekannt)
Das Zitat stammt ziemlich sicher von Jean Améry aus seinem Buch "Hand an sich legen" (auch wenn mir die Sprache etwas holprig un-Améry-mässig vorkommt). Zumindest folgt es mit seiner Idee des Todes als einer mit dem Diktat der "Lebenslogik" unvereinbaren der diesbezüglichen von Améry (ein im übrigen durchaus bestreitbarer Gedanke).
Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur
Verfasst: Freitag 31. August 2012, 09:40
von Thanatos
Deadly Snowflake hat geschrieben:Grenzwelten hat geschrieben:"Der Suizident betritt vor dem Absprung einen Raum, in dem die Gesetze des Lebens nicht mehr gelten, aus diesem Grund sollte sich ein mitten im Leben stehender Mensch nicht anmaßen mitreden zu können. Da aber die Logik des Lebens für den Freitodsuchenden nicht mehr gelten ist das Verhalten auch für Psychologen und Suizidiologen nicht erklärbar noch weniger therapierbar. Zwar gibt es Suizidenten die erfolgreich gerettet worden sind, jedoch sind diese in den Raum zurückgekehrt, in denen die Gesetze des Lebens wieder gelten, so dass diese ihre eigene Tat, die ja den Gesetzten des Todes entsprach, oft nicht mehr verstehen können, sogar glücklich über ihre Rettung sind."
(unbekannt)
Das Zitat stammt ziemlich sicher von Jean Améry aus seinem Buch "Hand an sich legen" (auch wenn mir die Sprache etwas holprig un-Améry-mässig vorkommt). ...
Stimmt, so kam mir das auch vor. Ich vermute, dass da jemand Améry aus der Erinnerung zitierte, also nicht völlig textgetreu.
Es genügt, sich dem Selbsterhaltungstrieb anzupassen, damit man die Irrenanstalt verdient, und lebendig zu sein, um stets wirres Zeug zu reden. (Cioran)